Arthrose kann sehr schmerzhaft sein und Betroffene stark in ihrem Alltag einschränken. Mehr als 12 Millionen Menschen in Deutschland sind von der Gelenkerkrankung betroffen, etwa 5 Millionen davon leiden unter schmerzhaften Beschwerden. Warum sich die Knorpelmasse, also der Stoßdämpfer eines Gelenks, immer stärker abnutzt, bis schließlich Knochen auf Knochen reibt, kann unterschiedliche Gründe haben. Der Prozess lässt sich nicht rückgängig machen, aber in fast alles Fällen durch gezieltes Handeln verlangsamen.

Welchen Einfluss die Ernährung auf Arthrose-Schmerzen hat, warum Bewegung in jedem Stadium sinnvoll ist und wie Pflegende ihre Angehörigen mit Arthrose sonst noch in ihrem Alltag unterstützen können, das lesen Sie in diesem Artikel.

Das Wichtigste in Kürze

  • Arthrose kann in jedem Alter auftreten, das Risiko steigt aber mit zunehmendem Alter.
  • Eine Arthrose kann zu einer Pflegebedürftigkeit hinzukommen oder der Auslöser dafür sein.
  • Arthrose ist nicht heilbar, aber die Beschwerden können durch einen angepassten Alltag reduziert werden.
  • Eine entzündungsarme Ernährung kann Arthrose-Schmerzen deutlich lindern.
  • Regelmäßige Bewegung hilft, den Prozess des Knorpel-Abbaus zu verlangsamen und sorgt wieder für mehr Beweglichkeit.
  • Hilfsmittel, angepasste Kleidung, Schuhe und Wohnräume erleichtern den Alltag.

Einen Artikel über das Krankheitsbild Arthrose im Allgemeinen finden Sie hier.

Arthrose im Alltag

Eine Arthrose, also der dauerhafte Rückgang des Knorpels in einem Gelenk, ist eine typische Erkrankung der zweiten Lebenshälfte. Neben dem Alter sind vor allem Übergewicht, zu wenig oder die falsche Bewegung, erhöhter Alkoholkonsum und Langzeitrauchen entscheidende Risikofaktoren. Auch eine genetische Veranlagung sowie das Zusammentreffen mit anderen Erkrankungen wie Osteoporose können die Entwicklung oder Verschlimmerung einer Arthrose begünstigen.

Je weiter die Erkrankung fortschreitet, desto wahrscheinlicher sind Betroffene auf Hilfe im Alltag angewiesen. Entscheidend ist, welche Gelenke und wie stark diese von der Erkrankung betroffen sind. Ein leichter Gelenkverschleiß im Knie ist vielleicht nur auf dem Röntgenbild zu sehen, macht aber keine Probleme. Ein stärkerer Knorpelabbau in beiden Knien, in der Hüfte und mehreren Fingergelenken hingegen kann nahezu alle Bewegungen im Alltag deutlich einschränken.

Grundsätzlich können alle Gelenke von Arthrose betroffen sein. Besonders häufig kommt die Erkrankung aber vor in

  • Knien (Gonarthrose)
  • Hüfte (Coxarthrose)
  • Schulter (Omarthrose)
  • Fingern und/oder Handgelenk
  • Zehen und/oder Fußgelenk
  • Wirbelsäule

Wenn mehrere Gelenke betroffen sind, sprechen Mediziner von einer Polyarthrose.

Woran Sie Arthrose erkennen

Falls ihr Angehöriger regelmäßig über Schmerzen in einem oder mehreren Gelenken klagt, sich morgens irgendwie eingerostet fühlt und erstmal einige Zeit braucht, um sich wieder geschmeidig bewegen zu können, liegt möglicherweise eine Arthrose vor. Die typischen Anzeichen sind:

  • Anlaufschmerzen nach einer längeren Ruhephase,
  • im späteren Stadium dauerhafte Schmerzen, die durch Belastung noch stärker werden,
  • ein Gefühl von Steifigkeit im Gelenk,
  • Schonhaltungen, die ein schmerzendes Gelenk entlasten,
  • das Abreiben eines Gelenks,
  • Kraftverlust, (vor allem bei Arthrose im Handgelenk oder in den Fingern),
  • hörbares Knacken oder Knirschen im Gelenk bei Bewegung.

