Viele der heute Pflegebedürftigen haben die Schrecknisse des Zweiten Weltkriegs noch erlebt oder sind kurz danach geboren und aufgewachsen. Schätzungen gehen davon aus, dass fast alle vor 1940 Geborenen und bis zu drei Viertel der Nachkriegsgeneration in dieser Zeit Traumatisches erlebt haben. In einer Pflegesituation kann es schnell passieren, dass eine Ohnmachtserfahrung von damals erneut getriggert wird – oft ohne, dass die Betroffenen das direkt einordnen können. Pflegende sollten daher möglichst sensibilisiert sein, wie sich Traumata äußern können, wie man es am besten vermeidet, diese hervorzurufen, und wie eine ideale Reaktion aussähe, falls es doch passiert.

Dieser Artikel beschäftigt sich mit Traumasensibler Pflege von älteren Menschen. Wir geben Beispiele, welche Erfahrungen Pflegebedürftige in der Alterskategorie 80+ typischerweise gemacht haben, welche Fragen im Pflege-Alltag weiterhelfen und wie Pflegende idealerweise mit Betroffenen umgehen können, ohne die alten Wunden immer wieder aufzureißen. Einen allgemeineren Artikel, wie sich Gewalt in der Pflege vermeiden lässt, finden Sie ebenfalls auf sanubi.de.

Das Wichtigste in Kürze

  • Traumatische Ereignisse wie Kriege haben insbesondere auf Kinder schwerwiegende und langanhaltende Auswirkungen.
  • Auffälliges oder widerständisches Verhalten tritt bei älteren Pflegebedürftigen oft dann auf, wenn der Horror von früher neu ausgelöst wird.
  • Auslöser (= Trigger) für traumatische Erinnerungen kann Unterschiedliches sein, etwa Dunkelheit, Lärm, Gerüche, verschlossene oder nicht-abschließbare Türen.
  • Die meisten Menschen aus der Kriegs- oder Nachkriegsgeneration hatten nie die Chance, ihr Trauma aufzuarbeiten.
  • Unverarbeitete Traumata sind transgenerativ, sie haben also Auswirkungen von einer Generation zur nächsten.
  • Wer die Schlüsselreize traumatisierter Menschen kennt, kann sie bewusst vermeiden, damit es allen Beteiligten besser geht.

Definition: Was ist ein Trauma?

Ganz allgemein gesprochen ist ein Trauma eine Verletzung, die durch Gewalteinwirkung von außen entsteht. Ein Trauma kann körperlich sein, zum Beispiel ein Schädel-Hirn-Trauma, wenn jemand gestürzt und auf den Kopf geknallt ist. Ein Trauma kann aber auch seelisch sein – und um diese Art von Trauma geht es in diesem Text.

Traumatische Ereignisse stellen dabei immer eine extreme Bedrohung dar. Die Betroffenen fürchten um ihr Leben. Die mögliche Reichweite geht von schlimmen Unfällen bis zum Krieg.

Seelische Traumata Typ I

Traumatische Ereignisse können auf die Betroffenen sehr unterschiedliche Auswirkungen haben. Das hängt sowohl von der Einzelperson und ihren Lebensumständen als auch vom Ereignis selbst ab. Eine Naturkatastrophe, eine Geiselnahme oder ein Amoklauf werden zum Beispiel oft von Betroffenen und auch Sekundär-Betroffenen wie Angehörigen oder Helfenden als schlimm wahrgenommen, aber sie lassen sich meist etwas besser verarbeiten, weil eine überschaubare Anzahl an Menschen gleichzeitig betroffen ist, diese sich gegenseitig unterstützen können und sie außerdem in der Regel schnell Hilfe von Nicht-Betroffenen erhalten. Manche Wissenschaftler sprechen auch vom Trauma-Typ I. Dabei handelt es sich um einmalige und in der Regel zufällige Gewalt-Einwirkungen.

Seelische Traumata Typ II

Deutlich schwieriger ist der Umgang mit Trauma-Typ II, bei dem entweder Einzelpersonen immer wieder oder sehr viele Menschen gleichzeitig und langanhaltend betroffen sind und es kaum oder gar keine Hilfe von außen gibt. Beispiele dafür sind langanhaltende Katastrophen wie Dürren, jahrelanger Missbrauch, wiederholte Gewalttaten wie Folter oder ein Krieg. Ein Trauma, das durch einen oder mehrere Menschen ausgelöst wurde, weil jemand bewusst gewalttätig war, hat grundsätzlich stärkere Auswirkungen als beispielsweise ein Unfall oder eine Naturkatastrophe.

Traumata und Pflege

Oft ahnen, manchmal wissen Sie als Pflegende, dass Ihre pflegebedürftigen Angehörigen schlimme Erfahrungen in ihrer Kindheit gemacht haben. Meist wird darüber aber nicht richtig gesprochen. Aus Angst, aus Scham, weil das alles schon so lange her ist und weil es sich nie ergeben hat.

