Eine Altersdepression kann der Grund für eine Pflegebedürftigkeit sein oder daraus entstehen. In jedem Fall erfordert der Umgang mit einer pflegebedürftigen Person mit Depression ein spezielles Fingerspitzengefühl und oft auch professionelle Unterstützung. Außerdem ist es wichtig zu wissen, wie man eine Depression von einer Demenz unterscheidet, und was zu beachten ist, wenn beide Krankheiten gemeinsam auftreten.

Sanubi erklärt, was bei der Pflege einer Person mit Depression zu beachten ist, warum eine gute Tagesstruktur so wichtig ist und welche spezifische Hilfe es für Pflegebedürftige und Pflegende gibt.

Hinweis: Einen Artikel über Altersdepressionen, wie man sie erkennt und behandelt, finden Sie hier.

Das Wichtigste in Kürze

  • Altersdepressionen sind gut behandelbar, wenn man sie korrekt erkennt.
  • Für Menschen mit einer Depression ist eine feste Tagesstruktur besonders wichtig.
  • Pflegende müssen besonders darauf achten, dass die Betroffenen genug essen und trinken und sich bewegen, da eine Depression sämtliche Handlungen deutlich erschwert.
  • Der Sozialpsychiatrische Dienst und weitere Anbieter können im Alltag unterstützen.
  • Angehörige können sich kostenlos zur Pflege bei Depression fortbilden und beraten lassen.

Depression erkennen und handeln

Depressionen gehören zu den häufigsten Erkrankungen der Psyche im Alter. Betroffene haben große Schwierigkeiten, ihren Alltag zu gestalten. Sie fühlen sich niedergeschlagen, ungeliebt und nutzlos, schlafen schlecht und können sich nur schwer konzentrieren, verlieren das Interesse an schönen Aktivitäten und manchmal sogar am Leben. Insbesondere ältere Depressive leiden häufig zusätzlich unter körperlichen Schmerzen, haben Herzrasen oder Verdauungsprobleme. Angehörige von Pflegebedürftigen mit Depressionen stehen dementsprechend vor besonderen Herausforderungen bei der häuslichen Pflege.

Therapie finden

Das Wichtigste in einer solchen Situation ist es, dass die Altersdepression erkannt und behandelt wird. Denn im Gegensatz zu beispielsweise einer Demenz ist eine Depression gut behandelbar und kann sogar wieder komplett verschwinden. Manche Betroffene überwinden die Erkrankung durch eine passende Therapie vollständig. Andere haben zumindest längere Zeiten der Beschwerdefreiheit und lernen, wie sie mit den schwierigen Phasen der Depression umgehen können. In jedem Fall steigt die Lebensfreude deutlich durch eine passende Therapie.

Doch auch wenn sich nach zwei bis vier Wochen Therapie bereits Besserungen zeigen, lässt sich eine Depression nicht innerhalb eines Monats heilen. Betroffene müssen sich – je nach Schweregrad – meist über Monate, manchmal über Jahre, ins Leben zurückkämpfen. Je länger die Therapie andauert, desto weiter drängen sie die Erkrankung zurück und desto mehr von ihrem „lebensfrohen Ich“ kommt wieder zum Vorschein. In dieser Zeit brauchen Betroffene ganz besonders die Unterstützung ihrer Liebsten. Das gilt für alle Menschen mit Depressionen, und noch ein wenig mehr für solche mit Pflegebedarf.

Gut zu wissen!

Als Angehörige können Sie eine Depression nicht heilen. Das kann nur eine passende Therapie. Aber mit Liebe und Zuwendung können Sie enorm helfen!

Akzeptanz und Liebe zeigen

Einen Menschen mit Depressionen zu versorgen, kann emotional sehr belastend sein. Manche Betroffenen sind scheinbar permanent schlecht drauf, man kann ihnen nichts recht machen und sämtlicher Einsatz erscheint hoffnungslos. Manche Depressive werden richtig aggressiv. Andere ziehen sich komplett zurück und lassen niemanden mehr an sich ran. Wieder andere klagen den lieben langen Tag und treiben damit auch ihre Mitmenschen zur Verzweiflung.

