In der Altersgruppe ab 16 Jahren benötigen 41,1 Millionen Menschen eine Brille, davon 23,4 Millionen ständig.[1] Trotz Sehschwäche gut sehen zu können, ist für das Wohlbefinden entscheidend. Schließlich wird dadurch unter anderem die Kommunikation sowie die soziale Teilhabe unterstützt und Stürzen vorgebeugt. Brillen, Kontaktlinsen und elektronische Lupen helfen Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung im Alltag. Einen Überblick über die Sehhilfen ermöglicht das Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes.

Wir verraten Ihnen, welche Varianten es gibt und unter welchen Voraussetzungen die Krankenkasse die Kosten für Sehhilfen übernimmt. Außerdem geben wir Ihnen praktische Tipps für die Nutzung der Hilfsmittel.

Das Wichtigste in Kürze

  • Zu den Sehhilfen zählen verschiedene Hilfsmittel wie Kontaktlinsen, Brillen, Lupen und spezielle Kamerasysteme.
  • Die Krankenkasse beteiligt sich unter gewissen Umständen an der Anschaffung der Hilfsmittel – für eine Brille ist aber beispielsweise eine hohe Dioptrienzahl nötig.
  • Einen Zuschuss/eine Kostenübernahme erhalten nur Versicherte mit einer ärztlichen Verordnung.
  • Zu den Hilfsmittelversorgern für Sehhilfen zählen Optiker und Sanitätshäuser.

Was sind Sehhilfen?

Sehhilfen sind Hilfsmittel, die dazu dienen, die Sehfähigkeit oder Sehschärfe zu verbessern. Mediziner unterscheiden verschiedene Formen der Fehlsichtigkeit. Besonders häufig ist die Kurzsichtigkeit (Myopie) und die Weitsichtigkeit (Hyperopie). Wer auf kurze Distanz Gegenstände gut wahrnehmen kann, diese in der Ferne jedoch verschwimmen, ist kurzsichtig. Weitsichtige Menschen haben Probleme, etwas in ihrer Nähe gut zu sehen, dafür erkennen sie Gegenstände in der Ferne deutlich. Beide Arten der Fehlsichtigkeit können mit einer Brille oder Kontaktlinsen korrigiert werden. Neben diesen Hilfsmitteln gibt es noch viele andere, die im Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes aufgeführt sind.

Wer benötigt eine Sehhilfe?

Eine Sehhilfe benötigen alle Menschen, die schlecht sehen. Experten raten dazu, ab einem Dioptrienwert von 0,5 die Fehlsichtigkeit zu korrigieren, zum Beispiel mit einer Brille oder Kontaktlinsen. Auch Augenerkrankungen oder Fehlstellungen der Augen können eine Sehhilfe vorübergehend oder dauerhaft notwendig machen. Haben Sie das Gefühl, Gegenstände in Ihrer Umgebung oder in der Ferne schlecht erkennen zu können, sollten Sie einen Augenarzt aufsuchen. Er kann feststellen, welche Gründe es für die beeinträchtigte Sicht gibt und welche Korrekturmaßnahmen sinnvoll sind. Sehhilfen sind vor allem im Alter gefragt. Schließlich kommt (fast) jeder Mensch früher oder später mit der sogenannten Alterssichtigkeit in Berührung. Gut sehen zu können, ist in jedem Lebensalter wichtig. Bei älteren Menschen besteht aber häufig krankheits- oder altersbedingt eine erhöhte Sturzgefahr – eine möglichst gute Sicht kann entscheidend sein, um Stürzen vorzubeugen.

