Wenn man selbst älter wird und zunehmend körperlich eingeschränkt ist, gilt das meist auch für den eigenen Freundeskreis und den Partner oder die Partnerin. Wenn mit der Zeit der Aktionsradius weiter sinkt und immer mehr Weggefährten sterben, bedeutet das für manche Senioren eine große Einsamkeit im Alter. Betroffene sind nicht einfach nur allein, sondern fühlen sich von der Außenwelt abgeschnitten und vergessen. Ist das dauerhaft der Fall, geht jegliche Lebensfreude verloren. Um es nicht soweit kommen zu lassen, können sowohl Einsame selbst als auch Menschen aus dem Umfeld etwas dagegen unternehmen.

Wie es zu unfreiwilliger Einsamkeit kommt, woran man sie erkennt, wie man ihr sinnvoll vorbeugen kann und wie Auswege aussehen können, wenn jemand trotzdem droht zu vereinsamen, das lesen Sie in diesem Artikel.

Das Wichtigste in Kürze

  • Knapp 17 Prozent aller Über-75-Jährigen in Deutschland fühlen sich zumindest manchmal einsam – während der Coronapandemie waren es sogar fast 37 Prozent.
  • Im Gegensatz zum Allein-Sein ist Einsamkeit immer unfreiwillig und löst einen emotionalen, teils auch körperlich spürbaren Schmerz aus.
  • Chronische Einsamkeit raubt die Lebensfreude und ist gesundheitsschädlich.
  • Ein Ehrenamt, digitale Kontaktmöglichkeiten und (neue) Hobbys helfen gegen die Einsamkeit.
  • Es gibt immer mehr Angebote, die sich speziell an einsame Senioren richten. Viele sind kostenlos.

Was ist Einsamkeit?

Einsamkeit ist ein tiefes, schmerzvolles Sehnen nach wohltuendem Kontakt. Das kann, aber es muss nicht bedeuten, dass jemand den ganzen Tag allein ist. Ein Beispiel: Ein Schäfer auf einer Alm bekommt tagelang niemanden zu Gesicht und ist damit absolut zufrieden. Die Abwesenheit von anderen Menschen muss also kein Problem sein. Sie kann sogar entspannend und befreiend sein.

Doch Einsamkeit ist genau das nicht. Sie ist ein inneres Allein-Sein, das man nicht möchte. Manche Menschen sind tatsächlich den ganzen Tag allein zu Hause und fühlen sich deshalb einsam. Andere leben zwar in einer Ehe, haben aber schon lange keinen wirklichen Kontakt mehr zueinander, sondern leben nur noch nebeneinander her. Selbst in einer Großfamilie kann man sich einsam fühlen, wenn man sich von den anderen nicht verstanden und somit nicht als Teil der Gruppe fühlt.

Einsamkeit lässt sich also nicht von außen nach der Anzahl der umgebenden Menschen definieren. Sondern Einsamkeit ist der unerfüllte Wunsch nach emotional engem Kontakt. Diesen Kontakt braucht nicht jede Person ständig und im gleichen Maße, aber fast alle brauchen ihn hin und wieder. Bekommt man nicht die Art und Tiefe, die man sich wünscht, entsteht ein schmerzvolles Gefühl der Einsamkeit. Manche Menschen erleben diesen sogar als körperlichen Schmerz. In jedem Fall ist er im Gehirn an der gleichen Stelle messbar wie eine Verletzung. Hält Einsamkeit längere Zeit an, wird sie chronisch. Dann verändert sie das Denken und kann bestimmte Krankheiten begünstigen oder sogar auslösen. Dazu gehören insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen und Demenz.

Einsamkeit macht krank 

Mehrere Studien mit Millionen Menschen haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass chronische Einsamkeit im wahrsten Sinne des Wortes krank macht. Sie hat auf den Menschen einen ähnlichen Effekt wie jahrelanges Rauchen, Alkoholsucht oder Fettleibigkeit. Denn Menschen sind eigentlich auf ein Leben in der Gruppe eingestellt. Fehlt die Gruppe, war das in früheren Zeiten ein Garant für einen baldigen Tod. Daher schüttet der Körper auch heute noch vermehrt Stresshormone aus, wenn wir uns einsam fühlen. Damit will er sagen: Such dir Kontakte! Tut man das nicht, ist neben der Menge der Stresshormone auch der Blutdruck dauerhaft erhöht. Der Schlaf leidet. Das Immunsystem schwächelt. Angstzustände, Depressionen und Demenzen verstärken sich. Und die Gefahr für Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs steigt. Einsamkeit zu bekämpfen ist auch Gesundheitsvorsorge.

