Diabetes mellitus, auch als die Zuckerkrankheit bekannt, stellt Angehörige in der Pflege vor besondere Herausforderungen. Diese betreffen neben der Überwachung des Blutzuckers auch die Ernährung sowie einige andere Bereiche der häuslichen Pflege.

Wir zeigen Ihnen, was Sie im Pflege-Alltag mit einem Angehörigen mit Diabetes beachten sollten, und geben hilfreiche Tipps für die Versorgung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Diabetes mellitus wird unterschieden in Typ-1 und Typ-2.
  • Typ-2-Diabetes kann schleichend auftreten. Pflegende Angehörige sollten auf die Symptome achten.
  • Übergewicht und hohes Alter sind Risikofaktoren für Diabetes-Typ-2.
  • Begleiterscheinungen und Folgeerkrankungen sind die größten Herausforderungen in der Pflege von Diabetes-Patienten.
  • Der Pflegeaufwand, den pflegende Angehörige durch einen Diabetes-Patienten haben, wirkt sich auf den Pflegegrad aus.

Was ist bei der Pflege von Diabetes-Patienten zu beachten?

Laut dem Ärzteblatt sind rund 630.000 Menschen mit Diabetes in der häuslichen Pflege. Etwa 420.000 von ihnen werden von pflegenden Angehörigen betreut. Für diese bedeutet das: Regelmäßige Kontrolle der Blutzuckerwerte, vermehrte Konzentration auf eine ausgewogene Ernährung und teilweise ein Mehraufwand in der Pflege durch verschiedene Begleit- und Folgeerkrankungen.

Von den pflegenden Angehörigen wird je nach Schwere der Diabetes oft ein hohes Maß an Wissen über die Erkrankung gefordert. Dies gilt vor allem bei insulinpflichtigen Diabetikern, also Patienten, die Insulin spritzen müssen. Leichte Formen von Diabetes-Typ-2 sind in der Regel mit Tabletten gut behandelbar und weniger mit schweren Begleiterscheinungen verbunden.

Generell gilt: Je jünger der Patient, desto ernster ist häufig der Diabetes zu nehmen und sie ist mit entsprechend mehr Pflegeaufwand verbunden.

Besonderheiten bei Diabetes im hohen Alter

Während bei jungen Diabetikern und Diabetikern mit Diabetes-Typ-1 noch vermehrt auf die Ernährung geachtet wird, ist man bei alten Menschen mit Diabetes-Typ-2 inzwischen dazu übergegangen, die Ernährung etwas entspannter zu betrachten. Ist Ihr Angehöriger zum Beispiel das Stück Kuchen am Nachmittag gewohnt, sollten Sie dieses nicht zwangsläufig streichen, sondern die Insulindosis entsprechend anpassen. Ebenso sollten Sie bedenken, dass bei älteren Menschen der Nüchternblutzucker und der Blutzucker nach dem Essen naturgemäß oft etwas höher ist, als bei jüngeren Menschen. Sprechen Sie die ermittelten Werte am besten mit dem Arzt ab.
Eine Tabelle mit den Norm-Werten des Blutzuckers finden Sie in unserem Ratgeber Diabetes.

Wie wirkt sich Diabetes auf die Pflege aus?

In der Pflege wird bei einem schweren Diabetes mit Insulinpflicht die Blutzuckerkontrolle zur täglichen Aufgabe, oft mehrmals pro Tag. Mit der Kontrolle ermitteln Sie die individuell benötigte Insulindosierung. Insulininjektionen mit Spritze oder Insulinpen sind dann Teil des Pflegealltags. Auch auf die Ernährung müssen Sie bei der Pflege von Angehörigen mit Diabetes achten. Gerade beim sogenannten Altersdiabetes, also Diabetes-Typ-2 im fortgeschrittenen Alter, kann es schnell auch zu Mangelernährung kommen, weil die Patienten insgesamt zu wenig Essen und damit auch zu wenig Nährstoffe aufnehmen. Die Ernährung passend auf Ihren Angehörigen abzustimmen und so die Blutzuckerwerte so gut es geht im Normbereich zu halten, also weder eine Unter- noch eine Überzuckerung zu riskieren, ist ein Balanceakt, der genaue Kenntnisse über Lebensmittel und einen Ernährungsplan verlangt. Inzwischen gibt es jedoch viele Spezialisten, deren Hilfe Sie in Anspruch nehmen können. Oft bieten die Kranken- und Pflegekassen auch hilfreiche Fortbildungen an.

