Wenn Angehörige zunehmend vergesslich, orientierungslos und unruhig erscheinen, kann dahinter eine Demenz stecken. Durch die Abnahme der kognitiven Leistungsfähigkeit verändert sich der Alltag von Betroffenen und Angehörigen meist grundlegend. Neben einem einfühlsamen Umgang mit Erkrankten ist es nun wichtig, eine sichere Pflegeumgebung zu schaffen.

Wir erklären Ihnen, wie die Pflege bei Demenz aussehen kann. Außerdem geben wir Ihnen Tipps für konkrete Unterstützungsangebote.

Das Wichtigste in Kürze

  • Demenz fällt im Pflegealltag vor allem durch Symptome wie Verwirrtheit, Orientierungsstörungen und innere Unruhe auf.
  • Eine Demenz kann zu einer Pflegebedürftigkeit hinzukommen, aber auch ihre alleinige Ursache sein.
  • Die Pflege bei Demenz muss individuell an die Bedürfnisse und Fähigkeiten Betroffener angepasst werden.
  • Hilfsmittel können den Alltag in der Pflege erleichtern.
  • Pflegende Angehörige müssen einerseits Verständnis aufbringen und andererseits feste Auszeiten für sich selbst einplanen.

Was ist eine Demenz?

Bei einer Demenz handelt es sich um keine spezielle Erkrankung, sondern um einen Begriff, der Beschwerden rund um den Verlust kognitiver Fähigkeiten beschreibt. Die Symptome sind so schwerwiegend, dass sie eine Person daran hindern, ihren Alltag normal weiterzuführen.[1] Erste Anzeichen für Demenz sind Verwirrtheit, Orientierungsstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Wortfindungsstörungen und bisweilen Unruhe. Betroffene verlegen beispielsweise Gegenstände oft und an ungewöhnliche Orte. Auch seit Jahren gewohnte Wege werden plötzlich nicht mehr gefunden. Es gibt mehrere Demenzformen wie die vaskuläre Demenz oder eine bei Morbus Parkinson auftretende Demenz.[2] Die Alzheimer-Demenz ist mit einem Anteil von 60-70 Prozent aller Neuerkrankungen die häufigste Form. Sowohl die Symptome als auch die Behandlung unterscheiden sich je nach Art der Demenz. Zugleich liegen Mischformen vor.

Führt eine Demenz zu einer Pflegebedürftigkeit?

Eine Demenz führt in der Regel zu einer Pflegebedürftigkeit. Allerdings wird Ihr Angehöriger durch die Diagnosestellung nicht automatisch zum Pflegefall – Betroffene kommen im Anfangsstadium mit leichter Unterstützung meist noch überwiegend selbstständig im Alltag zurecht. Ihr Angehöriger muss also nicht von Anfang an rund um die Uhr betreut werden. Grundsätzlich kann sich eine Pflegebedürftigkeit primär durch die Demenzerkrankung oder auch durch die Kombination mit anderen Erkrankungen ergeben.

Dabei empfinden Beteiligte die Demenz häufig belastender als andere Ursachen der Pflegebedürftigkeit. Das Fortschreiten der Krankheit und das damit verbundene Einbüßen der kognitiven Leistungsfähigkeit stehen dabei im Vordergrund. Allerdings sind auch die oftmals auftretenden Charakterveränderungen belastend. Zudem erschwert eine Demenz Pflegehandlungen, da Betroffene teilweise weniger kooperativ sind und/oder nicht verstehen, was mit ihnen geschieht. Diese Umstände setzen Betroffenen zu, die eine für sich nicht wünschenswerte Zukunftsperspektive haben. Auch Angehörige leiden unter der Situation. Mit ansehen zu müssen, wie ein geliebter Mensch zunehmend abbaut, ist eine große Herausforderung in der Pflege.

