Bei einem Dekubitus kommt es zu einer lokalen Schädigung des Gewebes aufgrund einer längeren Belastung und mangelhafter Durchblutung – vor allem bettlägerige Menschen sind davon betroffen. Leidet eine Person unter einem Dekubitus, so ist dies nicht nur äußerst unangenehm für den betroffenen Menschen, auch pflegende Angehörige sind meist schockiert.

Wir erklären Ihnen, wie es im Pflegealltag zu einem Druckgeschwür kommt, wie es behandelt wird und was Sie vorbeugend tun können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Dekubitus ist ein Druckgeschwür, bei dem es zu einer lokalen Schädigung des Gewebes kommt.
  • Zu den Risikofaktoren zählen reduzierte Aktivität, Untergewicht, Infekte und erhöhte Hautfeuchtigkeit.
  • Bei der Behandlung ist es wichtig, Risikofaktoren konsequent zu vermeiden und eine Wundversorgung sicherzustellen.
  • Pflegende Angehörige können die Dekubitus-Prävention mit Maßnahmen in den Bereichen Mobilisation, Ernährung und Hautpflege unterstützen.

Was ist ein Dekubitus?

Ein Dekubitus, also ein Geschwür, das vom Wundliegen verursacht wird, ist in der Pflege als eines der größten Risiken bei pflegebedürftigen Menschen bekannt. Das liegt einerseits daran, dass betroffene Personen oft an Krankheiten, wie etwa Demenz oder Multiple Sklerose, leiden, die sie bettlägerig werden lassen. Andererseits kann ein Dekubitus schnell übersehen werden und dementsprechend später zu großen Beeinträchtigungen führen. Doch was ist ein Dekubitus genau?

Ein Dekubitus, mitunter auch Dekubitalgeschwür, Wundliegegeschwür oder umgangssprachlich Druckgeschwür genannt, ist eine mitunter schwere, lokale Schädigung der Haut, sowie des darunter liegenden Gewebes. Davon betroffen können Stellen am ganzen Körper sein, insbesondere jedoch knöcherne, die großem Druck ausgesetzt sind. Erschwerend hinzu kommen oftmals vor allem Durchblutungsstörungen und Bewegungsmangel. Ein Dekubitus kann sowohl akut als auch chronisch sein.

Der akute Dekubitus entsteht oftmals innerhalb weniger Stunden, manchmal auch Tage. Die Gewebeschädigung bzw. die Hautschädigung ist in einer solchen Situation dann in der Regel oberflächlich. Bei einem chronischen Dekubitus ist genau das Gegenteil der Fall. Er entsteht über einen längeren Zeitraum hinweg und die geschädigte Stelle, genauer gesagt die chronische Wunde, liegt meist unterhalb der obersten Hautschicht. Aus diesem Grund bleibt er häufig unbemerkt, vor allem wenn er auf einer eher selten begutachteten Stelle, wie dem Gesäß, liegt.

Leidet eine Person unter einem Dekubitus oder ist ihr Dekubitusrisiko stark erhöht, stehen die Chancen gut, dass man Anrecht auf einen Pflegegrad hat. Sanubi rät dazu, falls nicht schon geschehen, einen Pflegegrad zu beantragen. Auf die Pflegegrad Begutachtung sollte man sich jedoch gut vorbereiten. Ist der Pflegegrad, von Pflegegrad 1Pflegegrad 2Pflegegrad 3Pflegegrad 4 bis Pflegegrad 5, einmal erteilt, hat man Anspruch auf Pflegehilfsmittel zum Verbrauch, im Wert von 40 Euro, pro Monat.

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Dekubitus: Klassifikation anhand der Symptome

Mediziner teilen einen Dekubitus anhand der Schwere der Symptome in verschiedene Klassifikationen ein. Um dies umzusetzen, haben Experten zahlreiche Systeme entwickelt, die teils gravierende Unterschiede bei der Methodik aufweisen. Das bedeutet: Je nach System lassen sich teils unterschiedliche Grade, Klassen oder Stadien eines Dekubitus beschreiben. Aus diesem Grund ist es bei der Anamnese (Arzt-Patienten-Gespräch) bzw. bei der Einteilung eines Dekubitus wichtig, anzugeben, welches dieser Systeme Anwendung findet. So stellen Mediziner sicher, dass bei Ihrem Familienmitglied die korrekten Pflegeleistungen und andere wichtige Maßnahmen ergriffen werden.

