Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, die vornehmlich in der zweiten Lebenshälfte auftritt.[1] Ein folgenschwerer Verlauf oder die Kombination mit Alterungsprozessen oder weiteren Erkrankungen kann zu einer Pflegebedürftigkeit führen. Diabetes mellitus stellt Angehörige in der Pflege vor besondere Herausforderungen. Diese betreffen neben der Überwachung des Blutzuckers auch die Ernährung sowie einige andere Bereiche der häuslichen Pflege.
Wir zeigen Ihnen, was Sie im Pflegealltag mit einem Angehörigen mit Diabetes beachten sollten, und geben hilfreiche Tipps für die Versorgung.
Das Wichtigste in Kürze
- Diabetes mellitus wird unterschieden in Typ-1 und Typ-2.
- Begleiterscheinungen und Folgeerkrankungen sind die größten Herausforderungen in der Pflege von Diabetes-Patienten.
- Die Beeinträchtigung der Selbstständigkeit bestimmt maßgeblich den vorliegenden Pflegegrad bei Diabetes.
- Betroffene und Angehörige erhalten unter Umständen Unterstützung durch die Pflegekasse.
Was ist Diabetes mellitus?
Bestimmt sind auch Sie bereits mit der Bezeichnung Diabetes mellitus in Berührung gekommen. Der Begriff steht stellvertretend für verschiedene Stoffwechselerkrankungen. Sie alle haben eine Gemeinsamkeit: Sie lösen erhöhte Blutzuckerwerte aus, deshalb werden sie auch Zuckerkrankheit genannt. Die erhöhten Blutzuckerwerte entstehen deshalb, weil Betroffene entweder zu wenig von dem Hormon Insulin im Körper haben oder dieses nicht wie gewünscht wirkt. Mediziner unterscheiden die Hauptformen Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2 voneinander. Alleine in Deutschland leiden etwa 7,2 % im Alter zwischen 18 und 79 Jahren an der Stoffwechselerkrankung, mit bis zu 95 % ist Diabetes Typ 2 besonders häufig vertreten.[1]
So kommt es bei Diabetes zu einem Pflegebedarf
Das Wichtigste vorweg: Nicht jeder Mensch mit Diabetes mellitus ist pflegebedürftig. Allerdings gilt es dem hohen Blutzucker konsequent entgegenzuwirken, um Folgeschäden zu vermeiden. Das wiederum erfordert ein gewisses Maß an Selbstdisziplin, Organisationsvermögen und Verständnis. Ein Mensch, der aufgrund einer Demenz oder Depression kognitiv oder psychisch beeinträchtigt ist, kann die Selbstversorgung womöglich nicht oder nur anteilig übernehmen. Auch körperliche Einschränkungen stehen einer zielgerichteten Versorgung bei Diabetes oft im Weg. Grundsätzlich kann Diabetes in jedem Alter vorkommen, der Diabetes Typ 2 tritt aber häufig in der zweiten Lebenshälfte auf – zu diesem Zeitpunkt können Alterungsprozesse bereits zu einer Abnahme der Selbstständigkeit geführt haben. Wird die Erkrankung nicht, unzureichend oder zu spät behandelt, können sich ernste Folgen einstellen, die ebenfalls einen Pflegegrad auslösen oder verstärken können.
Diabetes-Folgen, die einen Pflegebedarf auslösen können:
- Retinopathie (Veränderungen an der Netzhaut)
- Nephropathie (Nierenerkrankungen)
- Neuropathie (Erkrankungen der peripheren Nerven)
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
- Diabetisches Fußsyndrom (DFS)
- Herzerkrankungen wie Herzinfarkt
- Schlaganfall
Daran erkennen Sie, dass Ihr Angehöriger Pflege benötigt
Viele Menschen in Deutschland sind zuckerkrank, bekommen ihre Blutzuckerwerte aber mit Gegenmaßnahmen wie Bewegung oder der Verabreichung von Insulin selbst in den Griff – aufgrund der Diagnose können Sie also nicht automatisch davon ausgehen, dass Unterstützung gefragt ist. Wenn Sie sich unsicher sind, ob womöglich bereits eine Pflegebedürftigkeit vorliegt, können Sie auf folgende Anzeichen achten:
- Ihrem Angehörigen fällt es schwer, seinen Alltag zu organisieren.
