Dysphagie ist eine Schluckstörung, die für Betroffene sehr belastend ist, denn es besteht oft die Gefahr des Verschluckens und Aspirierens von Speichel, Getränken oder Nahrung. Umfangreiche Informationen zum Symptombild und den Ursachen haben wir hier für Sie zusammengestellt. In diesem Ratgeber geht es vor allem um den Einfluss von Dysphagie auf die Pflege.

Das Wichtigste in Kürze

  • Dysphagie gibt es in unterschiedlichen Ausprägungen.
  • In der Pflege spielt sie vor allem bei der Nahrungsaufnahme und Anreichung eine große Rolle.
  • Die Dysphagie bestimmt den Speiseplan.
  • Es gibt verschiedene Übungen, die die Dysphagie reduzieren können.

Besonderheiten in der Pflege bei Dysphagie

Die Dysphagie macht die Pflege für Angehörige und Betroffene vor allem im Bereich der Ernährung zur Herausforderung.

Ernährung

Dysphagie kann in vier verschiedene Stufen aufgeteilt werden, wobei Stufe 1 die mit den größten Schwierigkeiten beim Schlucken beschreibt. Je nachdem welche Dysphagie-Stufe Ihr Angehöriger hat, muss die Nahrung entsprechend zubereitet und angereicht werden.

Mögliche Nahrung bei den verschiedenen Dysphagie-Stufen:

Dyspahgie-Stufe 1

Dickflüssige Suppen, Naturjoghurt, passierte Nahrung, Götterspeise. In der Regel zusätzlich Sondenkost, um den Kalorienbedarf zu decken.

Dyspahgie-Stufe 2

Joghurt, Pudding, glatte, dickflüssige Suppen. Alles ohne Stücke. Fleisch und Gemüse werden passiert, das gleiche gilt für Nudeln. Getränke werden bis zur Götterspeisenkonsistenz angedickt.

Dyspahgie-Stufe 3

Fleisch und Fisch werden passiert, Gemüse und Nudeln können normal angereicht werden. Auch die Einnahme von Getränken erfolgt frei, also unverändert.

Dyspahgie-Stufe 4

Wenig krümelnde Brötchen, wie zum Beispiel Weizen- oder Roggenbrötchen. Weiches Fleisch, Hackfleisch etc. Gegartes Gemüse. Kurze Nudeln, also keine Spaghetti, eher Fusilli und ähnliches.

Grundsätzliche Tipps zur Nahrungsauswahl bei Dysphagie:

  • Vermeiden Sie trockene und krümelige Speisen, weil diese die Aspirationsgefahr erhöhen. Das gilt vor allem bei Dysphagiestufe 1-3.
  • Einige Pflegebedürftige müssen dauerhaft weiche oder passierte Kost erhalten.
  • Auch zu dünne Flüssigkeiten können Probleme bereiten. Manchmal sind dann zum Beispiel Säfte leichter zu trinken als Tee.
  • Mischkost kann ab Stufe 3 ein Problem sein. Das sind Nahrungsmittel mit verschiedenen Konsistenzen, wie zum Beispiel Eintöpfe.

Tipp: Auch Medikamente in dem Zusammenhang beachten

Nicht nur die Nahrung, auch Medikamente gehören bei Dysphagie-Patienten unter die Lupe. Für einige kann die Aufnahme von Tabletten beispielsweise ein Problem sein. Hier kann es etwa helfen, diese zu mörsern und in etwas Apfelmus oder Nahrungsbrei zu mischen. Ist Schlucken kaum bis gar nicht möglich, braucht es auch Alternativen zur oralen Einnahme von Medikamenten.

Überwachung

Aufgrund der Aspirationsgefahr kommt es zusammen mit den Schluckbeschwerden für Menschen mit Dysphagie gerade bei schweren Fällen auch häufig zu Atembeschwerden. Das kann eine technische Überwachung notwendig machen. In jedem Fall ist es jedoch wichtig, dass im Falle des Verschluckens schnell Hilfe gerufen wird. Ein Haus- Notrufsystem ist deswegen ratsam.

Psychische Belastung für Pflegebedürftige

Dysphagie kann verschiedene Ursachen haben und ist meistens Begleiterscheinung von anderen Erkrankungen. Dennoch gibt es auch psychisch bedingte Schluckstörung, ausgelöst etwa durch Stress, Ängste und Depressionen. In diesen Fällen ist eine psychosomatische Behandlung notwendig.

Auf der anderen Seite führt aber auch die Dysphagie selbst zu einer psychischen Belastung Pflegebedürftiger. Die Nahrungsaufnahme wird anstrengend und ist mit Ängsten des Erstickens verbunden, was die Situation oft noch für alle erschwert. Des Weiteren kommt es bei einigen Patienten zu Scham und sozialen Rückzug, weil sie sich zum Beispiel schämen, wenn Nahrung aus dem Mund fließt oder es zur vermehrten Speichelproduktion kommt.

Dysphagie: Pflegerische Maßnahmen

Schluckstörungen beeinflussen den Alltag für Pflegebedürftige und Pflegende ungemein. Mit einigen Übungen kann die Situation je nach Diagnose sich jedoch wieder bessern. Außerdem helfen verschiedene Hilfsmittel, den Alltag mit Dysphagie zu erleichtern.