Tritt eins oder treten mehrere dieser Symptome auf, sollte unbedingt ein Arzt oder eine Ärztin einen Blick darauf werfen. Mit der passenden Diagnose sind auch passende Behandlungen möglich.

Verlauf einer Arthrose

Niemand kann vorhersagen, wie sich eine Arthrose entwickeln wird. Zwar gilt die Erkrankung bisher als unheilbar. Die Knorpelmasse, die einmal abgebaut ist, kann also nicht künstlich wieder aufgebaut werden. Doch das bedeutet nicht, dass es permanent bergab geht. In einer zusammenfassenden Auswertung von Studien mit mehr als 7000 Teilnehmenden zeigte sich, dass über einen Zeitraum von fünf bis acht Jahren etwa 85 Prozent der Befragten ungefähr gleichbleibende Schmerzen hatten und bei etwa acht Prozent die Schmerzen nachließen. Lediglich bei sieben Prozent der Befragten nahmen die Schmerzen während des Beobachtungszeitraums zu. In den allermeisten Fällen verläuft eine Arthrose also eher langsam. Betroffene können den Verlauf sogar günstig beeinflussen.

Motivieren Sie einen Angehörigen, der eigentlich lieber nicht in eine Arztpraxis gehen möchte, es dennoch zu tun. Viele Menschen haben Angst davor, dass sie eine „unheilbare Krankheit“ haben könnten. Im Fall der Arthrose bedeutet unheilbar aber nicht, dass man nichts mehr tun kann.

Im Gegenteil: Eine Änderung der Lebensumstände bereits im frühen Stadium einer Arthrose kann Betroffenen viel Lebensqualität schenken. Denn die Entwicklung der Arthrose kann durch passende Ernährung, Übungen und bestimmte Verhaltensmaßnahmen deutlich verlangsamt werden. Bereits vorhandene Schmerzen können sich sogar noch einmal deutlich bessern oder sogar verschwinden, wenn Betroffene wissen, was sie beachten müssen. Dafür muss die Arthrose aber erkannt werden. Und Erkrankte müssen die Diagnose annehmen und etwas in ihrem Leben ändern wollen.

Gut zu wissen!

Gelenkschmerzen können auch andere Ursachen haben, zum Beispiel eine rheumatoide Arthritis. Bei dieser sind die Gelenke entzündet, warm und gerötet und schmerzen auch bei Ruhe. Im Gegensatz zu Arthrose verstärkt Wärme bei einer Arthritis die Schmerzen, Kühlpackungen hingegen tun gut. Auch hierbei ist eine rechtzeitige Behandlung wichtig. Sonst können die Entzündungen auf andere Gelenke übergreifen. Ein Arztbesuch ist also in jedem Fall bei Gelenkschmerzen ratsam.

Behandlung

Je nach Art und Fortschreiten der Arthrose können Physiotherapie, Medikamente oder als letzte Maßnahme eine Operation zur Behandlung infrage kommen. Besonders wichtig in allen Stadien ist aber ein angepasster Alltag. Insbesondere eine optimale Ernährung und regelmäßige, maßvolle Bewegung sind entscheidend. Übergewichtige Personen sollten außerdem abnehmen. Denn jedes Kilo, das die Gelenke nicht zusätzlich belastet, ist gut.

Passende Ernährung

Nach der Diagnose Arthrose wird oft eine entzündungsarme Ernährung empfohlen. Damit können die meisten Menschen erstmal wenig anfangen. Folgendes ist damit gemeint.

Entzündungsarme Ernährung

Bestimmte Inhaltsstoffe in der Nahrung sind dafür bekannt, entzündliche Prozesse im Körper zu fördern. Das kann sinnvoll sein, um das Immunsystem auf Trab zu halten. Bei Arthrose-Patienten ist es das aber nicht. Sie sollten möglichst entzündungsarm essen. Darauf können Betroffene und Angehörige achten.

Möglichst häufig essen

Manche Lebensmittel helfen, die Knorpelmasse im Körper zu stärken, Entzündungen zu vermeiden und Schmerzen zu lindern.

