Der Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) stellt Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen vor große Herausforderungen. Es handelt sich dabei um einen bakteriellen Erreger, der gegen verschiedene Antibiotika immun ist und gleichzeitig ernsthafte Infektionen verursachen kann. Vor allem für chronisch Kranke und pflegebedürftige Menschen kann eine Infektion mit MRSA gefährlich sein. Deshalb setzen viele Einrichtungen auf Vorsorgemaßnahmen in Form von Abstrichuntersuchungen.

Wir erklären Ihnen heute, welche Symptome bei einer MRSA-Infektion auftreten und wie eine Behandlung aussieht. Außerdem verraten wir Ihnen, auf welchen Wegen sich die Keime verbreiten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) sprechen auf gängige Antibiotika nicht an.
  • Gründe für die Resistenzen sind unter anderem häufige Antibiotikaeinnahmen und die Verabreichung von Antibiotika in der Massentierhaltung.
  • Eine Besiedlung mit MRSA führt nicht automatisch zu einer Infektion.
  • Pflegebedürftige mit chronischen Wunden oder künstlich geschaffenen Körperöffnungen haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.
  • Der Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) lässt sich mit Antibiotika und antiseptisch wirksamen Waschungen bekämpfen.

Was ist MRSA?

Wenn Sie sich um einen Menschen mit einem Pflegegrad kümmern, ist Ihnen die Abkürzung MRSA vielleicht schon begegnet. Insbesondere Krankenhäuser, Pflegeheime und Einrichtungen der Tages- und Nachtpflege müssen sich mit den widerstandsfähigen Keimen auseinandersetzen. Doch wobei handelt es sich bei MRSA genau?

MRSA, genauer gesagt Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus, ist ein bakterieller Erreger, der eine Mutation im Penicillin-Bindungsprotein II (PBP IIa) aufweist und somit gegen alle Beta-Lactam-Antibiotika, also Methicillin, Oxacillin, Flucloxacillin und andere sogenannte Staphylokokken-Antibiotika, resistent ist.

Darüber hinaus kann es vorkommen, dass besagte Staphylococcus aureus-Stämme noch gegen andere Wirkstoffe resistent sind, was dazu führt, dass sie noch schwerer behandelt werden können.

MRSA: Krankenhäuser und Pflegeheime als Problembereiche

Der Methicillin-resistente Staphylococcus aureus wird im Volksmund auch als Krankenhauskeim bezeichnet. Tatsächlich ist MRSA vor allem in Kliniken ein Problembereiter. Das hat gleich mehrere Gründe. Zum einen sind dort viele Menschen untergebracht, die mit dem entsprechenden Erreger besiedelt sind. Zum anderen zeigen sich die Patientengruppen sehr empfänglich für eine Übertragung von MRSA. Nicht zuletzt erfolgen im Krankenhausumfeld viele medizinische und pflegerische Maßnahmen, die eine Übertragungsmöglichkeit darstellen. Auch eine stationäre und häusliche Pflege bietet MRSA grundsätzlich die Chance, sich auszubreiten. Pflegebedürftige Menschen sind im Vergleich zu gesunden Personen empfänglicher für eine Infektion. Außerdem schaffen auch hier medizinisch-pflegerische Interventionen mögliche Übertragungswege. In Gemeinschaftseinrichtungen wie dem Betreuten Wohnen, Seniorenresidenzen oder Altenheimen gibt es zudem einen Austausch zwischen Bewohnern – auch das kann in einem begrenzten Maße zu Infektionen beitragen.[1]

MRSA-Zahlen sind rückläufig

Auch wenn MRSA auch heute noch für eine ausgewählte Patientengruppe eine Gefährdung darstellt, sind die Zahlen rückläufig. Laut dem Robert-Koch-Institut sank der Anteil in der stationären Versorgung von 12,5 % (2017) auf 7,3 % (2021) bzw. 7,1 % (2022). Auch in der ambulanten Versorgung beobachten Experten sinkende Zahlen – 7,7 % waren es im Jahr 2017, 4,8 % im Jahr 2021 und 4,7 % im Jahr 2022.[2] Neben einem besseren Bewusstsein und Screeningmaßnahmen, könnte auch die COVID-19-Pandemie für den Rückgang verantwortlich sein, so schätzen Experten. Schließlich gab es während der Coronakrise deutlich weniger Kontakte und erhöhte Sicherheitsvorkehrungen, um Infektionen zu vermeiden.[3] Erstmals beschrieben wurden MRSA-Keime übrigens im Jahr 1961.[4] Heutzutage sind sie auf der ganzen Welt nachweisbar.

