Ein Pflegebedürftiger, der seine Erkrankung kennt, Veränderungen im Gesundheitszustand wahrnimmt und krankheitsbedingte Herausforderungen teilweise selbstständig meistert, kann sein Wohlbefinden aktiv fördern. Bei krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen können ausgewählte Pflegehilfsmittel unterstützen.

Wir verraten Ihnen, welche Pflegehilfsmittel in dem Fall sinnvoll sind und unter welchen Voraussetzungen die Pflegekasse die Kosten dafür trägt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Pflegehilfsmittel zur Bewältigung von und selbständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen zählen zu den technischen Pflegehilfsmitteln.
  • Entsprechende Produkte sollen den Pflegealltag vereinfachen und die Selbstständigkeit des Betroffenen stärken.
  • Pflegebedürftige können dabei zwischen Pflegehilfsmitteln zur Körpermessung oder zur Medikamenteneinnahme wählen.
  • Die Pflegekasse kann sich an den Kosten beteiligen, sofern die Pflege im häuslichen Umfeld stattfindet, ein anerkannter Pflegegrad vorliegt und der Betroffene auf das Pflegehilfsmittel angewiesen ist.
  • In einem Sanitätshaus, einem Pflegestützpunkt oder bei einer Pflegeberatung können sich Pflegebedürftige und Angehörige über verschiedene Pflegehilfsmittel informieren.

Was sind Pflegehilfsmittel zur Bewältigung von und selbständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen?

Produkte, die in diese Kategorie fallen, unterstützen Pflegebedürftige dabei, sich aktiv für ihre Gesundheit einzusetzen. Zum einen zählen dazu Produkte, mit denen Menschen ihre Medikamente selbstständig einnehmen können, zum Beispiel mithilfe von Medikamentenspendern. Zum anderen gehören Produkte zur Messung und Deutung von Körperzuständen in diese Kategorie. Zumindest solche, die nicht bereits durch die Produktgruppe 21 „Messgeräte für Körperzustände“ abgedeckt sind. Im GKV Hilfsmittelverzeichnis finden Sie diese Pflegehilfsmittel in der Produktgruppe 52 (Pflegehilfsmittel zur selbständigeren Lebensführung/Mobilität), unter dem vierten Punkt.[1] Damit zählen Pflegehilfsmittel zur Bewältigung von und selbständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen zu den technischen Pflegehilfsmitteln – die Kosten für die Produkte können somit von der Pflegekasse übernommen werden.

Pflegehilfsmittel zur Unterstützung der Medikamenteneinnahme

Pflegebedürftige nehmen häufig viele verschiedene Arzneimittel ein. Vor allem, wenn sie mehrere Erkrankungen gleichzeitig haben, können Betroffene aufgrund der Vielzahl an Medikamenten leicht die Übersicht verlieren. Eine besondere Herausforderung stellt die Einnahme für kognitiv eingeschränkte oder hochbetagte Patienten dar. Produkte zur Unterstützung der Medikamenteneinnahme sind dann eine gute Hilfe, denn sie erinnern Betroffene aktiv an die Einnahme.

Wie funktionieren Pflegehilfsmittel zur Unterstützung der Medikamenteneinnahme?

Es gibt verschiedene Produkte zur Unterstützung der Medikamenteneinnahme. Dazu zählen beispielsweise Medikamentenspender – sie erinnern Pflegebedürftige durch optische oder akustische Signale daran, dass es Zeit ist, die Arzneimittel einzunehmen. Betroffene können die Medikamente dann einfach aus dem Spender greifen und selbstständig einnehmen. Ausgeklügelte Produkte haben zusätzliche Funktionen. Die Gerätschaften können beispielsweise Familienangehörige informieren, wenn der zu Pflegende die Medikamente nicht eingenommen hat. Hierfür ist aber unbedingt das Einverständnis des Pflegebedürftigen nötig. Eine weitere clevere Funktion ist die Bereitstellung von Wasser, damit Betroffene die Medikamente sofort an Ort und Stelle einnehmen können.[1]

Wo kann man Pflegehilfsmittel zur Unterstützung der Medikamenteneinnahme kaufen?

Sie haben die Möglichkeit, die speziellen Produkte online oder in einem Sanitätshaus zu erwerben. Da viele Gerätschaften erklärungsbedürftig sind, raten wir Ihnen zu einem Besuch in einem Sanitätshaus. Die Mitarbeiter können Ihnen Pflegehilfsmittel zeigen, die zu Ihrer Pflegesituation passen und erklären Ihnen die Funktionsweise. Bleiben Fragen offen, haben Sie hier direkt einen Ansprechpartner.

