Pflegekassen Liste 2024 – Aktuelle Leistungen und Kassen im Überblick

Ein langes, selbstbestimmtes Leben in Gesundheit ist etwas, das sich viele wünschen. Doch was passiert, wenn man plötzlich auf Pflege angewiesen ist? Knapp 5 Millionen Menschen in Deutschland sind laut Statistischem Bundesamt pflegebedürftig. Die Pflegeversicherung hilft dabei, Menschen abzusichern, die in ihrem Alltag auf Unterstützung angewiesen sind. Hier erfahren Sie, wer die Träger der Pflegeversicherung sind, welche Pflegekasse für Sie zuständig ist und mit welchen Leistungen der Pflegeversicherung Sie rechnen können. 

Nach aktuellen Schätzungen zur Bevölkerungsentwicklung werden in Deutschland im Jahr 2040 ca. 21,5 Millionen Menschen leben, die 67 Jahre oder älter sind.2 Um den steigenden Bedarf an Pflege zu finanzieren und zu organisieren, wurde 1995 die Pflegeversicherung als eigenständige Säule der Sozialversicherungen in Deutschland etabliert. Träger dieser Versicherung heißen Pflegekassen. Sie sind für das Einziehen der Versicherungsbeiträge und das Erbringen der Leistungen der Pflegeversicherung zuständig. Außerdem sind sie für Angehörige einer der wichtigsten Anlaufstellen, wenn es um die Beantragung von Pflegeleistungen geht. 

Pflegeversicherung nach Personengruppen

Allgemein gilt: Für alle Versicherten, ob gesetzlich oder privat, besteht eine Versicherungspflicht. Die Pflegeversicherung ist dabei generell dort angesiedelt, wo auch die Krankenversicherung abgeschlossen wurde. 

Gesetzlich Krankenversicherte

Wer eine gesetzliche Krankenversicherung hat, ist automatisch in der jeweiligen Pflegeversicherung mitversichert – ohne einen gesonderten Antrag stellen zu müssen. Sollte die Versicherungspflicht entfallen, beispielsweise durch einen Umzug ins Ausland, kann die soziale Pflegeversicherung auf Antrag bei der Pflegekasse weitergeführt werden. 

Familienversicherte 

Für alle, die im Rahmen der Familienversicherung mitversichert sind, entfallen die Beiträge zur Pflegeversicherung. Dies gilt beispielsweise für unterhaltsberechtigte Kinder und Ehepartner*innen, deren regelmäßiges Monatseinkommen nicht über 470€ liegt. 

Freiwillig Versicherte

Freiwillig gesetzlich Krankenversicherte müssen, ebenso wie gesetzlich Krankenversicherte, bei einer Pflegekasse versichert sein. Von dieser Pflicht kann man sich jedoch befreien lassen, wenn die Pflege-Pflichtversicherung stattdessen bei einem privaten Versicherungsträger abgeschlossen wird. 

Privat Krankenversicherte

Für alle, die sich privat krankenversichern, ist eine private Pflegeversicherung (PPV) notwendig. Die Leistungen der PPV sind mit denen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung vergleichbar, nur dass es, wie bei der PKV, anstelle der Sachleistungen eine Kostenerstattung gibt. 

Sonstige Versicherte

Auch alle Personen, die weder privat noch gesetzlich krankenversichert sind, unterliegen der Versicherungspflicht der Pflegeversicherung. Dies können beispielsweise Menschen sein, die nach dem Bundesversorgungsgesetz Anspruch auf Heil- oder Krankenbehandlungen haben. 

Öffentliche Pflegekassen in Deutschland

Private Pflegekassen in Deutschland

Ob jemand gesetzlich pflegeversichert ist oder sich privat versichern kann, ist ebenso wie bei der Krankenversicherung abhängig von der Versicherungspflichtgrenze. 2024 liegt diese bei jährlich 69.300 €. Wer also pro Monat mehr als 5.175 € verdient, kann eine private Krankenversicherung in Anspruch nehmen. Außerdem können sich auch Studierende, Selbstständige und Beamtinnen und Beamten für eine private Kranken- und Pflegeversicherung entscheiden. 

Kosten der gesetzlichen Pflegeversicherung

Um die Kosten für die Leistungen der Pflegeversicherung zu decken, erhebt die Versicherung Beiträge, die zu gleichen Teilen von Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen bezahlt werden. Die Höhe des Beitrages ist abhängig vom Bruttoeinkommen und beträgt 2024 3,4% auf beitragspflichtige Einnahmen. Kinderlose zahlen zudem einen Beitragszuschlag von 0,35% zusätzlich. 