Sehhilfen: Hilfsmittel im Überblick

Das Hilfsmittelverzeichnis, herausgegeben durch den GKV-Spitzenverband, listet alle Sehhilfen auf, die grundsätzlich übernahmefähig sind und sich für den Heimgebrauch eignen. Der entsprechende Katalog ist im Internet frei zugänglich. Wenn Sie sich für Sehhilfen interessieren, können Sie dort zu der Kategorie 25 „Sehhilfen“ navigieren. Hier finden Sie eine Unterscheidung zwischen Brillengläsern, Kontaktlinsen und vergrößernden Sehhilfen. Die Sehhilfen werden nochmals unterteilt in therapeutische Sehhilfen und Hilfsmittel zur Verbesserung der Sehschärfe. Therapeutische Sehhilfen sind zur Behandlung und/oder Korrektur einer Augenverletzung oder Augenerkrankung vorgesehen.2

Die Menge der aufgeführten Hilfsmittel kann das Thema Sehhilfen unübersichtlich erscheinen lassen. Wir haben Ihnen deshalb im Folgenden die wichtigsten Informationen zu den unterschiedlichen Produkten zusammengestellt.

Lassen Sie uns zunächst herausfinden, welche Formen von Sehhilfen das Hilfsmittelverzeichnis erfasst:

  1. Einstärkengläser
  2. Mehrstärkengläser
  3. Lentikulargläser
  4. Bifokalgläser mit großem/hoch angesetztem Nahteil
  5. Schieltherapeutika
  6. Vorhänger/Übersetzbrille
  7. Formstabile Kontaktlinsen/Formstabile Spezial-Kontaktlinsen
  8. Sklerallinsen
  9. Weiche Kontaktlinsen
  10. Hart-Weich-Linsenkombination
  11. Verbandlinsen
  12. Irislinsen
  13. Brillengläser mit Lupenwirkung
  14. Lupen
  15. Fernrohrbrillen nach Galilei/Kepler
  16. Bildschirmlesegeräte
  17. Elektronische Lupen
  18. Kamerasysteme zur Schriftvergrößerung (Kamera-Lese-Systeme)
  19. Spezielle Bedienhilfen und Nutzungsanpassungen

1. Einstärkengläser

Einstärkengläser für Brillen setzen sich aus transparenten organischen bzw. anorganischen Werkstoffen zusammen. Sowohl die Vorder- als auch die Rückflächen sind sphärisch oder sphäro-torisch gestaltet.[1] Zur Erklärung: Sphärische und asphärische Gläser kommen bei einer Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit zum Einsatz. Torische Gläser erhalten Menschen mit einer Hornhautverkrümmung.[2]

Gut zu wissen!

Bei der Hornhautverkrümmung, auch als Astigmatismus bezeichnet, liegt ein Brechungsfehler des Auges vor. Betroffene sehen dadurch sowohl nah als auch fern verschwommen.[3] Die Hornhautverkrümmung kann kombiniert mit anderen Sehfehlern auftreten, zum Beispiel mit der Kurzsichtigkeit.

2. Mehrstärkengläser

Genauso wie Einstärkengläser bestehen auch Mehrstärkengläser aus transparenten organischen und anorganischen Materialien. Hier erfolgt allerdings eine Unterscheidung in Zweistärkengläser, Dreistärkengläser und Gleitsichtgläser. 2

  • Zweistärkengläser (Bifokalglas): Eine Brille mit entsprechenden Gläsern ermöglicht durch den Nah- und Fernteil das Sehen in zwei Bereichen.2
  • Dreistärkengläser (Trifokalglas): Neben einem Fern- und Nahteil gibt es hier auch einen Zwischenteil. Mit Dreistärkengläsern sehen Menschen also in drei Sehbereichen.2
  • Gleitsichtgläser (Multifokalglas): Diese Gläser besitzen eine Fernteilzone, die nahtlos in die Nahteilzone übergeht – Personen mit einer entsprechend ausgestatteten Brille können somit in allen Bereichen sehen.2

3. Lentikulargläser

Die sogenannten Lentikulargläser bestehen aus den gleichen Werkstoffen wie Einstärken- oder Mehrstärkengläser. Die optische Wirkung existiert ausschließlich im zentralen Bereich der Gläser, der äußere Bereich fungiert als Tragfläche, sodass das Gewicht der Gläser verringert wird.2 Mit dem besonderen Schliff sind die Gläser vor allem für Menschen interessant, die hohe Dioptrienwerte mitbringen. Sie erhalten mit Lentikulargläsern eine komfortable und optisch ansprechende Brille. Lentikulargläser kommen bei Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Hornhautverkrümmung zum Einsatz. Es gibt sie in der Einstärken- und Mehrstärkenvariante.2