Wie benutzt man Pflegehilfsmittel zur Unterstützung der Medikamenteneinnahme?

Dabei kommt es darauf an, welche Funktionen das Gerät bereitstellt. Medikamentenspender müssen beispielsweise zunächst mit Arzneimitteln bestückt werden. Nehmen Sie sich dafür viel Ruhe und sortieren Sie die Medikamente für die nötige Zeit vor. Vergessen Sie nicht, den Einnahmezeitpunkt einzugeben, damit das Produkt Ihr Familienmitglied entsprechend erinnern kann.

Achtung: Verlassen Sie sich dabei nicht ausschließlich auf die Technik. Prüfen Sie in regelmäßigen Abständen, ob Ihr Angehöriger die Medikamente tatsächlich genommen hat.

Wie teuer ist ein Pflegehilfsmittel zur Unterstützung der Medikamenteneinnahme?

Das Modell, der Hersteller aber insbesondere der Funktionsumfang bestimmen darüber, wie viel das Produkt am Ende kostet. Eine einfache Medikamentenbox mit Erinnerungsfunktion erhalten Sie bereits ab ca. 30 Euro. Für Modelle, die besonders viel Platz bieten und über eine ausgeklügelte Signalfunktion verfügen, müssen Sie etwas tiefer in die Tasche greifen – sie kosten 80 Euro und mehr.

Pflegehilfsmittel zur Messung und Deutung von Körperzuständen

Körpergewicht, Blutzucker oder Blutdruck – Veränderungen in diesen Bereichen können ein Handeln von Betroffenen oder Pflegepersonen nötig machen. Grundsätzlich ist es immer gut, wenn Pflegebedürftige ihre Körperzustände messen und deuten können. Dafür gibt es speziell entwickelte Produkte, die auf pflegerelevante Veränderungen bei den Körperzuständen hinweisen. Die Körperzustände im Blick, gelingt es so, angemessen und schnell reagieren zu können.[1]

Gut zu wissen!

Messgeräte für Körperzustände wie Blutzuckermessgeräte oder Blutdruckmessgeräte befinden sich in der Produktgruppe 21 „Messgeräte für Körperzustände“. Für die Kostenübernahme ist in der Regel die Krankenkasse zuständig.

Diese Ziele haben Pflegehilfsmittel zur Bewältigung von und selbständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen

Pflegehilfsmittel dienen grundsätzlich dazu, die Selbstständigkeit der Pflegebedürftigen zu fördern bzw. die Pflegesituation zu verbessern. Die Pflegehilfsmittel zur Bewältigung von und selbständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen unterstützen Betroffene dabei, ihre Krankheit zu bewältigen. Die Produkte versprechen zwar keine Heilung, können den Alltag aber maßgeblich vereinfachen. Außerdem können sie dazu beitragen, dass der Betroffene auf weniger Hilfe von außen angewiesen ist. Das oberste Ziel der speziellen Pflegehilfsmittel ist aber die Beeinträchtigung von Fähigkeiten, ausgelöst durch eine Pflegebedürftigkeit, auszugleichen.[1]

Für wen eignen sich die speziellen Pflegehilfsmittel?

Die Pflegehilfsmittel zur Bewältigung von und selbständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen eignen sich für Pflegebedürftige, die Unterstützung beim Gesundheitsmanagement benötigen. Mit Produkten zur Unterstützung der Medikamenteneinnahme vergessen sie die Einnahme von wichtigen Arzneimitteln nicht. Von Medikamentenspendern und Co. profitieren vor allem Menschen, die viele verschiedene Arzneimittel einnehmen müssen. Auch Pflegebedürftige, die vergesslich sind oder bei denen bereits eine Demenz diagnostiziert wurde, können auf die Pflegehilfsmittel setzen. Produkte zur Messung und Deutung von Körperzuständen können wiederum Gesundheitsgefahren vorbeugen und ein schnelles Handeln ermöglichen. Sie eignen sich vor allem für Menschen, bei denen der Gesundheitszustand eine regelmäßige Messung nahelegt.

Für folgende Personengruppen ist eine Anschaffung sinnvoll:

  • Personen mit Vergesslichkeit oder Demenz,
  • Menschen, die viele verschiedene Medikamente einnehmen müssen,
  • Pflegebedürftige, die ihre Körperzustände selbst messen und deuten sollten.