Erhält eine Person mit mit Pflegegrad Pflegeleistungen zumindest teilweise von einem pflegenden Angehörigen, hat sie Anspruch auf Pflegehilfsmittel zum Verbrauch. Dabei spielt es keine Rolle, ob  Pflegegrad 1Pflegegrad 2Pflegegrad 3Pflegegrad 4 oder Pflegegrad 5 vorliegt. Pflegehilfsmittel sind äußerst hilfreich im Umgang mit Patienten, die eine MRSA-Infektion haben.
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Ursachen von MRSA: Wie kommt es zur Resistenz?

Bestimmt haben Sie bereits von dem Begriff „Resistenz“ gehört. Mediziner beschreiben damit die Widerstandsfähigkeit, im Fall von MRSA die Widerstandsfähigkeit gegen ausgewählte Medikamente.[1] Für die durch Mutationen bedingte Multiresistenz der Bakterien lassen sich einige klare Ursachen ausmachen. Diese treffen nicht nur auf Methicillin-resistente Staphylococcus aureus zu, sondern spielen auch bei anderen multiresistenten Erregern eine Rolle.

Folgende Ursachen gibt es für eine Resistenz:[2]

1. Patienten halten sich nicht an die empfohlene Medikamenteneinnahme

Wenn der Patient die verschriebenen Antibiotika nicht ausreichend einnimmt oder die Therapie frühzeitig abbricht, überlebt eine große Anzahl der Erreger. Insbesondere die Bakterien, die ohnehin schon resistent gegen die Wirkstoffe sind, werden also nicht abgetötet. Das führt dazu, dass sie die Resistenz an nachfolgende Generationen weitergeben – damit fördern sie die Bildung multiresistenter Keime bzw. Stämme.

2. Zu häufiger Einsatz von Antibiotika

Ein weiterer Grund für die Verbreitung von MRSA ist die häufige Verschreibung und Verwendung von Antibiotika. So kommt es vor, dass Patienten auch bei einer Erkältung ein Antibiotikum einnehmen. Diese haben jedoch gar keine Wirkung gegen virale Infekte und dienen lediglich der Vorbeugung.[3] In solchen Fällen geraten bakterielle Erreger in längeren Kontakt zu Wirkstoffen und bekommen so die Gelegenheit, Resistenzen zu bilden.

3. Falscher Einsatz hochwirksamer Antibiotika

Wenn hochwirksame Breitspektrumantibiotika in Situationen, in denen Schmalspektrumantibiotika ausreichen würden, zum Einsatz kommen, kann das die Entwicklung von Multiresistenzen begünstigen. Das kann soweit führen, dass hochwirksame Mittel, wenn es darauf ankommt, nicht mehr verwendet werden können.

4. Verwendung von Antibiotika in der Lebensmittelindustrie

In der sogenannten Intensivtierhaltung, umgangssprachlich auch als Massentierhaltung bekannt, werden häufig Antibiotika in das Futter der Tiere gemischt. Dies dient zur Vorbeugung gewisser Krankheiten. Die eingesetzten Wirkstoffe sind hier allerdings häufig nicht von denen zu unterscheiden, die für Menschen bestimmt sind. Beim Verzehr des Fleisches nehmen Personen dann Antibiotika in geringen Mengen zu sich, auch das kann resistenten Bakterien den Rücken stärken.

Ist MRSA gefährlich?