Doch ein traumatisches Ereignis ist nicht ausschließlich in dem Moment schlimm, in dem jemand es erlebt. Noch viele weitere Jahre oder Jahrzehnte kann es Betroffene verfolgen – etwa in Albträumen oder in Form von Flashbacks, in denen sie sich plötzlich in die erlebte Situation zurückkatapultiert fühlen. Manche Traumatisierten sehen alles noch einmal wie in einem Film vor sich und können den inneren Bildern kaum entkommen. Andere werden ausschließlich von den erlebten Gefühlen ohne dazugehörige Bilder geplagt. In jedem Fall ist es möglich, dass ein Trauma die Betroffenen ihr Leben lang auf die ein oder andere Weise begleitet. Und oft gibt es bestimmte Auslöser, sogenannte Trigger, die den erlebten Horror immer wieder wecken.

Trauma-Trigger

Was ein Trauma-Trigger sein kann, ist höchst unterschiedlich. Typische Auslöser sind zum Beispiel

  • völlige Dunkelheit
  • bestimmte Gerüche
  • laute Geräusche, besonders wenn sie an Schüsse erinnern (Stichwort: Silvester)
  • verschlossene Türen bzw. das Gefühl, eingesperrt zu sein
  • nicht-abschließbare Türen bzw. das Gefühl, sich nicht schützen zu können
  • große Gruppen oder Feierlichkeiten
  • der Anblick von Uniformen
  • bestimmte Bilder oder Filme

Aus Versehen ausgelöst

Wenn Pflegende nichts vom Trauma ihrer Angehörigen wissen, kann das fatal sein. Denn gerade eine Pflegesituation bedeutet in der Regel auch Abhängigkeit und dann ist die Gefahr besonders groß, dass sich ein Trauma immer wieder während der Pflege Bahn bricht. Besonders schwierig wird der Umgang damit, wenn sich eine Demenz entwickelt. Dann werden die Geister der Vergangenheit immer stärker und die Abwehrmöglichkeiten der Erkrankten zunehmend schlechter.

Deshalb ist es gut, wenn Pflegende zumindest grundsätzlich mit der Problematik Trauma vertraut sind. Noch besser ist es, die spezifischen Erfahrungen der pflegebedürftigen Person zu kennen, um die Sie sich kümmern. Dann lassen sich bestimmte Probleme von Vorneherein vermeiden.

Folgen von Traumata

Wie sich Traumata auswirken, ist höchst unterschiedlich. Niemand weiß genau, warum manche Betroffenen besser und andere weniger gut mit schrecklichen Erlebnissen umgehen können. Bekannt ist allerdings, dass es unterschiedlich hilfreiche Umstände gibt. Es fällt zum Beispiel allen Menschen umso schwerer, wieder in ein unbeschwerteres Leben zurückzukehren, wenn sie kaum oder gar keine Hilfe bei der Bewältigung ihres Traumas erhalten. Und die Kinder der Nachkriegszeit hatten in der Regel kaum Unterstützung.

PTBS

Eine mögliche Folge eines erlittenen Traumas ist eine posttraumatische Belastungsstörung, kurz: PTBS. Wegen der traumatischen Erfahrungen verändert sich das Gehirn der Betroffenen und sie entwickeln bestimmte Symptome, die fortan ihr Leben belasten. Dazu gehören typischerweise:

  • immer wiederkehrende negative Gedanken und Gefühle, die Hilflosigkeit, Angst, Scham, Wut und/oder Traurigkeit auslösen
  • unruhiger Schlaf, oft gekoppelt mit Albträumen
  • hohe Alarmbereitschaft schon bei kleinen Reizen, die an das traumatische Ereignis erinnern (Trigger)
  • häufige Gereiztheit, gefolgt von impulsiven und starken Reaktionen auf bestimmte Auslöser
  • Flashbacks, in denen sie sich in die traumatische Situation zurückversetzt fühlen
  • Vermeiden bestimmter Orte und Tätigkeiten, um das Risiko für Flashbacks und andere unangenehme Reaktionen zu verringern, teils zunehmender Rückzug aus dem sozialen Leben
  • weitere unspezifische Symptome, wie Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten, erhöhter Blutdruck sowie Atemnot, Schwitzen oder Zittern bei Flashbacks

Längst nicht alle Betroffenen sind sich bewusst, dass sie eine PTBS entwickeln. Bis zu einem gewissen Grad ist es ja auch normal und gesund, dass schlimme Ereignisse eine Zeitlang Auswirkungen auf das eigene Erleben und Verhalten haben. Nur so kann der menschliche Geist das Erlebte verarbeiten. Kritisch wird es allerdings, wenn die Symptome über einen langen Zeitraum immer wiederkehren, die Betroffenen das Gefühl haben, darüber keine Kontrolle zu gewinnen, und diese Entwicklung das eigene Leben zunehmend erschwert.

Gut zu wissen!

