Prävention ist ein weit gefasster Begriff, der in vielen Bereichen angewandt wird. Prävention heißt, dass etwas verhindert, verhütet oder vorgebeugt werden soll. Bezogen auf die Gesundheit ist gemeint, diese positiv zu beeinflussen, zu fördern und so die Entstehung von Krankheiten bzw. deren Verschlimmerung zu verhindern. Dieser Ratgeber verschafft einen Überblick über Arten, Anwendungsbereiche und Maßnahmen der Krankheitsprävention.

Das Wichtigste in Kürze

  • Prävention im Gesundheitsbereich heißt, Krankheiten vorzubeugen und Risiken zu verhindern
  • Prävention bedeutet auch Stärkung der Gesundheitskompetenz und Gesundheitsförderung
  • Präventive Maßnahmen werden in 3 Stufen mit unterschiedlicher Zielstellung unterteilt
  • In der Pflege sind präventive Maßnahmen für Pflegebedürftige und Pflegepersonen gedacht
  • Prävention zielt ab auf das Verhalten der Menschen und die sie umgebenden Verhältnisse
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Bedeutung und Definition der Prävention

„Gesundheit ist unser höchstes Gut.“

sagte Arthur Schopenhauer. Diese Einsicht soll der bekannte deutsche Philosoph gewonnen haben, als er in Göttingen ein Medizinstudium begann. Für viele Menschen ist Gesundheit eine Selbstverständlichkeit. Zumindest, solange sie gesund sind.

Durch eine ungesunde Ernährung, zu wenig Bewegung, zu viel Stress oder durch genetische Veranlagung können Menschen krank werden. Die Behandlung von Krankheiten kostet jedoch viel Geld. Wäre es da nicht besser, gar nicht erst zu erkranken?

Mithilfe des Präventionsgesetzes (PrävG) wurde es ab 2016 möglich, mehr Geldmittel in vorbeugende Maßnahmen zu investieren und damit Gesundheit zu erhalten und Krankheit zu verhindern. Das jährliche Budget pro Versichertem ist gesetzlich festgeschrieben. Der Betrag ist aber nur ein Richtwert, der sich dynamisch entwickelt und auch überschritten werden darf.

Definition von Prävention

Das Bundesgesundheitsministerium erklärt Prävention so:

Prävention ist im Gesundheitswesen ein Oberbegriff für zielgerichtete Maßnahmen und Aktivitäten, um Krankheiten oder gesundheitliche Schädigungen zu vermeiden, das Risiko der Erkrankung zu verringern oder ihr Auftreten zu verzögern. […]
Des Weiteren lassen sich präventive Maßnahmen im Hinblick darauf unterscheiden, ob sie am individuellen Verhalten (Verhaltensprävention) oder an den Lebensverhältnissen ansetzen (Verhältnisprävention).

Präventionsgesetz und Leitfaden Prävention

Das Präventionsgesetz (PrävG) ist seit dem 01. Januar 2016 in Kraft. Im Wesentlichen besteht der Ansatz des Gesetzes darin,

1. alle Beteiligten besser miteinander zu vernetzen
2. sämtliche Aktionen der Mitwirkenden besser zu steuern und damit
3. die Effektivität von Prävention und Gesundheitsförderung zu steigern

Das Gesetz ist ein Werkzeug, dass sich hauptsächlich an die Krankenkassen richtet: Sie genehmigen anhand des Leitfadens zur Prävention die Leistungen in den Handlungsfeldern und setzten sie um.
Es bringt alle Sozialversicherungsträger, die Bundesländer und Kommunen zusammen. Damit sollen Prävention und Gesundheitsförderung in den Lebensbereichen (Settings) für alle Generationen gefördert und gestärkt werden.

Leitfaden Prävention

Der Leitfaden Prävention ist eine Art Richtschnur, welche die drei großen Handlungsfelder sowie die entsprechenden Qualitätskriterien für Leistungen der Primärprävention und der betrieblichen Gesundheitsförderung bestimmt. Verantwortlich für die Umsetzung dieser Maßnahmen sind die Krankenkassen vor Ort.