4. Bifokalgläser mit großem/hoch angesetztem Nahteil

Menschen mit einer Fehlsichtigkeit benötigen im Alter meist zusätzlich eine Lesebrille. Bifokalgläser machen den Wechsel zwischen den Brillen überflüssig. Hier ist ein Grundglas für die Ferne mit einer Linse zum Nahsehen kombiniert. Dadurch, dass die Gläser zwei Stärken in nur einem Glas vereinen, werden sie auch Bifokalgläser genannt. Spezielle Ausführungen sehen ein großes/hoch angesetztes Nahteil vor.2

Gut zu wissen!

Brillen werden individuell auf den Träger angepasst. Insbesondere die Gläser bieten hier viele Möglichkeiten. Im GKV-Hilfsmittelkatalog sind deshalb verschiedene Zuschläge für Lichtschutz, Spezialtönungen, Prismen oder für einen torischen Schliff aufgeführt. Prismatische Gläser werden übrigens bei Augenstellungsfehlern oder bei Winkelfehlsichtigkeit eingesetzt.

5. Schieltherapeutika

Personen, die schielen, weisen eine sich wiederholende oder ständige Fehlstellung der Augen auf. Das betrifft entweder ein Auge oder beide. Schielen, im Fachjargon als Strabismus bezeichnet, ist für andere dadurch erkennbar, dass die Augen nicht in dieselbe Richtung blicken. Das ist für Betroffene nicht nur ein kosmetisches Problem, denn Schielen kann auch zu Sehstörungen führen.[4] Wenn das Schielen zu Sehproblemen führt, können Okklusionsfolien oder Okklusionspflaster verschrieben werden. Okklusionsfolien kleben Anwender direkt auf ein Brillenglas auf – sie können bei binokularem Doppelsehen therapeutisch unterstützen. Bei einem Okklusionspflaster handelt es sich um ein selbstklebendes Pflaster, das Licht durchlässt. Direkt auf die Augenpartie aufgebracht, kann es die Sehkraft des schielenden Auges verbessern, indem es zum Fixieren und Sehen „gezwungen“ wird.

6. Vorhänger/Übersetzbrille

Eine Korrektionsbrille ohne getönte Gläser stellt Träger bei sonnigem Wetter häufig vor eine Herausforderung. Sogenannte Übersetzbrillen können helfen, die Augen vor der UV-Strahlung zu schützen. Diese werden einfach über die Brillenfassung gesetzt. Das Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes unterscheidet hier Modelle, die in Bezug auf die Strahlung vor unterschiedlichen Wellenlängen schützen.

Übrigens: Im Hilfsmittelkatalog finden Sie im Anschluss an die Übersetzbrillen auch sonstige Hilfsmittel für Augenerkrankungen. Dazu zählen beispielsweise Prismenfolien oder Ptosis-Stützen. Sollte ein solches Hilfsmittel in Ihrem Fall notwendig sein, informiert Sie Ihr Augenarzt darüber.

7. Formstabile Kontaktlinsen/Formstabile Spezial-Kontaktlinsen

Kontaktlinsen setzen sich aus Kunststoffen zusammen. Bei formstabilen Kontaktlinsen, häufig auch als „harte Kontaktlinsen“ bezeichnet, werden bei der Herstellung Copolymere, Fluor und/oder Silikon eingesetzt. Sie erfüllen wichtige Anforderungen – die Kontaktlinsen sind beispielsweise benetzbar, sauerstoffdurchlässig und behalten ihre Form, wenn sie auf dem Auge haften. Formstabile Kontaktlinsen müssen an die Bedürfnisse des Trägers angepasst werden – es gibt sie in unterschiedlichen Dioptrien. Anwender können sie bei einer Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Hornhautverkrümmung tragen. Menschen mit besonderen Anforderungen, beispielsweise nach einer Hornhauttransplantation, können von Spezial-Kontaktlinsen profitieren.