Wenn Sie Symptome einer PTBS feststellen, die Sie belasten, dann zögern Sie nicht und suchen Sie sich professionelle Hilfe. Eine gute erste Anlaufstelle ist die Hausarztpraxis, die bei Bedarf an einen spezialisierten Psychotherapeuten verweisen kann. Die PTBS ist gut behandelbar. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für nötige Therapien. Unbehandelt kann eine PTBS nicht nur massiv das Leben beeinträchtigen, sondern auch die Hirnstruktur und die DNA (weiter) verändern.

Unerkannt heißt unbehandelt

Schätzungen gehen davon aus, dass deutlich mehr ältere Pflegebedürftige eine unbehandelte PTBS mit sich herumtragen als lange vermutet. Auch Depressionen im Alter, die unter anderem als Folge einer PTBS auftreten können, bleiben häufig unerkannt. Wenn es aber keine Behandlung gibt, leidet die Lebensqualität enorm. So kann es umso schneller passieren, dass Ältere völlig zu Unrecht als schwierig, ungeduldig oder altersstarrsinnig abgestempelt werden, obwohl ihnen einfach nur die korrekte Behandlung einer Krankheit vorenthalten wird, die sich eigentlich gut behandeln ließe.

Wer die Anzeichen erkennt, kann hingegen helfen. Ideal ist es, wenn man den Betroffenen dabei hilft, eine Behandlung nachzuholen – denn auch im hohen Alter kann die passende Therapie noch sehr viel bewirken. Eine kurze Übersicht möglicher Therapien stellt dieser Artikel im letzten Abschnitt vor. Wie sich speziell Depressionen im Alter auswirken und behandeln lassen, lesen Sie im Artikel „Altersdepressionen – Symptome, Ursachen und Behandlung

Doch nicht immer ist die optimale Behandlung möglich, etwa wenn andere Erkrankungen wie eine Demenz eine kognitive Verhaltenstherapie unmöglich machen. In jedem Fall ist es aber möglich, den eigenen Umgang mit den Pflegebedürftigen anzupassen. Hier setzt die Traumasensible Pflege an.

Traumasensibler Umgang

Unabhängig davon, ob eine pflegebedürftige Person nachgewiesenermaßen ein Trauma erlitten hat, ob sich eine PTBS oder eine Depression daraus entwickelt hat, oder nicht, von einer Traumasensiblen Pflege können alle Pflegebedürftigen profitieren. Aber eben ganz besonders diejenigen, die tatsächlich Traumatisches erlebt haben.

Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass auf die meisten Menschen im Alter 80+ folgendes zutrifft:

  • Sie haben in ihrer Kindheit – und teils auch später – Schreckliches erlebt.
  • Sie haben kaum oder keine Hilfe bei der Bewältigung eines potenziellen Traumas erhalten.
  • Sie werden oder sind zunehmend pflegebedürftig.

Viele wollen außerdem nicht die Hilfe und Unterstützung annehmen, die ihre erwachsenen Kinder für sinnvoll und dringend notwendig erachten. Ein Trauma kann dafür ein Grund sein.

Tipps für Pflegende

Um die seelische Gesundheit von Pflegebedürftigen zu verbessern oder zumindest nicht weiter zu verschlechtern, können Sie als Pflegende einiges beitragen. Dabei helfen folgende Erkenntnisse und Handlungsweisen:

  1. Machen Sie sich bewusst: Es ist recht wahrscheinlich, dass dieser Mensch in seiner Kindheit oder später ein seelisches Trauma erlitten hat, das nur unzureichend oder gar nicht aufgearbeitet werden konnte.
  2. Machen Sie sich mit dem Konzept des Guten Grundes vertraut (siehe Kasten): Gehen Sie pauschal immer erstmal davon aus, dass die Reaktion des Gegenübers für diese Person aus einem (guten) Grund erfolgt, auch wenn Sie den zunächst nicht (er)kennen.
  3. Vermeiden Sie belehrende oder abwertende Kommentare wie „Das ist doch zu deinem Besten!“ oder „Stell dich nicht so an!“. Solche Sätze mögen durch Ihren Kopf geistern, aber sie helfen nicht. Im Gegenteil, häufig verschlimmern sie die Lage.
  4. Bleiben Sie ruhig und vermitteln Sie Sicherheit: Auch wenn Sie das Verhalten zunächst nicht verstehen, versuchen Sie der Fels in der Brandung zu sein. Dabei können kleine Übungen helfen, vor allem eine ruhige Atmung, bei der Sie stets länger aus- als einatmen. Das beruhigt Sie selbst und wirkt sich in den meisten Fällen auch unmittelbar auf Ihr Gegenüber aus.
  5. Wählen Sie eine empathische Kommunikation, ohne Ihr Gegenüber zu bevormunden. Das kann beispielsweise so klingen: „Ich sehe, dass du gerade unruhig / wütend / traurig bist. Lass uns zusammen versuchen, erstmal wieder ruhig zu werden.“ Und dann atmen Sie und beruhigen sich selbst. Wenn es passend ist, ergreifen Sie nach ein oder zwei Atemzügen locker eine Hand der pflegebedürftigen Person. Durch den Körperkontakt werden Bindungs- und Entspannungshormone bei beiden ausgeschüttet, die dabei helfen, ruhig zu werden.
  6. Wenn sich die Atmosphäre entspannt hat, versuchen Sie das eigentliche Problem zu ergründen: Sobald sich jemand laut und vehement gegen einen eigentlich logischen Vorschlag wehrt, geht es oftmals nicht um den Vorschlag an sich, sondern es stecken tiefsitzende Ängste dahinter. Häufig sind diese den Betroffenen selbst gar nicht bewusst, sondern sie haben lediglich ein diffuses, aber deutliches „Das will ich nicht!“ in ihrem Kopf. Sie können aber gemeinsam versuchen, sich den Ursachen anzunähern. (siehe Abschnitt „Reden ist Gold!“)
  7. Nehmen Sie sich Zeit zum Reden: In einer Pflegesituation gibt es oft zu wenig Zeit für richtiges Unterhalten. Immer muss irgendwas erledigt werden und oft reicht die Zeit nichtmal dafür. Aber einige Probleme und „Zeitfresser“ ergeben sich auch genau daraus, dass Familien über bestimmte Themen nie gesprochen haben. Wenn irgendwie möglich, schaffen Sie Zeiträume, in denen über das bisher Ungesagte gesprochen werden kann.