Folgende Handlungsfelder werden durch den Leitfaden einbezogen:

  • die individuelle verhaltensbezogene Primärprävention (verankert in § 20 Abs. 4 Nr. 1 SGB V)
  • die betriebliche Gesundheitsförderung (festgelegt in § 20b SGB V)
  • die Gesundheitsförderung und Prävention in den Lebenswelten (laut § 20a SGB V)

Was ist Gesundheitsprävention?

Da Prävention vorbeugen oder verhindern heißt, lässt sich Krankheitsprävention übersetzen mit Krankheiten vermeiden. Das ergibt Sinn. Gesundheitsprävention ist dagegen Unsinn und heißt schlichtweg: Gesundheit verhindern. Dennoch hat es sich so in den Sprachgebrauch eingebürgert und wird entsprechend häufig falsch verwendet, selbst in den Medien.

TIPP: Der Weg der Menschen endet unterschiedlich früh, doch immer auf dieselbe Weise: mit dem Ableben. Auch eine hinreichende Sterbebegleitung und vor allem die Vorbereitung darauf ist sowohl für Angehörige als auch Betroffene eine Art der Prävention. Lesen Sie mehr zum Thema Letzte Hilfe – Würdevolle Sterbebegleitung in unserem umfassenden Ratgeber.

Krankheitsprävention ist Gesundheitsschutz

Besser und gleichzeitig günstiger ist daher die Investition in Krankheitsprävention, denn sie kann gezielt die Gesundheit fördern, Krankheiten verhindern oder Menschen dabei unterstützen, wieder gesund zu werden. Prävention dient daher dem Schutz der Bevölkerung, von einzelnen Gruppen aber auch Einzelpersonen.

Gut zu wissen!

In der Zahnmedizin, der Onkologie (Medizin der Tumore) und auch in der Pflege wird z.T. statt Prävention eher der Begriff Prophylaxe verwendet: „von vornherein ausschließen“.

Welche Arten von Prävention gibt es?

In der Regel wird im Gesundheitsbereich die Prävention in drei verschiedene Arten unterteilt:

1. Primärprävention
2. Sekundärprävention
3. Tertiärprävention

Immer häufiger wird sogar von einer 4. Stufe – der quartären Prävention – gesprochen. Sie soll z.B. die Anwendung überflüssiger Medizin sowie eine übermäßige Medikalisierung vermeiden. Das bedeutet, dass z.B. ganz normale Lebensprozesse nicht als medizinische Notlage angesehen werden, die es ärztlich zu behandeln gilt, z.B. das Altern.

Für ältere Menschen ist die quartäre Prävention besonders wichtig. Nicht selten kommt es bei ihnen zur sogenannten Multimedikation: Gemeint ist damit die gleichzeitige Einnahme von verschiedenen Arzneimitteln gegen mehrerer Erkrankungen. Das kann zum Teil gravierende gesundheitliche Auswirkungen haben.

Tipp:

Informieren Sie Ihren Hausarzt darüber, welche weiteren Medikamente andere Ärzte, z.B. Fachärzte, verschrieben haben. Fragen Sie sicherheitshalber nach, ob diese sich gegenseitig verstärken, abschwächen oder Nebenwirkungen hervorrufen können.

Primärprävention

Die Primärprävention ist allen Gesunden gewidmet.
Das Ziel der Primärprävention ist es, die Gesundheit zu erhalten und rechtzeitig Krankheiten vorzubeugen, bevor diese entstehen könnten. Diese Präventionsart ist für gesunde Menschen gedacht. Maßnahmen der Primärprävention sind folgende Beispiele:

Individuelle Angebote der Vorsorge, wie

Impfungen:

  • verhindern Erkrankungen,
  • z.B. gegen Tetanus, FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)

Gesundheitskurse:

  • fördern z.B. Bewegung oder eine gesunde Ernährung
  • Rückenschule, Nordic Walking
  • Ernährungsseminare oder -kurse

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention ist für Menschen gedacht, die sich gesund fühlen, bei denen aber durch Untersuchungen eine Erkrankung im Frühstadium erkannt wurde.