Bakterien der Art Staphylococcus aureus befinden sich auf der Haut und den Schleimhäuten von Menschen, auch bei gesunden Personen. Häufig siedeln sich die Bakterien dort an, ohne einen Krankheitswert darzustellen. Ohne, dass Sie es merken, können Sie beispielsweise Bakterien im Nasenvorhof, im Rachen, an den Leisten oder in den Achseln haben. Problematisch wird es dann, wenn die Bakterien eine Eintrittspforte, beispielsweise durch Wunden, finden und in den Körper gelangen. Im Organismus angekommen, können die Bakterien eine Infektion auslösen. Da die Erreger auf viele Antibiotika nicht ansprechen, kann die Infektion einen schweren Verlauf nehmen und sogar lebensbedrohlich sein.[1]

MRSA-Symptome: das deutet auf eine Infektion hin

Eine Infektion mit MRSA kann zu unterschiedlichen Folgen und Beschwerden führen. Hier ist es wichtig, den Keim möglichst schnell als Ursache zu identifizieren, um ernsthafte Komplikationen zu verhindern.

Folgende Symptome können bei Ihrem Familienmitglied während einer MRSA-Infektion auftreten:

  • Entzündungen, insbesondere im Mittelohr, in den Nasennebenhöhlen, dem Nasenvorhof, der Brustdrüse und der Hirnhaut
  • Eine Lungenentzündung, die durch MRSA-Keime verursacht worden ist, in der Fachsprache auch MRSA-Pneumonie genannt
  • Infektionen der Weichteile und der Haut, auch Abszesse oder Wundinfektionen nach einer Operation
  • Hohes Fieber
  • In seltenen Fällen auch Kreislaufversagen oder Nierenversagen
  • Harnwegsinfektionen

Gut zu wissen!

Die multiresistenten Erreger können auch zu einer Entzündung der Herzinnenhaut, zu einer Sepsis oder zu einem toxischen Schocksyndrom führen – hier kann akute Lebensgefahr bestehen.[2]

Wie wird MRSA übertragen?

Die MRSA-Keime nutzen verschiedene Übertragungswege, um sich zu verbreiten. Grundsätzlich können sie auf drei verschiedenen Wegen weitergegeben werden.

  1. Von Mensch zu Mensch: Die häufigste Form der Übertragung geschieht von Mensch zu Mensch, beispielsweise über die Hände oder beim Niesen. Da nicht alle Menschen, die den MRSA-Erreger mit sich tragen, auch daran erkranken, kann dieser Übertragungsweg besonders tückisch sein.
  2. Über kontaminierte Gegenstände: Der zweite Weg, über den sich Menschen anstecken können, ist über die Berührung von kontaminierten Gegenständen, wie beispielsweise Türklinken, die Bettwäsche und das Waschbecken im Badezimmer.
  3. Von Tier zu Mensch: Dieser Übertragungsweg ist insbesondere in der Nutztierhaltung gegeben. Geraten Menschen mit besiedelten Nutztieren in Kontakt, kann sich so eine MRSA-Infektion entwickeln.

Die Übertragungsgefahr ist im Krankenhaus oder stationären Einrichtungen meist am größten. Vor allem das Pflegepersonal kann die Keime ungewollt weitertragen. Allerdings kann MRSA auch in der häuslichen Pflege in Erscheinung treten. Vermuten Sie bei Ihrem Angehörigen eine Infektion, sollten Sie umgehend medizinischen Rat einholen.

Risikogruppen: diese Personen haben ein erhöhtes Risiko für eine MRSA-Infektion

Mit Blick auf MRSA-Infektionen existieren verschiedene Risikogruppen.

Menschen, auf die mindestens einer der folgenden Umstände zutrifft, können zur Risikogruppe gehören:

  • Patienten mit bekannter MRSA-Anamnese
  • Patienten, die aus Regionen bzw. Einrichtungen kommen, bei denen eine hohe MRSA-Prävalenz festgestellt worden ist
  • Dialysepatienten
  • Menschen, die regelmäßig, womöglich beruflich bedingt, Kontakt zu MRSA-Trägern haben, wie beispielsweise solche, die in der Nutztierhaltung tätig sind
  • Patienten, die in den letzten 12 Monaten einen Krankenhausaufenthalt vorweisen können, der länger als 3 Tage gedauert hat
  • Menschen, die während eines stationären Aufenthaltes Kontakt mit MRSA-Trägern hatten, wie es etwa bei der Unterbringung im gleichen Zimmer der Fall ist
  • Patienten, die unter chronischen Hautläsionen leiden, wie etwa einem Dekubitus, chronischen Wunden oder tiefen Weichgewebeinfektionen
  • Menschen, die eine chronische Pflegebedürftigkeit vorweisen, z. B. aufgrund von Immobilität, Störungen bei der Nahrungsaufnahme, Schluckstörungen oder Inkontinenz und die einem der nachfolgenden Risikofaktoren ausgesetzt sind:
    – Antibiotikatherapie innerhalb der letzten 6 Monate
    – Vorhandensein eines liegenden Katheters, wie etwa einem Harnblasenkatheter, oder einer PEG-Sonde oder einer Trachealkanüle