Einsamkeit im Alter

Ältere Menschen sind besonders von Einsamkeit betroffen. Seit Jahrzehnten ist es stets die Gruppe der Über-75-Jährigen, die in Umfragen besonders häufig angibt, manchmal, oft oder sogar ständig einsam zu sein. Mit einem Pflegegrad nimmt die Gefahr, öfter einsam zu sein, noch zu. Lediglich während der Kontaktbeschränkungen in der Coronapandemie fühlten sich Jugendliche und junge Erwachsene noch einsamer.

Ursachen

Gründe für die Einsamkeit im Alter gibt es viele. Die Beweglichkeit lässt nach, der Aktionsradius sinkt, die Kinder sind erwachsen und womöglich in eine weit entfernte Stadt gezogen, gleichaltrige Freunde und Familienmitglieder sterben.

Hinzu kommen Einschränkungen wie

  • Schwerhörigkeit,
  • nachlassende Sehkraft,
  • Gelenkschmerzen,
  • Blasenschwäche,
  • regelmäßig, aber nicht permanent auftretende Probleme wie Schwindel.

Weitere Risikofaktoren für Einsamkeit sind:

  • Altersarmut,
  • eine Behinderung,
  • ein Migrationshintergrund,
  • eine niedrige Bildung,
  • fehlende Mobilitäts- oder Aktionsangebote vor Ort.

All das kann dafür sorgen, dass die soziale Teilhabe kaum oder nicht (mehr) möglich ist. Frühere Hobbys werden dann oft aufgegeben. Ausflüge werden zunehmend vermieden, etwa aus Angst, nicht rechtzeitig eine Toilette zu finden oder zu viele Pausen zu brauchen.

Wenn die sozialen Kontaktmöglichkeiten an allen Ecken gleichzeitig oder kurz hintereinander wegbröckeln, ist das hart. Manche Senioren schämen sich dafür, dass sie so vieles nicht mehr schaffen oder sich nicht leisten können. Sie ziehen sich zurück, weil sie fürchten, für andere zur Belastung zu werden. Andere sehen die Entwicklung zur Einsamkeit als normal an. Wer als letzter übrig bleibt, ist eben einsam.

Folgen

Beides – Rückzug und Resignation – können dazu führen, dass die Einsamkeit immer schlimmer wird. Betroffene fühlen sich nutzlos und ungeliebt. Manche werden aggressiv. Manche verlernen geradezu den sozialen Umgang miteinander. Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Apparats sowie Demenz, Diabetes und Depressionen verschärfen sich durch fehlende Bewegung, ungesunde Ernährung und nachlassenden Kontakt immer weiter. Je länger diese Phase andauert, desto schwerer ist der Weg zurück ins Leben. Umso wichtiger ist es zu erkennen, ob jemand zu vereinsamen droht. Denn es ist jederzeit möglich, gegenzusteuern.

Gut zu wissen!

Schreckliche Einsamkeit und Depressionen sind im Alter kein Randphänomen. Tatsächlich ist die Anzahl der Suizide in der Gruppe der Über-80-Jährigen so hoch wie in fast keiner anderen Altersklasse. Lediglich Männer zwischen 55 und 59 Jahren sind noch gefährdeter, sich selbst zu töten. Da die Menschen jedoch immer älter und die Älteren immer mehr werden, ist es besonders wichtig, eine Vereinsamung rechtzeitig zu erkennen und etwas an den Lebensumständen zu ändern. Wer dringend Rat braucht, kann sich an die Telefonseelsorge wenden.

Einsamkeit erkennen

Es gibt verschiedene Anzeichen, wie Betroffene und auch Außenstehende eine Vereinsamung erkennen können. Meist entstehen daraus auch destruktive Gedanken. Je früher diesen etwas Positives entgegengesetzt wird, desto besser.