Das sind vor allem:

  • die Gewürze Kurkuma, Chili und Zimt sowie der Mix aus Kreuzkümmel, Koriander und Muskat
  • Lebensmittel, die viel Omega-3-Fettsäuren enthalten, wie Leinöl, Algenöl und fettreicher Fisch, wie Lachs, Hering und Makrele
  • Nahrungsmittel, die viel Kieselsäure enthalten, wie Haferflocken, Vollkornreis, Hirse und Topinambur
  • Obst- und Gemüsesorten, die eine gute Kombination aus Nährstoffen enthalten, wie Gurken, Brokkoli, Blumenkohl, Meerrettich, Spinat, Knoblauch, Zwiebeln, Hülsenfrüchte, Blaubeeren und Orangen
  • Calciumreiche Milchprodukte, wie Joghurt und Quark
  • Getränke, die Antioxidantien enthalten, wie grüner Tee und schwarzer Kaffee

Grundsätzlich sind Vollkornprodukte, Gemüsesorten mit Bitterstoffen und Obstsorten mit nicht allzu viel Zucker vorzuziehen. Als Nüsse sind vor allem Walnüsse zu empfehlen, da diese vergleichsweise wenig entzündungsfördernde Linolsäure enthalten. Der NDR hat eine umfangreiche Rezeptsammlung für Arthrose-Patienten zusammengestellt.

Möglichst selten oder gar nicht essen

Auf manche Nahrungsmittel sollten Arthrose-Patienten möglichst dauerhaft verzichten, weil diese die Schmerzen verstärken können.

Dazu gehören:

  • Schweinefleisch, da dieses viel Arachidonsäure enthält, die Entzündungen fördert
  • Alkohol
  • Nikotin

Nur selten auf den Teller kommen sollten:

  • Knabberkram, wie Chips und gesalzene Nüsse
  • Süßigkeiten, wie Schokolade oder Weingummi
  • Weißmehlprodukte, wie heller Toast, weiße Brötchen oder Stuten

Nahrungsergänzungsmittel

Manche Menschen hoffen, dass es reicht, statt die Ernährung umzustellen einfach verschiedene Vitamine und Mineralstoffe in Tablettenform zu sich zu nehmen. Nahrungsergänzungsmittel, kurz: NEM, versprechen eine optimale Versorgung, bessere geistige Fitness, schöne Haut, Haare und Nägel und manches mehr. Fakt ist, dass eine abwechslungsreiche und angepasste Ernährung viel besser ist als eine nur mäßig gesunde Ernährung, die mit ein paar Tabletten aufgehübscht wird.

Eine Ausnahme stellt Vitamin D dar. Der Bedarf daran wird zu 80 bis 90 Prozent aus der Umwandlung von Sonnenlicht über die Haut gedeckt statt über die Nahrung. Weil die Haut aber mit zunehmendem Alter immer schlechter Vitamin D herstellen kann, gelten in Deutschland insbesondere Senioren als eher unterversorgt mit diesem Vitamin. Eine Nahrungsergänzung kann deshalb sinnvoll sein, sollte aber mit dem Hausarzt oder der Hausärztin besprochen werden. Auch eine Zufuhr von Calcium oder Vitamin B12 ist unter Umständen ratsam, aber nur in ärztlicher Absprache.

Gut zu wissen!

Auch scheinbar harmlose NEM können – genauso wie bestimmte Getränke und Lebensmittel – die Wirkung von Medikamenten beeinflussen. Biotin etwa verfälscht die Werte von Schilddrüsen- und Herz-Kreislauf-Markern bei Bluttests. Kalium darf nicht eingenommen werden, wenn Medikamente gegen Bluthochdruck verschrieben sind, weil diese sonst nicht wirken wie beabsichtigt. Eine Überdosierung von verschiedenen Vitaminen und Mineralstoffen kann teils lebensgefährliche Folgen haben. Die Einnahme von NEM sollte daher immer ärztlich abgesprochen werden.