Demenz: dann ist eine Pflege ratsam

Bei einer vorliegenden Demenz ist es wichtig, den Erkrankten engmaschig zu beobachten. Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Familienmitglied den Alltag nicht mehr alleine bewältigen kann und sich selbst oder andere gefährdet, sollten Sie einschreiten. Anzeichen für einen konkreten Pflegebedarf gibt es gleich mehrere. Stellen Sie beispielsweise fest, dass der Erkrankte den Haushalt nicht mehr alleine bewältigen, Arztbesuche nicht wahrnehmen oder die Körperpflege nur noch unzureichend bewerkstelligen kann, ist Ihre Unterstützung gefragt. Außerdem sollten Sie hellhörig werden, wenn Sie bemerken, dass Ihr Angehöriger beispielsweise den Herd anlässt, das Haus häufig ohne den Schlüssel verlässt und zunehmend orientierungslos oder aggressiv erscheint. Kurzum: Gibt es konkrete Hinweise darauf, dass Ihr Familienmitglied mit der Alltagsführung überfordert ist, liegt in der Regel ein Pflegebedarf vor.

Wie kann eine Pflege bei Demenz aussehen?

Eine Pflege bei Demenz kann sehr unterschiedlich ausfallen. Hier kommt es entscheidend darauf an, welcher Schweregrad vorliegt und ob noch andere Erkrankungen bestehen. Neben der Grundpflege, die die Ernährung, Mobilisation und Körperpflege mit einschließt, sind Betreuungsleistungen besonders wichtig – sie stellen sicher, dass Betroffene im fortgeschrittenen Stadium nicht orientierungslos umherirren und sich damit gefährden. Wir skizzieren Ihnen im Folgenden den Pflegebedarf in Abhängigkeit von Krankheitsstufen – diese haben Experten für die Alzheimer-Demenz entwickelt.

Krankheitsstufe
Symptome
Mögliche Pflegetätigkeiten
Stufe 1 Keine Beeinträchtigungen Kein Pflegebedarf
Stufe 2 Gemindertes Wahrnehmungsvermögen (sehr gering ausgeprägt): Patienten weisen leichte Gedächtnislücken auf, vergessen bekannte Wörter oder verlegen Alltagsgegenstände. Unterstützung bei der Haushaltsführung oder beim Einkauf sowie der Koordinierung von Arztterminen kann bei Ihrem Familienmitglied sinnvoll sein.
Stufe 3 Leicht gemindertes Wahrnehmungsvermögen: Betroffene haben Probleme damit, das richtige Wort oder den richtigen Namen zu finden. Personen vergessen kürzlich Gelesenes und verlegen wertvolle Gegenstände. Es bestehen Schwierigkeiten bei der Organisation des Alltags. Zusätzlich zu den oben genannten Aufgaben kann Ihr Angehöriger Unterstützung bei der Medikamenteneinnahme und bei der Alltagsgestaltung benötigen.
Stufe 4 Mäßig gemindertes Wahrnehmungsvermögen: Anspruchsvolle Rechenaufgaben fallen ebenso schwer wie die Erfüllung komplexer Alltagstätigkeiten (Essensplanung für mehrere Gäste, Begleichung von Rechnungen). Betroffene können Details aus ihrer Vergangenheit vergessen und sich in herausfordernden sozialen Situationen zurückziehen. Zusätzlich zu den oben genannten Aufgaben benötigt Ihr Angehöriger womöglich Unterstützung bei der Pflege sozialer Kontakte und bei der Wahrnehmung von Therapieangeboten.
Stufe 5 Mittelschwer gemindertes Wahrnehmungsvermögen: Erkrankte haben Gedächtnis- und Denklücken (Vergessen der eigenen Adresse oder Telefonnummer). Es kann sich eine Verwirrtheit einstellen – Betroffene wissen nicht, welcher Tag heute ist. Die Kleidungsauswahl, angepasst an die Jahreszeit, fällt schwer. Zusätzlich zu den oben genannten Aufgaben ist es sinnvoll, den Alltag zu strukturieren und Ihren Angehörigen engmaschig zu begleiten. Das Herauslegen von Kleidungsstücken kann sinnvoll erscheinen.
Stufe 6 Deutlich gemindertes Wahrnehmungsvermögen: Das Gedächtnis lässt weiter nach. Außerdem können Persönlichkeitsveränderungen auftreten. Im Alltag ist umfangreiche Hilfe gefragt, zum Beispiel beim Ankleiden und beim Toilettengang. Betroffene haben Probleme mit ihrem Schlafrhythmus – tagsüber können sie tief in den Schlaf sinken, nachts besteht innere Unruhe. Zusätzlich zu den oben genannten Aufgaben rückt die Grundpflege (Körperpflege, Ernährung und Mobilität) mehr in den Vordergrund.
Stufe 7 Sehr schwer gemindertes Wahrnehmungsvermögen: Patienten können sich nicht mehr zielgerichtet mitteilen. Bei der Nahrungsaufnahme und dem Toilettengang ist Unterstützung gefragt. Eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung ist nötig. Zusätzlich zu den oben genannten Aufgaben sind eine lückenlose Betreuung und Hilfe bei der Kommunikation notwendig.