Ernährung bei Diabetes

Bei Diabetes empfiehlt es sich, gegebenenfalls einen Ernährungsplan mit einem Diabetologen auszuarbeiten. Grundsätzlich unterscheidet sich die Ernährung eines Diabetikers heute aber nicht von der eines Menschen ohne Diabetes – wenngleich einer ausgewogenen Ernährung mehr Gewicht zukommt. Beachten Sie bei der Gestaltung des Speiseplans daher folgendes:

  • Essen Sie abwechslungsreich und ausgewogen. Dazu gehören Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse.
  • Beobachten Sie, wie sich Kohlehydrate auf den Blutzuckerspiegel auswirken. Manche Personen mit Diabetes müssen hier vorsichtig sein.
  • Ernähren Sie sich fettarm, besonders, wenn Diabetes-Typ-2 durch Übergewicht entstanden ist.
  • Verzichten Sie nach Möglichkeit auf gezuckerten Tee, Limonaden und andere süße Getränke.
  • Trinken Sie keinen oder nur wenig Alkohol. Vor allem wenn Sie zur Unterzuckerung neigen, sollten Sie auf Alkohol ganz verzichten.

Anzeichen für Typ-2-Diabetes erkennen

Nicht immer ist ein Diabetes schon bei Beginn der Pflege diagnostiziert. Ziehen Sie einen Arzt zurate, wenn Sie bei Ihrem Angehörigen unter anderem folgende Symptome bemerken:

  • Wenn Ihr Angehöriger mehr Durst als sonst hat
  • Bei vermehrtem Wasserlassen oder beginnender Inkontinenz
  • Wenn Sie bei dem Pflegebedürftigen Müdigkeit oder Antriebsschwäche beobachten
  • Wenn Wunden schlecht heilen oder vermehrt Hautinfektionen auftreten

Nicht immer ist es bei Diabetes-Typ-2 notwendig, Insulin zu spritzen. Ein früh erkannter Diabetes-Typ-2 ist mit Tabletten, einer eventuellen Gewichtsreduktion und einer ausgewogenen Ernährung oft gut in den Griff zu bekommen. Auch Bewegung kann helfen, die Zuckerwerte im akzeptablen Bereich zu halten.

Pflegegrad bei Diabetes Typ 2

Die Diabetes-Erkrankung und der damit verbundene pflegerische Anspruch wird bei der Ermittlung des Pflegegrades berücksichtigt. Welcher Pflegegrad jedoch anfällt, ist nicht alleine von der Zuckererkrankung abhängig, sondern vor allem von der Selbstständigkeit des Patienten. Übernehmen Sie die Überwachung des Blutzuckerspiegels komplett, ist der pflegerische Aufwand natürlich höher als bei einem Patienten, der die Messung und das Insulinspritzen noch weitgehend selbst versorgen kann.

Besondere Risikofaktoren in der Pflege bei Diabetes

Es gibt eine Reihe von Folgeerkrankungen und Begleiterscheinungen bei Diabetes, die sich auch auf den Pflegealltag auswirken. Wir haben die häufigsten hier für Sie aufgelistet.

Sturzgefahr

Es ist zu beobachten, dass ältere Menschen mit Typ-2-Diabetes ein erhöhtes Sturzrisiko haben. Oft ist bei diesen Patienten das Gleichgewicht eingeschränkt. Die abnehmende Sehfähigkeit, die bei Diabetes ebenfalls häufig ist, ist ebenfalls ein Risikofaktor für vermehrte Stürze. Zudem haben Menschen mit Diabetes im Alter häufig ein herabgesetztes Reaktionsvermögen und stützen sich deswegen oft nicht schnell genug ab, wenn sie fallen. Die Sturzfolgen sind daher oft gravierender und reichen bis zu Knochenbrüchen.

Eine gute Sturzprophylaxe ist also in einem Haushalt mit einem Menschen mit Diabetes besonders wichtig. Zu dieser gehört zum Beispiel:

  • Das Beseitigen von Stolperfallen, wie herumliegende Kabel oder rutschige und umknickende Teppichläufer.
  • Das Testen der Sehstärke und eine geeignete Versorgung mit einer Brille.
  • Festes, passendes Schuhwerk.
  • Nicht zu lange, nicht zu weite Kleidung. Ihr Angehöriger sollte beim Laufen seine Füße sehen können.
  • Eventuell die Versorgung mit einer passenden Gehhilfe.
  • Bessere, gut sichtbare Markierung von Stufen
  • Gutes Licht, das nicht blendet und wenig Schatten wirft.
  • Spezielles Anti-Sturztraining durch einen Physiotherapeuten oder zugelassene, digitale Pflegeanwendungen (DiPAs).

Bei einer gut durchgeführten Sturzprophylaxe kann in vielen Fällen das Sturzrisiko von Patienten mit Diabetes auf das Normrisiko gesenkt werden. Es ist dann also nicht höher als das Sturzrisiko von Menschen ohne Diabetes.

Hautpflege und Dekubitus

Wenn gleich die Ursachen noch weitgehend ungeklärt sind, ist bei Menschen mit Diabetes eine vermehrte Neigung zu Hautschädigungen und Hauterkrankungen zu erkennen. Die Haut ist oft trocken, in der Folge rissig und weniger widerstandsfähig. Eine gute Hautpflege ist deshalb unabdinglich.

Gerade bei bettlägerigen Patienten ist zudem mit Diabetes die Gefahr für Dekubitus noch erhöht. Dekubitus ist ein Druck- und Wundliegegeschwür, das vor allem bei wenig Bewegung und Bettlägerigkeit entstehen kann und für die Betroffenen sehr schmerzhaft ist. Diabetes ist eines der Risikofaktoren für das Wund liegen – als pflegende Angehörige können Sie diesem jedoch mit einer Dekubitusprophylaxe vorbeugen.

