Arthritis ist eine weit verbreitete, mitunter schwere, entzündliche Gelenkerkrankung, die früher auch unter dem Namen Andreaskrankheit bekannt war. Im Pflegealltag können von Arthritis betroffene Gelenke große Schwierigkeiten bereiten – Ihr Familienmitglied kann unter Schmerzen leiden und durch die Arthritis-Schübe Frustration empfinden. Doch es gibt verschiedene Möglichkeiten, Arthritis zu behandeln und das oftmals sehr erfolgreich.

Wir erklären Ihnen alles Wissenswerte zum Thema Arthritis, inklusive der unterschiedlichen Formen von Arthritis, den Symptomen und den Ursachen. Außerdem geben wir Ihnen einen Überblick über die Behandlungsmöglichkeiten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einer Arthritis kommt es zu einer Entzündung der Gelenke.
  • Symptome einer Arthritis sind geschwollene, schmerzende und gerötete Gelenke sowie allgemeine Beschwerden wie Abgeschlagenheit.
  • Für die Diagnose einer Arthritis können Mediziner auf bildgebende Verfahren und Blutuntersuchungen zurückgreifen.
  • Akute infektiöse Gelenkentzündungen behandeln Ärzte in der Regel mit Antibiotika, bei chronischen Verläufen wie bei der rheumatoiden Arthritis sind ein gutes Schmerzmanagement und eine Physiotherapie wichtig.
  • Mit der Vermeidung von Risikofaktoren wie Übergewicht oder Tabakkonsum können Pflegebedürftige der Erkrankung in einem gewissen Umfang vorbeugen.

Was ist Arthritis?

Arthritis ist vielen Menschen ein Begriff. Insbesondere in Pflegesituationen sorgt die Erkrankung für Herausforderungen, doch wobei handelt es sich bei Arthritis überhaupt?

Der Begriff Arthritis beschreibt eine Entzündung der Gelenke. Diese kann sowohl chronischer als auch akuter Natur sein und verschiedene bakterielle, sowie nicht-bakterielle Ursachen haben. Typische Symptome sind Schmerzen, Schwellungen, Rötungen und eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit der betroffenen Gelenke.

Arthritis ist ein Sammelbegriff für verschiedene entzündliche Gelenkerkrankungen.[1] Auch wenn Arthritis im Volksmund eher als „Alte-Leute-Krankheit“ angesehen wird, liegt der Erkrankungsgipfel meist deutlich früher. Zur Erklärung: Der Erkrankungsgipfel gibt den Zeitraum an, in dem eine Krankheit am häufigsten in Erscheinung tritt. Bei der rheumatoiden Arthritis liegt der Erkrankungsgipfel beispielsweise zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr, also überraschenderweise im mittleren Lebensalter.[2]

Arthritis: Formen und Ursachen im Überblick

Mediziner unterscheiden verschiedene Formen von Arthritis. Die Klassifizierung gelingt hierbei mithilfe der zugrunde liegenden Ursache.

Bakterielle Arthritis

Die bakterielle, eitrige Arthritis ist eine akute und äußerst gefährliche Infektionskrankheit, bei der Keime im Gelenk für die Entstehung und die Symptome der Erkrankung verantwortlich sind. Die bakterielle Arthritis wird auch mit den Synonymen Gelenkempyem und Pyarthros umschrieben. Eine bakterielle Arthritis kann in der Regel auf zwei Ursachen zurückgeführt werden. Einerseits können die Keime über eine Verletzung, also posttraumatisch, oder andererseits über den Blutweg, in der Fachsprache hämatogen genannt, in das Gelenk gelangen. Neben Verletzungen sind oft ärztliche bzw. chirurgische Eingriffe ein Auslöser für eine bakterielle Arthritis.[1]

Folgende Erreger können für die bakterielle Arthritis verantwortlich sein:

  • Staphylococcus aureus
  • Staphylococcus epidermidis
  • Streptococcus pyogenes

Bei Kindern und immunschwachen Patienten können mitunter auch seltenere Keime oder Shigellen zu einer Gelenkentzündung führen.