Ganz wichtig ist es, dieses Verhalten nicht zu verurteilen. Das kann sehr schwer sein. Doch wer anfängt, mit einer depressiven Person zu streiten, kann die Erkrankung dadurch noch verstärken. Die oberste Devise für Angehörige lautet daher: Ruhe bewahren.

Gut zu wissen!

Manchmal erscheint es, als ob Menschen mit einer Depression gar keine Nähe wollen. Versuchen Sie, es nicht persönlich zu nehmen, wenn Betroffene sich zurückziehen, sich aggressiv oder undankbar zeigen. Ihr Angehöriger will sie nicht vor den Kopf stoßen. Es ist die Krankheit, die aus ihm spricht.

Umgang im Alltag

Eine Therapie braucht ihre Zeit. In dieser Zeit können Angehörige aber einiges beitragen, um die Behandlung zu begleiten.

Akzeptieren und unterstützen

Zunächst gilt es, einige Dinge immer wieder zu zeigen oder auch ganz bewusst nicht zu tun:

  • Nehmen Sie die depressive Person und ihre Empfindungen ernst. Zeigen Sie Akzeptanz durch Worte, Gesten und Körpersprache.
  • Machen Sie deutlich, dass Sie gesprächsbereit sind, aber drängen Sie nicht zum Gespräch.
  • Schenken Sie immer wieder Hoffnung und Zuversicht, indem Sie deutlich machen: Die Depression ist heilbar!
  • Beachten Sie nicht nur den depressiven Teil, sondern bewahren Sie sich den Blick für den ganzen Menschen. Sprechen Sie die gesunden Aspekte der pflegebedürftigen Person immer wieder an und betonen Sie, was Sie Schönes miteinander erleben.
  • Zeigen Sie Mitgefühl, aber geben Sie nicht das Gefühl, mitzuleiden.
  • Erläutern Sie nicht ausführlich, wie schwer die betroffene Person Ihnen das Leben zwischendurch macht. Sie fühlt sich wahrscheinlich eh schon als Belastung.

Halten Sie sich außerdem mit wohlmeinenden Bemerkungen zurück. Kommentare wie „Das ist doch alles nicht so schlimm!“, vermeintlich korrekte Einschätzungen wie „Ich habe dir ja gesagt, dass du übertreibst.“ oder pseudo-aufmunternde Sätze wie „In ein paar Wochen ist alles wieder gut!“ mögen in Ihren Ohren vielleicht aufmunternd klingen. Eine Person mit Depressionen, die sich mühsam ihr inneres Gleichgewicht wieder erkämpft, fühlt sich dadurch eher gedemütigt und unverstanden.

Wie Angehörige helfen können

Angehörige können eine Person mit Depressionen im positiven Sinne fordern. Erkrankte fühlen sich oft unfähig und nutzlos. Kleine Erfolgserlebnisse helfen dabei, das Selbstwertgefühl zu stärken. Das gelingt, indem Angehörige nicht sämtliche Alltagsaufgaben übernehmen, sondern schauen, welche Unterstützung individuell nötig und sinnvoll ist. Allein das Mittagessen zu kochen, zur vereinbarten Zeit spazieren zu gehen – solche Erfolgserlebnisse dürfen genau so gesehen werden. Als Erfolg!

Gut zu wissen!

Viele Depressive sehnen sich nach Nähe. Schenken Sie immer wieder Berührungen, die der andere gerne mag, etwa Umarmungen, Kopf- oder Fußmassagen. Auch ein liebevolles und ausführliches Eincremen kann sehr wohltuend sein. Kommentieren Sie die körperliche Nähe möglichst wenig, sondern lassen Sie sie einfach wirken.