Tabelle 1: Alzheimer-Krankheitsstufen und mögliche Pflegetätigkeiten. Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: 7 Stufen von Alzheimer | Deutschland | Alzheimer’s Association

Können Menschen mit einer Demenz zu Hause gepflegt werden?

Personen mit einer Demenz können eine häusliche Pflege empfangen. Zu Anfang der Erkrankung klappt die Versorgung im häuslichen Umfeld mit einem übersichtlichen Maß an Unterstützung. Da die meisten Demenzerkrankungen aber nicht heilbar sind und voranschreiten[1], bedeutet das auch eine Zunahme der Pflegetätigkeiten und vor allem des Zeitaufwandes. Insbesondere im fortgeschrittenen Stadium benötigen Erkrankte viel Unterstützung im Alltag und eine beinahe lückenlose Betreuung. Das kann pflegende Angehörige an ihre Grenzen bringen. Wenn Sie Ihr Familienmitglied in den eigenen vier Wänden pflegen möchten, raten wir Ihnen deshalb dazu, sich Unterstützung zu holen. Sobald Ihr Angehöriger einen Pflegegrad bei Demenz besitzt, können Sie auf Pflegekassenleistungen zurückgreifen. Besonders hilfreich bei der häuslichen Pflege von Demenzpatienten ist die Beschäftigung eines ambulanten Pflegedienstes oder einer polnischen „Pflegekraft“.

Praxistipps für die Pflege bei Demenz

Die Pflege bei Demenz ist eine Herausforderung, sowohl für Erkrankte als auch für Angehörige. Unsere Tipps helfen Ihnen dabei, den Pflegealltag zu strukturieren und sich wertvolle Auszeiten zu verschaffen.

1.     Informieren Sie sich über die Erkrankung

Als Angehöriger informieren Sie sich bestenfalls direkt nach Diagnosestellung über die Erkrankung und den Umgang damit. Das bedeutet, deren Phasen, Symptome sowie Verhaltensweisen zu verstehen und ihnen begegnen zu lernen, um darauf vorbereitet zu sein. Es bedeutet auch, Anlaufstellen zu kennen, zu wissen, mit welcher Hilfe im persönlichen Kreis gerechnet werden kann, welche Hilfsmittel es gibt und welche finanziellen Möglichkeiten in Anspruch genommen werden können. Das ist zu Beginn oft belastend, weil es für Sie eine Auseinandersetzung mit der Zukunft und automatisch auch mit Abbau, Verlust und Tod bedeutet. Trotzdem sind diese Kenntnisse enorm wichtig, um später eine Überforderung zu vermeiden.

2.     Frühzeitige Organisation der Pflege

Die Pflege bei Demenz benötigt verlässliche Pflegepersonen. Ein wichtiger Aspekt ist deshalb, für ausreichend Unterstützung zu sorgen. Dies wird oft unterlassen, teilweise aus Unkenntnis, teilweise aus schlechtem Gewissen heraus. Gerade Letzteres ist gefährlich, denn es führt schnell dazu, dass pflegende Angehörige ausbrennen und sich isolieren. Die Betreuung Demenzerkrankter ist oft anstrengend und darf von Ihnen auch so wahrgenommen werden – das stellt keinerlei „Verrat“ an der geliebten Person dar. Auszeiten können auf unterschiedlichen Ebenen realisiert werden. So haben Sie ein Anrecht auf Kurzzeitpflege und Verhinderungspflege, die ambulant oder stationär wahrgenommen werden kann. In beiden Fällen sollte Ihr Angehöriger die Einrichtung idealerweise frühzeitig kennenlernen und besuchen, um Irritation zu vermeiden. Auch Freunde und Verwandte können Unterstützung leisten – entweder, indem sie Ihnen direkte Auszeiten ermöglichen, oder indem sie Sie indirekt durch Hilfsdienste wie Kochen oder Besorgungen entlasten.