Verteilung der Beiträge zur gesetzlichen Pflegeversicherung:

Quelle: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/user_upload/BMG_Ratgeber_Pflege_bf_neu.pdf (Stand: 2.3.23) 

Kosten der privaten Pflegeversicherung

Private Versicherungsunternehmen finanzieren sich ebenfalls über die Beiträge ihrer Versicherten, jedoch ist hierfür nicht das Bruttoeinkommen entscheidend. Vielmehr wird hier als Alter und der Gesundheitszustand der Versicherten beim Versicherungsabschluss berücksichtigt. Grund hierfür sind die sogenannten Altersrückstellungen – also Rücklagen, die die Versicherung bilden muss, um Beitragsentwicklungen im Alter abmildern zu können. 

Schließt jemand erst im hohen Alter eine private Pflegeversicherung ab, ist das Risiko für die Versicherung sehr hoch und zudem die Zeit, um Altersrückstellungen zu bilden, sehr kurz, sodass die Prämie höher ausfallen wird. 

Wird ein Mensch pflegebedürftig, hat er oder sie oder auch die pflegenden Angehörigen Anspruch auf Leistungen der Pflegeversicherung. Ziel ist es dabei, den Pflegealltag zu verbessern und auf die individuellen Einschränkungen und Bedürfnisse der versicherten Person einzugehen. Die Höhe der Leistungen bemisst sich dabei auf Grundlage der Schwere der Beeinträchtigungen – die sogenannten Pflegegrade. Einen Antrag auf diese Leistungen stellen Sie bei der jeweiligen Pflegekasse. 

Wir haben die wichtigsten Leistungen der Pflegeversicherung, abhängig von der Art der Pflege, für Sie zusammengestellt: 

Häusliche Pflege

Pflegegeld

• Geldleistung, die ab Pflegegrad 2 beantragt werden kann
• dient der Sicherstellung von Pflege und Betreuung des Versicherten und Unterstützung bei der Haushaltsführung
• wird an die pflegebedürftige Person ausgezahlt 

Pflegesachleistungen

• Geldleistung, die ab Pflegegrad 2 beantragt werden kann
• dient der Finanzierung eines ambulanten Pflege- oder Betreuungsdienstes
• wird bei gesetzlich Versicherten in der Regel direkt an den Pflegedienst ausgezahlt. Privat Versicherte bekommen die Rechnung nach Einreichen erstattet 

Entlastungsbetrag

• Geldleistung (maximal 125€ pro Monat), die ab Pflegegrad 1 beantragt werden kann
• dient der Entlastung pflegender Angehöriger und dem Erhalt eines selbstbestimmten Alltags des Versicherten
• wird als Kostenerstattung nach Einreichen der Rechnungen gezahlt 

Umwandlungsanspruch

• Geldleistung, die ab Pflegegrad 2 beantragt werden kann, wenn der Maximalbetrag für Pflegesachleistungen nicht vollständig in Anspruch genommen wurde
• bis zu 40% des Budgets für ambulante Pflegesachleistungen können so in Leistungen zur Alltagsunterstützung „umgewandelt“ werden
• wird als Kostenerstattung nach Einreichen der Rechnungen gezahlt 

Verhinderungspflege

• Geldleistung (maximal 1612€ pro Jahr), die ab Pflegegrad 2 für maximal 6 Wochen je Kalenderjahr beantragt werden kann
• dient der Sicherstellung der Pflege bei Urlaub oder anderer Verhinderung der Pflegeperson
• wird entweder direkt an professionellen Pflegedienst oder aber die versicherte Person gezahlt 

Pflegeunterstützungsgeld

• Geldleistung, die ab Pflegegrad 1 für maximal 10 Arbeitstage beantragt werden kann
• dient der finanziellen Unterstützung pflegender Angehöriger, die durch die Pflege kurzzeitige Arbeitsausfälle überbrücken müssen, ohne dafür Lohnfortzahlungen oder Krankengeld zu erhalten
• wird von der Pflegekasse bzw. dem privaten Versicherungsunternehmen des pflegebedürftigen Angehörigen gezahlt 

Leistungen in ambulanten Wohngruppen

• Geldleistung in Form von Wohngruppenzuschlag und Anschubfinanzierung für die Unterstützung von Pflegewohngemeinschaften
• kann ab Pflegegrad 1 für Pflege-WGs beantragt werden
• dient der Finanzierung einer Pflegekraft oder der Umgestaltung der Wohnräume 

Maßnahmen zur Verbesserung des Wohnumfelds

• Geldleistung (maximal 4000€ pro Person), die ab Pflegegrad 1 beantragt werden kann
• dient der Anpassung der Wohnung oder des Hauses der pflegebedürftigen Person, um einen reibungslosen Pflegealltag zu ermöglichen
• wird bei Bewilligung nach Übermittlung der zu erwartenden Umbaukosten ausgezahlt 

Pflegehilfsmittel und digitale Pflegeanwendungen

• Geldleistungen (maximal 40€ bzw. 50€ pro Monat), die ab Pflegegrad 1 beantragt werden können
• dient der Beschaffung von Pflegemitteln, wie Betteinlagen oder Handschuhen, aber auch technischen Hilfsmitteln und digitalen Produkten 