Naturheilmittel gegen Arthrose

Im Internet kursieren verschiedene Empfehlungen, welche Naturheilmittel gegen Arthrose helfen. Für die meisten davon gibt es allerdings keine wissenschaftlichen Nachweise, ob sie tatsächlich etwas nützen. Manche können sogar schaden, vor allem wenn sie statt eines ärztlich verschriebenen Medikaments eingenommen werden. Je nach Stadium der Erkrankung kann aber zunächst ausprobiert werden, ob Naturheilmittel eine entzündungsarme Ernährung und konservative Therapien unterstützen können. Dafür kommen vor allem folgende in Betracht:

  • Brennnesselblättertee (Urticae Folium)
  • Extrakt aus Weidenrinde (Salicis Cortex)
  • Extrakt aus Teufelskralle (Harpagophytum Radix)
  • Kombinationen aus Pappel- und Eschenrinde sowie Goldrutenkraut
  • Arnika, vor allem als Salbe

Die Einnahme sollte grundsätzlich mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin abgesprochen werden. Denn auch Naturheilmittel stehen in Wechselwirkung mit Medikamenten und anderen Erkrankungen. So ist Teufelskralle zum Beispiel für Personen mit Gallenproblemen tabu. Die Einnahme von Arnika kann auf Dauer starke Nebenwirkungen haben. Und Personen mit Blutgerinnungsstörungen sollten auf keinen Fall eigenmächtig Weidenrindenextrakt einnehmen.

Gut zu wissen!

Extrakt aus Weidenrinde ist die natürliche Grundlage von Acetylsalicylsäure (ASS), dem Wirkstoff von Aspirin. Sie wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd, hat aber auch Einfluss auf die Blutgerinnung. Personen, die Gerinnungspräparate einnehmen, sollten sich daher unbedingt mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin absprechen, bevor sie auf Weidenrindenextrakt zurückgreifen.

Maßvolle Bewegung

Sich mehr zu bewegen, erscheint vielen Menschen mit Arthrose erstmal nicht logisch, da die Gelenke ja sowieso schon weh tun. Eine Ruhigstellung des Gelenks hat aber zur Folge, dass der Knorpel kaum noch gefordert und mit Nährstoffen versorgt wird und somit noch schneller verschleißt. Moderate Bewegung ist deshalb viel sinnvoller, um die Beweglichkeit zu erhalten und die noch vorhandene Knorpelmasse bestmöglich zu versorgen.

Dafür eignen sich vor allem Bewegungsvarianten, die die Gelenke nicht zu stark belasten. Optimal sind Radfahren, Tai Chi, Schwimmen und Wassergymnastik. In vielen Städten gibt es Kurse speziell für Menschen mit Arthrose. Bei entsprechender Indikation übernehmen die Krankenkassen meist zumindest für eine Weile die Kosten. Bei Bedarf können Bandagen genutzt werden, um Gelenke beim Sport zu stützen.

Arthrose in der Pflege

Inwiefern sich Arthrose im Alltag auf die Pflege auswirkt, ist vom Stadium der Erkrankung, vom sonstigen gesundheitlichen Zustand und von der persönlichen Schmerzwahrnehmung abhängig. Das Sozialleben, der Lebensstil und psychische Faktoren, wie Ängste, Sorgen und Stress, haben großen Einfluss darauf, wie sich die Beschwerden anfühlen und wie Betroffene damit umgehen können.

Außerdem kommt es darauf an, ob die Arthrose gleichbleibend ist oder ob es zu schubweisen Verschlechterungen kommt. Etwa 40 Prozent der Betroffenen kennen akut auftretende Schmerzschübe. Wie lange diese dauern und wie oft sie auftreten, ist individuell verschieden. Oft sind aber stressige Episoden zumindest Mitauslöser eines Schubs. Wenn dies mehrfach vorgekommen ist, sollten der Alltag und die Pflege nach Möglichkeit stressärmer gestaltet werden.

Wichtig ist, dass Betroffene sich nicht komplett zurückziehen und Pflegende nicht alles übernehmen. Denn das Sprichwort „Wer rastet, der rostet“ trifft auf Arthrose haargenau zu. Daher sollten Pflegebedürftige mit Arthrose unbedingt all das selbst erledigen, was sie noch schaffen. Es darf gerne etwas länger dauern, auch Unterstützung ist natürlich in Ordnung und regelmäßige Pausen sind absolut sinnvoll. Aber die Erkrankung sollte nicht dazu führen, aus Angst vor Schmerzen oder vor einem Schub, gar nichts mehr zu tun.