Kosten und Kostenübernahme

Pflegehilfsmittel zur Bewältigung von und selbständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen sind mit unterschiedlichen Kosten verbunden. Insbesondere Produkte, die über viele Funktionen verfügen, kosten deutlich mehr. Eine einfache Erinnerungshilfe für die Tabletteneinnahme erhalten Pflegebedürftige bereits ab 30 Euro, ausgeklügelte Modelle können aber auch 80 Euro und mehr kosten. Genauso sieht es bei Pflegehilfsmitteln zur Messung und Deutung von Körperfunktionen aus – je mehr verarbeitete Technik, desto tiefer müssen Sie in der Regel in die Tasche greifen.

Unser Tipp:
Nehmen Sie eine Beratung in einem Sanitätshaus in Anspruch. Hier erhalten Sie einen Überblick über verschiedene Modelle und können sich darüber informieren, welches zu Ihrem Pflegealltag passt. Außerdem können Sie direkt vor Ort einen Preisvergleich machen und sich die Funktionsweise erklären lassen. Haben Sie keine Angst vor den Kosten, denn häufig müssen Pflegebedürftige diese für notwendige Produkte nicht selbst tragen.

Pflegehilfsmittel zur Medikamentenerinnerung und Körpermessung beantragen

Ihr Familienmitglied erhält die Pflege im häuslichen Umfeld, besitzt einen Pflegegrad und ist auf die Pflegehilfsmittel angewiesen? Dann ist eine Beantragung bei der Pflegekasse sinnvoll. Bringen Sie in einem Sanitätshaus am besten zunächst in Erfahrung, welche Produkte sich für Ihre Pflegesituation eignen. Sanitätshäuser sind auch gerne bei der Antragstellung behilflich. Grundsätzlich ist es so, dass die Pflegekasse sich an den Kosten beteiligen kann, wenn das Pflegehilfsmittel im Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes aufgeführt ist. Wenn Sie weitere Informationen zu den jeweiligen Voraussetzungen oder dem Antragsverfahren benötigen, können Sie sich an Ihre Pflegekasse wenden. Weitergehende Informationen erhalten Sie auch bei einem Pflegestützpunkt vor Ort. Außerdem haben Pflegebedürftige und Angehörige einen Anspruch auf eine wiederkehrende Pflegeberatung. Hier können Sie sich bequem über Pflegesachleistungen, Pflegegeld aber auch sinnvolle Pflegehilfsmittel beraten lassen.

Gut zu wissen!

Pflegebedürftige haben, unabhängig von der Höhe ihres Pflegegrads, einen Anspruch auf die Pflegehilfsmittelpauschale. Die Pauschale beträgt monatlich 40 Euro und dient zur Anschaffung von Pflegehilfsmitteln zum Verbrauch wie Flächendesinfektionsmittel, Händedesinfektion, Handschuhe, Mundschutzmasken oder Bettschutzeinlagen. Mit der Sanubi Pflegebox kann sich Ihr Angehöriger die Pflegehilfsmittel selbst zusammenstellen und kostenfrei nach Hause schicken lassen – Sanubi kümmert sich um alle nötigen Formalitäten.

Tipps für die Anwendung der speziellen Pflegehilfsmittel

Mit unseren Tipps bringen Sie Ihren Familienangehörigen die Produkte näher, sorgen für optimale Hygiene und eine reibungslose Funktionstüchtigkeit.

  1. Binden Sie Ihren Angehörigen mit ein: Die Anwendung neuer Pflegehilfsmittel kann Unsicherheiten bei Betroffenen hervorrufen: Warum brauche ich das Produkt überhaupt? Wie wende ich es richtig an? Kann ich etwas falsch machen? Sofern es die Mobilität zulässt, ist es eine gute Idee, Ihren Angehörigen mit in das Sanitätshaus zu nehmen – hier können Sie sich gemeinsam beraten lassen und der Betroffene kann mitentscheiden. Ist die gemeinsame Fahrt zum Sanitätshaus nicht möglich, können Sie Ihr Familienmitglied auch zu Hause aufklären. Zeigen Sie Ihrem Angehörigen das Produkt und erklären Sie genau, wie es funktioniert. Auf diese Weise gewinnt der Betroffene ein Stück Selbstständigkeit und kann sich aktiv im Pflegealltag einbringen.
  2. Reinigen Sie die Produkte: Egal, ob Tablettenboxen mit Erinnerungsfunktion oder Geräte zur Körpermessung – sie alle sind regelmäßig im Einsatz. Um die nötige Hygiene zu gewährleisten, reinigen Sie die Produkte am besten täglich. Dafür können Sie einen Reiniger oder Desinfektionsmittel nehmen. Doch Vorsicht: Achten Sie darauf, dass die Säuberung die Funktionsfähigkeit der technischen Geräte nicht beeinträchtigt. Aggressive Reiniger können zudem die Oberfläche der Produkte beschädigen.
  3. Überprüfen Sie den Zustand der Geräte regelmäßig: Technische Geräte sind eine gute Hilfe im Pflegealltag, sie benötigen aber ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit. Stellen Sie sicher, dass die Geräte reibungslos funktionieren – achten Sie beispielsweise auf die Batterie-Anzeige oder auf mögliche Fehlermeldungen. In der Gebrauchsanweisung finden Sie Informationen zur Wartung und Fehlerbehebung.