8. Sklerallinsen

Diese spezielle Form von Kontaktlinse weist einen besonders großen Durchmesser auf, sodass das Hilfsmittel bis auf die Sklera (das „Weiße“ im Auge) reicht. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn sich übliche Kontaktlinsen nicht eignen, weil diese beispielsweise ständig für Irritationen sorgen oder herausfallen. Das Hilfsmittelverzeichnis unterscheidet hier Miniskleral-Kontaktlinsen von Skleral-Kontaktlinsen.2

9. Weiche Kontaktlinsen

Weiche Kontaktlinsen sind bei Anwendern oft besonders beliebt, da sie für ein gutes Tragegefühl sorgen und leicht zu handhaben sind. Es gibt sie in verschiedenen Stärken, sowohl für Menschen mit Weitsichtigkeit und Kurzsichtigkeit als auch für Personen mit einer Hornhautverkrümmung. Weiche Kontaktlinsen sind auch als Austauschlinsen erhältlich – diese werden nach einer festen Nutzungszeit, beispielsweise nach einem Tag, durch ein neues Paar ersetzt.

10. Hart-Weich-Linsenkombination

Besonders interessant ist die Hart-Weich-Linsenkombination, auch als Huckepacksystem oder Duosystem bezeichnet. Dabei werden zwei Linsensysteme miteinander vereint. Der Anwender trägt über einer weichen Trägerlinse eine formstabile Linse, also insgesamt zwei Kontaktlinsen pro Auge. Die weiche Linse sorgt für den Tragekomfort und stellt die Zentrierung sicher. Die „harte“ Kontaktlinse steuert die optischen Eigenschaften bei, sodass ein Träger beispielsweise trotz Hornhautverkrümmung gut sehen kann. Dieses Linsensystem ist für Anwender jedoch aufwendig – beim Einsetzen und Pflegen gibt es vieles zu beachten. Eine Verbundlinse kombiniert übrigens beides miteinander. Sie verfügt über einen weichen Rand und einer stabilen, optischen Zone in der Mitte.2

11. Verbandlinsen

Wie die Bezeichnung bereits andeutet, handelt es sich hierbei um ein Produkt zu therapeutischen Zwecken. Verbandslinsen können als Medikamententräger dienen, um dem Auge einen Arzneistoff zur Verfügung zu stellen. Da diese Kontaktlinsen im Dauertragemodus eingesetzt werden, ist eine augenärztliche Kontrolle unbedingt notwendig. Der behandelnde Arzt entscheidet, wie lange die Verbandlinse im Auge verbleibt. Der Tragegrund und die zu erwartende Tragezeit bestimmen übrigens über das Material der Linse.

12. Irislinsen

Diese spezielle Kontaktlinsen-Variante verleiht dem Auge ein natürliches Aussehen. Das ist beispielsweise für Menschen mit einer getrübten Hornhaut oder einer defekten Iris eine große Unterstützung. Die Kontaktlinsen gibt es in weicher oder formstabiler Ausführung. Sie verfügen über eine farbige Iris und eine schwarze Pupille – bei der Anfertigung wird natürlich Rücksicht auf das Aussehen des anderen Auges genommen.2

13. Brillengläser mit Lupenwirkung

Spezielle Gläser mit Lupenwirkung können in eine Brillenfassung eingearbeitet werden. Sie dienen als vergrößernde Sehhilfe. Betroffene können hier zwischen Einstärkengläsern mit Lupenwirkung und Zweistärkenlupengläsern wählen. Augenärzte und Optiker informieren Sie gerne, ob bei Ihnen ein Bedarf für Brillengläser mit Lupenwirkung besteht.

