Ein künstlicher Darm- oder Blasenausgang ist zunächst ungewohnt. Auch wenn die künstlich geschaffene Verbindung einiger Pflege bedarf, lässt sich ein normales, glückliches Leben führen.
Als Patient oder Angehöriger machen Sie sich vielleicht um alltägliche Herausforderungen Gedanken. Keine Sorge, Sport, Schwimmen oder Reisen ist ebenso wie Geschlechtsverkehr auch mit Stoma möglich.
Wir verraten Ihnen, worauf Sie dabei achten müssen. Zudem geben wir Ihnen Tipps, wie die Stomaversorgung zu Hause gelingt. Nicht zuletzt möchten wir klären, wie ein Pflegedienst unterstützen kann.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Stoma ist eine künstlich geschaffene Körperöffnung, um Körperausscheidungen auffangen zu können.
- Krankheiten, Unfälle oder Operationen machen ein Stoma notwendig.
- Nicht immer ist ein Stoma von Dauer, eine Rückverlegung ist möglich.
- Wer das Stoma nicht selbst versorgen kann, sollte auf einen Pflegedienst zurückgreifen.
Was ist ein Stoma?
In Deutschland gibt es über 200.000 Menschen mit einem Stoma (griechisch für Öffnung). Dabei handelt es sich um eine Öffnung, die künstlich geschaffen wird. Sie dient dazu, Stuhl oder Harn mit einem Beutel aufzufangen und so aus dem Körper heraus zu transportieren.
Diese Arten von Stoma gibt es
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- Dünndarmausgang (Ileostoma)
- Dickdarmausgang (Colostoma)
- Urinausgang (Urostoma)
- Magen-Stoma (Gastrostoma)
- Künstlicher Luftröhrenausgang (Tracheostoma)
Wann ist ein Stoma sinnvoll oder notwendig
Es gibt verschiedene Situationen, in denen ein künstlicher Blasen- Magen- oder Darmausgang empfehlenswert oder notwendig ist.
Dazu zählen:
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- Mastdarmkrebs
- Blasenkrebs
- Funktionsstörung der Harnwege
- chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
- Darmverschluss
- Unfälle
- Fehlbildungen
- Durchblutungsstörungen
- Schluckstörungen oder Erkrankungen der Speiseröhre
Gut zu wissen!
Bei 72 % der Menschen, die einen künstlichen Darmausgang tragen, ist die Ursache Darmkrebs. 21 % der Patienten haben Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder Divertikulose. Eine angeborene Fehlbildung führt bei 7 % zu einem künstlichen Darmausgang.
Ist ein Stoma für immer?
Grundsätzlich hat eine Stomaversorgung das Ziel, entweder eine lebensbedrohliche Situation zu entschärfen, Komplikationen zu vermeiden oder die Lebensqualität zu steigern.
Durch ein Stoma wird die Kontinenz auf Pause gesetzt. Damit müssen Patienten die Ausscheidung von Urin und Stuhlgang nicht mehr selbst regulieren.
Wenn ein Stoma gelegt wird, bedeutet das nicht, dass dies eine permanente Lösung ist. In Abhängigkeit der Grunderkrankung oder der vorausgegangenen Operation kann auch eine Stoma-Rückverlegung in Betracht kommen. So kann mit einem Stoma dem Körper Zeit zum heilen gegeben werden. Zum Beispiel dann, wenn durch entzündliche Prozesse der Darm dringend eine Auszeit benötigt.
Bei bestimmten Erkrankungen ist die Entfernung von Darmabschnitten notwendig. Dann werden die verbliebenen Enden wieder zusammengeführt und vernäht. Die Heilungszeit ist recht kritisch. Schließlich besteht das Risiko einer Infektion oder dass die Nähte undicht werden. Mit einem künstlichen Darmausgang wird der betreffende Abschnitt geschont, um die Heilungsperspektiven zu verbessern.
In einigen Fällen ist eine Rückverlegung jedoch nicht möglich. Zum Beispiel dann, wenn bei einem Krebspatienten durch einen Tumor der Schließmuskel entfernt werden musste.
Stomaversorgung zu Hause: Hygiene ist alles
Ein Stomaversorgungs-System stellt sicher, dass die Ausscheidungen aufgefangen werden. Es besteht vereinfacht gesagt aus einem Beutel und einem Hautschutz. Viele Patienten haben Sorge, dass insbesondere Darmausscheidungen einen unangenehmen Geruch verursachen können. Im Beutel werden sie allerdings geruchsfrei aufbewahrt, bis Sie den Inhalt entsorgen.
Hygiene ist sehr wichtig bei der Stomaversorgung. Produkte wie elastische Fixierstreifen oder Bodenplatten helfen dabei, den künstlichen Ausgang zu pflegen.