Das Ziel der Sekundärprävention besteht darin, Krankheiten im besten Fall früh zu erkennen. So soll die Ausbreitung oder die Fortsetzung des Krankheitsgeschehens abgewendet werden. Maßnahmen der Sekundärprävention zeigen folgende Beispiele:

Früherkennunsuntersuchungen, wie

Gesundheits Check-up:

  • zur Früherkennung von Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus
  • für Frauen und Männer ab 35 Jahren, alle drei Jahre

Vorsorge-Untersuchungen:

  • Brustkrebsvorsorge bei Frauen ab 30 Jahren
  • jährliche Prostatatkrebsvorsorge bei Männern ab 45 Jahren
  • zehn U-Untersuchungen für Kinder bis einschließlich 6 Jahre

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention widmet sich Menschen, die bereits erkrankt sind. Das Ziel der Tertiärprävention ist darauf ausgerichtet, ein Voranschreiten der Krankheit aufzuhalten oder Folgeerkrankungen abzuwenden. Auch ein Rückfall nach einem Genesungsprozess soll unterbunden werden. Das beinhaltet außerdem die Verhinderung einer Behinderung oder einer Pflegebedürftigkeit. Zu den Maßnahmen der Tertiärprävention gehören folgende Beispiele:

Rehabilitation zur Wiederherstellung der Gesundheit über

  • (teil-)stationäre oder ambulante Behandlungen in
  • Therapiezentren oder Tageskliniken oder im häuslichen Umfeld durch
  • Heilgymnastik nach einer schweren Erkrankung, wie Krebs oder
  • Rauchentwöhnung, Ernährungsberatung nach Herzinfarkt

Kuren zur Aufrechterhaltung der Gesundheit

  •  werden in stationären Einrichtungen durchgeführt
  • gilt als eine Form der medizinischen Rehabilitation
  • Bedingung: muss medizinisch erforderlich sein

Verhaltensprävention und Verhältnisprävention: 2 verschiedene Ansätze

Prävention als Gesamtstrategie gilt der ganzen Bevölkerung, einzelnen Bevölkerungsgruppen oder auch Einzelpersonen. Deren Verhalten kann positiv beeinflusst werden, um Gesundheitsrisiken zu mindern. Dies wird erreicht mit Maßnahmen der Verhaltensprävention.

Verhaltensprävention Ziel:

  • ändern und auflösen von gesundheitsschädigenden Verhaltensmustern
  • erreichbar durch Gesundheitskurse der Krankenkassen
  • Angebote in den Bereichen Ernährung, Bewegung, Stressmanagement, Suchtmittelkonsum

Die Krankenkassen bieten dazu Gesundheitskurse an, die online oder vor Ort genutzt werden können. Es gibt aber auch andere Anbieter mit zertifizierten Kursen, die durch die Zentrale Prüfstelle für Prävention (ZPP) geprüft und anerkannt werden.

Gut zu wissen!

Die Krankenkassen unterstützen die Maßnahmen und übernehmen meist einen Teil der Kosten. Der Anteil ist je nach Kasse unterschiedlich und muss individuell angefragt werden.
In den meisten Fällen muss die Teilnahme an den Kursen nachgewiesen werden und mindestens 80 Prozent betragen, um Anspruch auf die Kostenerstattung zu haben.

Aber nicht nur das eigene Handeln hat Auswirkungen auf die eigene Gesundheit, sondern auch die persönlichen Lebensumstände oder Lebensbedingungen. Dies wird auch als Verhältnisprävention bezeichnet.

Verhältnisprävention Ziel:

  •  Lebensumstände / Lebensbedingungen, wie Wohnverhältnisse und Arbeitsverhältnisse positiv beeinflussen
  • soziale Einflüsse, wie Einkommen und Bildung berücksichtigen und verbessern

Viele Menschen, die in Büros arbeiten, sitzen viel. Gesundheitsexperten beklagen die Gefahren der mangelnden Bewegung am Arbeitsplatz. Sie empfehlen daher Stehtische oder zumindest verstellbare Schreibtische. Dynamisches Sitzen fördert zudem die Beweglichkeit der Wirbelsäule.

Laut Experten ist es hilfreich, sich mindestens 5 Minuten lang pro Stunde zu bewegen.

Weitere Bewegungstipps:

  • Treppe statt Fahrstuhl nehmen
  • Mit Fahrrad statt Auto zur Arbeit fahren
  • Kleine Besorgungen zu Fuss statt mit Auto erledigen
  • Täglich 30 Minuten Bewegung verringert das Krebsrisiko