Gut zu wissen!

Eine Reha-Maßnahme kann Arthrose-Patienten helfen, neue Bewegungsmuster zu üben und mit Hilfsmitteln (besser) klarzukommen, über Ernährung und mögliche Sportarten aufklären und durch Massagen und Physiotherapie einiges wieder geschmeidig machen, was vielleicht schon eingerostet ist. Damit die Krankenkasse zahlt, muss ein Arzt oder eine Ärztin die Reha verschreiben. Für Senioren mit mehreren Erkrankungen ist eine geriatrische Reha sinnvoll. Fragen Sie ruhig aktiv danach.

Hilfsmittel

Wenn Bewegungsabläufe zunehmend schwerer fallen, können passende Hilfsmittel oft weiterhelfen. Sofern die Arthrose bereits bei der Begutachtung für einen Pflegegrad vorlag, sollte der Gutachter oder die Gutachterin auch passende Hilfsmittel vorgeschlagen haben. Ist das nicht der Fall, können Betroffene und Angehörige sich auch später noch beraten lassen. Das ist beispielsweise in einem Pflegestützpunkt oder in der Facharztpraxis möglich. Bei einer Ergotherapie lässt sich der Umgang damit üben. Im (Online-)Sanitätsfachgeschäft lassen sich die Hilfsmittel kaufen oder ausleihen.

Gut zu wissen!

Viele Hilfsmittel werden von der Kranken- oder Pflegekasse komplett oder teilweise finanziert, wenn sie ärztlich verordnet werden. Unter bestimmten Bedingungen können auch Rentenversicherung, Sozialamt oder Unfallversicherung die Kosten für Hilfsmittel übernehmen.

Für Arthrose-Patienten können vor allem folgende Hilfsmittel im Alltag nützlich sein:

  • Körperpflege: Duschhocker, Rutschmatten und Einstiegshilfen für die Badewanne gelten bereits als Klassiker für viele Pflegebedürftige. Für Arthrose-Betroffene können zusätzlich Bürsten und Badeschwämme mit langen, gebogenen Griffen sinnvoll sein.
  • Anziehen: Socken, Schuhe und Hosen sind mit Arthrose oft nur schwer anzuziehen und zu schließen. Spezielle Anzieh- und Knöpfhilfen ermöglichen das selbstständige Ankleiden. Für Oberteile können ein Kleiderdiener oder spezielle Wandgestelle genutzt werden. Grundsätzlich sind Schuhe und Kleidungsstücke mit Klettverschlüssen und Gummizügen einfacher zu handhaben als solche mit Knöpfen und Schleifen. Tipp: Ein Schlüsselring, der in einen Reißverschluss eingefädelt wurde, erleichtert das Auf- und Zuziehen enorm.
  • Greifhilfen: Verlängerte, dickere oder gebogene Griffe erleichtern viele Alltagstätigkeiten. Es gibt zum Beispiel Spezialaufsätze für Besteck, Gläser, Tetrapacks, Türklinken, Schlüssel, Stifte und Wasserhähne. Speziell geformte Schneidemesser, Dosen- und Flaschenöffner ermöglichen den nötigen Druck, ohne sich zu verletzen.
  • Antirutschmatten: Rutschfeste Unterlagen gibt es für verschiedene Lebenslagen. Am Esstisch helfen sie, dass Teller und Schneidebretter nicht wegrutschen. Unter Teppichen sorgen sie dafür, dass keine Wellen oder Stolperkanten entstehen. Im Bad verhindern sie, dass man auf den nassen Fliesen wegrutscht.
  • Gehhilfen: Bei Arthrose im Fuß können orthopädische Einlagen oder spezielle Schuhe für sicheren Stand und leichteres Laufen sorgen. Verzichten sollten Betroffene auf hohe Absätze und sogenannte Barfußschuhe, da diese die Gelenke, Sehnen und Muskeln besonders stark beanspruchen. Angepasste Bandagen, Gehstöcke und Rollatoren geben Sicherheit beim Gehen – zuhause und unterwegs. Bei Bedarf kann ein Treppenlift eine gute Investition sein, um möglichst lange selbstständig in den eigenen vier Wänden wohnen zu können.