Negative Gedanken wahrnehmen

Wenn das Leben nicht so läuft wie erhofft, ist das frustrierend. Ist jemand einsam und erhält keine „Gegenwehr“, können sich negative Gedanken schnell verselbstständigen. Das wiederum kann das Gefühl der Einsamkeit noch weiter verstärken und die Betroffenen lähmen. Ältere können auf folgende Gedanken achten:

  • In meinem Alter kann ich keinem Hobby mehr nachgehen, weil nichts mehr klappt.
  • Die anderen sind alle so anstrengend und ich kann den Gesprächen kaum folgen – da bleibe ich lieber allein.
  • Es gibt immer mehr, was ich nicht mehr schaffe. Ich bin zu nichts mehr zu gebrauchen.
  • Die Welt ist viel zu gefährlich geworden – da bleibe ich lieber zuhause in Sicherheit.
  • Es wäre schön, wenn die Kinder und Enkel sich häufiger melden würden, aber sie haben wohl keine Lust auf ein Gespräch mit mir.
  • Ich wünsche mir mehr Kontakt zu anderen, aber wie soll das gehen?

Solche Gedanken haben meist einen wahren Kern, aber führen zu einer falschen Schlussfolgerung. In aller Regel müssen die aktuellen Umstände nicht zwangsläufig (weiter) in die Einsamkeit führen, sondern der Prozess kann durchbrochen werden. Es ist allerdings oft nötig, selbst aktiv zu werden und neue Wege zu finden, wenn Altbewährtes nicht mehr klappt.

Gut zu wissen!

Junge Menschen sind oft sehr beschäftigt. Vermutlich wollen sie sich gerne öfter melden, schaffen es aber einfach nicht. Dann ist es gut, wenn die Älteren selbst aktiv werden. Rufen Sie selbst mal an. Schreiben Sie mal wieder einen Brief. Basteln Sie eine Kleinigkeit für die Enkel und schicken Sie es per Post. Vermutlich passt es nicht immer. Und manchmal bekommen Sie vielleicht keine Antwort. Aber es tut gut, selbst aktiv zu sein. Und wenn etwas zurückkommt, können Sie sich freuen.

Hinweise von außen erkennen

Oft wollen Mutter, Vater oder Großeltern nicht zugeben, dass sie sich einsam fühlen. Denn viele haben nie gelernt, Schwäche zuzugeben und über ihre Gefühle zu sprechen. Manche haben den Eindruck, dass das Eingeständnis die Einsamkeit nur noch schlimmer machen würde. Oftmals lässt sich anhand kleiner Anzeichen aber doch erkennen, wenn eine Vereinsamung droht. Achten Sie als Angehörige insbesondere darauf, ob

  • die betroffene Person fast nur noch von Katastrophen im Land oder in der Welt erzählt. Das spricht dafür, dass sie sehr viel Zeit vor dem Fernseher verbringt.
  • auf Nachfrage nach früheren Hobbys immer nur der Satz fällt: „Das mache ich nicht mehr.“
  • kaum noch etwas Neues zu erzählen hat.
  • die betroffene Person kaum noch auf ihr Äußeres achtet, obwohl sie das früher immer getan hat. Das spricht dafür, dass sie Kontakte meidet.

Wenn das persönliche Verhältnis es zulässt, kann natürlich auch eine direkte Nachfrage nützlich sein. Reden hilft. Zumindest wenn man eine ehrliche Antwort erwarten kann. Manch ein Senior ist zwar überrascht, aber auch sehr dankbar, wenn die erwachsenen Kinder oder Nachbarn direkt nachfragen, ob er oder sie sich nach mehr Kontakt sehnt. Und ob man zusammen etwas tun möchte.

Gut zu wissen!

Eine gute Alltagsstruktur hilft gegen Einsamkeit. Manchmal geht diese verloren, wenn beispielsweise der Partner stirbt. Wenn jemand kaum noch weiß, wie er oder sie die Zeit rumkriegen soll, ist es hilfreich, sich eine neue Alltagsstruktur zu überlegen. Feste Zeiten für Schlaf, Körperpflege, Mahlzeiten und Bewegung an der frischen Luft können helfen, den Tag zu gestalten. Besondere Aktivitäten werden darum herum drapiert, sodass das Leben wieder mehr Ordnung hat. So lässt es sich allein deutlich besser leben.