Es gibt immer einen Grund!

Eine entscheidende Voraussetzung für Traumasensible Pflege ist es, die Reaktionen von Betroffenen nicht als böse einzustufen, sondern zu versuchen, diese angemessen einzuordnen. Dazu sollten Pflegende das Prinzip des „Guten Grundes“ kennen. Es geht davon aus, dass das Verhalten einer Person immer einen (guten) Grund hat, der in ihrer Lebensgeschichte begründet liegt. Das bedeutet nicht, dass Pflegende sich alles gefallen lassen sollen. Doch das Prinzip des „Guten Grundes“ kann helfen, das Verhalten einer Person nicht vorschnell zu verurteilen. Wer außerdem weiß, dass Traumata bestimmte Folgen haben können, die den Betroffenen auch selbst nicht immer klar sind, insbesondere wenn bestimmte Erkrankungen vorliegen, kann leichter empathisch auf „unnormales Verhalten“ von Pflegebedürftigen eingehen.

Der Ton macht die Musik

Wenn Pflegebedürftige bestimmte Hilfen ablehnen und Pflegende zunehmend das Gefühl haben, dass ihnen langsam die Optionen ausgehen und sich bald wirklich etwas ändern muss, dann sehen die meisten Familien nur zwei Möglichkeiten. In etwa:

‚Wir organisieren das jetzt einfach, weil es nötig ist, egal was Mutter sagt!‘

Oder:

‚Dann warten wir jetzt eben ab, bis was richtig Schlimmes passiert, und dann muss Vater die Hilfe annehmen.‘

Solche Entwicklungen sind nicht selten und meist fühlen sich zwar alle Beteiligten dabei unwohl, sehen aber nicht, was sie sonst noch versuchen könnten. Oft hat das sowohl mit den jeweiligen Biografien als auch mit der Art der Kommunikation zu tun.

Die Pflegenden

Viele pflegende Angehörige versuchen, wenn sie einen Hilfebedarf sehen, mit logischen Argumenten zu erklären, warum diese Hilfe jetzt sinnvoll wäre. Wenn diese trotzdem abgelehnt wird, versuchen sie es später noch einmal und verzweifeln dann an der „Sturheit“ der eigenen Eltern. Manche Eltern haben ihre erwachsenen Kinder auch noch nie richtig ernst genommen und zeigen das auch hier wieder. Nicht selten kommt dann der Gedanke: ‚Die Eltern sind bockig wie kleine Kinder.‘ Und recht schnell entwickelt sich auch die Kommunikation genau dorthin. Die pflegenden Angehörigen sprechen mit ihren Eltern so, wie sie mit einem bockigen Kleinkind umgehen würden. (Dass viele Pädagogen mittlerweile überzeugt sind, dass man auch Kleinkinder nicht ausschimpfen, sondern durch ihre Gefühlsausbrüche begleiten sollte, soll hier nicht diskutiert werden.) Manchmal führt ein rauer Ton sogar zum Erfolg, weil dadurch eine alte Angst aus der Kindheit der Pflegebedürftigen getriggert wird. Häufig verhärten sich aber dadurch nur die Fronten und es steigt die Ratlosigkeit.

Die Pflegebedürftigen

Viele Pflegebedürftige waren als kleine Kinder unmittelbar vom Krieg bedroht. In der Nachkriegszeit sind die meisten mit großen Unsicherheiten aufgewachsen. Sie waren wie alle Kinder abhängig von den Erwachsenen, doch diese waren größtenteils mit sich selbst oder ihrer Arbeit beschäftigt. Für die Sorgen und Ängste der Kinder war kein Platz. Mit dieser tiefsitzenden Erkenntnis, dass sich niemand wirklich für sie interessiert, dass sie selbst irgendwie klarkommen müssen und dass sie gleichzeitig kaum etwas tun können, um ihre Situation zu verbessern, sind sie groß geworden. Erst als sie älter waren, konnten sie ihre Lage verbessern – durch Fleiß, Stärke und Durchhaltevermögen.