Angepasste Wohnung

Es ist grundsätzlich sinnvoll, das eigene Zuhause regelmäßig daraufhin zu überprüfen, ob noch alles zum aktuellen Alltag passt. Insbesondere für Pflegebedürftige mit Arthrose ist der kritische Blick auf langjährige Einrichtungsgegenstände sinnvoll.

Kleine Änderungen

Vielleicht können bestimmte Änderungen den Alltag für Betroffene und Pflegende deutlich erleichtern. Folgendes sollte auf den Prüfstand:

  • Gibt es Stolperfallen? Niemand will gerne stürzen. Menschen mit Arthrose umso weniger. Daher sind faltenwerfende Teppiche, hohe Türschwellen und rutschige Böden unbedingt zu vermeiden. Schuhe, Bücher, Spielzeug und andere Kleinigkeiten sollten nicht im Weg liegen. Rutschhemmende Unterlagen, doppelseitiges Klebeband, Türschwellenrampen und ausreichend Regalplatz können recht schnell und günstig Abhilfe schaffen.
  • Gibt es Haltegriffe? Überall dort, wo Stürze drohen, also insbesondere in der Dusche, in der Badewanne, bei der Toilette und im Flur, sollten Haltegriffe oder Handläufe angebracht sein. Auch eine Treppe, die zum Hauseingang führt, sollte ein Geländer oder einen Handlauf an der Wand haben. Rüsten Sie entsprechende Hilfen zügig nach. Das sollte auch in Mietwohnungen kein Problem sein. Unter bestimmten Umständen übernehmen oder bezuschussen Pflege- oder Krankenkasse die Kosten. Fragen Sie aktiv nach.
  • Gibt es ausreichend Licht? Manche Glüh- oder Energiesparlampen sitzen schon so lange in den Lampen, dass es einige Zeit dauert, bis sie wirklich Licht spenden. Aber sie funktionieren ja noch… Ersetzen Sie solche Kandidaten durch LEDs. Im ersten Moment wirken diese vielleicht zu grell. Doch warmweiße, helle LEDs sorgen dafür, dass alles gut erkannt wird. So können Stürze nachweislich vermieden werden. Nebenbei werden die Augen geschont und die Stromrechnung sinkt. Sogar chronische Kopfschmerzen können mitunter nachlassen, falls diese dadurch ausgelöst wurden, dass die Augen sich ständig stark anstrengen mussten, weil es so düster war.
  • Gibt es schwere Alltagsgegenstände? Es wurde schon immer mit der großen, gusseisernen Pfanne gebraten, die unter dem Backofen gelagert wird, und der schwere Sessel muss mehrmals täglich optimal zur Sonne ausgerichtet werden? Manche Gewohnheiten bedeuten, dass Betroffene oft schwer heben, was die Arthrose oder zumindest die Schmerzen meist verschlimmert. Denken Sie über Alternativen nach. Oder – wenn kein Ersatz gewünscht ist – überlegen Sie sich, wie die Benutzung möglichst ohne Heben oder mit nur sehr kurzen Wegen möglich wird. Manchmal hilft schon das Umräumen der oft benutzten Gegenstände. Außerdem können Rollen oder Rollbretter, kleine Hebevorrichtungen oder Seilwinden – kreativ eingesetzt – viel Heberei ersparen.
  • Gibt es niedrige Sessel / Sofas / Betten? Gerade Ältere haben oft etwas durchgesessene Sessel, Sofas oder Betten, die so gemütlich sind, dass man kaum noch daraus aufstehen kann. Dadurch werden nicht nur die Gelenke unnötig belastet, Betroffene bewegen sich auch weniger und trinken womöglich zu wenig, damit sie nicht so oft aufstehen müssen. Abhilfe schafft ein simpler Trick: Holz- oder Kunststoff-Füße, die das Möbelstück aufbocken. Es gibt sie für relativ kleines Geld und die geliebten Möbel können weiter genutzt werden, stehen aber insgesamt zehn bis zwanzig Zentimeter höher, was das Aufstehen deutlich erleichtert. Entsprechende Füße kann man selbst herstellen oder in Sanitätsfachgeschäften kaufen. Wird zusätzlich ein höhenverstellbares Pflegebett gebraucht, lässt sich dieses auch ausleihen.

