Bei einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) sterben Herzmuskelzellen durch eine plötzliche Unterversorgung mit Sauerstoff ab. Das lebensbedrohliche Ereignis führen Mediziner fast immer auf einen Herzkranzgefäßverschluss zurück. Besonders typisch ist ein Herzinfarkt bei alten Menschen, da das Herzinfarktrisiko mit dem Alter ansteigt. Allerdings können auch junge Menschen die plötzliche Durchblutungsstörung im Herzen erleiden.

Wir verraten Ihnen heute, wie eine Pflege nach Herzinfarkt aussieht und wann ein Herzinfarkt eine Pflegebedürftigkeit auslöst.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Herzinfarkt kann grundsätzlich in jedem Alter auftreten, betrifft in der Regel aber Menschen im fortgeschrittenen Lebensalter.
  • Wie lange die Erholung nach einem Herzinfarkt dauert, hängt von der Schwere des kardiovaskulären Ereignisses ab.
  • Ein Herzinfarkt kann eine Pflegebedürftigkeit auslösen oder den Grad der Pflegebedürftigkeit erhöhen.
  • Bewegung und eine gesunde Ernährung sind die Grundpfeiler, um erneuten Herzinfarkten vorzubeugen.
  • Pflegende Angehörige können Pflegehilfsmittel nutzen, um den Pflegealltag nach einem Herzinfarkt zu erleichtern.

Pflege nach Herzinfarkt

Ein Herzinfarkt ist ein tiefgreifendes Ereignis, das plötzlich und damit völlig unerwartet das Leben auf den Kopf stellt. Manchmal ist der Betroffene auf eine Pflege nach Herzinfarkt angewiesen. Selbst dann, wenn er bereits eine Reha bei Herzinfarkt erhalten hat. In diesem Abschnitt verraten wir Ihnen, wie Sie die Pflege im häuslichen Umfeld gestalten können.

Wird man nach einem Herzinfarkt wieder gesund?

Viele Menschen werden nach einem Herzinfarkt, bis auf womöglich bestehende Grunderkrankungen, wieder vollständig gesund. Ob das gelingt, hängt von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel von dem Ausmaß der Schädigung innerhalb des Herzens. Eine gefürchtete Folge ist eine chronische Herzschwäche. Diese kann entstehen, wenn während des Herzinfarkts ein großer Teil der Muskelmasse im Herzen abstirbt. Außerdem können Therapiemaßnahmen, durchgeführt in einer Rehaklinik nach Herzinfarkt, einen entscheidenden Unterschied machen. Nicht zuletzt spielt es natürlich auch eine Rolle, inwieweit es dem Betroffenen gelingt, sein Herzinfarkt-Risiko zu senken und einem erneuten Herzinfarkt vorzubeugen.

Wie geht es weiter nach dem Herzinfarkt?

Der Schock nach einem Herzinfarkt sitzt bei Betroffenen und Angehörigen tief. Wie es nach dem plötzlichen Ereignis weitergeht, entscheidet der behandelnde Mediziner. In der Regel ist der Ablauf folgendermaßen:

  • Herzinfarkt im Krankenhaus: Um einen schnellen Tod durch Herzinfarkt zu vermeiden, versuchen die Mitarbeiter im Krankenhaus die verschlossenen Gefäße zum Beispiel mit einem Herzkatheter wieder durchlässig zu machen. Zu den Herzinfarkt-Maßnahmen im Krankenhaus zählen auch die Schmerzbekämpfung, die Atemerleichterung und die Angstdämpfung.
  • Reha nach Herzinfarkt: Eine Rehabilitation hilft Betroffenen dabei, ihre bestmögliche psychische und körperliche Leistungsfähigkeit wiederzuerlangen. Außerdem wird während einer Rehabilitationsmaßnahme viel Wert auf eine Beratung gelegt. Mit dem Wissen um geeignete Sportarten (Wandern, Radfahren usw.) und der richtigen Speisenauswahl können die Patienten das Risiko für einen Zweitinfarkt deutlich reduzieren.
  • Herzinfarkt in der häuslichen Pflege: In den eigenen vier Wänden erhält der Herzinfarktpatient die Gelegenheit, sich in einem vertrauten Umfeld zu erholen. Wie viel Pflege unmittelbar nach dem Herzinfarkt und im weiteren Verlauf nötig ist, hängt dabei von dem Gesundheitszustand des Betroffenen ab. In vielen Fällen erleichtern Pflegehilfsmittel wie Mobilitätshilfen den Pflegealltag deutlich.