- Ihr Familienmitglied hat Schwierigkeiten mit der Haushaltsführung (z.B. Wäschewaschen, Einkaufen, Reinigung vom Badezimmer).
- Die Mobilisierung, beispielsweise das Treppensteigen, ist eine immer größer werdende Herausforderung für Ihren Angehörigen.
- Die Organisation von Arztterminen und Rezepten klappt nicht mehr alleine.
- Das Sortieren und Verabreichen von Medikamenten gelingt Ihrem Angehörigen nicht mehr ausreichend.
- Ihr Familienmitglied hat Schwierigkeiten mit der Nahrungszubereitung oder der Nahrungsaufnahme.
- Ihr Angehöriger kann der Körperhygiene nicht mehr selbstständig im ausreichenden Umfang nachkommen.
Wie sehen typische Pflegemaßnahmen bei Diabetes aus?
Wenn Sie sich für eine häusliche Pflege entschieden haben, hängt der Pflegeaufwand maßgeblich von dem Gesundheitszustand Ihres Angehörigen ab. Von kleinen Handgriffen im Haushalt bis hin zu einer eingehenden Begleitung durch den Alltag, ist alles möglich. Ihre Unterstützung kann also einige Male in der Woche oder täglich gefragt sein. Pflegebedürftige Diabetes-Patienten haben häufig einen Hilfsbedarf bei der Grundpflege, also der Mobilisierung, Ernährung und Körperpflege. Außerdem liegt das Augenmerk auf dem Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen. Ihr Angehöriger benötigt mit Blick darauf womöglich Unterstützung bei Arztbesuchen, der Einnahme von Medikamenten oder bei der Handhabung von Hilfsmitteln. Folgende Tabelle zeigt Ihnen, welche Pflegetätigkeiten auf Sie zukommen können, wenn Sie sich um Ihr Familienmitglied kümmern.
Mögliche Pflegetätigkeiten bei Diabetes
- Sicherstellung der Grundbedürfnisse im Bereich der Körperpflege, Ernährung und Mobilisation.
- Einhaltung von Maßnahmen zur Sturzprävention.
- Übernahme von Haushaltstätigkeiten, wie Einkaufen, Wäschewaschen oder Küchenreinigung.
- Unterstützung bei Beamtengängen und Antragsstellungen.
- Hilfe bei der Sortierung und Einnahme von Medikamenten.
- Fahrdienste und Begleitung zu Arztterminen oder Therapien.
- Organisation des Alltags und Begleitung bei Unternehmungen.
- Unterstützung zur Pflege und dem Ausbau sozialer Kontakte.
Können Menschen mit Diabetes eine häusliche Pflege empfangen?
Einer häuslichen Pflege bei Diabetes steht zunächst nichts im Weg. Für Sie als pflegenden Angehörigen bedeutet die Entscheidung für eine Versorgung im gewohnten Umfeld eine regelmäßige Kontrolle der Blutzuckerwerte, vermehrte Konzentration auf eine ausgewogene Ernährung und teilweise ein Mehraufwand in der Pflege durch verschiedene Begleit- und Folgeerkrankungen.
Von den pflegenden Angehörigen wird je nach Schwere der Erkrankung oft ein hohes Maß an Wissen über Diabetes gefordert. Dies gilt vor allem bei insulinpflichtigen Diabetikern, also Patienten, die Insulin spritzen müssen. Leichte Formen von Diabetes-Typ-2 sind in der Regel mit Tabletten gut behandelbar und weniger mit schweren Begleiterscheinungen verbunden.