MRSA: Therapie und Umgang mit multiresistenten Keimen

Die gute Nachricht ist, dass MRSA-Keime trotz ihrer Widerstandsfähigkeit wieder verschwinden können. Auch wenn der Erreger gegen viele Antibiotika resistent ist, so gibt es dennoch einige Wirkstoffe, die in der Regel effektiv sind – Mediziner bezeichnen entsprechende Präparate als Reserveantibiotika. Besitzt Ihr Angehöriger keine Krankheitsanzeichen, ist die (Schleim-) Haut allerdings mit dem Erreger besiedelt, kann der Arzt eine „manuelle“ Entfernung der Bakterien anordnen. Dabei helfen spezielle Ganzkörperwaschungen, Mundspülungen oder angereicherte Nasensalben. Ist eine innerliche Infizierung ausgeschlossen, stehen orale Medikamente in der Regel nicht auf den Behandlungsplan.[1]

Außerdem muss Ihr Angehöriger im Krankenhaus mit folgenden Maßnahmen rechnen:

  • Isolierung: Dabei ist Ihr Angehöriger in einem Einzelzimmer untergebracht.[2]
  • Verschärfte Hygienemaßnahmen: Beim Umgang mit MRSA sind strikte Hygienemaßnahmen einzuhalten. Hilfreich sind hier Hilfsmittel, insbesondere Schutzkleidung wie Schutzschürzen und ein Mundschutz. Außerdem müssen die Hände regelmäßig desinfiziert und mit Einweghandschuhen ausgestattet sein.13

Prävention: Kann man MRSA vorbeugen?

Der beste Weg, um MRSA-Infektionen vorzubeugen, ist dem Erreger nicht die nötige Plattform zu geben. Grundsätzlich helfen hier vor allem zwei wichtige Maßnahmen, nämlich erstens das regelmäßige Händewaschen und zweitens eine gründliche Händedesinfektion.

Im Pflegealltag beherzigen Sie am besten folgende Hygienemaßnahmen:

  • Waschen Sie sich regelmäßig und gründlich die Hände – dazu gehört neben Wasser auch Seife. Motivieren Sie auch Ihren Angehörigen, sich regelmäßig die Hände zu waschen, beispielsweise vor dem Essen oder nach dem Toilettengang.9
  • Sorgen Sie dafür, dass sowohl Sie als auch Ihr Angehöriger nur persönliche Hygiene- und Badartikel nutzt – dazu zählt natürlich die Zahnbürste, aber auch Handtücher, Waschlappen oder der Rasierapparat. Waschen Sie Badtextilien regelmäßig und heiß (mindestens 60 Grad), um Keime zu vernichten.9
  • Decken Sie Wunden und Hautverletzungen mit sauberen Verbänden oder Pflastern ab – tragen Sie dabei am besten Handschuhe und waschen Sie sich vor und nach dem Verbandswechsel die Hände.9
  • Informieren Sie Pflegekräfte, die Ihren Angehörigen versorgen, über eine Infektion, damit sie gegebenenfalls Schutzmaßnahmen ergreifen können.9

Expertentipp Dipl. Ges. Oec. (FH) Jennifer Ann Steinort:

„Der Nachweis einer MRSA-Infektion führt nicht automatisch zu dem Erhalt eines Pflegegrades. Sollte sich durch eine Erkrankung aber eine anhaltende Einschränkung der Selbstständigkeit ergeben, ist es sinnvoll, zu prüfen, ob ein Anspruch auf einen Pflegegrad bei MRSA besteht.“

FAQ: Häufige Fragen zu MRSA