Gut zu wissen!

Manche Patienten führen keine Reha nach Herzinfarkt durch, dabei zeigen Rehabilitationsmaßnahmen eine gute Wirkung. Studien geben Hinweise darauf, dass Rehateilnehmer 40-50 % seltener einen erneuten Herzinfarkt erleiden als Menschen, die an keiner Rehamaßnahme teilnehmen. Animieren Sie Ihren Angehörigen deshalb unbedingt zu einem entsprechenden Angebot.

Was tun bei Herzinfarkt Pflege?

Für die Pflege von Menschen nach Herzinfarkt gibt es keinen Standardpflegeplan für die häusliche Pflege. Das liegt daran, dass ein kleiner Herzinfarkt andere Folgen hinterlässt, als ein großes Ereignis. Pflegende Angehörige haben deshalb die Aufgabe, herauszufinden, welcher Bedarf zur Herzinfarkt-Pflege besteht.

Folgende Fragen können Ihnen dabei helfen:

  • Inwieweit schafft es Ihr Angehöriger, sich selbst anzuziehen?
  • Gelingt es Ihrem Familienmitglied, sich Mahlzeiten zuzubereiten und aufzunehmen?
  • Klappt die Körperpflege bei den Patienten selbstständig?
  • Schafft es Ihr Angehöriger, sich zu mobilisieren?
  • Wie gut gelingt Ihrem Familienmitglied die Haushaltsführung?
  • Kann Ihr Angehöriger selbstständig soziale Kontakte pflegen und Freunde besuchen?

Am besten machen Sie sich einen detaillierten Plan, der aufzeigt, wobei Ihr Familienmitglied nach dem Herzinfarktgeschehen Alltagshilfe benötigt. Wichtige Informationen dazu erhalten Sie, wenn Sie den Alltag und die vorhandene Leistungsfähigkeit beobachten, sich mit Medizinern oder dem Pflegepersonal austauschen und Ihren Angehörigen direkt befragen.

Wie lange dauert die Erholung nach einem Herzinfarkt?

Manche Patienten erholen sich bereits wenige Wochen nach dem Herzinfarkt, bei anderen bleibt eine dauerhafte Leistungsschwäche zurück. Eine pauschale Aussage, wann sich ein Patient nach einem Herzinfarkt vollständig erholt, können Mediziner vorab nicht treffen. Viele Betroffene fühlen sich allerdings nach einer 3 bis 5-wöchigen Rehamaßnahme deutlich besser. Wann eine Person nach einem Herzinfarkt wieder arbeiten kann, ist ebenfalls unterschiedlich. Warten keine großen körperlichen Belastungen am Arbeitsplatz, kann der Arbeitnehmer in Absprache mit seinem Arzt durchaus nach etwa drei Wochen zu seinem beruflichen Alltag zurückkehren.

Warum Bettruhe nach Herzinfarkt?

In der Pflege bei Herzinfarkt gehört Bettruhe zu den Sofortmaßnahmen. Das dient dazu, den akut verletzten Herzmuskel zu entlasten. Allerdings ordnen Mediziner keine langanhaltende strikte Bettruhe an. Ganz im Gegenteil, der Patient soll möglichst schnell wieder mobilisiert werden, meist schon am zweiten Tag. Die Entscheidung für mobilisierende Maßnahmen fällt der Mediziner mit Blick auf das EKG und die Laborwerte. Klingt das akute Ereignis hier ab, darf der Patient vorsichtig aufstehen und sich bewegen. Das ist übrigens sinnvoll, denn so wird der gesamte Körper, aber vor allem das Herz, besser durchblutet. Kümmern Sie sich in der häuslichen Umgebung um die Herzinfarkt-Pflege, sollten Sie stets darauf achten, dass sich Ihr Angehöriger nicht überlastet – leichte Bewegungsübungen sind aber unbedingt erwünscht.