Auch wenn es längst nicht allen Pflegebedürftigen bewusst ist, wohnt in den meisten deshalb die große Angst, wieder so ohnmächtig zu werden wie als Kind. Zu viel fühlt sich genauso an: Geliebte Menschen sterben, alle anderen behaupten zu wissen, was das Beste wäre und wollen das durchsetzen, die eigene Meinung wird abgebügelt und die eigenen Fähigkeiten sind nicht (mehr) so gut, wie man sie sich wünschen würde.

Aus dieser Perspektive betrachtet, erscheint es geradezu logisch, dass es viele Pflegebedürftige zunächst ablehnen, dass zum Beispiel ein Pflegedienst kommt. Denn das würde bedeuten, noch mehr Selbstständigkeit abzugeben und sich erneut der Willkür von Fremden auszusetzen – und das auch noch im eigenen Zuhause. Nachdem sie als Erwachsene endlich sicher waren, sollen sie nun wieder in die Rolle des Kindes zurückgedrängt werden, das alles ohnmächtig erdulden muss?

Die Konsequenz

Diese beiden Lebensrealitäten prallen – scheinbar unvereinbar – aufeinander und die eine Generation versteht die andere nicht. Das hat oft auch viel mit Kommunikation zu tun.

Was würde helfen?

Pflegende haben oft konkrete Schwierigkeiten im Fokus, die es zu lösen gilt. Das ist verständlich. Doch manches lässt sich nicht mal eben klären. Manche Wunden, die nie richtig verheilt sind, und die nun im Alter drohen, immer wieder aufgerissen zu werden, brauchen Zeit und Einfühlungsvermögen, damit sie sich endlich richtig schließen können. Und dafür brauchen die meisten Pflegebedürftigen die Hilfe empathischer Pflegender, die sich für das eigentliche Problem interessieren.

Egal, ob Sie als Pflegende den Eindruck haben, dass Sie schonmal aus Versehen ein Trauma getriggert haben, oder ob Sie nötige Hilfe nicht organisieren dürfen, weil die Betroffenen diese Unterstützung strikt ablehnen: Es gibt meist eine Lösung. Entscheidend ist dafür, die richtige Kommunikation zu wählen, um sich gemeinsam anzunähern. Denn nur wenn Sie wissen, wo eigentlich das Problem liegt, können Sie es auch angehen. Dafür müssen Sie drei Dinge wissen:

  1. Was hat die pflegebedürftige Person Traumatisches erlebt?
  2. Welche Trigger erinnern sie daran (und sollten tunlichst vermieden werden)?
  3. Welche Bewältigungsstrategien helfen, mit den traumatischen Erlebnissen (weiterhin) klarzukommen?

Langfristige Trauma-Bewältigung

Die kurzfristigen Reaktionen auf traumatische Ereignisse sind wissenschaftlich recht gut bekannt. Es handelt sich um die vier Fs: Fight, Flight, Freeze, Fragment. Das kann übersetzt werden mit: Kämpfen, Fliehen, Erstarren, Dissoziieren, also sich von dem Erlebten innerlich abkoppeln. Langfristig müssen Betroffene aber nicht nur irgendwie überleben, sondern lernen, mit dem Erlebten möglichst gut klarzukommen.

Es gibt genau eine hochwertige Studie, die sich mit der Frage beschäftigt, welche Bewältigungsstrategien heute alte Menschen in ihrer Kindheit entwickelt haben, um mit erlebten Traumata fertig zu werden. Daraus lassen sich folgende Erkenntnisse gewinnen:

  • Schweigen, Aushalten und Durchhalten sind in der Regel die Maßnahmen, die den Betroffenen das Überleben gesichert haben.
  • „Es war ja niemand da“ – meist ohne Vorwurf, sondern als pure Erkenntnis geäußert – ist eine Erfahrung, die fast alle traumatisierten Kinder in der Nachkriegszeit gemacht haben.
  • Nicht wenige haben ihre Ängste zeitlebens mit sich selbst ausgemacht.
  • Für Trost und Trauer oder überhaupt Gefühle war meist kein Raum. Stattdessen überwog das Betäuben schlimmer Erinnerungen – vor allem durch Arbeit und Alkohol.
  • Viele Traumatisierte tragen eine tiefe Sehnsucht in sich, doch noch trauern zu dürfen und Trost zu finden, haben aber gleichzeitig die Hoffnung nahezu aufgegeben, dass das je passieren wird.
  • Manche haben als Erwachsene mit Gleichaltrigen über ihre traumatischen Erlebnisse gesprochen. Oft wurden ähnliche Erfahrungen geteilt, was heilsam war. Doch je mehr dieser Gleichaltrigen sterben, desto weniger Gesprächspartner bleiben übrig. Dann kehrt der alte Horror oft schleichend zurück.
  • Nur wenige Betroffene kommen auf die Idee, mit ihren erwachsenen Kindern oder anderen Jüngeren über die alten Ängste zu sprechen. In der Studie heißt es: „Angehörige der nächsten Generation wurden als Zuhörende kein einziges Mal erwähnt.“
  • Viele Betroffene haben sich ihr Leben lang mit etwas abgelenkt, um nicht von traumatischen Erinnerungen heimgesucht zu werden. Je älter sie werden, desto schlechter funktionieren aber die Ablenkungsstrategien.
  • Eine angemessene soziale Begleitung traumatisierter Pflegebedürftiger macht einen großen Unterschied und kann ihnen auch viele Jahrzehnte nach den schlimmen Ereignissen noch seelischen Frieden bringen, statt die alten Wunden wieder aufzureißen.
  • Viele Betroffene haben Erfahrungen extremer Angst, Hilflosigkeit und Ohnmacht gemacht. Dagegen hat es geholfen, wieder selbstwirksam handeln zu können.
  • Das Wiedererlangen von Selbstwirksamkeit hat oft mit Aufgaben zu tun, die Verantwortung und Anerkennung bedeuteten. Vieles davon funktioniert aber mit fortschreitendem Pflegebedarf nicht mehr.
  • Was genau den Betroffenen geholfen hat, ist unterschiedlich. Viele berichteten neben der Arbeit (für Lebensunterhalt und Familie) von mindestens einer der folgenden Strategien:
    1. Musik
    2. Kunst
    3. Lesen
    4. Wandern
    5. Gärtnern
    6. Gemeinschaftserfahrungen wie Sport

Hier können Pflegende ansetzen. Denn viele kreative und händische Tätigkeiten lassen sich bis ins hohe Alter durchführen und geben den Pflegebedürftigen die Chance, mit ihren Händen selbstwirksam tätig zu sein. Diese Möglichkeiten in den Alltag zu integrieren, ist jedoch gar nicht so leicht. Denn nur die wenigsten Pflegenden wissen, ob und welche traumatischen Erlebnisse die Eltern mit sich herumtragen, wie sie sie darauf ansprechen könnten, ob sie im Laufe des Lebens eigene Bewältigungsstrategien entwickelt haben und wenn ja, welche das sind.

Reden ist Gold!

Warum erzählen die Pflegebedürftigen nicht einfach, was sie erlebt haben und was ihnen helfen würde? Diese Frage stellen sich vor allem jüngere Pflegende. Doch so einfach ist es nicht. Viele Ältere, insbesondere Frauen, haben noch Sprüche gelernt wie „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold!“ und diese fest verinnerlicht. Außerdem wurden sie, wie bereits erwähnt, meist als Kinder so oft abgelehnt, bis sie hingenommen haben, dass sich niemand für sie interessiert. Solche erlernten Wahrheiten sitzen dann so tief, dass man später im Leben oft nicht mehr auf die Idee kommt, es könnte irgendwann anders sein. Das wiederum ist nicht hilfreich, wenn es darum geht, eine traumasensible Pflegesituation zu erschaffen, in der sich alle Beteiligten möglichst wohl fühlen.

Die Lösung lautet daher oft: Ermutigen Sie als Pflegende Ihre Angehörigen, offen zu reden. Und nehmen Sie sich Zeit, wirklich zuzuhören.

Gut zu wissen!

Die meisten älteren Pflegebedürftigen sind völlig überrascht, wenn sich jemand für sie und ihre Gedanken und Gefühle interessiert. Sie kennen das schlichtweg nicht. Und oftmals empfinden sie eine große Dankbarkeit, wenn es im hohen Alter, ausgerechnet dann, wenn sie sich zunehmend hilflos und „nutzlos“ fühlen, doch jemand tut. Daher machen Sie als Pflegende den ersten Schritt.

Manchmal muss man dabei ein wenig um die Ecke denken. Denn die meisten Pflegebedürftigen im heutigen Alter 80+ haben nie gelernt, über ihre Gefühle nachzudenken, diese zu benennen und sich mit ihren Bedürfnissen, die dahinterstecken, zu beschäftigen. Ganz im Gegenteil: Schweigen und Verdrängen war die längste Zeit ihres Lebens der einzige Weg.

Beispiel: Gartenarbeit

Ein typisches Beispiel, bei denen es zwischen den Generationen oft zu Konflikten kommt, ist das Thema Gartenarbeit. Die Mutter, nennen wir sie Annemarie, ist bereits deutlich über 80, lebt mittlerweile allein im Haus, nachdem die Kinder ausgezogen sind und der Mann gestorben ist, und sie kommt längst nicht mehr mit der Gartenarbeit hinterher. Die erwachsenen Kinder schlagen wiederholt vor, einen Gärtner zu bestellen, doch das wird rigoros von Annemarie abgelehnt.