Was tun gegen Einsamkeit?

Sowohl Betroffene selbst oder auch Außenstehende können einiges tun, um der Einsamkeit etwas entgegen zu setzen. Es gibt einige Hauptfaktoren, die besonders sinnvoll sind:

  • Ein Ehrenamt übernehmen.
  • Moderne Technik erlernen.
  • Neue Kontakte suchen – digital und vor Ort.
  • Ein neues Hobby finden.
  • Angebote vor Ort nutzen.

Wenn gewünscht, kann auch eine der folgenden großen Veränderungen viel bewirken:

  • Die Wohnsituation verändern.
  • Einen neuen Partner / Eine neue Partnerin finden.

In allen Fällen gilt es, selbst aktiv zu werden, um an der Einsamkeit etwas zu ändern.

EASE – Aktiv gegen Einsamkeit

Ein Team rund um den Neurowissenschaftler und Einsamkeitsforscher John Cacioppo hat mit EASE die Erkenntnisse der Forschung zusammengefasst, was am besten gegen Einsamkeit hilft. Die vier Buchstaben sind eine englische Abkürzung und stehen für:

E = Extend. Erweitern Sie Ihren Aktionsradius.

A = Action. Werden Sie selbst aktiv – anstatt abzuwarten, dass die Umwelt sich ändert.

S = Select. Wählen Sie bewusst aus, mit wem sie was unternehmen wollen.

E = Expect the Best. Auch wenn die Umstände nicht optimal sind: Erwarten Sie stets das Beste! Denn eine positive Erwartungshaltung sorgt für mehr beziehungsweise bessere Erfolgserlebnisse.

Extend

Für manch einen Senior klingt der erste Schritt kaum machbar: Den Aktionsradius erweitern. Wie soll das gehen? Mit kaputter Hüfte? Schwerhörigkeit? Nachlassender Sehkraft?

Kontakte vor Ort

Hier gilt es, kreativ zu werden und auch neue Schritte auszuprobieren. Gibt es ein Seniorenbüro in der Stadt? Einen Seniorenkreis in der Kirchengemeinde? Einen Pflegestützpunkt? Einen Verein, der ehrenamtliche Hilfe anbietet? Vielerorts gibt es verschiedene Ansprechpartner, die Hilfe leisten und auch Kontakte vermitteln können. Trauen Sie sich, dort nachzufragen, was es alles gibt.

Gut zu wissen!

Beim Silbertelefon sind unter der kostenlosen Nummer 0800 4708090 täglich von 8 bis 22 Uhr Ehrenamtliche für ein Gespräch erreichbar. Über-60-Jährige können dort anrufen, um ein bisschen zu plaudern. Die Gespräche sind anonym, vertraulich und kostenfrei. Auf Wunsch können die Gesprächspartner auch Informationen zu Basisangeboten der Altenhilfe in Ländern und Kommunen liefern. Wer möchte, kann sich auch eine Silbernetz-Freundschaft vermitteln lassen. Dann ruft einmal pro Woche immer die gleiche Person für ein Gespräch an. Anfragen für Dritte sind nicht möglich.

Online-Netzwerke nutzen

Auch digital lassen sich neue Kontakte knüpfen und alte wieder beleben. Online-Foren wie Seniorentreff oder Feierabend bieten Älteren die Möglichkeit zum Austausch. Hier kann geplaudert oder online gespielt werden. Wenn man nicht weit voneinander entfernt wohnt, ist es selbstverständlich auch möglich, sich nach einigen Online-Gesprächen „in echt“ zu treffen. Online-Netzwerke wie Nebenan oder Nextdoor  ermöglichen den Kontakt zu Nachbarn. Man kann online kommunizieren und sich gegenseitig helfen. Zum Beispiel kann der junge Nachbar vielleicht mal für einen älteren einkaufen und sich als Dank die Schlagbohrmaschine ausleihen.

Wer möchte, kann auch als älterer Mensch online nach einem neuen Partner suchen. Immerhin ist ein liebevoller Lebenspartner eins der besten „Gegenmittel“ gegen Einsamkeit. Mittlerweile gibt es Partnerbörsen, die sich ausschließlich an nicht mehr ganz junge Menschen richten, wie zum Beispiel Platinnetz, Lebensfreude50 oder Zweisam. Auch Pflegebedürftige, die geistig fit sind, können hier fündig werden.