Wie lange kann man nach einem Herzinfarkt noch leben?

Ein Herzinfarkt ist ein einschneidendes Erlebnis. Patienten und Angehörige beschäftigen sich danach häufig mit den möglichen Folgen und mit dem drohenden Tod durch einen erneuten Herzinfarkt. Wie hoch das individuelle Risiko ist, plötzlich oder später an den Folgen zu versterben, können Mediziner nicht zweifelsfrei vorhersagen. Vor allem der Lebensstil entscheidet maßgeblich über die noch verbleibende Lebenszeit. Ein Rauchstopp, eine angepasste Bewegung und eine abwechslungsreiche Ernährung können das Risiko für einen Tod durch Herzinfarkt verringern.

Fallbeispiel Pflege bei Herzinfarkt

Menschen können nach einem Herzinfarkt einen sehr unterschiedlichen Pflegebedarf haben. Ein Herzinfarkt im Alter ist meist nicht der einzige Grund, warum Personen auf die Pflege ihrer Angehörigen hoffen. So ist es auch bei unserem Fallbeispiel.

Fallbeispiel Pflege Herzinfarkt:

Herr Augustin ist 74 Jahre alt. Rauchen gehörte schon immer zu seinen Leidenschaften, genauso wie Fußball. Als er seiner Mannschaft lautstark vor dem Fernseher zujubelte, spürte er plötzlich Schmerzen in der Brust – seine Frau rief direkt den Notarzt. Das ist nun sechs Monate her. Auch nach einer intensiven medizinischen Begleitung und der Rehamaßnahme blieb eine Herzschwäche zurück. Herr Augustin fällt es daher schwer, sich im Alltag zu mobilisieren und sich selbst zu versorgen. Schnell gerät er außer Atem und muss sich häufig ausruhen. Seine Frau setzte sich schon vor dem Herzinfarkt für seine Pflege ein und übernimmt nun die Nahrungszubereitung, das Ankleiden und den Haushalt. Ein ambulanter Pflegedienst verabreicht Herrn Augustin zudem seine Diabetesmedikamente und hilft Frau Augustin bei der Körperpflege und Mobilisation ihres Mannes.

Welche Prophylaxen bei Herzinfarkt?

Wenn Sie die häusliche Pflege für einen Herzinfarktpatienten übernehmen, ist es besonders wichtig, dass Sie weiteren Herzinfarkten vorbeugen. Schließlich ist das Risiko im Anschluss an einen Herzinfarkt einen weiteren zu erleiden, stark erhöht. Mit einfachen Tipps können Sie Risikofaktoren minimieren und das Wohlbefinden Ihres Angehörigen im Pflegealltag steigern.

Wertvolle Tipps zur Herzinfarktprophylaxe:

  1. Motivieren Sie Ihren Angehörigen zum Rauchstopp: Das in Zigaretten enthaltene Nikotin erhöht nicht nur den Herzschlag und den Blutdruck, sondern verengt auch die Gefäße. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet Betroffenen mit ihrer Plattform rauchfrei-info Unterstützung bei der Entwöhnung.
  2. Kontrollieren Sie die Blutdruckwerte: Hoher Blutdruck kann dazu führen, dass die Blutgefäße verkalken und sich somit verengen. Das wiederum kann das Herzinfarktrisiko erhöhen. Kontrollieren Sie deshalb regelmäßig die Blutdruckwerte Ihres Angehörigen. Ein guter Wert liegt bei maximal 135/85 mmHg.
  3. Lassen Sie den Diabetes richtig einstellen: Wussten Sie, dass die Zuckerkrankheit (Diabetes) das Risiko für Herzinfarkte deutlich steigert? Das liegt daran, dass ein dauerhaft erhöhter Blutzucker die Verkalkung und Schädigung der Gefäße vorantreibt und die Pumpleistung des Herzens herabsetzt. Lassen Sie den Diabetes Ihres Angehörigen daher richtig einstellen und kontrollieren. Falls Sie Hilfe dabei benötigen, können Sie einen ambulanten Pflegedienst beauftragen.
  4. Helfen Sie Ihren Angehörigen, sein Körpergewicht zu normalisieren: Übergewicht tritt in vielen Fällen gemeinsam mit Bluthochdruck oder einem gestörten Fett- bzw. Zuckerstoffwechsel auf. Dadurch drohen wiederum Herzkranzgefäß-Ablagerungen, die das Herzinfarktrisiko steigern. Mit einer mediterranen Ernährung, Fisch statt Fleisch und viel Obst und Gemüse können Sie Übergewicht abbauen.
  5. Fördern Sie die Bewegung bei Ihrem Familienmitglied: Mindestens 30 Minuten körperliche Aktivität, und das dreimal pro Woche, kann das kardiovaskuläre Risiko senken.8 Dabei ist es jedoch wichtig, dass Ihr Angehöriger seine körperlichen Grenzen nicht überschreitet. Herzsportgruppen haben sich an die Bedürfnisse von Herzinfarktpatienten angepasst und sind eine gute Möglichkeit, Bewegung in den Alltag zu bringen. Mittlerweile gibt es etwa 6000 Herzsportgruppen in Deutschland. Die Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e.V. hat auf ihrer Webseite eine Übersicht der Herzsportgruppen nach Bundesländern veröffentlicht.

Herzinfarkt erkennen

Etwa jeder dritte Herzinfarktpatient erleidet erneut einen Herzinfarkt. Für Sie als pflegender Angehöriger kann es deshalb sinnvoll sein, sich wichtiges Wissen rund um das Thema Herzinfarkt anzueignen. Dabei helfen wir Ihnen gerne.

In welchem Alter tritt ein Herzinfarkt auf?

Das Risiko für einen Herzinfarkt steigt mit dem Alter an. Forscher vermuten, dass Herz-Kreislauferkrankungen im höheren Alter dadurch wahrscheinlicher werden, weil das endotheliale Gewebe, das die Blutgefäße auskleidet, die Durchblutung nicht mehr optimal unterstützt. Warum das so ist, das versuchen Wissenschaftler noch immer herauszufinden. Kann man mit 30 einen Herzinfarkt bekommen? Diese Frage stellen sich viele Menschen. Auch junge Menschen können einen Herzinfarkt erleiden. Allerdings handelt es sich dabei um ein sehr seltenes Phänomen, das zum Beispiel durch unentdeckte Herzerkrankungen eintritt.

In welchem Alter passieren die meisten Herzinfarkte?

Bereits ab dem 40. Lebensjahr steigt bei Männern das Risiko für einen Herzinfarkt. Bei Frauen tritt das Phänomen ab dem 50. Lebensjahr häufiger in Erscheinung. Im Alter zwischen 70 und 79 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt zu erleiden, im Vergleich zu den Vorjahren deutlich erhöht. Außerdem zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen Frauen und Männern – das männliche Geschlecht ist nämlich deutlich häufiger von Herzinfarkten betroffen.

Wie hoch Wahrscheinlichkeit Herzinfarkt?

Jeder Mensch besitzt ein eigenes Herzinfarktrisikoprofil. Das individuelle Herzinfarktrisiko kann sich durch eine positive Familienanamnese (in der Familie gibt es bereits Menschen mit Herzkreislauferkrankungen) und Risikofaktoren wie Übergewicht, Grunderkrankungen, Bewegungsmangel oder Zigarettenkonsum erhöhen. Möchten Sie mehr über Ihr persönliches Herzinfarkt-Risiko oder das Ihres Angehörigen erfahren? Dann machen Sie den Herzinfarkt-Risiko-Test der Deutschen Herzstiftung.