Im Folgenden stellen wir Ihnen die Klassifizierung auf Basis der vom European Pressure Ulcer Advisory Panel (EPUAP) entwickelten Methode vor.

Dekubitus: Kategorien der EPUAP

Die Einteilung eines Dekubitus basierend auf den Kategorien des European Pressure Ulcer Advisory Panel, die im Jahr 2009 erstellt wurden, unterscheidet sich von anderen Methoden, da nicht automatisch von einer stetigen Verschlechterung ausgegangen wird. Stattdessen lässt dieses Kategorisierungssystem Freiraum für eine Besserung und ist auch im Allgemeinen neutraler gehalten. Hier ist zwar die Rede von „Kategorien“, trotzdem begegnet Ihnen im Pflegealltag auch weiterhin noch der feststehende Begriff „Dekubitusgrad“.

Folgende Kategorien gibt es:

  • Kategorie 1: Nicht wegdrückbare Rötung intakter Haut
  • Kategorie 2: Oberflächliches Druckgeschwür bei Teilverlust der Haut mit geschädigter Epidermis und/oder Dermis
  • Kategorie 3: Verlust der Hautschichten und Schädigung bzw. Nekrose des subkutanen Gewebes
  • Kategorie 4: Vollständiger Hautverlust oder Gewebeverlust

Um die Einteilung des Dekubitus noch klarer zu gestalten, kamen 2014 zwei weitere Kategorien hinzu:

  • Keiner Kategorie zuzuordnen: Der Dekubitus kann keinem Stadium zugeordnet werden und die Tiefe ist unbekannt. Ein vollständiger Gewebeverlust kann zwar festgestellt werden, allerdings ist der Wundgrund von Belägen oder Schorf bedeckt, was dazu führt, dass die tatsächliche Tiefe nicht erfasst und somit die Kategorie erst nach Entfernung der Beläge bestimmt werden kann.
  • Vermutete, tiefgehende Gewebeschädigung: Die Tiefe ist auch hier unbekannt. Es liegt ein Bereich von verfärbter Haut, die intakt zu sein scheint, oder eine blutgefüllte Blase vor, welche aufgrund einer Schädigung des unterliegenden Weichgewebes durch Druck oder Scherkräfte entstanden ist. Vor allem bei Menschen mit dunkler Hautfarbe kann es schwierig sein, eine solche Beeinträchtigung des Gewebes zu finden. Über dem dunklen Wundgrund kann es hierbei zu einer dünnen Blase oder Schorf kommen. Die Wunde darunter kann sich zudem weiter verändern und ein rasanter Verlauf bei einer Freilegung zusätzlicher Gewebeschichten kann nicht ausgeschlossen werden.

Gut zu wissen!

Berichtet Ihr Familienmitglied über Schmerzen in einer bestimmten Körperregion oder beobachten Sie eine rote oder violette Hautstelle, sollten Sie hellhörig werden – vereinbaren Sie am besten umgehend einen Arzttermin zur Abklärung.

Wie entsteht ein Dekubitus?

Der Hauptentstehungsgrund für einen Dekubitus ist eine erhöhte, örtliche bzw. lokale Druckbelastung. Mediziner sprechen hier von einem erhöhten Druck auf die Gefäße, also die Kapillaren, was bei einem ausgedehnten Zeitraum zu trophischen Störungen führt. Dauert dieser Druck länger an, kommt es zur Unterversorgung der Zellen – sie erhalten weder genügend Sauerstoff noch Nährstoffe. In Folge dessen kann es dann zu einer Ischämie kommen und es sammeln sich saure Stoffwechselprodukte an, woraufhin das Gewebe nekrotisiert und die Nervenzellen eine irreversible Schädigung davontragen.

Körperregionen mit einem besonders hohen Dekubitusrisiko:

  • Dornfortsätze der Wirbelsäule
  • Kreuzbein und die gesamte Kreuzbeinregion
  • Fersen und Knöchel
  • Rollhügel der Oberschenkelknochen
  • Ohren, Hinterkopf
  • Schultergelenk und Schulterblatt
  • Kniegelenk
  • Ellenbogen

Die Körperstellen sind deshalb so empfindlich, weil hier relativ wenig Muskel oder Fettgewebe über dem Knochen vorhanden und zudem der Auflagedruck sowohl stärker als auch konzentrierter ist. Neben besonders gefährdeten Körperstellen gibt es zusätzlich innerliche, in der Fachsprache intrinsische sowie äußerliche, also extrinsische Risikofaktoren.