Der Hautschutz ist ebenfalls entscheidend, denn Urin und Stuhl können ansonsten den empfindlichen Hautmantel angreifen.
Materialien zum Stomawechsel:
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- neue Stomaversorgung
- Vlieskompressen
- Schere
- Folienstift
- Schablone
- Abdichtungsmaterialien
- Hautschutzcreme
- pH-neutrale Waschlotion
- Stomagürtel
Gut zu wissen!
Nicht alle Materialien sind unbedingt erforderlich. Tasten Sie sich an den für Sie optimalen Versorgungsprozess heran.
Darauf sollten Sie bei der Stomaversorgung achten
Am Anfang kann die Fülle der Informationen Patienten überfordern. Schließlich ist eine penible Versorgung entscheidend, damit das Stoma seine Aufgaben erfüllen kann. Zudem werden so Infektionen und Hygieneprobleme verhindert.
Auf folgendes sollten Sie bei der Stomapflege Acht geben:
- Damit Hautirritationen vermieden werden können, sollte der Beutel jeden Tag geleert werden. Bei dem einteiligen System ist es erforderlich, die Hautschutzplatte stets auszutauschen. Wenn Sie über ein zweiteiliges System verfügen, reicht es, die Hautschutzplatte alle paar Tage zu wechseln.
- Wenn Sie die Hautschutzplatte entfernen möchten, ziehen Sie diese vorsichtig von oben nach unten ab. Ganz wichtig: Sichern Sie Ihre Haut oberhalb der Versorgung mit Ihrer Hand.
- Bringen Sie keine ölhaltigen Substanzen auf die Haut. Diese können die Haftung beeinträchtigen. Reinigen Sie Ihre Stomaumgebung vorsichtig mit klarem, lauwarmem Wasser. Danach wird sie trocken getupft.
- Hautschutzpaste kann zum Ausgleich von Unebenheiten sinnvoll sein. Achten Sie darauf, nicht zu viel aufzutragen. Nutzen Sie dafür am besten einen feuchten Finger oder ein Wattestäbchen. Eine gute Alternative sind übrigens modellierbare Hautschutzringe.
- Nach dem Anbringen der Versorgung, können Sie die Hand für wenige Minuten auf den Stomabereich legen. Die Wärme sorgt dafür, dass sich das Hautschutzmaterial optimal an den Körperbereich „anschmeichelt“.
Gut zu wissen!
Wenn Sie wiederholt Probleme mit dem Versorgungssystem haben, die nicht auf eine fehlerhafte Anwendung zurückzuführen sind, lohnt es sich beim Hersteller nachzufragen. Manchmal können auch Produktfehler oder Materialänderungen zur Herausforderung werden.
Stomaversorgung: Pflegedienst kann unterstützen
Es gibt viele Produkte und Anwendungshinweise rund um eine Stomaversorgung. Damit die Anlage im Alltag gelingt und Hygienemaßnahmen angewandt werden, ist eine professionelle Anleitung sowie Beratung notwendig.
Ein ambulanter Pflegedienst verfügt über ausgebildete Pflegekräfte. Sie kennen sich bestens mit dem Thema aus und können Sie hierbei tatkräftig unterstützen. Nicht immer klappt es direkt mit den ersten Produkten. Manchmal ist es erforderlich, sich durchzutesten, um die optimale Versorgung zu finden.
Auch hierbei kann der Pflegedienst helfen. Schließlich hat er einen guten Überblick über angebotene Hilfsmittel. Wenn der Versorgungswechsel ausreichend trainiert wird, ist die Handhabe gut verständlich.
Gut zu wissen!
Wenn Sie sich dafür interessieren, welche Angebote in Ihrem Umfeld bestehen, können Sie mittels Suchmaschine zum Beispiel „Stomaversorgung Berlin“ eingeben. Informationen zu dem Versorgungsprogramm erhalten Sie beispielsweise mit den Stichwörtern „DAK Stomaversorgung“ oder „Stomaversorgung Krankenkasse AOK“.
Stoma bei Pflegebedürftigkeit
Das Thema Stoma betrifft nicht nur Menschen im Alter. Zudem entsteht dadurch nicht automatisch eine Pflegebedürftigkeit. Viele Personen versorgen ihr Stoma erfolgreich zu Hause und völlig selbständig. Allerdings gibt es Menschen, insbesondere bei denen bereits eine Pflegebedürftigkeit besteht, die der Versorgung nicht nachkommen können.
Die Stomaversorgung kann nun durch einen pflegenden Angehörigen oder einen Pflegedienst unter Beachtung des Pflegestandard Stomaversorgung erfolgen.
Grundsätzlich ist eine gelungene Materialauswahl bei einem Stoma wichtig. Nach einer Operation erfolgt eine Beratung durch einen Stomatherapeuten. Er kann gemeinsam mit dem Patienten und Pflegenden das richtige Versorgungsmaterial für den Hauttyp und die individuellen Bedürfnisse auswählen.