Welche Übungen helfen bei Schluckstörungen?

Vor allem das Zungentraining kann bei Dysphagie helfen und die Schluckstörung lindern. Ein Logopäde kann oft noch weitere, viele hilfreiche Übungen zeigen.  Die Folgenden sind nur ein paar Beispiele für Betroffene. Die Übungen sollten nur so lange durchgeführt werden, wie die Zunge nicht verkrampft. Pausieren Sie gerne zwischendurch. Nehmen Sie sich auch immer wieder Zeit, Speichel abzuschlucken.

  1. Öffnen Sie den Mund weit und fahren Sie mit der Zungenspitze ihre Lippen entlang. Wechseln sie dabei auch die Richtung. Falls möglich, wiederholen Sie die Übung für jede Richtung acht Mal. Ist dies zu anstrengend, reduzieren Sie die Wiederholungen.
  2. Schließen Sie den Mund und drücken Sie die Zunge von Innen für 5 Sekunden erst fest gegen die Oberlippe und dann gegen die Unterlippe. Der Mund bleibt dabei geschlossen. Versuchen Sie die Übung 5-mal zu wiederholen.
  3. Strecken Sie die Zunge weit heraus, biegen sie diese, sodass sie mit der Zungenspitze gegen die Oberlippe drücken – etwa für 5 Sekunden. Wiederholen Sie die Übung 8 Mal.
  4. Öffnen Sie den Mund weit und drücken Sie die Zungenspitze dann abwechselnd jeweils für 5 Sekunden in den rechten und in den linken Mundwinkel. Nach Möglichkeit wiederholen Sie die Übung 5 Mal.
  5. Halten Sie die Lippen geschlossen und zeichnen Sie mit der Zunge Kreise in ihrer Wangeninnentasche. Versuchen Sie es mit 8 Kreisen auf jeder Seite. Machen Sie zwischendurch auf jeden Fall eine Pause.
  6. Drücken Sie Ihre Zunge für 5 Sekunden gegen den Gaumen. Wiederholen Sie diese Übung mit Pausen nach Möglichkeit 8 Mal.

Dysphagie-Hilfsmittel

Es gibt verschiedene Hilfsmittel, die den Umgang mit Dysphagie im Alltag erleichtern. In der folgenden Tabelle finden Sie ein paar Anregungen.

Hygiene

  • Lätzchen verhindern das Beschmutzen der Kleidung.
  • Bei Bettlägerigen Patienten schützen Bettschutzunterlagen das Bett bei verschütteten Speisen.
  • Mit weichen Mulltüchern kann der Mund innerlich und äußerlich gereinigt werden.

Anreichung von Essen

  • Ein Thermoteller hält das Essen warm, sodass mehr Zeit bleibt bei der Nahrungsaufnahme.
  • Rutschfeste Unterlagen für den Teller sind praktisch und lenken auch Menschen mit Demenz weniger vom Essen und Schlucken ab.
  • Eine Schnabeltasse kann helfen, Flüssigkeiten besser aufzunehmen.
  • Andickungpulver helfen, zu flüssige Getränke auch für Menschen mit Dysphagie-Stufe 3 besser schluckbar zu machen.
  • Pürierstab und Shaker für Andickmittel sind sinnvolle Küchenhelfer.

Medikamentengabe

  • Tablettenmörser und Tablettenraspler ermöglichen es, Tabletten in Speisen einzurühren.

Techniken und Tipps zur Schluckunterstützung während der Nahrungsaufnahme

  • Achten Sie grundsätzlich auf eine aufrechte Sitzhaltung beim Essen, im Bett oder auf dem Stuhl.
  • Bleiben Sie vor allem bei schwerer Dysphagie die ganze Zeit dabei, wenn der Pflegebedürftige seine Mahlzeit einnimmt.
  • Achten Sie immer darauf, dass der Pflegebedürftige wach und ansprechbar Füttern Sie zum Beispiel nicht bei starker Müdigkeit.
  • Vermeiden Sie es, Fragen zu stellen, während Ihr Angehöriger den Mund voll hat. Mit Essen im Mund Sprechen fördert nur das Verschlucken.
  • Lassen Sie sich Zeit. Der Essende bestimmt das Tempo.
  • Es kann helfen, beim Essen alle Sinne mit einzubeziehen. Also: Brille aufsetzen und Hörgerät anschalten, falls vorhanden.
  • Beim Schlucken von Getränken leicht den Kopf nach unten neigen.
  • Lassen Sie den Pflegebedürftigen auch nach dem Essen noch ein paar Minuten sitzen, damit keine Nahrung in den Rachenraum zurückfließen kann.

Entlastungen für pflegende Angehörige

Durch die anhaltende Erstickungsgefahr beim Essen und Trinken sind auch pflegende Angehörige in der Pflegesituation chronisch angespannt. Wichtig ist es daher, ehrlich zu sich selbst zu sein und bei Bedarf rechtzeitig auf die Hilfe eines mobilen Pflegedienstes zurückzugreifen. Verhinderungspflege und Kurzzeitpflege bieten außerdem die so dringend benötigten Auszeiten.

FAQ - Häufige Fragen zu Pflege bei Dysphagie