Schon gewusst? Hautjucken ist ein häufiges Symptom bei Diabetes. Entsprechende Medikamente verschaffen Linderung.

Fußpflege

Der diabetische Fuß und Gefäßschäden an Beinen und Füßen sind die häufigsten Komplikationen bei Diabetes. Schauen Sie sich deswegen täglich die Füße ihres pflegebedürftigen Angehörigen an. Untersuchen Sie die Füße dabei auf Druckstellen, Blasen, Rötungen, Verletzungen sowie ungewöhnlicher Hornhautbildung. Chronische Wunden, zu denen auch der diabetische Fuß gehört, können Sie so oft verhindern. Für die generelle Fußpflege, also zur Entfernung der Hornhaut und zum Nägel schneiden, sollten Sie eine medizinische Fußpflege beauftragen. Diese kommt bei Bedarf auch ins Haus.

Füße eincremen

Auch an den Füßen ist die Haut von Diabetikern trocken. Sie können die Füße daher regelmäßig mit harnstoffhaltigen Pflegeprodukten eincremen, am besten nach dem Waschen. Warten Sie, bis die Creme vollständig eingezogen ist, ehe sie der pflegebedürftigen Person wieder die Socken anziehen.

Fuß- und Beinwunden, die als Langzeitfolge von Diabetes entstanden sind und mit Gefäßverletzungen zusammenhängen, bedürfen besonderer Behandlung. Diese Wunden infizieren sich sehr leicht und sollten deshalb von Spezialisten behandelt werden, um eine Amputation der Gliedmaßen nicht zu riskieren. Beim diabetischen Fuß arbeiten Allgemeinärzte, Diabetologen und Gefäßchirurgen zusammen.

Gut zu wissen!
Bei Diabetes mit Diabetischem Fuß gibt es die Fußpflege auf Rezept. Die Kosten übernimmt dann die Krankenkasse.

Wundversorgung

Bei Diabetes heilen Wunden schlechter und auch kleinere Verletzungen können sich schnell entzünden. Pflegende Angehörige sollten sich daher gut mit der Wundversorgung auskennen und Verletzungen immer gut im Blick haben. Berühren Sie kleine Verletzungen und Wunden möglichst nicht direkt und tragen Sie bei der Wundversorgung immer Einmalhandschuhe. Haben Sie stets geeignete Desinfektionslösungen im Haus – also spezielle Wunddesinfektionen, keine Flächen- oder Händedesinfektion – und benutzen Sie sterile Kompressen bei größeren Wunden. Bei kleineren Wunden reichen Pflaster. Achten Sie auch hier darauf, die wattierte Fläche, die mit der Wunde in Berührung kommt, nicht zu berühren.

Grundsätzlich ist vor allem bei Menschen mit Diabetes, die sich aufgrund der trockenen Haut schneller Verletzungen zuziehen, eine aktuelle Tetanusimpfung immer zu empfehlen.

Tipp!

Die bei der Wundversorgung so wichtigen Einmalhandschuhe gehören zu den Pflegehilfsmitteln, wie Sie sie auch in unserer Pflegebox finden. Bei bestehendem Pflegegrad und häuslicher Pflege übernimmt die Pflegekasse die Kosten für diese Verbrauchsmaterialien.

Inkontinenz

Diabetes mellitus und Harninkontinenz können zusammen auftreten, vor allem im fortgeschrittenen Alter. Altersbedingte Veränderungen der Kontinenz, vermehrte Harnwegsinfekte, aber auch kognitive Defizite wie eine beginnende Demenz – ebenfalls häufig bei Diabetes – begünstigen die Inkontinenz. Im Hinblick auf die empfindliche Haut von Menschen mit Diabetes sollten Sie besonders genau darauf achten, Inkontinenzprodukte regelmäßig zu wechseln.

Was zahlt die Krankenkasse bei Diabetes Typ 2?

Es gibt Unterschiede, welche Leistungen von den verschiedenen Krankenkassen übernommen werden. Informieren Sie sich daher bei der Krankenkasse Ihres Angehörigen.

Grundsätzlich sind bei folgenden Leistungen Kostenübernahmen oder Kostenrückerstattungen möglich:

  • Schulungen für Patienten oder pflegende Angehörige zum Thema Diabetes
  • Blutzuckermessgeräte, sofern der Betroffene Insulinpflichtig ist
  • Insulinanaloga, sofern dies nicht teurer ist als Humaninsulin. Ausnahme: Es besteht eine Allergie auf Humaninsulin.
  • Insulinpens und Pennadeln, bei insulinpflichtigen Patienten
  • Medizinische Fußpflege, sofern das Diabetische Fußsyndrom oder eine Schädigung der Nerven vorliegt. Außerdem bei einer Querschnittslähmung.

FAQ-Häufige Fragen zum Thema Pflege bei Diabetes