Unser Tipp: Lassen Sie sich durch die vielen Anforderungen an den Pflegealltag nicht entmutigen. Die Pflegekasse bietet Pflegekurse für Angehörige an. In der Regel ist es so, dass pflegende Angehörige in den Pflegealltag „hineinwachsen“ – Unterstützung zur Strukturierung des Pflegealltags gibt es unter anderem in Pflegestützpunkten oder durch die Pflegeberatung.
Besonderheiten bei Diabetes im hohen Alter
Während bei jungen Diabetikern und Personen mit Diabetes-Typ-1 noch vermehrt auf die Ernährung geachtet wird, ist man bei alten Menschen mit Diabetes-Typ-2 inzwischen dazu übergegangen, die Ernährung etwas entspannter zu betrachten. Ist Ihr Angehöriger zum Beispiel das Stück Kuchen am Nachmittag gewohnt, sollten Sie dieses nicht zwangsläufig streichen, sondern die Insulindosis entsprechend anpassen. Ebenso sollten Sie bedenken, dass bei älteren Menschen der Nüchternblutzucker und der Blutzucker nach dem Essen naturgemäß oft etwas höher ist, als bei jüngeren Menschen. Sprechen Sie die ermittelten Werte am besten mit dem Arzt ab.
Gut zu wissen!
Eine Tabelle mit den Norm-Werten des Blutzuckers finden Sie in unserem Ratgeber Diabetes.
Pflege bei Diabetes: Balanceakt zwischen Ernährung und Insulinverabreichung
Erkrankt Ihr Angehöriger an Diabetes, müssen Sie ihm nicht automatisch Insulin verabreichen. Eine Insulinpflicht kann aber bei schweren Verlaufsformen eintreten. Dann steht eine Blutzuckerkontrolle täglich, oft mehrmals, auf dem Plan. Mit der Kontrolle ermitteln Sie die individuell benötigte Insulindosierung. Insulininjektionen mit Spritze oder Insulinpen sind dann Teil des Pflegealltags. Auch auf die Ernährung müssen Sie bei der Pflege von Angehörigen mit Diabetes achten. Gerade beim sogenannten Altersdiabetes, also Diabetes-Typ-2 im fortgeschrittenen Alter, kann es zur Mangelernährung kommen, weil die Patienten insgesamt meist zu wenig essen und damit auch zu wenig Nährstoffe aufnehmen. Entscheidend ist, dass Sie die Ernährung an die Bedürfnisse Ihres Angehörigen anpassen. Dadurch halten Sie auch die Blutzuckerwerte, so gut es geht, im Normbereich und riskieren weder eine Unter- noch eine Überzuckerung. Für diesen Balanceakt haben Sie im besten Fall genaue Kenntnisse über Lebensmittel und einen ausgearbeiteten Ernährungsplan. Eine Ernährungsberatung und Informationsveranstaltungen der Kranken- bzw. Pflegekasse sind hier hilfreich.
3 wichtige Pflegebausteine bei Diabetes im Überblick
Die häusliche Pflege bei Diabetes gelingt auch Menschen ohne Vorerfahrung. Mit der Bereitschaft, sich in das Thema einzuarbeiten und der nötigen Unterstützung, beispielsweise durch einen ambulanten Pflegedienst, kann Ihr Angehöriger weiterhin in seinem gewohnten Umfeld verbleiben. Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick auf die wichtigsten Pflegebereiche bei Diabetes werfen.
1. Pflege bei Diabetes: Baustein Ernährung
Die Ernährung eines Diabetikers unterscheidet sich heute nicht mehr grundlegend von der eines Menschen ohne Diabetes – einer ausgewogenen Ernährung kommt jedoch mehr Gewicht zu. Beachten Sie bei der Gestaltung des Speiseplans daher Folgendes:
- Reichen Sie Ihrem Angehörigen abwechslungsreiche und ausgewogene Lebensmittel. Dazu gehören Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse.
- Beobachten Sie, wie sich Kohlehydrate auf den Blutzuckerspiegel auswirken. Manche Personen mit Diabetes müssen hier vorsichtig sein.
- Ernähren Sie Ihr Familienmitglied fettarm, besonders, wenn Diabetes-Typ-2 durch Übergewicht entstanden ist.