Zusätzlich gibt es folgende Sonderformen bei der bakteriellen Arthritis:

  • Lyme-Arthritis
  • Tabische Arthropatie
  • Glenktuberkulose
  • PAPA-Syndrom

Nicht-bakterielle Arthritis

Eine nicht-bakterielle Arthritis ordnen Mediziner dem rheumatischen Formenkreis zu. Dabei stehen Autoimmunprozesse im Vordergrund, bei denen körpereigene Substanzen fälschlicherweise als Fremdkörper wahrgenommen und daraufhin vom Immunsystem angegriffen werden. Im Folgenden erklären wir Ihnen, welche nicht-bakterielle Arthritiden es gibt.

Rheumatoide Arthritis

Die rheumatoide Arthritis ist eine der häufigsten entzündlichen Gelenkerkrankungen. Schätzungen zufolge leiden allein in Deutschland etwa 700.000 Erwachsene darunter, was einem Anteil von 0,8 % bis 1,2 % der erwachsenen Bevölkerung entspricht.[1] Zwischen Frauen und Männern gibt es große Unterschiede. So sind Frauen nicht nur öfter betroffen, sondern empfinden auch stärkere Schmerzen in den Gelenken. Außerdem erkranken sie im Vergleich zu Männern ungefähr zehn Jahre früher an einer rheumatoiden Arthritis.[2] Grundsätzlich können auch jüngere Menschen von der Arthritisform betroffen sein. Die eigentlichen Ursachen einer rheumatoiden Arthritis sind bis zum heutigen Zeitpunkt nicht geklärt. Es gibt jedoch die Annahme, dass Viren und ausgewählte Bakterien die Erkrankung begünstigen. Außerdem spielen genetische Faktoren eine Rolle. An der Entzündung im Gelenk ist eine Autoimmunreaktion beteiligt – die Immunsystemzellen greifen dabei das Körpergewebe Ihres Familienmitglieds an.[3]

Folgende Sonderformen der rheumatoiden Arthritis gibt es:

  • Caplan-Syndrom
  • Felty-Syndrom
  • Juvenile idiopathische Arthritis

Gicht

Gicht, auch Urikopathie oder Arthritis urica genannt, ist eine weitere Form der nicht-bakteriellen Arthritis. Gicht ist eine Purin-Stoffwechselerkrankung, die in der Regel schubweise verläuft. Die Symptome ergeben sich durch Ablagerungen von Harnsäurekristallen innerhalb der Gelenke.[1] Im Zuge der Erkrankung kann es auch zu Schädigungen der Nieren kommen.[2] Gicht weist dabei sowohl akute als auch chronische Symptome auf. Die Erkrankung entsteht dann, wenn der Körper entweder zu viel Harnsäure bildet oder zu wenig davon ausscheidet, zum Beispiel durch Nierenerkrankungen.

Psoriasis-Arthritis

Bei der Psoriasisarthritis, auch Psoriasisarthropathie oder einfach PSA genannt, kommt es meist infolge einer Schuppenflechte zu einer Entzündung der Gelenke. So entwickeln etwa 25 % der Patienten im Laufe ihres Lebens eine Psoriasis Arthritis. Die Beschwerden zeigen sich infolge einer Autoimmunreaktion: Das Abwehrsystem Betroffener ist überaktiv und setzt sogenannte Zytokine, das sind Botenstoffe, frei. Diese wiederum lösen Entzündungsreaktionen im Körper aus. Die Gene spielen bei der Krankheitsentwicklung eine wichtige Rolle. Ist ein naher Angehöriger bereits daran erkrankt, steigt das individuelle Risiko stark an.[1]

Monarthritis oder Polyarthritis?

Neben der ursächlichen Unterscheidung bietet sich zusätzlich eine Abgrenzung anhand der Verteilung im Körper des Patienten an. Dabei unterscheiden Mediziner zwischen Monarthritis, wenn nur ein Gelenk betroffen ist, Oligoarthritis, im Falle einiger, bzw. nur weniger erkrankter Gelenke und Polyarthritis, wenn viele Gelenke geschädigt sind.

Achtung: Arthritis ist nicht Arthrose

Viele Menschen verwechseln eine Arthritis mit einer Arthrose oder nehmen an, dass es sich dabei um die gleiche Erkrankung handelt. Tatsächlich sind beides jedoch völlig unterschiedliche Krankheitsbilder. Anders als bei Arthritis entsteht Arthrose durch einen altersbedingten Abbau von Gelenkknorpel, Entzündungen sind hier nicht die Ursache. Patienten mit Arthrose klagen über Gelenkschmerzen bei Bewegung und nicht in Ruhe – besonders typisch ist der kurz andauernde Anlaufschmerz, der sich nach Pausen zeigt. Außerdem konzentriert sich Arthrose zunächst auf andere Gelenke. Eine erste Einschätzung dazu, ob es sich um Arthritis oder Arthrose handeln könnte, erhalten Sie mit dem Onlinetest der Rheumaliga Schweiz – einen Arztbesuch ersetzt der Test natürlich nicht.