Beobachten Sie, welche Aufgaben ein Mensch mit Depressionen durchaus selbst erledigen kann, es aber womöglich nicht tut, weil die Krankheit dafür sorgt, dass er sich nur schwer aufraffen kann. Betroffene neigen beispielsweise dazu, ihre Körperpflege und das Aufräumen zu vernachlässigen. Wenn keine körperlichen Ursachen ein Hindernis sind, zum Beispiel um sich die Haare zu waschen, zu kämmen und zu fönen, dann sollten Sie als Angehörige das auch nicht permanent übernehmen. Sonst fühlt die erkrankte Person sich noch nutzloser und abhängiger. Erinnern Sie freundlich daran. Seien Sie da. Helfen Sie, wenn nötig. Tun Sie der pflegebedürftigen Person auch mal etwas Gutes, etwa in Form einer Kopfmassage, aber nehmen Sie ihr nicht vorsichtshalber sämtliche Arbeit ab. Kurz gesagt: Orientieren Sie sich besonders am Prinzip der aktivierenden Pflege (https://sanubi.de/praevention/aktivierende-pflege).

Bei der häuslichen Pflege von Menschen mit Depressionen ist ein besonderer Fokus auf vorbeugende Maßnahmen nötig. Denn der mangelnde Antrieb, der mit der Krankheit einher geht, macht selbst einfache Tätigkeiten zur großen Hürde. Achten Sie daher insbesondere darauf, dass Betroffene

  • genug trinken
  • genug essen
  • sich nicht wundliegen
  • keine Lungenentzündung oder
  • Thrombose entwickeln.

Sofern möglich, ist es grundsätzlich sinnvoll, Erkrankte im wahrsten Sinne des Wortes zu aktivieren: Gehen Sie miteinander spazieren. Erledigen Sie gemeinsam Einkäufe. Singen sie. Kochen Sie zusammen die Lieblingsspeisen der depressiven Person. Hängen Sie gemeinsam Wäsche auf. Topfen Sie Pflanzen um. Solche Aktivitäten schlagen viele Fliegen mit einer Klappe: Sie sorgen für Bewegung, führen die Betroffenen ans Licht und manchmal unter Leute, sorgen für sichtbare Ergebnisse, steigern das Selbstwertgefühl und den Appetit und verbessern den Schlaf. Finden Sie heraus, was Ihrem Angehörigen besonders gut tut und welche Aktivitäten trotz anderer Erkrankungen möglich sind. Helfen Sie dabei, dass Betroffene wieder aktiver am Leben teilhaben können. Auch das ist entscheidend, um die Depressionen überwinden zu können.

Neue Struktur finden

Viele Menschen mit Depressionen haben Schwierigkeiten damit, ihren Tag sinnvoll zu gestalten. Sie haben wenig Antrieb, brauchen viel Ruhe und zack ist schon wieder ein Tag vorbei. Abends machen sich Betroffene oft Vorwürfe, dass sie schon wieder nichts geschafft haben, und die Gedankenspirale raubt ihnen den Schlaf, sodass sie am nächsten Tag umso erschöpfter sind. Ein Teufelskreis.

Eine passende Therapie hilft, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Oftmals sind auch hilfreiche Gedankenspiele, sogenannte Engelskreise, und konkrete Übungen für den Alltag Teil der Therapie. Als Angehörige können Sie die Entwicklung unterstützen.

Tagesplan und Stimmungsprotokoll

Helfen Sie dabei, Tagespläne für jeden Tag der Woche zu erstellen. Oft ist das Teil der Therapie. Das muss und soll kein voller Stundenplan sein, sondern eher eine Gedankenstütze und Motivationshilfe. Es ist deutlich leichter, grundsätzlich am Dienstagvormittag zwischen 10 und 12 Uhr eine Maschine Wäsche anzuschalten, als sich vorzunehmen, das irgendwann mal unter der Woche zu erledigen. Außerdem hilft ein Tagesplan, sich täglich etwas Gutes zu gönnen, was die Stimmung aufhellt.

Zusätzlich ist es hilfreich, zumindest für einige Wochen ein tägliches Stimmungsprotokoll anzufertigen. Das kann beispielsweise so aussehen:

Uhrzeit
Tätigkeit
Stimmung*
8 Uhr bis 9 Uhr Aufgestanden, Dusche, Frühstück 4
9 Uhr bis 10 Uhr Zeitung gelesen, Frühstückssachen weggeräumt 5
10 Uhr bis 11 Uhr Überraschend einen lieben Anruf erhalten, Engelskreis-Gedanken geübt 2

* 1 = sehr gut; 2 = gut; 3 = okay; 4 = nicht so gut; 5 = schlecht; 6 = sehr schlecht