14. Lupen

Lupen werden auch heute noch eingesetzt, um Sehprobleme auszugleichen. Der Hilfsmittelkatalog sieht hier ganz verschiedene Ausführungen vor. So gibt es beispielsweise die klassischen Handlupen, Einschlaglupen zum Einklappen, Lupenaufsätze für die Brille, Lupen-Vorhänger oder Stand- bzw. Klemmlupen.2 Welche Lupe sich für Sie am besten eignet, hängt davon ab, welchen Vergrößerungsgrad Sie benötigen und in welchen Situationen Sie auf das Hilfsmittel angewiesen sind. Einschlaglupen eignen sich beispielsweise hervorragend für unterwegs während Stand- bzw. Klemmlupen für den Heimgebrauch vorgesehen sind.

15. Fernrohrbrillen nach Galilei/Kepler

Bei einer Fernrohrbrille erhalten Sie ein Brillengestell, in dem ein kleines Fernrohr eingebaut ist. Mit dem Hilfsmittel können sehbeeinträchtigte Menschen weiter entfernte Objekte vergrößert betrachten. Die Fernrohrbrille eignet sich vor allem beim Betrachten im Sitzen oder Stehen, beispielsweise während einer Sportveranstaltung. Möglicherweise gelingt es Ihnen durch den vergleichsweise kleinen Ausschnitt nicht mehr, Abstände richtig einzuschätzen. Das Umherlaufen mit einer Fernrohrbrille ist deshalb nicht empfehlenswert.[5] Im Hilfsmittelverzeichnis finden Sie übrigens Fernrohrbrillen nach Galilei und Fernrohrbrillen nach Kepler. Alternativ können Sie zu einem Handfernrohre nach Kepler bzw. Galilei greifen.

16. Bildschirmlesegeräte

Ein Bildschirmlesegerät ist ein Hilfsmittel, bei dem ein Dokument unter eine Kamera gelegt werden kann. Diese nimmt dann ein Bild auf und stellt dieses auf einem Bildschirm scharf dar. Das Bildschirmlesegerät besteht in der Regel aus einem Bildschirm, einer Kamera und einem Kreuztisch. Der Kreuztisch ermöglicht es Ihnen, die Vorlage der Kamera vertikal oder horizontal vorzulegen. Die Bildschirmgrößen und der Abbildungsmaßstab können variieren. Praktisch ist, dass ein Bildschirmlesegerät den Kontrast des Schriftstückes elektronisch verstärkt. Einstellungen ermöglichen es beispielsweise bei Augenerkrankungen, die mit einem veränderten Kontrastempfinden einhergehen, auf die individuellen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen.2

Übrigens: Bildschirmlesegeräte gibt es auch mit einer zweiten Kamera, einer Vorlesefunktion oder als transportables System.2

17. Elektronische Lupen

Für unterwegs können Sie auf eine elektronische Lupe setzen, um im Handumdrehen Fahrpläne, Speisekarten und Co. zu erkennen. Das Hilfsmittel wird mit Batterien oder einem Akku betrieben. Da es für den mobilen Einsatz vorgesehen ist, gibt es die Hilfsmittel in der Regel im Taschenformat – so können Sie unterwegs die Schrift im Nahbereich vergrößern. Das System besteht aus einem Bildschirm, einer Beleuchtung und einer Kamera. Das Hilfsmittelverzeichnis listet Produkte mit unterschiedlichen Bildschirmgrößen auf.2

18. Kamerasysteme zur Schriftvergrößerung (Kamera-Lese-Systeme)

Das Kamera-Lese-System ist zum Anschluss an einen Computer oder einen Monitor gedacht. Mit einer Kamera wird beispielsweise von einem Schriftstück ein Bild erstellt und auf dem Bildschirm abgebildet oder in eine Software auf dem Computer eingespielt. Dadurch, dass der Kontrast des Schriftstücks elektronisch verstärkt wird, können Sie das Dokument besser erkennen. Sie selbst können verschiedene Einstellungen vornehmen. Wenn Sie möchten, greifen Sie auf ein mobiles Kamera-Lese-System zurück, das ebenfalls im Hilfsmittelkatalog erfasst ist.

Gut zu wissen!