So kombinieren Sie die Produkte mit anderen Pflegehilfsmitteln

Der Hilfsmittelkatalog führt eine ganze Reihe an Pflegehilfsmitteln auf. Sie alle wurden für den Zweck entwickelt, die Selbstständigkeit zu steigern und den Pflegealltag zu vereinfachen bzw. hygienischer zu gestalten. Um die Pflegesituation gut zu bewältigen, können nicht nur Produkte zur Körpermessung oder zur Unterstützung der Medikamenteneinnahme zum Einsatz kommen. Wie wäre es, wenn Sie sich zusätzlich mit anderen sinnvollen Pflegehilfsmitteln vertraut machen? Empfehlenswert sind technische Pflegehilfsmittel wie ein Pflegebett oder Produkte zur Hygiene im Bett wie wiederverwendbare Bettschutzeinlagen. Vielleicht bietet sich in Ihrem Fall auch ein Notrufsystem an, das zusätzliche Sicherheit vermittelt, wenn Sie mal nicht bei Ihrem Familienangehörigen sein können. Ziehen Sie auch Pflegehilfsmittel zur Verbesserung kognitiver und kommunikativer Fähigkeiten in Betracht – die Pflegekasse beteiligt sich an Produkten zur zeitlichen oder örtlichen Orientierung, beispielsweise in Form einer speziellen Uhr. Digitale Pflegeanwendungen sind derzeit überall im Gespräch. Sie helfen dabei, Termine zu koordinieren oder die Kommunikation zu verbessern. Natürlich ergänzen auch Pflegehilfsmittel zum Verbrauch den Pflegealltag sinnvoll. Dazu zählen beispielsweise Mundschutzmasken, Händedesinfektion oder Flächendesinfektion.

In der folgenden Liste werden verschiedene Pflegehilfsmittel aufgeführt, die speziell für den Verbrauch bestimmt sind, sowie technische Pflegehilfsmittel, die für einen längeren Einsatz vorgesehen sind. Zusätzlich wird erläutert, warum eine Kombination aus beiden Arten von Pflegehilfsmitteln in der häuslichen Pflege sinnvoll sein kann.

1. Produkte zur Hygiene im Bett

Einsatzgebiet: Verbesserung der Hygiene im Bett
Vorteile: Schutz vor Verunreinigungen
Geeignet als Kombination mit: Eine wiederverwendbare Bettschutzeinlage zusammen mit einem Pflegebett oder einem Notrufsystem eingesetzt werden, um die Sicherheit und Hygiene im Bett zu erhöhen.

2. Notrufsysteme

Einsatzgebiet: Zusätzliche Sicherheit
Vorteile: Schnelle Hilfe im Notfall, Entlastung für Pflegende
Geeignet als Kombination mit: Technische Pflegehilfsmittel, Produkte zur Hygiene im Bett

3. Pflegehilfsmittel zur Verbesserung kognitiver und kommunikativer Fähigkeiten

Einsatzgebiet: Steigerung der Selbstständigkeit
Vorteile: Verbesserung der Orientierung, Kommunikation und Gedächtnis
Geeignet als Kombination mit: Technische Pflegehilfsmittel, Notrufsystem

4. Digitale Pflegeanwendungen

Einsatzgebiet: Organisation und Kommunikation
Vorteile: Terminkoordination, verbesserte Kommunikation
Geeignet als Kombination mit: Technische Pflegehilfsmittel, Notrufsystem

5. Pflegehilfsmittel zum Verbrauch

Einsatzgebiet: Hygiene und Infektionsvorbeugung
Vorteile: Erhöhung der Hygiene, Vermeidung von Infektionen
Geeignet als Kombination mit: Produkte zur Hygiene im Bett, Notrufsystem

FAQ – die wichtigsten Fragen zu Pflegehilfsmitteln zur Medikamentenerinnerung und Körpermessung