Wird ein Mensch pflegebedürftig, stehen er selbst und auch seine Angehörigen oft plötzlich vor einem Berg an neuen Herausforderungen. Um die vielen Fragen rund um die Themen altersgerechtes Wohnen, finanzielle Unterstützungen und bürokratische Erfordernisse zu beantworten, gibt es seit 2008 sogenannte Pflegestützpunkte, die als zentrale Anlauflaufstelle für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen dienen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Deutschland gibt es mehr als 450 Pflegestützpunkte
- Pflegestützpunkte sind regionale Beratungsstellen für alle Fragen rund um das Thema Pflege
- Egal, ob Pflegebedürftigkeit vorliegt oder nicht: Jeder kann die Leistungen des Pflegestützpunktes in Anspruch nehmen
- Die Beratung ist für die Ratsuchenden kostenfrei
Was versteht man unter einem Pflegestützpunkt?
Pflegestützpunkte werden geschaffen, um Beratung und Unterstützung in allen Fragen der Pflege aus einer Hand zu bieten. Sowohl pflegebedürftige Menschen selbst, aber auch deren Angehörige oder andere pflegende Personen können das Angebot der Beraterinnen und Berater nutzen.
Ziel ist es, die Pflege für den Einzelnen gut zu organisieren und durch kompetente Hilfestellungen eine Entlastung zu bieten. In Form von Gesprächen im Pflegestützpunkt, Telefonaten oder auch Hausbesuchen, erhalten Hilfesuchende hier alle wichtigen Informationen, Formulare und Tipps in Sachen Pflege. Außerdem verfügen Pflegestützpunkte über ein gutes Netzwerk in ihrer Region und können so als Sammelstelle für alle Angebote für Pflegebedürftige angesehen werden.
Gut zu wissen!
Das Recht auf professionelle, kostenlose Beratung ist in Deutschland gesetzlich festgelegt. Im Elften Sozialgesetzbuch (SGB XI) wurden neben dem Anspruch auf Information und Auskunft noch Pflegeberatung, Pflegekurse und Beratungsbesuche als fester Bestandteil der sozialen Fürsorge aufgenommen.
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Welche Aufgaben hat ein Pflegestützpunkt – Inhalte der Beratung
Die Aufgaben und Inhalte der Beratung können vielfältig sein und richten sich in erster Linie nach den Bedürfnissen und Lebensumständen des Pflegebedürftigen. Ziel ist es, durch Information und Hilfestellungen die Selbstständigkeit zu stärken und zu fördern.
Mögliche Themen während der Beratung können sein:
- Finanzielle Unterstützung und Leistungen der Pflegekasse, Pflegeversicherung etc.
- Unterstützung für pflegende Angehörige
- Organisation des Pflegealltags
- Umbaumaßnahmen des Wohnraums
- Antragsverfahren von Pflegegraden, Versicherungsleistungen und Schwerbehindertenausweisen
- Suche nach einem geeigneten Platz im Pflegeheim oder einer Reha-Klinik
- Ehrenamtliche Angebote in der Nachbarschaft, wie Selbsthilfegruppen oder Einkaufshilfen
- Möglichkeiten der beruflichen Auszeiten für pflegende Angehörige
- Maßnahmen zum Erhalt der eigenen Gesundheit
Wie finanziert sich ein Pflegestützpunkt?
Für das Errichten von Pflegestützpunkten ist jedes Bundesland alleine verantwortlich. Im Pflege-Weiterentwicklungsgesetz, das zum 01.07.2008 in Kraft trat, wurde festgelegt, dass die Beratungsstellen als wohnortnahe Anlaufstellen für alle Fragen rund um die Pflege fungieren sollen – die Umsetzung ist jedoch Ländersache.
Pflegestützpunkte werden von den Kranken- und Pflegekassen, auf Bestimmung der obersten Landesbehörden, geschaffen. Die Kassen sind es auch, die die Finanzierung tragen. Denn: Das Angebot ist für alle, die beraten werden wollen, kostenlos.
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Schon gewusst?
Pflegebedürftige Personen mit anerkannten Pflegegrad, haben grundsätzlich Anspruch auf zuzahlungsfreie Pflegehilfsmittel im Wert von aktuell 40 Euro monatlich.
Jetzt Pflegehilfsmittel beantragenWie viele Pflegestützpunkte gibt es in Deutschland?
In Deutschland gibt es mehr als 450 Pflegestützpunkte, die kostenlose Beratungen anbieten. Aber nicht in allen Bundesländern gibt es eine einheitliche Bezeichnung für die Beratungsstellen. So haben sich Sachsen und Sachsen-Anhalt gegen das Einrichten von klassischen Pflegestützpunkten entschieden. Stattdessen können Interessierte in anderen Institutionen, beispielsweise bei Pflegediensten oder der jeweiligen Pflegekasse, Auskunft und Hilfestellungen erhalten.
Da bundesweite Standards für Pflegestützpunkte bisher fehlen, kommt es regional zu großen Unterschieden. Nicht nur was die Abdeckung mit Pflegestützpunkten angeht, sondern auch die personelle Ausstattung kann von Stützpunkt zu Stützpunkt stark variieren. Das kann zu großen Unterschieden auch in den folgenden Punkten führen:
- Öffnungszeiten des Pflegestützpunktes
- Telefonische Erreichbarkeit der Beraterinnen und Berater
- Leistungsangebot
- Fachliche Ausbildung der Beraterinnen und Beratern
Pflegestützpunkte in Deutschland – Adresse und Kontakt (pdf)
Finden Sie eine Übersicht aller Pflegestützpunkte in Deutschland nach Bundesland sortiert in unserer großen Infografik. Jetzt kostenfrei herunterladen und Hilfe in der Nähe finden.
Download als PDF (881 KB)Das könnte Sie ebenfalls interessieren
Merkmale guter Beratung: So finden Sie den passenden Pflegestützpunkt
Pflegestützpunkte arbeiten mit persönlichen und sehr sensiblen Themen. Da ist es wichtig, dass der Ratsuchende sich wohlfühlt und sich gut beraten weiß.
Die folgenden Punkte erläutern, wie Beratung im Idealfall gestaltet werden sollte:
Kompetent
Die Beratung sollte durch fachlich gut ausgebildete Personen wie Pflegepersonal oder Sozialversicherungsfachangestellte erfolgen.
Zeitnah
Eine Terminvergabe ist kurzfristig möglich und die Beratung kann auf Wunsch telefonisch oder auch in den Räumlichkeiten des Pflegestützpunktes stattfinden.
Persönlich
Ihnen wird ein fester Ansprechpartner zugewiesen, der die Beratung übernimmt. Gemeinsam wird vorab über die Ziele der Beratung gesprochen, sodass ein individueller Leitfaden auf Grundlage Ihres persönlichen Hilfebedarfs entstehen kann.
Vertrauensvoll
Die Beratung erfolgt in einem respektvollen und ruhigen Umfeld, in dem persönliche Anliegen offen thematisiert werden können. Alle Informationen sollten vertraulich behandelt werden und nur durch ausdrückliches Einverständnis am Dritte weitergegeben werden.
Unterstützend
Es gibt nicht immer den einen richtigen Weg: In der Beratung werden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, um die individuellen Herausforderungen des Pflegealltags zu bewältigen. Außerdem sollten Sie bei der Entscheidungsfindung in wichtigen Fragen unterstützt werden.
Verständlich & transparent
Die besprochenen Inhalte sind nachvollziehbar und gut zu verstehen. Begleitendes Informationsmaterial und eine ausführliche Dokumentation sollten außerdem fester Bestandteil der Beratung sein.