Menschen mit Sehbeeinträchtigungen haben ganz unterschiedliche Anforderungen an eine Sehhilfe. Unter dem Punkt „Spezielle Bedienhilfen und Nutzungsanpassungen“ finden Sie deshalb im Hilfsmittelkatalog weitere Vorrichtungen, beispielsweise zur Erweiterung von Tablet-PCs zur Nutzung als Bildschirmlesegerät.

Sehhilfen: Kosten und Kostenübernahme

Wie tief Sie für eine Sehhilfe in die Tasche greifen müssen, ist sehr unterschiedlich. Generell gilt: Je technisch ausgefeilter ein Hilfsmittel ist, desto teurer ist es auch. Eine Brille für Menschen mit hohen Dioptrienwerten kann schnell einige hundert Euro kosten. Für ein Bildschirmlesegerät können Sie sogar mehrere Tausend Euro einplanen. Unter gewissen Voraussetzungen beteiligt sich die Krankenkasse an der Anschaffung der Sehhilfen. Liegt eine medizinische Notwendigkeit vor, steuert sie einen Festbetrag dazu. Entscheidend ist hier die Bekanntmachung des GKV-Spitzenverbandes über Festbeträge für Sehhilfen. Menschen, die eine Brille benötigen, sind mit Blick auf den Festbetrag aber häufig ernüchtert.

  • Beispiel Kostenübernahme für ein Einstärkenglas: Handelt es sich um ein Einstärkenglas (sphärisch > ±6,0 dpt < ±10,0 dpt, cyl ≤ +4,0 dpt) übernimmt die Krankenkasse gerade einmal 29,14 Euro. Wer die Gläser bei der recht hohen Dioptrienanzahl gerne dünner hätte und sich obendrein noch ein schickes Brillengestell wünscht, kommt hier schnell an seine Grenzen.

Unser Tipp: Klären Sie vorab die Kosten für die Sehhilfe mit Ihrem Optiker ab und halten Sie gegebenenfalls Rücksprache mit der Krankenkasse. So stellen Sie sicher, dass Sie schlussendlich nicht auf einem hohen Eigenanteil sitzen bleiben. Das ist auch deshalb wichtig, weil die Krankenkasse nur selten die Kosten für Brillengläser übernimmt (erst ab 6,25 Dioptrien). Bei einer Hornhautverkrümmung müssen Sie mindestens einen Wert von 4,25 Dioptrien mitbringen und Ihre maximale Sehkraft muss unter 30% liegen. Kontaktlinsen werden übrigens nur in Ausnahmefällen von der Krankenkasse bezuschusst. Anders sieht es bei Minderjährigen aus: Die Brille ist hier in der Regel eine Kassenleistung.

Voraussetzungen für die Übernahme von Sehhilfen

Wenn ein Versicherter auf eine Sehhilfe angewiesen ist, springt die Krankenkasse unter gewissen Voraussetzungen ein. Eine entsprechend hohe Dioptrienzahl ist eine wichtige Voraussetzung. Außerdem spielt die Art der Sehhilfe eine Rolle. Während sich die Krankenkasse bei Brillen und Kontaktlinsen zurückhaltend zeigt, werden beispielsweise die Kosten für Bildschirmgeräte bis auf die gesetzlich vorgeschriebene Zuzahlung übernommen.[1] Wenn Sie sich unsicher sind, ob und in welchem Umfang sich die Krankenkasse in Ihrem Fall beteiligt, rufen Sie am besten bei Ihrem Krankenversicherer an.

Folgende Voraussetzungen müssen Sie grundsätzlich für die Kostenübernahme mitbringen:

  • Ihr behandelnder Augenarzt hat festgestellt, dass Sie im Alltag auf eine Sehhilfe angewiesen sind, zum Beispiel aufgrund einer Augenerkrankung, einer Augenfehlstellung oder einer Sehschwäche.
  • Der Augenarzt stellt Ihnen eine ärztliche Verordnung für die Sehhilfe aus.

Sehhilfe in 3 Schritten beantragen

Wir verraten Ihnen, wie Sie die Krankenkasse in 3 einfachen Schritten beteiligen.