Das scheint zunächst unverständlich, doch wenn man ein nicht aufgearbeitetes Trauma in Betracht zieht, könnte es so sein:

  • Als Kind musste Annemarie mit ihrer Mutter, Tante und Cousinen aus Schlesien fliehen. Der Vater war viele Jahre lang im Krieg. Die alte Heimat und ein Großteil der Habseligkeiten war verloren. Die Angst, jemanden aus der Familie zu verlieren, war allgegenwärtig.
  • Der Vater kam als gebrochener Mann aus dem Krieg zurück. Er baute das Haus, in dem Annemarie aufwuchs. Dort blieb sie, bekam selbst Kinder, pflegte ihre Eltern und wurde schließlich selbst alt. Dieses Haus ist also ihr sicherer Hafen nach einer Kindheit in Angst.
  • Im Garten konnte Annemarie selbstwirksam tätig sein. Mit den Händen in der Erde vergaß sie ihre Ängste und Sorgen. Schon als Kind und später als Erwachsene erfüllte es sie mit Freude zu sehen, wie alles wuchs und lebte, trotz der Schrecknisse in der Welt. Dieser Garten war also ihre Therapie.
  • Annemarie kann es vermutlich nicht konkret in Worte fassen, aber sie fühlt: Wenn Sie diesen Garten und womöglich auch noch das Haus verliert, dann verliert sie auch den Halt im Leben.

Auf diese Weise betrachtet, erscheint es logisch, dass Annemarie ihren Garten nicht aufgeben will. Lieber hat sie regelmäßig Schmerzen, weil sie sich wieder völlig übernommen hat. Gleichzeitig sehen die Kinder, dass es so nicht mehr lange weitergehen kann. Denn die Gefahr ist groß, dass Annemarie sich irgendwann ernsthaft verletzt und dann noch deutlich eingeschränkter sein wird.

Eine Lösung könnte ein Kompromiss sein: Ein Gärtner übernimmt die anstrengenden und eher lästigen Aufgaben, zum Beispiel Rasenmähen und Heckeschneiden. Annemarie behält einige schöne Aspekte der Gartenarbeit und kümmert sich zum Beispiel um die Tomaten, Erdbeeren, Kräuter und Blumen. Außerdem wird der Garten pflegeleichter und rückenschonender gestaltet, indem einige Beete aufgelöst und ins Hochbeet verlegt werden. So bleibt der therapeutische Aspekt des Gartens erhalten, aber ein Großteil der anstrengenden Arbeit kann outgesourct werden.

Empathische Kommunikation

Damit gute Kompromisse gelingen, braucht es immer eine gute Kommunikation. In der Traumasensiblen Pflege sollte sie zwar offen, aber nicht unbedingt frontal erfolgen. Fragen Sie daher nicht: „Warum willst du diese Hilfe denn nicht?“. Denn das können die meisten Betroffenen schlicht nicht beantworten. Sondern tasten Sie sich langsam heran mit Fragen wie:

„Kannst du beschreiben, wie du dich gefühlt hast, als ich diese Hilfe vorgeschlagen habe?“

„Kennst du dieses Gefühl aus irgendeiner anderen Situation, vielleicht von früher?“

„Können wir versuchen, gemeinsam Ideen zu sammeln, wie wir meinen Vorschlag ändern könnten, damit du dich damit wohler fühlst?“

„Welchen Aspekt brauchst du auf jeden Fall, damit es dir gut geht?“

Es ist erstaunlich, was mit solchen einfühlsamen Fragen zum Vorschein kommen kann. Manchmal braucht es aber mehrere Anläufe oder ein paar Tage des Nachdenkens, bis wirklich etwas dabei herauskommt. Zu ungewohnt ist diese Art der Kommunikation für die allermeisten.

Vielleicht erfahren Sie auch Details, an denen Sie selbst erstmal zu knabbern haben. Das kann passieren. Doch das können Sie als Chance begreifen. Wenn Sie beispielsweise Ihre Eltern auf diese Weise noch einmal anders kennenlernen, dann finden Sie vielleicht auch endlich eine Lösung für Schwierigkeiten, bei denen Sie bisher nie weitergekommen sind.

Ganz wichtig ist es, dass Sie sich nicht vornehmen, eine schnelle Lösung zu finden, sondern dass Sie sich erstmal Zeit für ein Gespräch nehmen. Denn Fragen nach Gefühlen und Ängsten und vermutlich schwierigen Kindheitserfahrungen, auf die es ja meist hinausläuft, klärt man nicht zwischen Tür und Angel. Sondern es braucht Zeit, Ruhe, Geduld – und Sie als aufmerksames Gegenüber. Denn kaum etwas ist schlimmer, als wenn jemand über eine tiefsitzende Angst und dessen Auslöser nachdenken und sprechen soll, und dann die Person, die gefragt hat, überhaupt nicht richtig zuhört.

Professionelle Hilfe

Manchmal entwickelt sich ein solches Gespräch in eine Richtung, mit der entweder die pflegebedürftige Person oder Sie als Angehörige nicht ohne Weiteres allein fertigwerden. Manches ist schlichtweg zu schlimm, um es nur einmal auszusprechen und dann ruhen zu lassen. Dann sind professionelle Ansprechpartner wichtig.