Neue Technik erlernen

Dafür ist man nie zu alt. Seniorengerechte Tablets und Smartphones mit großen Symbolen und wenigen Funktionen lassen sich auch mit nachlassender Fingerfertigkeit und Sehkraft gut bedienen. Die Stiftung Warentest überprüft regelmäßig, welche Anbieter ihren eigenen Versprechen gerecht werden. Regelmäßig gut schneiden beispielsweise Geräte der Firma Doro ab.

Wie sich Smartphone und Tablet bedienen lassen, können Lernwillige in entsprechenden Kursen üben. Kostenpflichtige Kurse gibt es klassisch an Volkshochschulen. Manche Firmen vermieten für einen monatlichen Beitrag auch seniorengerechte Tablets samt Schulungen und Wartung der Geräte.

Online ist auch viel kostenfreie Hilfe möglich, wenn man den ersten Schritt einmal – etwa mithilfe der erwachsenen Kinder oder lieben Nachbarn – geschafft hat. Der Verein „Wege aus der Einsamkeit“ bietet beispielsweise kostenlose Smartphone- und Tablet-Schulungen sowie regelmäßige digitale Treffen per Zoom für Über-65-Jährige an. In Hamburg und Berlin kann man auch vor Ort lernen.

Das Projekt „Digitaler Engel“  – gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) – ermöglicht kostenlose Schulungen für verschiedene digitale Anwendungen. Es werden ehrenamtliche Digitalassistenten geschult, die dann Kurse vor Ort anbieten. Erklärt und geübt werden verschiedene Themen vom Einstieg ins Internet samt Grundlagen zur Nutzung von Smartphone und Tablet über digitale Kontaktpflege (Messenger, Videotelefonie, soziale Netzwerke) und die Nutzung von Sprachassistenten bis hin zu Onlinebanking, Online-Reisebuchung, Onleihe und digitalem Nachlass. Zusätzlich touren bis mindestens zum Jahr 2025 zwei Infomobile durch Deutschland, bei denen man sich informieren und unter Anleitung üben kann. Der Tourenplan ist auf der Webseite zu finden.

Action

Werden Sie aktiv und überlegen Sie zunächst: Was will ich eigentlich? Worauf habe ich Lust?

Bedenken Sie dabei zunächst keine „Abers“ mit. Es geht im ersten Action-Schritt nicht darum zu erörtern, was Sie definitiv allein schaffen. Sondern darum, was Sie sich wünschen.

Träumen ist erlaubt

  • Singen Sie gerne?
  • Würden Sie gerne mal wieder tanzen?
  • Hätten Sie Lust auf Sport?
  • Oder auf Handarbeit?
  • Möchten Sie (wieder) mehr Ausflüge machen?
  • Haben Sie Spaß am (Vor-)Lesen?
  • Wollen Sie einfach öfter jemanden zum Reden haben?
  • Würden Sie gerne mal wieder Gesellschaftsspiele spielen?
  • Wollten Sie immer schon studieren?
  • Können Sie sich vorstellen, mit anderen Menschen zusammenzuziehen?
  • Würden Sie gerne mal etwas ganz Neues ausprobieren? Wenn ja, was?

Lassen Sie Ihre Gedanken fliegen. Träumen Sie. Und schreiben Sie alles auf.

In kleinen Schritten planen

Dann – im nächsten Schritt – versuchen Sie, mit den Ansprechpartnern vor Ort zusammen zu überlegen, wie Sie Ihre Träume umsetzen könnten. Vielleicht gibt es einen Kirchenchor in der Nähe, den Sie noch nicht kannten. Vielleicht gibt es einen Seniorentanzkreis. Vielleicht auch einen Strick- oder Nähtreff, bei dem jüngere Ehrenamtliche bei den Feinarbeiten helfen. Falls die Aktion im Nachbarort stattfindet und Sie schlecht dorthin kommen, ist vielleicht ein günstiger oder kostenloser Fahrdienst möglich. Wenn Sie immer schon etwas studieren wollten, ist vielleicht die Einschreibung als Gaststudent in einen Onlinekurs möglich. Es gibt viel mehr Optionen, als die meisten ahnen.