Herzinfarkt-Anzeichen bei der täglichen Pflege richtig erkennen

Die Anzeichen für einen Herzinfarkt sind breit gestreut und können sich je nach Geschlecht teilweise voneinander unterscheiden. Ein Herzinfarkt bei Frauen äußert sich manchmal völlig anders als die Herzinfarkt-Symptome beim Mann. Schmerzen beim Herzinfarkt geben besonders viele Betroffene an.

Symptome Herzinfarkt bei Frauen

  • Druck bzw. Engegefühl in der Brust
  • Kurzatmigkeit oder Atemnot
  • Schweißausbrüche
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Rückenschmerzen und Schmerzen im Oberbauch
  • Ziehen in den Armen
  • Unerklärliche Müdigkeit
  • Depressive Verstimmungen

Symptome Herzinfarkt bei Männern

  • Engegefühl und Druckgefühl im Brustkorb
  • Stechende Schmerzen in der Brust oder hinter dem Brustbein
  • Ausstrahlende Schmerzen in den Arm, den Rücken, den Unterkiefer oder die Schulterblätter
  • Atemnot bei Anstrengung
  • Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit und Erbrechen
  • Angstschweiß, fahle Haut

Gut zu wissen!

Ein stummer Herzinfarkt im Alter ist besonders tückisch. Hier bleiben die Herzinfarkt-Symptome bei der Frau oder dem Mann gänzlich aus. Trotzdem ist der stumme Herzinfarkt genauso gefährlich wie ein symptomatischer Verlauf.

Erste-Hilfe bei Herzinfarkt

Bei einem Herzinfarkt ist Erste Hilfe gefragt. Doch wie sieht diese für pflegende Angehörige aus? Bereits seit vielen Jahren ist ein Gerücht im Umlauf, dass Husten als erste Hilfe bei Herzinfarkt helfen kann. Mediziner raten jedoch hierbei zur Vorsicht. Es gibt keinen Beleg dafür, dass dieser Ratschlag Herzinfarktpatienten hilft. Außerdem kann sich durch das Husten die gegenwärtige Situation sogar verschlechtern.

Das Deutsche Rote Kreuz empfiehlt stattdessen folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Herzinfarkt:

  1. Rufen Sie den Rettungsdienst.
  2. Kontrollieren Sie die Atmung, das Bewusstsein und die Lebenszeichen Ihres Angehörigen. Führen Sie bei einem Kreislaufstillstand die Herz-Lungen-Wiederbelebung durch.
  3. Ist Ihr Familienangehöriger bei Bewusstsein, lagern Sie den Oberkörper, zum Beispiel mit Kissen, höher, um das Herz zu entlasten.
  4. Öffnen Sie beengte Kleidung und halten Sie Ihren Angehörigen von Stressquellen wie einem lauten Fernseher fern.
  5. Kontrollieren Sie weiterhin den Kreislauf und beruhigen Sie Ihr Familienmitglied.

Pflegegrade bei Herzinfarkt

Je nachdem, welche Herzinfarkt-Folgen eintreten, kann Ihr Angehöriger auf eine Pflege angewiesen sein – entweder vorübergehend oder dauerhaft. Sollte der Patient in seiner Selbstständigkeit eingeschränkt sein, hat er einen gesetzlichen Anspruch auf einen Pflegegrad und somit auf Leistungen der Pflegeversicherung.

Was für eine Pflegestufe nach Herzinfarkt?