Beratungsstelle für Frauen

Eine Option speziell für Frauen ab 60, die in der Vergangenheit belastende Ereignisse bis hin zu traumatischer Gewalt erlebt haben, die ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden aktuell beeinträchtigen, ist die Fachstelle Paula. Diese Beratungsstelle richtet sich sowohl an direkt Betroffene als auch an deren Angehörige, Begleitende sowie professionell Pflegende. Die Mitarbeitenden von Paula e.V. bieten professionelle Beratungen an – sowohl persönlich als auch per Video – und vermitteln bei Bedarf an Psychotherapeutinnen weiter.

Online stehen hilfreiche Informationen zum Thema Trauma kostenlos zur Verfügung. Die Broschüre „Alte Frauen traumasensibel begleiten“ bietet viele wichtige Informationen und konkrete Tipps. Als Prävention und Unterstützung bietet die Fachstelle Paula außerdem Workshops und Info-Veranstaltungen an, damit Pflegende im Alltag besser mit Trauma-relevanten Themen umgehen können. Alle Angebote werden durch Spenden finanziert.

Psychologische Online-Beratung für Pflegende

Eine weitere Anlaufstelle ist die psychologische Onlineberatung Pflegen-und-Leben. Dort können sich alle gesetzlich versicherten Pflegenden individuell, datensicher, kostenfrei und auf Wunsch anonym zu Schwierigkeiten im Pflege-Alltag beraten lassen. Es sind nicht nur einmalige, sondern auch mehrere Beratungen über einige Wochen oder Monate möglich – wahlweise schriftlich oder per Video. Die Arbeit der Psychologinnen und Psychotherapeutinnen wird von mehreren gesetzlichen Krankenkassen sowie Spenden finanziert.

Behandlungen

Oftmals helfen solche Erstgespräche oder vorübergehenden Begleitungen sehr gut weiter. Doch manchmal kann es sinnvoll sein, über weitere Schritte nachzudenken.

Imagery Rehearsal Therapie (IRT)

Wer insbesondere unter Albträumen leidet, kann eine vergleichsweise kurze Therapie von vier bis acht Stunden Dauer mitmachen, die eine erstaunlich gute Wirksamkeit hat. Die Imagery Rehearsal Therapie (IRT) gilt als die beste Option, um nachweislich Albträume deutlich zu reduzieren. Dafür wird in Gesprächen überlegt, wie ein anfangs schlimmer Traum doch noch zu einem guten Ende kommen könnte. Diese Alternative gehen die Betroffenen in Gesprächen und Gedanken immer wieder durch. Auf diese Weise werden hilfreiche und selbstwirksame Optionen im Gehirn gestärkt, auf die das Unterbewusstsein nach einigen Wochen auch im Traum zurückgreifen kann.

Psychodynamisch Imaginative Trauma-Therapie (PITT)

Die Psychodynamisch Imaginative Trauma-Therapie (PITT) hilft dabei, Trauer, Trost und Mitgefühl mithilfe von Gesprächen und Rollenspielen gewissermaßen nachzuholen. Das damalige Leid wird anerkannt, der Überlebenswille des damaligen Kindes gewürdigt und gemeinsam wird versucht, bewusst die Strategien zu stärken, die wirklich gut helfen, und diejenigen loszulassen, die das hilflose Kind mangels Alternativen ergreifen musste, wofür es jetzt aber bessere Alternativen gibt. Der Aspekt des Tröstens ist dabei mindestens genauso wichtig wie die neuen Handlungsoptionen.

Kognitive Verhaltenstherapie (CBT)

Die kognitive Verhaltenstherapie, auf Englisch: Cognitive Behavioral Therapy (CBT), ist ein weit verbreiteter Ansatz, der auch als Trauma-Therapie eingesetzt werden kann. Dabei werden in vielen Gesprächen und Übungen solche Denkmuster und Verhaltensweisen identifiziert, die als Folge des Traumas entstanden sind, und die eigentlich nicht hilfreich sind. Im zweiten Schritt lernen Betroffene, solche schädlichen Denkweisen zu hinterfragen und stattdessen andere Wege zu finden, um mit kritischen Situationen umzugehen.

Finanzierung von Therapien

Psychotherapeutische Behandlungen können in jedem Alter eine sehr gute Wirkung erzielen und die Lebensqualität enorm verbessern. Doch nicht alle Therapie-Konzepte werden von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert. Private Krankenversicherer haben lange Zeit gar keine Psychotherapien finanziert, mittlerweile kommt es auf den Vertrag an, ob und was sie an Kosten übernehmen. In allen Fällen gilt, dass die Wartelisten für Selbstzahler meist am kürzesten sind. Je nach Situation kann es sich daher lohnen, eine anerkannte Therapie aus eigenen Mitteln zu finanzieren.

FAQ: Häufige Fragen zu Trauma-sensible Pflege