Innerliche (intrinsische) Risikofaktoren

Innerliche Risikofaktoren liegen im Patienten selbst. Sie bestehen unabhängig von seinem Umfeld oder anderen äußeren Einflüssen.

Folgende intrinsische Faktoren sollten beachtet werden:

  • Reduzierte Mobilität
  • Untergewicht
  • Diabetes mellitus
  • Altersschwäche, hohes Alter
  • Inkontinenz (Harninkontinenz und Stuhlinkontinenz)
  • Sensibilitätsstörungen
  • Austrocknung
  • Infektionen
  • Andere Krankheiten oder Syndrome
  • Bestimmte Medikamente
  • Fieber

Äußerliche (extrinsische) Risikofaktoren

Äußerliche Risikofaktoren befinden sich im Umfeld Ihres Familienangehörigen und sind dementsprechend auch leichter zu begrenzen oder vollkommen vermeidbar.

Dazu zählen:

  • Scherkräfte
  • Reibung
  • Länger anhaltende Feuchtigkeit
  • Temperatur im unphysiologischen Bereich, bedingt durch äußerliche Einflüsse, wie etwa Wärmflaschen, Kühlpackungen oder Heizkissen

Gut zu wissen!

Im Zusammenhang mit Dekubitus lesen Sie häufig etwas von Scherkräften. Dabei kommt es zu einer Verschiebung der Hautschichten. Ist Ihr Familienmitglied Scherkräften ausgesetzt, verschiebt sich die oberste Hautschicht, die unteren bleiben jedoch an Ort und Stelle. Das führt zu einer gestörten Durchblutung und Verletzungen.

Dekubitus: Behandlungsmöglichkeiten

Hat ein Mediziner ein Druckgeschwür bei Ihrem Familienmitglied diagnostiziert, gilt es im ersten Schritt eine Druckentlastung der betroffenen Stelle umzusetzen. Das klappt mit mehreren Positionsänderungen, deren Frequenz individuell festgelegt werden muss – entscheidend ist hier die Ausgangslage Ihres Angehörigen. In diesem Rahmen werden verschiedene hautschonende und gewebeschonende Bewegungstechniken, Transfertechniken und Positionierungstechniken angewandt. Gleichzeitig ist es wichtig, den Dekubitus nach allen gängigen Regeln der Wundheilung und Wundbehandlung zu versorgen – hier kommt bei schweren Fällen manchmal die plastische Chirurgie zur Anwendung. Befindet sich Ihr Familienmitglied in einem Status, indem keine vollständige Entlastung möglich ist, dann sollte beachtet werden, dass dadurch die Heilung der Wunde erschwert wird. Zusätzlich gibt es diverse Hilfsmittel, die sich sowohl zur Hautpflege als auch zur Druckreduzierung anwenden lassen. Wichtig: Auch wenn Hilfsmittel eine gute Unterstützung bieten, können Sie eine Druckentlastung nicht ersetzen.

Die Behandlung eines Dekubitus wird durch einen Pflegegrad um ein Vielfaches vereinfacht. Vor allem deswegen, weil die Pflegeversicherung eine ganze Reihe von Leistungen bietet. Eine davon ist die monatliche Versorgung mit Pflegehilfsmitteln zum Verbrauch. Sanubi bietet hochwertige Produkte an, die diskret verpackt und schnell geliefert werden.

Dekubitus: Vorbeugung bzw. Prävention

Die gute Nachricht: Ein Dekubitus kann verhindert werden – Sie als pflegender Angehöriger können entscheidend dazu beitragen. In der Pflege, vor allem der professionellen Pflege, ist die sogenannte Dekubitusprophylaxe eine der wichtigsten Aufgaben, denen die Fachkräfte nachkommen müssen.

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Dekubitus-Prävention in 5 Schritten

Zur Einschätzung des Dekubitusrisikos wird oftmals die Braden-Skala verwendet. Darauf aufbauend gibt es verschiedene Maßnahmen, Umstände und Hilfsmittel, die es zu beachten oder durchzuführen gilt. Mit unserem 5-Schritte-Plan erfahren Sie mehr über wichtige vorbeugende Maßnahmen.

1. Vermeidung von Druckstellen

Druckstellen sind eine zentrale Ursache für die Entstehung des Dekubitus. Daher ist es wichtig, dass Pflegepersonen diese bei Ihrem Angehörigen unbedingt vermeiden. Auch Sie können mit vielen Maßnahmen im Pflegealltag dazu beitragen.