Da Herzinfarktpatienten einen sehr unterschiedlichen Genesungsverlauf haben, gibt es keine allgemeingültige Pflegestufe (neu Pflegegrad) bei Herzinfarkt. Häufig zeigt sich bereits in einer Reha-Herzinfarkt-Klinik, welche Pflegemaßnahmen der Patient nach seinem Aufenthalt benötigt. Zu den langfristigen Folgen eines Herzinfarktes zählen eine chronische Herzschwäche oder eine Ausbeulung der Herzwand (Herzwandaneurysma). Wenn das Herz stehen bleibt, kann es aber auch unmittelbar zu schweren Schäden kommen. Sterben Gehirnzellen durch die mangelnde Sauerstoffversorgung ab, hat er Herzinfarkt auch Folgen fürs Gehirn. Auch dadurch kann sich ein großer Pflegebedarf ergeben.

Was bedeutet Pflegegrad 3 bei Herzinfarkt?

Der Pflegegrad 3 wird immer dann vergeben, wenn die Selbstständigkeit schwer beeinträchtigt ist. Hat die Pflegekasse Ihrem Angehörigen diesen Pflegegrad zugesprochen, fällt es dem Patienten offenbar schwer, die Körperpflege, die Mobilisation und die Ernährung selbst zu bewältigen. Wobei genau Ihr Familienmitglied Probleme im Alltag hat, darüber informiert das Pflegegutachten der Pflegekasse.

Wieviel Prozent Behinderung bei Herzinfarkt?

Wie viel Prozente es bei Herzinfarkt gibt, hängt von der bleibenden Leistungsbeeinträchtigung ab. Weist Ihr Angehöriger einen Grad der Behinderung auf, hat er die Möglichkeit, einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen.

Vorliegende Behinderung
Grad der Behinderung (GdB)
Keine wesentliche Leistungsbeeinträchtigung, auch nicht bei stärkerer Belastung wie schnellem Gehen, keine Einschränkung der Sollleistung bei Ergometerbelastung. 0-10
Leistungsbeeinträchtigung bei mittelschwerer Belastung, zum Beispiel bei mittelschwerer körperlicher Arbeit, Beschwerden und pathologische Messdaten bei Ergometerbelastung mit 75 Watt. 20-40
Leistungsbeeinträchtigung bei alltäglicher leichter Belastung, Beschwerden und pathologische Messdaten bei Ergometerbelastung mit 50 Watt. 50-70
…mit gelegentlichen und vorübergehend schweren Gegenregulationsvorgängen (Dekompensation). 80
Leistungsbeeinträchtigung in Ruhe. 90-100

Tabelle 1 Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an: Herzerkrankungen und Schwerbehinderung – GdB – betanet

Was steht mir nach einem Herzinfarkt zu?

Sollte der Herzinfarkt dazu führen, dass die Selbstständigkeit des Patienten beeinträchtigt ist, kann ein Pflegegrad notwendig sein. Dabei muss es sich allerdings um eine Pflegebedürftigkeit auf Dauer, also voraussichtlich länger als sechs Monate, handeln. Die Pflegekasse ermittelt dann gemeinsam mit einem Gutachter, der in das häusliche Umfeld kommt, den Grad der Einschränkung und den passenden Pflegegrad.

Herzinfarkt: Leistungen im Pflegefall

Pflege/Unterbringungsformen bei Herzinfarkt

Patienten erwartet nach dem Klinikaufenthalt in der Regel eine Herzinfarkt-Reha. Erst danach kommt der Betroffene zurück in das häusliche Umfeld. Bei einer guten Genesung und keinen oder nur geringen Folgen eines Herzinfarktes, kann Ihr Angehöriger weiterhin selbstständig leben. Pflegen Sie Ihren Angehörigen aufgrund einer bereits bestehenden Pflegebedürftigkeit oder bleiben nach der Herzinfarkt-Reha gesundheitliche Folgen zurück, ist Ihr Familienmitglied auf Ihre Hilfe angewiesen.