  1. Schritt – Suchen Sie einen Augenarzt auf: Für die Kostenübernahme benötigen Sie zwangsläufig eine ärztliche Verordnung. Damit kann die Krankenkasse nachvollziehen, dass eine medizinische Notwendigkeit für die Sehhilfe vorliegt. Für die ärztliche Verordnung wenden Sie sich an Ihren Augenarzt.
  2. Schritt – holen Sie Details zu Kooperationspartnern ein: Die Krankenkasse arbeitet mit Hilfsmittelversorgern zusammen, um Sie mit den nötigen Informationen und Hilfsmitteln auszustatten. Je nachdem, welche Sehhilfe Sie benötigen, kann beispielsweise ein Sanitätshaus oder ein Optiker der richtige Ansprechpartner sein. Kleiner Tipp: Rufen Sie bei der Krankenkasse an und informieren Sie sich über Hilfsmittelanbieter in Ihrer Nähe.
  3. Schritt – Geben Sie die ärztliche Verordnung ab: In einem letzten Schritt geben Sie die Verordnung bei dem Hilfsmittelversorger, beispielsweise bei Ihrem Optiker ab. Er kümmert sich um das weitere Vorgehen und versorgt Sie mit der passenden Sehhilfe.

3 Tipps für die Anwendung einer Sehhilfe

Bei Sehhilfen handelt es sich um sehr weit verbreitete Hilfsmittel. Bestimmt kennen Sie viele Menschen, die beispielsweise eine Brille oder Kontaktlinsen tragen. Wir möchten Ihnen an dieser Stelle gerne ein paar schnelle Tipps geben, die Ihnen den Umgang mit einer Sehhilfe erleichtern.

  1. Gewöhnen Sie sich an das neue Sehen: Unabhängig davon, ob Sie bereits eine Brille hatten oder nicht – die neue Sehhilfe erfordert meist eine Eingewöhnungszeit. Bis zu drei Wochen kann es dauern, bis Sie sich an die neuen Gläser gewöhnt haben. Wechseln Sie nicht zu Ihrer alten Brille zurück, denn so sorgen Sie nur für Verwirrung. Tragen Sie die Brille so lange wie möglich und anfangs bestenfalls in sitzender Position.
  2. Pflegen Sie Ihre Sehhilfe: Egal, ob Ihnen eine Brille, Kontaktlinse oder eine Lupe beim Sehen hilft – all diese Unterstützer müssen regelmäßig gepflegt werden. Zum einen, um Ihnen weiterhin eine klare Sicht zu ermöglichen und zum anderen aus hygienischen Gründen. Für die Reinigung von Brillengläsern können Sie einen Tropfen Spülmittel und warmes Wasser nutzen. Zum Abtrocknen eignet sich die Küchenrolle optimal. Für die Reinigung von Kontaktlinsen empfiehlt Ihnen Ihr Optiker spezielle Produkte. Für andere Sehhilfen wie Lupen oder Kamerasysteme zur Schriftvergrößerung können Sie womöglich auch Neutralreiniger oder Desinfektionsmittel Fragen Sie am besten beim Hilfsmittelversorger nach, was sich zur Reinigung Ihrer Sehhilfe eignet.
  3. Nehmen Sie regelmäßige Augenarzttermine wahr: Sie haben Probleme, sich an Ihre Sehhilfe zu gewöhnen, leiden beispielsweise an Kopfschmerzen oder einer verschwommenen Sicht? Dann fragen Sie am besten beim Optiker oder Augenarzt nach. Sollten sich Sehkraftveränderungen mit der Zeit ergeben, sehen Sie also wieder deutlich schlechter, ist ebenfalls ein Arztbesuch ratsam. Ab dem 61. Lebensjahr lassen Sie Ihre Augen optimalerweise jährlich bei einem Augenarzt kontrollieren, in jüngeren Jahren reicht ein Termin alle zwei Jahre aus.

FAQ: häufige Fragen zu Sehhilfen