Soziale Absicherung der Pflegeperson

• Leistung der Pflegeversicherung, die teilweise ab Pflegegrad 1 beantragt werden kann
• dient der sozialen Unterstützung der Pflegeperson
• die Pflegekasse bezuschusst die Beiträge für Renten-, Arbeitslosen-, Kranken- und Pflegeversicherung der Pflegeperson, abhängig vom Pflegegrad der zu pflegenden Person 

Teilstationäre Pflege, Kurzzeitpflege und Übergangspflege

Teilstationäre Versorgung (Tages- und Nachtpflege)

• Geldleistung (maximal 1.995€ pro Monat), die ab Pflegegrad 2 beantragt werden kann
• dient der vorübergehenden Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung zur Ergänzung der häuslichen Pflege
• Pflegekasse übernimmt die Kosten für die medizinische und pflegerische Behandlungen, nicht aber für die Unterbringung und Verpflegung 

Kurzzeitpflege

• Geldleistung (maximal 1.774€ pro Kalenderjahr), die ab Pflegegrad 2 beantragt werden kann
• dient der Finanzierung einer kurzfristigen stationären Pflege, beispielsweise nach einem Krankenhausaufenthalt 

Vollstationäre Pflege 

• Geldleistung (maximal 2.005€ pro Monat), die ab Pflegegrad 1 beantragt werden kann
• dient der Finanzierung der Pflegekosten bei einem dauerhaften stationären Aufenthalt in einer Pflegeeinrichtung
• kann die Leistung der Pflegekasse die Kosten nicht vollständig decken, ist ein Eigenanteil zu zahlen, der jedoch unabhängig vom Pflegegrad ist
• Pflegeversicherung zahlt außerdem einen Leistungszuschlag zum Eigenanteil, der abhängig von der Aufenthaltsdauer pro Jahr ansteigt 

Höhe des Leistungszuschlags nach Aufenthaltsdauer:

Ist ein Mensch auf Pflege angewiesen, kann dies eine enorme finanzielle Belastung für ihn und seine Familie bedeuten. Um sich und die Angehörigen vor hohen Pflegekosten zu schützen, erwägen viele Menschen deshalb eine private Pflegezusatzversicherung. Denn die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung reichen oft nicht aus, um alle Kosten für den Pflegealltag zu decken. 

Vor dem Abschluss einer Pflegezusatzversicherung sollten Sie jedoch folgende Punkte bedenken: 

• Welchen finanziellen Rahmen soll die Versicherung abdecken? Würden Sie eher eine ambulante oder eine stationäre Pflege bevorzugen und wie viel Eigenanteil ist für ihr bevorzugtes Pflegeheim zu zahlen?
• Welche finanziellen Mittel stehen Ihnen im Alter zur Verfügung? Welche Einnahmen aus Rente, Vermögen oder Unterstützung durch Angehörige erwarten Sie?
• Können Sie pflegerische Unterstützung durch Angehörige oder von anderen Personen erhalten? 

Pflegeversicherung – Diese Arten gibt es

Wer sich im Pflegefall zusätzlich absichern möchte, hat folgende Möglichkeiten zur Auswahl: 

Pflegetagegeldversicherung

Die Pflegetagegeldversicherung ist die beliebteste Pflegezusatzversicherung.3 Wie der Name es sagt, wird im Falle der Pflegebedürftigkeit ein festgelegtes Tagegeld ausgezahlt – oft abgestuft je nach Höhe des Pflegegrades. Achten Sie darauf, dass die Leistung auch bei ambulanter Pflege gezahlt wird, denn die meisten Menschen in Deutschland werden Zuhause gepflegt! 

Pflegekostenversicherung

Die Pflegekostenversicherung kommt ganz oder teilweise für den verbleibenden Eigenanteil auf, der bei ambulanter oder stationärer Pflege nicht von der Pflegekasse getragen wird. Zu beachten ist hier, dass die Kosten für Unterkunft und Verpflegung in einem Pflegeheim nicht automatisch Teil der Leistung sein müssen. Hier hilft ein genauer Blick in den Versicherungsvertrag. 

Pflegerentenversicherung

Die Pflegerentenversicherung funktioniert wie eine klassische Rentenversicherung: Es wird ein monatlicher Betrag in die Versicherung eingezahlt, bis ein gewisses Alter erreicht ist oder der Pflegefall eintritt. Dann erhält die versicherte Person eine monatliche Rente als Auszahlung, die eine Überschussbeteiligung beinhalten kann. Das heißt, dass der vereinbarte Auszahlungsbetrag höher liegt, wenn das Versicherungsunternehmen Gewinne erwirtschaften konnte. Auch hier gilt: Die Höhe der Rentenzahlung kann an den Pflegegrad gebunden sein.