Gut zu wissen!

In Selbsthilfegruppen können Sie sich mit anderen Angehörigen austauschen und erhalten das Gefühl, dass Sie mit Ihren Sorgen nicht alleine sind. Häufig bekommen Sie hier auch praktische Pflegetipps.

3.     Unterwegs mit Demenz

Auch Demenzkranke und ihre Angehörigen möchten sich außerhalb des eigenen Wohnbereichs bewegen können. Dabei sind Pflegende oft in Sorge, ob und unter welchen Bedingungen dies möglich ist. Besuche bei engen Verwandten oder Freunden sind oft gut möglich, allerdings sollten diese über den Zustand des Betroffenen eingeweiht werden. Das muss nicht unbedingt in dessen Anwesenheit geschehen. Wenn das jedoch der Fall ist, sollte es immer möglichst respektvoll geschehen. Betroffene nehmen oft wahr, wenn Sie in ihrer Anwesenheit über sie wie über ein Kind sprechen, und reagieren verständlicherweise mit Wut sowie Scham.

Bei Ausflügen oder Spaziergängen sollten Sie auf vertraute Strecken und Umgebung achten, denn Veränderungen können Betroffene irritieren. Vermeiden Sie laute, volle oder anderweitig überreizende Orte, da sie Erkrankte schnell überfordern können. Ansonsten sollten sich die Ausflüge nach den Wünschen und Fähigkeiten der Betroffenen richten: Oft empfinden diese ein dringendes Bedürfnis, an bestimmte Orte zu gelangen, an denen sie glauben, eine Aufgabe erledigen zu müssen. Dieser Bewegungsdrang kann auch tageszeitabhängig sein. Anstatt gegen diese Tendenzen zu arbeiten, sollten sie so weit wie möglich zugelassen und begleitet werden, da so Frustration gemildert werden kann.

Verständnis und Fingerspitzengefühl – so gehen Sie richtig mit Ihrem Angehörigen um

Auch wenn es Ihnen manchmal schonender erscheint: Es ist nicht sinnvoll, Betroffene bezüglich ihrer Erkrankung anzulügen. Sie merken normalerweise, dass etwas mit ihnen „nicht stimmt“. Lügen über ihre Erkrankung können das wichtige Vertrauensverhältnis stören. Anders sieht es mit Notlügen aus, die den Alltag erleichtern und lediglich dazu dienen, sich auf die Erlebenswelt Erkrankter einzulassen. Besteht Ihr Angehöriger beispielsweise darauf, zur Arbeit zu müssen, ist es oft sinnvoller, zu sagen „du hast dir doch heute freigenommen“ als zu versuchen, ihn von seiner bestehenden Rente zu überzeugen. Sein eigenes Alter ist dem Erkrankten in diesem Moment schließlich nicht präsent.

Achtung: Im Allgemeinen ist nicht anzuraten, logische Argumentation anzuwenden oder Diskussionen zu beginnen, da sie für beide Seiten frustrierend sein werden. Demenzkranke können Ihre Argumente nicht mehr erfassen und Informationen nicht einordnen.