- Verzichten Sie nach Möglichkeit auf die Bereitstellung von gezuckertem Tee, Limonaden und anderen süßen Getränke.
- Achten Sie darauf, dass Ihr Angehöriger keinen oder nur wenig Alkohol trinkt. Vor allem wenn Ihr Familienmitglied zu Unterzuckerung neigt, sollte es auf Alkohol verzichten.
Ein Diabetologe kann Ihnen dabei helfen, einen Ernährungsplan für Ihren Angehörigen auszuarbeiten.
2. Pflege bei Diabetes: Baustein Bewegung
Im Zusammenhang mit Diabetes lesen Sie wiederholt von Bewegung. Das hat einen guten Grund, denn körperliche Aktivität kann sich positiv auf die Erkrankung auswirken. Das liegt daran, dass körperliche Ertüchtigung im Organismus dazu führt, dass die Körperzellen Zucker aus dem Blut aufnehmen, dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel. Wer sich regelmäßig bewegt, kann damit rechnen, dass sich die Empfindlichkeit der Körperzellen gegenüber Insulin optimiert – so nehmen die Zellen künftig noch mehr Zucker aus dem Blut auf. Darüber hinaus stärkt Bewegung allgemein das körperliche und psychische Wohlbefinden.[1]
Zusätzliche Informationen zur Bewegung bei Diabetes:
- Die Weltgesundheitsorganisation rät zu 150 bis 300 Minuten Bewegung mit mittlerer Intensität pro Woche (das gilt für die Altersgruppe 18-65 Jahre).
- Geeignete Sportarten können Radfahren, Schwimmen oder Walken sein.
- Jede Bewegung zählt: Selbst kurze Bewegungsintervalle verbessern das Wohlbefinden.
- Sorgen Sie für Abwechslung: Machen Sie gemeinsame Spaziergänge oder besuchen Sie Schnupperkurse beim heimischen Sportverein.
- Geben Sie Ihrem Angehörigen neue Impulse – Yoga, Pilates, Qigong und Tai-Chi können die Geschicklichkeit, Beweglichkeit und das Koordinationsvermögen verbessern.
3. Pflege bei Diabetes: Baustein Hautpflege
Diabetiker zeigen vergleichsweise oft Veränderungen ihrer Haut – bis zu 80 % der Patienten sind davon betroffen, insbesondere Typ-2-Diabetiker. Eine entscheidende Ursache der Hautkrankheiten ist der erhöhte Blutzuckerspiegel. Erhält Ihr Angehöriger Tipps und/oder Medikamente zur Blutzuckerkontrolle kann das Hautveränderungen entgegenwirken oder ihren Verlauf ausbremsen.[2] In der Pflege sind Sie nicht selten aber trotzdem mit trockener, rissiger und weniger widerstandsfähiger Haut konfrontiert. Eine gute Hautpflege ist deshalb unabdinglich.
Folgende Tipps unterstützen die Hautpflege:
- Vermeiden Sie ausgedehnte heiße Bäder oder Duschen, sie führen zu trockener Haut.
- Tupfen Sie die Haut nach dem Waschen trocken, anstatt sie abzureiben.
- Nutzen Sie Waschlotionen mit einem pH-Wert von 5,5, diese orientieren sich an dem hauteigenen Säuregrad.
- Rissiger, juckender und trockener Haut können Sie mit Ölbädern, speziellen Cremes oder harnstoffhaltigen Salben entgegenwirken – sprechen Sie hierfür mit einem Dermatologen.
Auch an den Füßen ist die Haut von Diabetikern trocken. Sie können die Füße daher regelmäßig mit harnstoffhaltigen Pflegeprodukten eincremen, am besten nach dem Waschen. Warten Sie, bis die Creme vollständig eingezogen ist, ehe Sie Ihrem Angehörigen wieder die Socken anziehen.
Gut zu wissen!
Hautjucken ist ein häufiges Symptom bei Diabetes. Entsprechende Medikamente verschaffen Linderung – sprechen Sie die Beschwerden bei dem behandelnden Hausarzt an.