Grundsätzlich kann ein Patient nach einem Herzinfarkt, in Abhängigkeit seiner Pflegebedürftigkeit, folgendermaßen betreut werden:

  • Im häuslichen Umfeld durch pflegende Angehörige und/oder durch einen Pflegedienst.
  • Im häuslichen Umfeld durch eine 24-Stunden Pflegeperson, zum Beispiel einer polnischen Betreuungskraft.
  • In einer Pflege-Wohngemeinschaft
  • In einem Pflegeheim

Gut zu wissen!

Viele Menschen erholen sich im Anschluss an einen Herzinfarkt wieder. Bei einigen kann aber der Pflegebedarf, vor allem im Alter, steigen. Sprechen Sie am besten mit dem behandelnden Arzt ab, ob wohnumfeldverbessernde Maßnahmen wie ein Treppenlift bei einer starken Leistungseinschränkung sinnvoll sind. Die Pflegekasse bezuschusst wohnumfeldverbessernde Maßnahmen bei vorliegendem Pflegegrad übrigens mit bis zu 4000 Euro.

Hilfsmittel für Herzinfarktpatienten

Pflegehilfsmittel haben viele Aufgaben – sie unterstützen die Selbstständigkeit der Patienten, optimieren die häusliche Hygiene und bringen Betroffenen sowie Angehörigen Entlastung im Pflegealltag.

Folgende Hilfsmittel eignen sich für Herzinfarktpatienten:

Gut zu wissen!

Sie möchten im Pflegealltag Pflegehilfsmittel zum Verbrauch einsetzen? Dann nutzen Sie doch einfach unsere bequeme Sanubi Pflegebox – wir übernehmen den nötigen Papierkram mit der Pflegekasse und stellen Ihnen eine individuelle Pflegebox, ganz nach Ihren Wünschen, zusammen.

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Praxistipps und Übungen

Vor allem in den Bereichen Ernährung und Sport können Sie gemeinsam mit Ihrem Angehörigen vieles erreichen. Doch dabei kommen viele Fragen auf: Wo finde ich Hilfe für den Pflegealltag? Wie viel kann Ihr Angehöriger seinem Herzen zumuten? Wir geben Ihnen praktische Tipps für die Herzinfarkt-Pflege.

Wie gehe ich mit einem Herzinfarktpatienten um?

Viele Patienten haben Angst vor einem erneuten Herzinfarkt. Sie als pflegender Angehöriger können Ihrem Familienmitglied dabei helfen, die Angst vor einem Herzinfarkt loszuwerden. Animieren Sie Ihren Angehörigen dazu, über die Ängste zu sprechen – entweder mit Ihnen, einer anderen Vertrauensperson oder in einer Selbsthilfegruppe. Manche Pflegebedürftige und pflegende Angehörige vertrauen auf Meditationseinheiten, um angespannte Gefühlslagen aufzulösen. Sind die Ängste sehr belastend oder ausgeprägt, könnten Ihrem Angehörigen auch psychotherapeutische Sitzungen helfen.

Wo bekomme ich Hilfe bei Herzinfarkt?

Einen Menschen mit Herzinfarkt zu pflegen, kann eine Herausforderung darstellen. Das einschneidende Erlebnis hinterlässt oft Spuren, auch bei Angehörigen. Sind Sie sich unsicher, wie Sie den Pflegealltag bewältigen können, oder möchten über die Geschehnisse sprechen, können Ihnen verschiedene Angebote helfen. Das gilt für Patienten gleichermaßen wie für Angehörige.

Beratung zur Herzinfarkt-Pflege – hier bekommen Sie Hilfe: 

  • Pflegestützpunkt
  • Selbsthilfegruppe für Betroffene
  • Selbsthilfegruppe für Angehörige
  • Pflegeschutzbund

Gut zu wissen!

Auf den Webseiten des Zentrums für Qualität und Pflege können Sie nachsehen, welche Beratungsangebote es in Ihrem näheren Umfeld gibt.

Welche Ernährung nach Herzinfarkt?