Vermutlich gibt es Seniorentreffs in der Nähe, die zu Kaffeeklatsch oder Spielenachmittagen einladen. Extragroße Spielkarten oder Würfel, Mischmaschinen und Kartenhalter können das Spielen erleichtern. Auch Senioren-Sportkurse sind recht verbreitet. Nicht nur klassische Sportvereine, auch Reha-Häuser, Tagespflege-Einrichtungen und Wohlfahrtsverbände bieten solche Kurse an. Wenn diese qualifiziert sind, können Sie sich sogar zwei Kurse pro Jahr von der Krankenkasse (mit)finanzieren lassen. Bei der Krankenversicherung können Sie auch nachfragen, ob und was es in Ihrer Nähe an passenden Kursen gibt. Auch Online-Kurse sind möglich.

Möchten Sie selbst ehrenamtlich aktiv werden? Das macht vielen besonders viel Spaß, da sie aktiv sein und anderen etwas Gutes tun können. Wer gut vorlesen kann, ist beispielsweise als Vorlese-Oma oder -Opa in Kindertagesstätten oder Büchereien sehr gefragt. Wer noch gut zu Fuß ist und sich auskennt, möchte sich vielleicht als ehrenamtlicher Stadtführer einbringen. In Wohlfahrtsverbänden, Vereinen und Kirchengemeinden sind ehrenamtliche Hilfskräfte auch immer gerne gesehen, etwa in Suppenküchen, in der Flüchtlingshilfe, als Trauerbegleitung oder bei der Hospizarbeit. Überlegen Sie, was Ihre Stärken sind. Und fragen Sie mutig nach, wo Ihre Hilfe gebraucht wird.

Möchten Sie lieber noch ein bisschen was von der Welt sehen? In immer mehr Regionen gibt es Vereine, Wohlfahrtsverbände, Kirchengemeinden oder Unternehmen, die Ausflüge speziell für Senioren organisieren. Hiermit sind keine Kaffeefahrten gemeint, bei denen Senioren zum Kauf von überteuertem Schnickschnack überredet werden sollen, sondern gut organisierte Ausflüge ohne negative Überraschungen. Auch spezielle Angebote für Menschen im Rollstuhl, mit starker Seh- oder Hörschwäche werden immer mehr. Mittlerweile sind auch ganze Urlaube für Pflegebedürftige – wahlweise mit oder ohne pflegende Angehörige – möglich. Zu den Anbietern gehören beispielsweise der „Reisemaulwurf“ oder der Verein „Urlaub & Pflege“.

Umzug in Erwägung ziehen

Manche Senioren können sich auch einen größeren Schritt vorstellen: Das Zusammenziehen mit anderen. Dafür gibt es drei Möglichkeiten:

  1. Wohnen für Hilfe
  2. Mehrgenerationen-Wohnen
  3. Pflege-WG

Das „Wohnen für Hilfe“ ist für Menschen, die ein Zimmer in ihrem Haus oder ihrer Wohnung abgeben können, oft die einfachste Option. Der Deal ist: Sie lassen eine junge Person während der Ausbildung oder des Studiums bei sich wohnen und diese hilft als Gegenleistung für eine festgelegte Stundenzahl pro Monat im Haushalt. Als Faustregel gilt: Pro Quadratmeter bezogenen Wohnraum soll eine Stunde Hilfe pro Monat geleistet werden. So profitieren beide. Wie genau das Zusammenleben ausgestaltet wird, müssen natürlich der Senior und der junge Mensch untereinander ausmachen und vertraglich festhalten. Bezahlen muss der Helfer üblicherweise nur die Nebenkosten, wie Strom und Internet. Studierendenwerke der Universitäten vermitteln die Wohnpartnerschaften.

Beim Mehrgenerationen-Wohnen leben mehrere Menschen unterschiedlichen Alters in jeweils eigenen Wohnungen in einem großen Haus zusammen und unterstützen einander gegenseitig. Alle bezahlen ihren Wohnraum ganz normal – also zahlen entweder Mietkosten oder haben die Wohnung gekauft. Doch das Besondere ist die gegenseitige Unterstützung. Jüngere kaufen für Ältere mit ein. Ältere passen auf die kleineren Kinder auf oder versorgen die Haustiere, wenn jemand im Urlaub ist. Fast immer gibt es auch einen Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss, wo alle, die wollen, gemeinsam essen, basteln, spielen oder ähnliches können. Entsprechende Häuser lassen sich online oder über eine Anfrage bei der Kommune finden.