Nach mehreren Wochen lässt sich häufig ein Schema erkennen, wann jemand eher schlecht oder eher gut drauf ist. Welche Tätigkeiten die betroffene Person aufmuntern. Was eine negative Gedankenspirale auslösen kann. Solche Erkenntnisse sind den Betroffenen oft nicht bewusst oder sie sind sich nach einigen Tagen unsicher, ob etwas tatsächlich so war. Depressive können ihren Gefühlen manchmal auch nicht richtig vertrauen oder sich nur schwer daran erinnern. Ein Stimmungsprotokoll hilft bei der Einschätzung. Außerdem ist es dann möglich, gezielt Dinge zu unternehmen, die schon einmal oder mehrmals für gute Stimmung gesorgt haben.

Im Idealfall gelingt es, positive Erlebnisse regelmäßig in den Alltag einzubauen. Das müssen und sollen keine großen Ausflüge sein, sondern eher den Fokus auf die vielen schönen Kleinigkeiten lenken, die den Alltag bereichern können: Ein Kaffee in der Sonne auf dem Balkon, ein freundliches Gespräch, ein Spaziergang, bei dem man bewusst auf die Geräusche der Natur lauscht, das Anhören einiger Lieblingsmusikstücke, Zeit für einen leckeren Tee am Abend und ähnliches…

Gute Beziehungen

Beim Einbauen schöner, kleiner Augenblicke in den Alltag können Freunde und Angehörige einen wichtigen Beitrag leisten. Sie können sich zum Beispiel absprechen, wer wann mal anruft oder auf einen Kaffee vorbeischaut. Wenn der Erkrankte das mag, bringen Sie Kuchen mit. Gemeinsames Essen steigert den Appetit.

Vielleicht nimmt auch jemand die pflegebedürftige Person mal mit zum Seniorenkaffee um’s Eck, zum Kirchenchor, zur Stuhlgymnastik oder zum Ü65-Tanzcafé. Es gibt sehr viele Angebote speziell für Senioren, an denen auch Pflegebedürftige teilnehmen können. Erwecken Sie dabei jedoch nicht den Eindruck, dass Sie das lediglich aus Mitleid tun. Sondern betonen Sie, dass es Ihnen Freude macht, wenn Sie gemeinsam etwas unternehmen. Hierbei ist allerdings viel Fingerspitzengefühl gefragt. Zu wenig Besuch und Unternehmungen können zwar das Gefühl der Einsamkeit erhöhen, zu viel Aktivität sorgt aber für Stress.

Gut zu wissen!

Manche Menschen gehören zur Fraktion „Mehr als ein Termin pro Woche stresst mich“. Andere betonen eher „Wenn ich zwei Tage am Stück zuhause bleibt, fällt mir die Decke auf den Kopf“. Bedenken Sie bei der Planung von Aktivitäten für eine depressive Person, wie aktiv diese früher war.

Unterstützungssystem für Betroffene

Manchmal tritt eine Altersdepression zusätzlich zu einer „klassischen“ Pflegesituation mit körperlichen Problemen auf. In anderen Fällen sorgt die Depression erst für die Pflegebedürftigkeit, weil die Betroffenen viel Zuwendung und gezielte Aufforderungen brauchen, um ihren Alltag zu bewerkstelligen. In beiden Varianten ist es sinnvoll, sich Unterstützung zu suchen.

Pflegegrad wegen einer Depression?

Selbst wenn keine anderen Erkrankungen vorliegen, kann eine Altersdepression allein schon ausreichen, um einen Pflegegrad anerkannt zu bekommen. Entscheidend dafür sind nicht körperliche Einschränkungen, sondern die Frage, wie viel Unterstützung jemand in seinem Alltag braucht. Eine Person, die Hilfe bei der Organisation ihres Tages benötigt, die an die Medikamenten-Einnahme erinnert werden muss, die Fürsorge und Begleitung braucht, kann bereits die Bedingungen für Pflegegrad 1 erfüllen. Somit können Betroffene von Leistungen der Pflegekasse profitieren.