Größere Umbauen

Manchmal ist es nicht mit Kleinigkeiten getan. Dann ist es sinnvoll, eine Wohnberatung in Anspruch zu nehmen, die ein Gesamtkonzept erstellt. Die Profis kennen sich aus und können oft auch Zuschüsse oder regionale Hilfen nennen, die sich nutzen lassen.

Gut zu wissen!

Für größere Umbauten, etwa für ein ebenerdiges Bad oder die Erneuerung des Fußbodens, gibt es Zuschüsse von der Pflegekasse (bis zu 4000 Euro) und bei Bedarf einen günstigen Kredit unabhängig vom Alter von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (bis zu 50.000 Euro).

Weitere Unterstützung

Versuchen Sie, den Alltag und die Pflege trotz der Erkrankung so leicht wie möglich zu gestalten. Manchmal ist dafür eine Umstellung notwendig, die dann perspektivisch deutlich weniger Schmerzen und mehr unbeschwerte Zeit ermöglicht. Doch nicht immer ist sofort klar, was überhaupt helfen könnte. Dann ist es sinnvoll, wenn Betroffene für eine Weile ein Schmerztagebuch führen und/oder sich mit anderen Betroffenen austauschen.

Schmerztagebuch

Zur besseren Einschätzung von Schmerzen kann es grundsätzlich sinnvoll sein, ein sogenanntes Schmerztagebuch zu führen. Dafür gibt es verschiedene Vorlagen, etwa für Knie-Arthrose (siehe Quellen). Darauf notieren Betroffene für mindestens zwei Wochen mehrmals am Tag ihr Befinden, insbesondere zu den Fragen:

  • Wann und wo sind Schmerzen aufgetreten?
  • Was wurde unmittelbar davor oder währenddessen gemacht?
  • Wie stark war der Schmerz auf einer Skala von 1 bis 10?
  • Wie war die weitere Entwicklung?
  • Wurden Schmerzmittel genommen? Wenn ja, welche?

Der eigenen Schmerzwahrnehmung eine Zahl zuzuordnen, fällt vielen Menschen zunächst schwer. Unter anderem weiß man ja nicht, wie schlimm es noch werden kann. Manche fragen sich auch, was andere ankreuzen würden und was nun „richtig“ ist. Entscheidend ist allerdings nicht, was andere meinen, sondern wie sich der eigene Schmerz entwickelt. Jeder Mensch nimmt Schmerzen anders wahr und für die Behandlung ist es wichtig zu klären, wie die Wahrnehmung der betroffenen Person ist. Es ist auch völlig in Ordnung, wenn man an manchen Tagen etwas „empfindlicher“ ist. Es geht nicht um eine neutrale Darstellung, sondern um die ganz persönliche Wahrnehmung. Mithilfe des Schmerztagesbuchs kann der Arzt oder die Ärztin dann die Therapie individuell anpassen.

Selbsthilfegruppen

Vielen Menschen hilft es, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation befinden. Das gilt grundsätzlich und auch speziell für Arthrose-Patienten. Es zeigt deutlich auf: Ich bin nicht allein! Und der Austausch ermöglicht es auch, Ideen aufzugreifen, auf die man vielleicht selbst nicht gekommen wäre. Die meisten Gruppen treffen sich live, manche – teils ergänzend – auch online.

Die Deutsche Arthrose Stiftung hat auf ihrer Webseite eine Liste mit Städten veröffentlicht, in denen es mindestens eine Arthrose-Selbsthilfegruppe gibt. Außerdem lässt sich in der Datenbank der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) nach einer passenden Gruppe suchen. Die Deutsche Rheuma-Liga klärt an ihrem Infotelefon auch über Arthrose auf und informiert über Selbsthilfegruppen, Bewegungsangebote und Veranstaltungen in der Nähe. Medizinische oder sozialrechtliche Fragen beantwortet die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) telefonisch, online oder vor Ort nach Vereinbarung. Alle genannten Angebote sind kostenfrei.

FAQ - Häufige Fragen zum Thema Pflege bei Arthrose