Folgende Kriterien gilt es bei der Stomaversorgung zu beachten
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- Art des Stomas
- anatomische Lage
- Größe und Form des geschaffenen Stomas
- individuelle Wünsche des Pflegebedürftigen
- Hautzustand
- Konsistenz des Stuhlgangs
- Fähigkeiten des Stomaträgers
Gut zu wissen!
Sie interessieren sich für die Kostenübernahme bei der Stomaversorgung? Die Krankenkasse ist hier ein guter Ansprechpartner.
Ein Stoma im Alltag
Viele Patienten fürchten, dass ihr Alltag durch ein Stoma ordentlich auf den Kopf gestellt wird, das innig geliebte Aktivitäten nicht mehr durchgeführt werden können und peinliche Situationen entstehen. Wir können Sie an dieser Stelle beruhigen. Einiges ist anders, Ihre Lebensqualität muss darunter allerdings nicht leiden.
Stoma und Ernährung
Die gute Nachricht: Mit einem Stoma ist es nicht erforderlich, eine spezielle Diät einzuhalten. Essen Sie weiterhin das, worauf Sie Appetit haben. Damit Durchfall, Verstopfung oder Blähungen Sie nicht belasten, können Sie folgende Tipps beherzigen:
- Bevorzugen Sie mehrere kleine Portionen
- Kauen Sie gut, um die Nahrung zu zerkleinern
- Machen Sie einen Bogen um blähende Nahrungsmittel
- Greifen Sie zu fettarmen Speisen
- Bereiten Sie Ihre Nahrung schonend zu
Stoma und Sport
Körperliche Bewegung ist gesund. Sport hält Ihre Seele und Ihren Organismus fit. Auch mit einem Stoma müssen Sie nicht auf Fitnesseinlagen verzichten. Halten Sie sicherheitshalber zuvor Rücksprache mit Ihrem Arzt, um zu erfahren, wie Sie Ihre Freizeit aktiv gestalten können.
Sportarten, bei denen die Bauchmuskulatur stark in Anspruch genommen wird, sind weniger geeignet. Das liegt daran, dass dadurch ein Stomabruch entstehen kann. Halten Sie Ausschau nach Hilfsmitteln. Der Handel hält viele bereit, um den Beutel während der Bewegung zu fixieren. Auch ein Verschluss für das Stoma, eine sogenannte Stomakappe kann sinnvoll sein. Zudem gibt es kleine Beutel, die viel Platz sparen. Allerdings eignen sie sich nur für eine kurze Versorgung zwischendurch.
Stoma und Freizeit
Sie lieben es zu schwimmen? Das ist auch mit Stoma möglich. Es gibt dafür spezielle Schwimm- und Badegürtel. Zudem bewährt sich auch hier eine Stomakappe. Beim Duschen und Baden können Sie übrigens Ihren Versorgungsbeutel an Ort und Stelle belassen. Wenn Sie weniger Stuhlgang erwarten, können Sie auch ganz darauf verzichten.
Das Thema Reisen beschäftigt Stomaträger. Tagesausflüge und längere Reisen sind ebenfalls kein Problem. Allerdings sollten Sie Ihre Materialien am besten selbst mitnehmen. Es kann nämlich sein, dass am Zielort nicht die passenden Produkte für Sie bereitstehen.
Für lange Autofahrten sind Gurthalter eine gute Anschaffung. Damit können Sie die Lage des Anschnallgurtes so abändern, dass kein Druck auf die Stomaversorgung ausgeübt wird.
Stoma und Sexualität
Ein Stoma wird häufig tabuisiert. Insbesondere über das Sexualleben wird selten gesprochen. Auch mit einem künstlichen Blasen- oder Darmausgang ist das Ausleben von Intimität und Sexualität möglich.
Wichtig ist auch hier, dass Sie Ihre Bauchmuskeln nicht überanstrengen. Ein Gürtel oder eine Stomakappe wird gerne eingesetzt, um den Versorgungsbeutel zu schützen. Leiden Sie unter Sexualstörungen? Nicht immer sind dafür körperliche Ursachen verantwortlich. Die Psyche kann ebenfalls dazu beitragen. Unsere Empfehlung: Führen Sie ein offenes Gespräch mit Ihrem Partner und räumen Sie Unklarheiten oder Unsicherheiten aus dem Weg.
Gut zu wissen!
Eine gute Stomaversorgung unter Berücksichtigung der hygienischen Voraussetzungen stellt sicher, dass kein Stuhl austritt und keine Gerüche entstehen. Blubbernde Geräusche können aber nicht ganz ausgeschlossen werden. Der Verzicht auf blähende Speisen kann helfen, Verdauungsgeräusche zu reduzieren.