Gut zu wissen!
Arthritis und Arthrose unterscheiden sich deutlich im Verlauf und werden von Medizinern jeweils anders behandelt.

Die Symptome von Arthritis

Ihr Angehöriger berichtet immer häufiger von schmerzenden Gelenken, Sie sind sich deshalb unsicher, ob womöglich Arthritis dahintersteckt? Dann sollten Sie sich näher mit den typischen Symptomen bei Arthritis beschäftigen. Diese sind in der Regel relativ gut zu erkennen und betreffen meist immer die Gelenke selbst. Achten Sie in dem Zusammenhang auf verschiedene Leitsymptome, in der medizinischen Fachsprache auch als Kardinalsymptome bezeichnet.

Dazu zählen:

  • Gelenkschmerzen
  • Rötung der betroffenen Gelenke
  • Geschwollene Gelenke
  • Hitzegefühl bzw. Überwärmung an den Gelenken
  • Beeinträchtigungen der Beweglichkeit und Funktion der Gelenke

Außerdem können Beschwerden auftreten, die Pflegebedürftige und pflegende Angehörige nicht direkt mit einer Gelenkerkrankung in Verbindung bringen.

Folgende Symptome können erste Warnzeichen darstellen:

  • Leichtes Fieber
  • Schweregefühl in den Muskeln
  • Abgeschlagenheit
  • Depression
  • Appetitlosigkeit
  • Müdigkeit

Diagnose Arthritis

Eine Arthritis ist oftmals nicht nur schmerzhaft, sondern schränkt auch die Lebensqualität entscheidend ein. Damit Pflegebedürftige auch weiterhin möglichst selbstständig bleiben, ist es wichtig, die bestehende Erkrankung frühzeitig zu diagnostizieren. Dafür können Sie sich mit Ihrem Angehörigen zunächst an den Hausarzt wenden. Bei Bedarf kann Sie dieser an einen Rheumatologen überweisen. In einem ersten Schritt erfolgt die Anamnese, bei dem ein Arzt-Patienten-Gespräch stattfindet.

Folgende Fragen kann der Mediziner Ihrem Angehörigen stellen:

  • Gibt es Fälle von Arthritis in Ihrer Familie?
  • Wann haben Sie die Beschwerden zum ersten Mal bemerkt?
  • Welche Gelenke sind von den Symptomen betroffen?
  • Haben Sie das Gefühl, dass die Krankheit von Gelenk zu Gelenk wandert?
  • Schmerzen die Gelenke besonders im Ruhezustand oder am frühen Morgen?
  • Wie wirken sich Wärme, Kälte oder Bewegung auf die Schmerzen aus?
  • Stellen Sie neben den Gelenkschmerzen noch andere Symptome wie Kopfschmerzen, Fieber oder Abgeschlagenheit fest?

Nachdem sich der Arzt einen ersten Überblick verschafft hat, erfolgt die körperliche Untersuchung, um eventuelle Krankheitsanzeichen zu begutachten. Außerdem kann der Mediziner, je nach vermuteter Arthritisform, unterschiedliche diagnostische Mittel einsetzen. Dazu gehören Blutuntersuchungen, mit denen sich Entzündungswerte, Harnsäurewerte oder Erreger bestimmen lassen. Außerdem können bildgebende Verfahren wie eine Ultraschalluntersuchung, eine Gelenkszintigraphie, eine Kernspintomographie oder eine Röntgenuntersuchung sinnvoll sein.[1]

Arthritis: Krankheitsverlauf und Prognose

Der Krankheitsverlauf richtet sich nach der Arthritisform. Eine akute bakterielle Arthritis ist in der Lage, innerhalb von Stunden bis Tagen den Gelenkknorpel zu zerstören und so nachhaltige Schädigungen zu verursachen – hier ist also ein schnelles medizinisches Eingreifen wichtig. Eine nicht-bakterielle Arthritis verläuft in der Regel chronisch und zeichnet sich durch Schübe aus, in denen starke Beschwerden abwechselnd zu symptomlosen Zeiten auftreten. Bei der häufigsten Form der nicht-bakteriellen Arthritis, der rheumatoiden Arthritis, lässt sich der Krankheitsverlauf in vier Stadien unterteilen.