Ungewöhnliches Verhalten verstehen

Oft fällt es Angehörigen leichter, mit Erkrankten umzugehen, wenn sie ihr teilweise ungewöhnliches Verhalten verstehen. Neben Angst zählen dazu auch schlicht sonderbare Angewohnheiten sowie die Beschuldigung anderer. Die Gründe liegen häufig in den Erinnerungen verborgen: So gewinnen beispielsweise Tätigkeiten oder Erfahrungen aus der Kindheit oder einer früheren Arbeit an Bedeutung, die jüngeren Angehörigen unvertraut sind. In dem Fall kann es helfen, wenn Sie biografische Detektivarbeit betreiben. Beschuldigungen beziehen sich oft darauf, dass jemand anders etwas gestohlen oder versteckt haben soll. Die Ursache liegt in den Versuchen Betroffener, Erklärungen für ihre Gedächtnislücken zu finden, sowie in Scham über das eigene vermeintliche Versagen. So kommen auch „Lügengeschichten“ zustande, bei denen Erkrankte oft unglaubliche Erklärungen für eigentlich simple Ereignisse finden, die sie jedoch auf der logischen Ebene nicht mehr ergründen können. Besonders wichtig ist jetzt, ruhig zu bleiben und die Gelassenheit auf Ihr Familienmitglied zu übertragen. Sie sollten nicht versuchen, überwiegend aufzuklären oder gar zu beschuldigen, da beides die Fähigkeiten eines dementen Menschen übersteigen und mehr negative Gefühle hervorrufen kann.

Ergründen Sie die Gefühlswelt Ihres Familienmitglieds

Die Symptome einer Demenzerkrankung sind für Betroffene ausgesprochen belastend, da sie sich, insbesondere zu Beginn der Erkrankung, ihres Zustands bewusst sind. Auch in späteren Stadien kommen immer wieder kurze klarere Momente vor, in denen der Verlust von Fähigkeiten erkannt wird, was zu extremer Frustration und Angst führen kann. Speziell Inkontinenz, aber auch Wortfindungsstörungen oder die Unfähigkeit zu alltäglichen Verrichtungen gehen häufig mit starker Scham einher. Ein weiterer Aspekt der Erkrankung ist Furcht, denn Umgebung und Alltag werden für Betroffene zunehmend unvertraut und daher beängstigend. Auch Verlustangst ist meist präsent, da das Erleben Demenzkranker von Verlusten geprägt ist. Unter Umständen sieht die Welt für einen Demenzerkrankten nach jedem Aufwachen anders aus, was zutiefst verunsichernd ist. Aus diesem Grund kann es zu extremer Anhänglichkeit gegenüber vertrauten Personen kommen – in einigen Fällen wird beständig nach dieser gerufen oder sie auf Schritt und Tritt verfolgt. Das empfinden pflegende Angehörige oft als sehr schwierig. Daher ist es umso wichtiger, die Ursache für dieses Verhalten verstehen zu können.

Gut zu wissen!

Angst kann in Aggression umschlagen, der dementsprechend begegnet werden sollte: Mit ruhiger Umgebung, sanfter Stimme und, wenn möglich, indem einer Überforderung entgegengewirkt wird.

Pflege bei Demenz: Hilfsmittel

Für die Pflege bei Demenz stehen eine Vielzahl unterschiedlicher Hilfsmittel zur Verfügung, die zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen können.

Orientierungshilfen für Demenzkranke

Orientierungshilfen sind vor allem in frühen Phasen der Erkrankung wichtig für Betroffene, um sich zurechtzufinden. Infrage kommen beispielsweise Aufkleber für Räume und Schränke oder Schubladen, die angeben, was sich darin befindet. Auch spezielle Telefone, die neben Nummer und Name jeweils ein Bild der anzurufenden Person zeigen und nur wenige Tasten haben, bieten Erkrankten mehr Selbstständigkeit. Insgesamt ist es wichtig, in der Wohnung das Gleichgewicht zu halten: Demente profitieren von ordentlichen und eher sparsam eingerichteten Wohnräumen, die sie nicht überfordern. Gleichzeitig sollte so wenig wie möglich an der vertrauten Einrichtung geändert werden.

Pflege bei Demenz – weitere sinnvolle Orientierungshilfen:

  • Wochenplaner mit Bildern beziehungsweise Symbolen von Tätigkeiten bieten mehr Übersicht, was am Tag passieren wird.
  • Große, gut lesbare Uhren mit Zeigern sowie jahreszeitliche Dekoration vermitteln Anhaltspunkte.
  • Bei Betroffenen mit Bewegungsdrang, auch außerhalb des Hauses, kann nach Absprache mit dem Familienmitglied ein Trackinggerät helfen, beispielsweise eingebaut in ein Seniorenhandy oder eine Armbanduhr.