Besondere Risikofaktoren in der Pflege bei Diabetes
Es gibt eine Reihe von Folgeerkrankungen und Begleiterscheinungen bei Diabetes, die sich auf den Pflegealltag auswirken. Wir haben die häufigsten für Sie aufgelistet.
Achtung Sturzgefahr!
Ältere Menschen mit Typ-2-Diabetes besitzen ein erhöhtes Sturzrisiko. Oft ist bei Betroffenen das Gleichgewicht eingeschränkt. Die abnehmende Sehfähigkeit, die bei Diabetes ebenfalls eintreten kann, ist ein zusätzlicher Risikofaktor für vermehrte Stürze. Zudem haben Menschen mit Diabetes im Alter häufig ein herabgesetztes Reaktionsvermögen und stützen sich deswegen oft nicht schnell genug ab, wenn sie fallen. Die Sturzfolgen sind daher oft gravierender und reichen bis zu Knochenbrüchen – besonders fatal sind Stürze bei Menschen mit Osteoporose. Eine gute Sturzprophylaxe ist also ein wichtiger Teil des Pflegealltags.
Folgendes hilft, Stürze zu vermeiden:
- Beseitigen Sie Stolperfallen, wie herumliegende Kabel oder rutschige und umknickende Teppichläufer.
- Stellen Sie Ihren Angehörigen bei einem Augenarzt vor, womöglich ist eine Versorgung mit einer Brille nötig.
- Im häuslichen Bereich sollte Ihr Angehöriger am besten rutschfeste Socken tragen – locker sitzende Schlappen können das Unfallrisiko erhöhen.
- Sorgen Sie für nicht zu lange und nicht zu weite Kleidung. Ihr Angehöriger sollte beim Gehen seine Füße sehen können.
- Falls nötig, stellen Sie Ihrem Angehörigen eine passende Gehhilfe wie einen Rollator oder einen Gehstock zur Verfügung.
- Markieren Sie die Stufen gut sichtbar, beispielsweise mit LED-Streifen.
- Schaffen Sie gutes Licht, das nicht blendet und wenig Schatten wirft.
- Ermöglichen Sie Ihrem Angehörigen spezielles Anti-Sturztraining durch einen Physiotherapeuten oder durch zugelassene, digitale Pflegeanwendungen (DiPAs).
Bei einer gut durchgeführten Sturzprophylaxe kann in vielen Fällen das Sturzrisiko von Patienten mit Diabetes auf das Normrisiko gesenkt werden. Es ist dann also nicht höher als das Sturzrisiko von Menschen ohne Diabetes.
Achtung diabetischer Fuß!
Der diabetische Fuß und Gefäßschäden an Beinen und Füßen sind die häufigsten Komplikationen bei Diabetes. Schauen Sie sich deswegen täglich die Füße Ihres pflegebedürftigen Angehörigen an. Untersuchen Sie die Füße dabei auf Druckstellen, Blasen, Rötungen, Verletzungen sowie ungewöhnlicher Hornhautbildung. Chronische Wunden, zu denen auch der diabetische Fuß gehört, können Sie so oft verhindern. Für die generelle Fußpflege, also zur Entfernung der Hornhaut und zum Nägel schneiden, sollten Sie eine medizinische Fußpflege beauftragen. Diese kommt bei Bedarf auch ins Haus. Fuß- und Beinwunden, die als Langzeitfolge von Diabetes entstanden sind und mit Gefäßverletzungen zusammenhängen, bedürfen besonderer Behandlung. Diese Wunden infizieren sich sehr leicht und sollten deshalb von Spezialisten behandelt werden, um eine Amputation der Gliedmaßen nicht zu riskieren. Beim diabetischen Fuß arbeiten Allgemeinärzte, Diabetologen und Gefäßchirurgen zusammen.
Übrigens: Menschen mit einem diabetischen Fuß erhalten Fußpflege auf Rezept. Die Kosten übernimmt dann die Krankenkasse.