  • In Stadium 1 treten Schmerzen, Schwellungen, Morgensteifigkeit sowie Kraftverlust auf.[1]
  • Im Stadium 2 kommt es zu Schwellungen und Verdickungen der Sehnenscheiden sowie Schleimbeutelentzündungen. Außerdem können durch die Produktion vermehrter Gelenkflüssigkeit Ausstülpungen der Gelenkkapsel entstehen.12
  • Im Stadium 3 zeigt Ihr Familienmitglied Verformungen der Gelenke – die Finger richten sich „ellenwärts“, oft sind die Sehnenfächer der Finger zerstört, was weitere Fehlstellungen begünstigt.12
  • Im Stadium 4 sind knöcherne Versteifungen der Gelenke sichtbar. Im Zuge dessen kann ein vollständiger Funktionsverlust eintreten.12

Der genaue Verlauf der rheumatoiden Arthritis ist bei Ihrem Angehörigen nicht vorhersehbar. Die Erkrankung ist jedoch in der Lage, die Lebenserwartung um 3 bis 7 Jahre zu verringern.[2]

Arthritis: Behandlung

Eine bakterielle Arthritis sollte schnellstmöglich behandelt werden. Neben der Verabreichung von Antibiotika kann es notwendig sein, das Gelenk zu punktieren, um Eiter und Flüssigkeiten zu entfernen. Die nicht-bakterielle Arthritis ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht heilbar, lässt sich je nach Unterform aber relativ gut behandeln. Hierfür können Mediziner verschiedene Maßnahmen einleiten. Zum einen gibt es eine Reihe von Medikamenten, die bei Ihrem Familienmitglied zum Einsatz kommen können. Dazu zählen Antibiotika, Kortison und weitere Arzneimittel. Mit einem gezielten Schmerzmanagement können Patienten zudem die Schmerzen in den Griff bekommen. Neben schmerzlindernden und klassischen entzündungslindernden Medikamenten sind Biologicals eine Möglichkeit. Dabei handelt es sich um biotechnologisch hergestellte Eiweißsubstanzen, die auf entzündungsfördernde Botenstoffe oder auf Immunzellen abzielen.[1] Zum anderen verschaffen Spülungen und Drainagen unter Umständen Abhilfe. Der behandelnde Mediziner kann Ihr Familienmitglied auch über Anpassungen bei der Ernährung aufklären. Wichtige Empfehlungen lauten: Wenig rotes Fleisch und viel Fisch sowie Meeresfrüchte. Mehr zum Thema Ernährung lesen Sie im Ratgeber der Deutschen Rheuma-Liga.

Gut zu wissen!

Ist Ihr Angehöriger von Arthritis betroffen, ist auch eine individuell angepasste Physiotherapie bzw. Bewegungstherapie wichtig. Sie kann Schmerzen lindern und die Beweglichkeit von Patienten erhalten.

Arthritis: Ein gesunder Lebensstil beugt vor

Ein gesunder Lebensstil ist bei der Vorbeugung von Krankheiten sehr wichtig – auch im Fall von Arthritis können einige Anpassungen im Pflegealltag günstig auf das Risikoprofil einwirken. So raten Experten dazu, auf den Konsum von Tabak zu verzichten. Auch Übergewicht kann an der Entstehung von Arthritis beteiligt sein. Um die persönlichen Risiken Ihres Familienmitglieds zu senken und bei einer Erkrankung den Verlauf nicht noch zu beschleunigen, ist ein Rauchstopp und der Abbau von Übergewicht empfehlenswert. Außerdem sollten Sie bei Ihrem Angehörigen auf eine gute Mundhygiene achten, denn womöglich gibt es einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und Rheuma – hier gibt es aber noch Forschungsbedarf.[1],[2] Das Befolgen allgemeiner Richtlinien (gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und Tabakverzicht) kann auch anderen Erkrankungen wie der Lungenkrankheit COPD oder einem Schlaganfall vorbeugen. Neben präventiven Maßnahmen ist es sinnvoll, die Pflege bei Arthritis speziell an die Bedürfnisse anzupassen.

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FAQ – Häufige Fragen zu Arthritis