Der Antragsprozess ist immer gleich (https://sanubi.de/pflegegrade/pflegegrad-beantragen). Wichtig für die Anerkennung ist, dass die individuellen Schwierigkeiten im Begutachtungsgespräch ehrlich genannt werden, denn eine Depression ist deutlich schwerer zu sehen als eine körperliche Einschränkung. Medizinische Gutachten oder ein Behandlungsplan sind als Nachweise hilfreich. Das gilt auch, wenn die Depression zusätzlich zu einem bereits bestehenden Pflegegrad begutachtet werden soll, um einen höheren Grad und somit mehr Leistungen zu erwirken.

Betroffene wollen in aller Regel zuhause wohnen bleiben. Dort fühlen sie sich sicher, haben meist gute Chancen, im gewohnten Umfeld eine passende Therapie zu machen, und können weitere lokale Hilfen erhalten. Daher sind ambulante psychiatrische Hilfen meist am besten geeignet, um im Alltag weitere Unterstützung zu leisten. Bei Bedarf kann zusätzlich ein Pflegedienst kommen.

Gut zu wissen!

Manchmal kann ein Umzug in eine stationäre oder stationär-artige Wohnform wie eine Pflege-WG sinnvoller für Betroffene sein als die ambulante Versorgung. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn jemand eine Demenz hat und zusätzlich eine Depression entwickelt und allein lebt. Wohnen die Angehörigen dann noch weiter weg, ist es nur schwer möglich, die nötige Unterstützung zu leisten, sodass über eine stationäre Versorgung nachgedacht werden sollte. Was es in der Umgebung gibt, weiß der örtliche Pflegestützpunkt.

Sozialpsychiatrischer Dienst

Es gibt Hilfsdienste, die auf die Unterstützung von Menschen mit psychischen Erkrankungen spezialisiert sind. Welche es vor Ort gibt, weiß der Sozialpsychiatrische Dienst. Dieser ist an das örtliche Gesundheitsamt angegliedert und per Gesetz verpflichtet, Menschen mit psychischen oder Sucht-Erkrankungen sowie deren Angehörige zu beraten und ihnen konkrete Hilfe zu vermitteln, wenn das gewünscht ist. Auch „aufsuchende Hilfe“, also beispielsweise Beratungsgespräche zuhause, sind auf Wunsch möglich. Vor- und Nachsorge in Bezug auf psychische Erkrankungen gehören ebenfalls zu den Aufgaben des Sozialpsychiatrischen Dienstes. Die genaue Definition des Aufgabenfelds ist regional leicht verschieden. Das Angebot ist kostenfrei.

Psychiatrische Krankenpflege

Wenn eine Altersdepression diagnostiziert wurde und die Betroffenen zwar in therapeutischer Behandlung sind, aber ihren Alltag zuhause (noch) nicht alleine organisiert bekommen, kann psychiatrische Krankenpflege verordnet werden. Dann kommen speziell ausgebildete Pflegekräfte zu Erkrankten nach Hause und unterstützen sie dort individuell. Das ist für mehrere Monate möglich und insbesondere dann sinnvoll, wenn niemand anderes mit im Haushalt lebt, der täglich motivieren und auf die Therapietreue achten kann. Voraussetzung für die Genehmigung ist, dass eine realistische Prognose auf Besserung besteht. Ein Facharzt, eine Fachärztin, ein passender Therapeut oder eine Therapeutin muss diese spezielle Krankenpflege verordnen und dafür einen Behandlungsplan aufstellen. Die Krankenkasse übernimmt den Großteil der Kosten.

Sonderfall: Depression und Demenz

Es kann vorkommen, dass eine Altersdepression und eine Demenz gemeinsam auftreten. Je stärker eine Demenz bereits fortgeschritten ist, desto schwieriger ist es, die Depression mit einer Psychotherapie zu behandeln, weil Betroffene die Inhalte dann schlicht nicht mehr verstehen oder schnell wieder vergessen. Oft bleibenAntidepressiva und gegebenenfalls unterstützende Therapien wie Musik- oder Lichttherapie dann als einzige Option. Diese können aber gute Wirkung zeigen. Entscheidend ist, dass die Medikamente wirklich wie verschrieben eingenommen werden. Hierauf müssen Angehörige beziehungsweise professionelle Pflegekräfte ein besonderes Auge haben.