Mit folgenden Maßnahmen lassen sich Druckstellen vermeiden:

  • Förderung der Eigenbewegung
  • Mobilisation
  • Glattstreichen der Kleidung oder Unterlagen, um Falten zu vermeiden
  • Besondere Rücksichtnahme auf gefährdete Körperregionen
  • Verzicht auf enge Schuhe oder Kleidungsstücke
  • Sorgfältige Überprüfung der Liegeflächen zur Vermeidung von Zu- und Ableitungen sowie Kleinteilen
  • Abpolsterung von Orthesen

2. Persönlicher Bewegungsplan

Ein weiterer wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Prävention von Druckgeschwüren bei Ihrem Angehörigen ist die regelmäßige Bewegung. Zunächst stellen Fachkräfte bei der Pflegeanamnese fest, welche Rahmenbedingungen bei Ihrem Familienmitglied vorliegen. Das heißt, es wird abgeklärt, ob es irgendwelche Bewegungseinschränkungen, Probleme mit verschiedenen Inkontinenzformen, Sturzgefahr und vieles mehr gibt. Aufgrund dieser Einschätzung erstellen Experten dann einen persönlichen Bewegungsplan für Ihren Angehörigen. Dieser Plan umfasst in der Regel sowohl aktive als auch passive Bewegungsübungen, Balancetraining und unter Umständen auch eine passende Physiotherapie.

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3. Hilfsmittel

Eine gute Dekubitusprophylaxe kommt ohne Hilfsmittel nicht aus. Im Pflegealltag können unterschiedliche druckentlastende oder druckverteilende Hilfsmittel Unterstützung bieten. Dazu gehören unter anderem Weichlagerungsmatratzen, Wechseldruckmatratzen, Mikro-Stimulationssysteme, verschiedene Kissen, Gleitmatten oder Rutschbretter. Der Einsatz der Hilfsmittel richtet sich nach den Pflegezielen für Ihr Familienmitglied.

4. Ernährung

Mangelernährung und Untergewicht stellen ein Risiko für Druckgeschwüre dar. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Ihr Familienmitglied eine nährstoffreiche Ernährung, die vor allem genügend Proteine und Vitamine berücksichtigt, erhält. Außerdem sollte Ihr Angehöriger genügend trinken. Bei älteren Menschen kann das Durstgefühl nachlassen – eine Dehydration stellt nicht nur einen Risikofaktor für Dekubitus dar, sondern schadet ganz allgemein der Gesundheit. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät zu 1,5 Litern Trinkflüssigkeit täglich.

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5. Hautpflege

Die Hautpflege gehört ebenfalls zur Dekubitus-Prävention. Hierbei ist es wichtig, gefährdete Stellen sauber, trocken und geschmeidig zu halten. Besitzt Ihr Angehöriger eine Inkontinenz, kann Ihnen passendes Inkontinenzmaterial dabei helfen. Achten Sie auch darauf, Hautpflegeartikel zielgerichtet und in ausreichender Menge anzuwenden – bei Unsicherheiten können Sie sich beim behandelnden Arzt oder bei Pflegefachpersonen, die bei Ihnen die ambulante Pflege unterstützen, erkundigen. Wichtig: Vermeiden Sie anhaltende Feuchtigkeit, reibendes Material und aggressive Seife.

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Pflegefehler Dekubitus

Ein Dekubitus ist eine schwere körperliche Beeinträchtigung, die für Betroffene nicht nur extrem unangenehm und schmerzhaft ist, sondern vor allem ab einer höheren Kategorie sehr gefährlich werden kann. Deshalb ist es wichtig, bei der Diagnose eines Dekubitus zu handeln. Jetzt geht es darum, die Versorgung für Ihren Angehörigen zu optimieren. Befindet sich Ihr Familienmitglied in einem Pflegeheim, sollten Sie das Gespräch mit den Verantwortlichen suchen. Bei der häuslichen Pflege überprüfen Sie bestenfalls schnellstmöglich, wo Sie ansetzen können: Sprechen Sie mit den Mitarbeitern des ambulanten Pflegedienstes und reflektieren Sie auch Ihre eigenen Pflegekompetenzen. Ein Pflegekurse für Angehörige kann Ihnen wertvolle Informationen für einen gelungenen Pflegealltag geben.

FAQ – Häufige Fragen zu Dekubitus