Die richtige Ernährung nach Herzinfarkt ist gar nicht so kompliziert, wie Sie vielleicht denken. Eine abwechslungsreiche Ernährung, die viel Wert auf frische Lebensmittel legt, ist besonders empfehlenswert. Den Gehalt an Fett, genauer gesagt den Anteil an gesättigten Fettsäuren, haben Sie im optimalen Fall im Blick. Das Gleiche gilt für Zucker, denn sowohl zu viel Zucker als auch zu viel Fett wirken sich negativ auf das Körpergewicht aus und steigern somit das Herzinfarktrisiko. Bestimmt haben Sie schon davon gehört, dass eine salzreiche Kost schlecht für das Herz ist. Das liegt daran, dass ein hoher Salzkonsum den Blutdruck ansteigen lässt und damit automatisch auch das Risiko für einen Herzinfarkt. Die Weltgesundheitsorganisation geht übrigens davon aus, dass 49 % aller Erkrankungen der Herzkranzgefäße, zu denen auch der Herzinfarkt gehört, auf einen zu hohen Blutdruck zurückzuführen sind.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat insgesamt zehn Regeln für eine gesunde Ernährung aufgestellt.

Dazu zählen:

  1. Essen Sie vielseitig – setzen Sie dabei überwiegend auf pflanzliche Produkte.
  2. Entscheiden Sie sich für Vollkorn – bei Nudeln, Reis, Mehl oder Brot ist Vollkorn stets die gesündere Wahl.
  3. Greifen Sie fünfmal am Tag zu Obst und Gemüse – drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst täglich sind optimal.
  4. Binden Sie regelmäßig Milchprodukte und Fisch in Ihren Speiseplan ein – der Fleischkonsum sollte sich zwischen 300 und 600 g wöchentlich bewegen.
  5. Nutzen Sie gesundheitsfördernde Fette – diese stecken in pflanzlichen Speiseölen.
  6. Schränken Sie Ihren Konsum an Zucker und Salz ein.
  7. Trinken Sie jeden Tag 1,5 Liter – am besten Mineralwasser.
  8. Setzen Sie auf schonende Zubereitungsarten – zum Beispiel Garen statt Braten.
  9. Lassen Sie sich Zeit beim Essen – genießen Sie Ihre Lebensmittel mit viel Achtsamkeit.
  10. Bleiben Sie in Schwung – Bewegung unterstützt den Verdauungsprozess und trägt zum Wohlbefinden bei.

Welcher Sport nach Herzinfarkt?

Bewegung ist ein elementarer Teil der Herzreha. Auch im Anschluss an die Rehabilitationsmaßnahmen sollte Ihr Angehöriger regelmäßig Bewegung in den Alltag einbringen. Sport beeinflusst die Herzgesundheit auf vielfältige Weise. Er hilft dabei, den Blutdruck zu senken, Gewicht zu reduzieren und die Herzkranzgefäße zu weiten. Außerdem kann Sport zur Reduzierung des Blutzuckers beitragen und die Psyche kräftigen. Doch nicht alle Sportarten sind für Herzinfarktpatienten geeignet. Alle Disziplinen, bei denen sich Ihr Angehöriger plötzlich stark anstrengen muss, wie Squash, Fußball oder intensiver Kraftsport, führen zu Blutdruckschwankungen und können das Herz überlasten.

Besser geeignet sind folgende Bewegungsformen:

  • Spazierengehen
  • Wandern
  • Walken
  • Radfahren
  • Inlineskaten
  • Yoga
  • Gymnastik

Gut zu wissen!

Fragen Sie den Kardiologen, was die optimale Trainings-Herzfrequenz für Ihren Angehörigen ist – diese sollte nicht überschritten werden. Ihr Familienmitglied sollte die sportlichen Aktivitäten nicht als sehr schwer empfinden, und dabei fließend atmen können. Herzsportgruppen sind eine gute Möglichkeit, um die individuellen Grenzen kennenzulernen, denn dabei ist ein Arzt anwesend.

FAQ-Häufige Fragen zum Thema Herzinfarkt in der Pflege