Gut zu wissen!

Manchmal ist eine Demenz doch nicht so weit fortgeschritten wie zunächst vermutet, wenn Aufmerksamkeitsprobleme und ein veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus in Wirklichkeit auf eine Altersdepression zurückzuführen waren. Ziehen Sie insbesondere bei vergleichsweise schnellen Wesensveränderungen daher immer auch die Möglichkeit einer Depression in Betracht.

Unterstützung für Angehörige

Nicht nur die von einer Depression direkt Betroffenen, auch deren Angehörige haben zu kämpfen. Die Depression eines geliebten Menschen auszuhalten und zu begleiten, ist anspruchsvoll. Daher sollten Angehörige unbedingt auch ihre eigene psychische Gesundheit im Blick behalten.

Kostenlose Fortbildungen nutzen

Spezielle Pflegekurse, die sich an Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen richten, können dabei sehr hilfreich sein. In der Regel sind diese kostenfrei beziehungsweise werden von den Pflegekassen direkt mit den Anbietern abgerechnet. (Link?)

Neben Kursen vor Ort, die oft an mehreren Abendterminen oder am Wochenende stattfinden, gibt es auch Kurzschulungen online, etwa eine 90-Minuten-Fortbildung von der Deutschen Depressionshilfe oder den ausführlicheren Familiencoach der AOK mit frei einteilbaren Modulen. Beide genannten Online-Kurzschulungen sind kostenlos, für jeden offen und rund um die Uhr verfügbar.

Austausch suchen

Außerdem kann es die eigene Belastung deutlich reduzieren, sich mit anderen Angehörigen in der gleichen Lebenssituation auszutauschen. Unter anderem der Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen (BApK) bietet Beratung und Gesprächsrunden an. Auch verschiedene Onlineforen ermöglichen einen Austausch. Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) vermittelt Gesprächsrunden vor Ort.

Eigene Psyche im Blick behalten

Ganz wichtig ist: Nehmen Sie auch Rücksicht auf sich selbst! Es tut gut, zu helfen. Insbesondere, wenn die Unterstützung Wirkung zeigt. Und für viele Partner oder erwachsene Kinder ist es selbstverständlich, dass sie ihre Liebsten so gut wie irgend möglich in ihren dunklen Stunden unterstützen. Doch manchmal neigen liebevolle Angehörige auch dazu, ihre Kräfte zu überschätzen. Oder unternehmen kaum noch etwas für sich, weil sie die erkrankte Person nicht allein lassen und ohne sie Spaß haben wollen. Doch das ist fatal, weil es die eigene psychische Gesundheit gefährdet.

Wenn Sie also merken, dass das Kümmern Sie an Ihre psychischen oder physischen Grenzen bringt, dann ziehen Sie sich zwischenzeitlich etwas raus. Tun Sie etwas für sich, das Ihnen Kraft schenkt. Organisieren Sie, wenn nötig, anderweitige Hilfe für die Zeit Ihrer Abwesenheit. Vielleicht ist das nicht so optimal, als wenn Sie das selbst übernehmen würden. Aber Sie tun auch niemandem einen Gefallen, wenn Sie selbst irgendwann vor Erschöpfung zusammenklappen. Sie können nur Energie und Lebensmut weitergeben, wenn Sie selbst genug davon haben. Also, informieren Sie sich und unterstützen Sie. Aber nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst!

Prüfen Sie Ihre Möglichkeiten. Leiden Sie oder eine angehörige Person an einer Krankheit, beantragen Sie einen Pflegegrad. Liegt dieser bereits vor, könnte eine Höherstufung für Sie infrage kommen. Nicht selten verschlechtert sich der Gesundheitszustand mit voranschreitender Erkrankung. Dies kann Einfluss auf die Pflegestufe haben. Prüfen Sie ebenfalls, ob andere Pflegeleistungen vorhanden sind, die Sie noch nicht in Anspruch nehmen.

Nutzen Sie unseren kostenfreien Pflegebegleiter und planen Sie die nächsten Schritte auf Ihrer Pflegereise – wir begleiten Sie dabei!

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FAQ - Häufige Fragen zu Pflege bei Depression