Achtung: schlecht heilende Wunden!
Bei Diabetes heilen Wunden schlechter und auch kleinere Verletzungen können sich schnell entzünden. Pflegende Angehörige sollten sich daher mit der Wundversorgung auskennen und Verletzungen immer gut im Blick haben. Berühren Sie Wunden möglichst nicht direkt und tragen Sie bei der Wundversorgung immer Einmalhandschuhe. Haben Sie stets geeignete Desinfektionslösungen im Haus, also spezielle Wunddesinfektionen, und benutzen Sie sterile Kompressen bei größeren Wunden. Bei kleineren Wunden reichen Pflaster. Achten Sie auch hier darauf, die wattierte Fläche, die mit der Wunde in Kontakt kommt, nicht zu berühren. Insbesondere für Menschen mit Diabetes, die sich aufgrund der trockenen Haut schneller Verletzungen zuziehen, ist ein aktueller Tetanusimpfschutz zu empfehlen.
Gut zu wissen!
Die bei der Wundversorgung so wichtigen Einmalhandschuhe gehören zu den Pflegehilfsmitteln, diese finden Sie in unserer Pflegebox. Bei bestehendem Pflegegrad und häuslicher Pflege übernimmt die Pflegekasse die Kosten für diese Verbrauchsmaterialien.
Achtung Inkontinenz!
Diabetes mellitus und Harninkontinenz können zusammen auftreten, vor allem im fortgeschrittenen Alter. Schließlich schadet ein hoher Blutzuckerspiegel auch der Blasenfunktion. Vor allem eine überaktive Blase, bei der Patienten einen häufigen Harndrang verspüren, ist möglich. Außerdem wirken sich altersbedingte Veränderungen auf die Kontinenz aus. Dazu tragen kognitive Defizite, wie sie bei einer Demenz auftreten, bei. Im Hinblick auf die empfindliche Haut von Menschen mit Diabetes sollten Sie besonders genau darauf achten, Inkontinenzprodukte regelmäßig zu wechseln.
Inkontinenz bei Diabetes: Tipps für den Pflegealltag
- Legen Sie sich Bettschutzeinlagen (Einmalartikel oder waschbare Produkte) zu.
- Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, denn Personen mit Inkontinenz vermeiden oft zu trinken, aus Angst vor „Missgeschicken“.
- Vermeiden Sie harntreibende Getränke wie Kaffee, Tee oder Alkohol.
- Greifen Sie auf zusätzliche Inkontinenzprodukte wie Einlagen oder spezielle Slips zurück.
- Hilfsmittel wie Toilettenstühle oder Bettpfannen können bei einer eingeschränkten Mobilität hilfreich sein.
Hilfsmittel für die Pflege bei Diabetes
Bei einer Pflegebedürftigkeit können Hilfsmittel dazu beitragen, den Pflegealltag zu vereinfachen. Außerdem fördern sie bei regelmäßiger Anwendung die Selbstständigkeit Ihres Angehörigen. Welche Hilfsmittel Ihr Familienmitglied im Alltag benötigt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Muss sich Ihr Angehöriger Insulin verabreichen, ist womöglich eine Insulinpumpe von Vorteil. Auch Gehhilfen können Erleichterung verschaffen.
Hilfsmittel im Pflegealltag bei Diabetes:
- Gehhilfen wie ein Rollator oder Gehstock
- Spezielle Hilfsmittel zum Glukosemanagement
- Pflegebett zum einfachen Aufstehen und Positionieren
- Pflegehilfsmittel zum Verbrauch wie Desinfektionsmittel
- Messgeräte für Körperzustände, bzw. -funktionen wie Blutzuckermessgeräte
- Inkontinenzhilfen
- Kranken- und Behindertenfahrzeuge wie ein Duschrollstuhl
- Spezielle Schuhe
Pflegegrad bei Diabetes
Die Diabetes-Erkrankung und der damit verbundene pflegerische Anspruch werden bei der Ermittlung des Pflegegrades berücksichtigt. Welcher Pflegegrad jedoch anfällt, ist nicht von der Zuckererkrankung abhängig, sondern von der Selbstständigkeit des Patienten. Übernehmen Sie die Überwachung des Blutzuckerspiegels komplett, ist der pflegerische Aufwand natürlich höher als bei einem Patienten, der die Messung und das Insulinspritzen noch weitgehend selbst durchführen kann. Wenn Ihr Angehöriger einen Pflegegrad beantragen und von Pflegekassenleistungen profitieren möchte, muss er sich an die Pflegekasse wenden. Mit dem Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung wird die Pflegebegutachtung angestoßen.