Eine Pflege-WG kann eine Option sein, wenn mehrere ältere Menschen mit Pflegebedarf zusammen wohnen und sich Hilfskräfte teilen wollen. Dann wird es für alle günstiger. Es gibt privat organisierte Pflege-WGs, in denen sich die Bewohner selbst überlegen können, wie viel Wohnraum und wie viel Unterstützung sie brauchen. Zunehmend werden aber auch Pflege-WGs von professionellen Anbietern vermietet, die auch eine pflegerische Versorgung und die Hauswirtschaft organisieren. Manchmal werden WGs für Menschen mit der gleichen Erkrankung angeboten, etwa Demenz. Es gibt aber auch viele offene Konzepte. Pflegestützpunkte und Wohlfahrtsverbände beraten dazu.

Select

Wenn Sie einen Überblick haben, was es alles gibt, dann ist die Frage, was davon Sie machen wollen. Überlegen Sie, was Ihnen am besten gefällt und was Sie als erstes ausprobieren wollen. Machen Sie sich klar, dass Sie sich nicht sofort festlegen müssen. Ausprobieren und umentscheiden ist erlaubt.

Vielleicht möchten Sie auch eine Nachbarin oder einen Freund motivieren, mit Ihnen zusammen etwas auszuprobieren. Manchmal ist man zu zweit mutiger.

Dann folgt die Umsetzung. Planen Sie entspannt und großzügig. Und dann: Legen Sie los.

Expect the Best

Ganz wichtig bei all dem ist: Lassen Sie sich nicht entmutigen. Auch wenn etwas nicht beim ersten Versuch klappt, dann starten Sie eben einen zweiten. Versuchen Sie trotz Ihrer nicht optimalen Lebenssituation immer das Bestmögliche zu erwarten. Schon eine positive Grundeinstellung kann dafür sorgen, dass wir uns besser fühlen. Und deshalb auch mehr schaffen.

Einsamkeit lässt sich auf viele, unterschiedliche Weisen bekämpfen. Finden Sie Ihre eigene. Lassen Sie sich bei Bedarf helfen. Und legen Sie los.

Tipps & Übungen um Einsamkeit zu verhindern

Wer einsam ist oder droht zu vereinsamen, fühlt sich häufig schlecht und strahlt das auch aus. Um dem etwas entgegen zu setzen, können verschiedene kleine Alltagstipps helfen.

  1. Nehmen Sie sich vor, jeden Tag mindestens eine Person anzulächeln. Den Postboten, die Verkäuferin, ein Kind auf der Straße, die Pflegerin, den Boten von Essen auf Rädern, irgendwen. Lächeln Sie mit dem Mund und mit den Augen. Das gibt Ihnen ein gutes Gefühl und ihrem Gegenüber auch.
  2. Wenn Sie die Möglichkeit haben, fragen Sie verschiedene Menschen aus ihrem Umfeld, was diese Besonderes und Liebenswertes an Ihnen finden. Es dürfte mehr sein, als Sie vermuten. Ganz wichtig: Glauben Sie das Gesagte! Und freuen Sie sich darüber.
  3. Suchen Sie sich immer rechtzeitig Hilfe. Nicht erst, wenn es gar nicht mehr geht. Denn: Wenn Sie sich frühzeitig kümmern und die Hilfe dann nicht optimal ist, dann können Sie noch wechseln und etwas anderes ausprobieren. Im Notfall muss man mit dem Erstbesten leben.
  4. Versuchen Sie, das zu ändern, was Sie angehen können, und das anzunehmen, was Sie nicht beeinflussen können. Im Idealfall schaffen Sie es, das Allein-Sein in Ihrem Sinne zu gestalten und dem aktuellen Lebensabschnitt auch etwas Positives abzugewinnen. Denken Sie dafür auch jeden Tag ganz bewusst an etwas, wofür Sie dankbar sind. Denn Dankbarkeit ist der beste Freund der Zufriedenheit.

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