Pflegegrad
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Beeinträchtigung bei Diabetes
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1 | Geringe Beeinträchtigung der Selbständigkeit. |
2 | Erhebliche Beeinträchtigung der Selbständigkeit. |
3 | Schwere Beeinträchtigung der Selbständigkeit. |
4 | Schwerste Beeinträchtigung der Selbständigkeit. |
5 | Schwerste Beeinträchtigung der Selbständigkeit mit besonderen Anforderungen für die pflegerische Versorgung. |
Was steht Menschen mit Diabetes für die Pflege zu?
Durch eine Diabeteserkrankung kann der Alltag viele Pflegetätigkeiten beinhalten – von Blutzuckermessen über Mobilisierungsmaßnahmen bis hin zu der Bereitstellung einer entsprechenden Kost. Wenn Sie sich um einen pflegebedürftigen Menschen mit Diabetes kümmern, können Sie, sofern Ihr Angehöriger einen Pflegegrad mitbringt, auf die Pflegekasse zählen.
In dem Fall kann Ihr Angehöriger unter anderem folgende Leistungen beanspruchen:
- Pflegegeld (ab Pflegegrad 2)
- Pflegesachleistungen (ab Pflegegrad 2)
- Verhinderungspflege ab (Pflegegrad 2)
- Kurzzeitpflege ab (Pflegegrad 2)
- Entlastungsbetrag ab (Pflegegrad 1)
Bestehen starke Einschränkungen der Sehfähigkeit oder Mobilität, sind Wohnraumanpassungen grundsätzlich empfehlenswert. Möchten Sie beispielsweise ein barrierefreies Bad gestalten, beteiligt sich die Pflegekasse mit bis zu 4000 Euro – das gilt für alle wohnumfeldverbessernden Maßnahmen für Menschen mit einem Pflegegrad.
Schwerbehindertenausweis bei Diabetes?
Ein hoher Therapieaufwand bei Betroffenen und eine krankheitsbedingte Benachteiligung im Alltag können einen Schwerbehindertenausweis bei Diabetes begründen. Patienten, bei denen täglich mindestens vier angepasste Insulininjektionen nötig sind, gelten als schwerbehindert. Darüber hinaus muss die Lebensführung gravierend eingeschränkt sein. Ein Schwerbehindertenausweis bringt zahlreiche Vorteile mit sich: einen besseren Kündigungsschutz, Steuerersparnisse und Vergünstigungen in öffentlichen Verkehrsmitteln. Für einen Antrag kann sich Ihr Familienmitglied an das entsprechende Versorgungsamt wenden, danach erfolgen ein Gutachten und die Mitteilung, ob es mit dem Schwerbehindertenausweis klappt.[1]
Prüfen Sie Ihre Möglichkeiten. Leiden Sie oder eine angehörige Person an einer Krankheit, beantragen Sie einen Pflegegrad. Liegt dieser bereits vor, könnte eine Höherstufung für Sie infrage kommen. Nicht selten verschlechtert sich der Gesundheitszustand mit voranschreitender Erkrankung. Dies kann Einfluss auf die Pflegestufe haben. Prüfen Sie ebenfalls, ob andere Pflegeleistungen vorhanden sind, die Sie noch nicht in Anspruch nehmen.
Nutzen Sie unseren kostenfreien Pflegebegleiter und planen Sie die nächsten Schritte auf Ihrer Pflegereise – wir begleiten Sie dabei!
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