Hilfsmittel für mehr Sicherheit, Selbstständigkeit und zur Beschäftigung

Hilfsmittel im Alltag umfassen viele Lebenssituationen. Es kann sich um Einrichtungselemente wie ein seniorengerechtes Badezimmer oder einen Treppenlift handeln, die zur Sturzprophylaxe beitragen. Besonderes Essgeschirr richtet sich an Betroffene mit verminderter Feinmotorik oder einseitiger Lähmung und kann eine selbstständige Nahrungsaufnahme ermöglichen. Auch im Bereich der Freizeit und Beschäftigung ist ein breites Angebot entstanden: Es gibt für Demenzpatienten geeignete Spiele und Puzzle, auf die Sie als Angehöriger zurückgreifen können. Das gemeinsame Ansehen von Fotoalben und Bildbänden bereitet ebenfalls große Freude. Infrage kommen Kunstbildbände, historische oder Naturaufnahmen – je nachdem, wozu der Betroffene den größten Bezug entwickeln kann. Hier lohnt sich das Ausprobieren!

Achtung: Nicht im eigentlichen Sinne Hilfsmittel, aber nichtsdestotrotz wichtig sind Wasser- und Rauchmelder sowie eine Herdsicherung.

Pflegehilfsmittel für Demenzkranke

Kann Ihr Angehöriger Urin oder Stuhl nicht mehr halten, liegt eine Inkontinenz vor. Mit Inkontinenzmaterial, angepasst an die Bedürfnisse Ihres Familienmitglieds, können Sie sich viel Aufwand bei der Haushaltsführung (Wäschewaschen) sparen. Mit welcher Art Wäsche- oder Bettschutz Betroffene am besten zurechtkommen, ist individuell verschieden. Sie können hierbei beispielsweise auf Handschuhe und Flächendesinfektionsmittel sowie Bettschutzeinlagen und einen wiederverwendbaren Bettschutz zurückgreifen. Pflegehilfsmittel zum Verbrauch werden bei Nachweis der Pflegebedürftigkeit mit bis zu 40 Euro pro Monat von der Pflegekasse bezuschusst.

Welchen Pflegegrad bekommt man bei Demenz?

Bei Demenz kann Betroffenen ein Pflegegrad zustehen. In Abhängigkeit von der verbliebenen Selbstständigkeit kann die Pflegekasse hier einen Pflegegrad von 1-5 zuteilen. Einen Pflegegrad beantragen macht bei einem konkreten Hilfsbedarf unbedingt Sinn, denn so kann Ihr Familienmitglied zahlreiche Pflegekassenleistungen beanspruchen. Diese wiederum erleichtern den Pflegealltag und entlasten Sie als pflegenden Angehörigen. Der Pflegegrad richtet sich aber nicht primär nach der Erkrankung, sondern nach der Einschränkung der Selbstständigkeit, die mit der Pflegebegutachtung ermittelt wird. Bei einer Demenz ist anfangs Pflegegrad 1 oder Pflegegrad 2 möglich. Bei schwereren Verläufen und/oder in Kombination mit anderen Erkrankungen ist auch der Pflegegrad 3, Pflegegrad 4 oder Pflegegrad 5 denkbar.

Pflegegrad
Beeinträchtigung bei Demenz
1 Geringe Beeinträchtigung der Selbständigkeit.
2 Erhebliche Beeinträchtigung der Selbständigkeit.
3 Schwere Beeinträchtigung der Selbständigkeit.
4 Schwerste Beeinträchtigung der Selbständigkeit.
5 Schwerste Beeinträchtigung der Selbständigkeit mit besonderen Anforderungen für die pflegerische Versorgung.

Gut zu wissen!

Da die kognitive Leistungsfähigkeit mit Voranschreiten der Erkrankung abnimmt, ist es wahrscheinlich, dass Ihr Familienmitglied längerfristig einen höheren Betreuungsbedarf besitzt. Stellen Sie fest, dass mehr Zeit und zusätzliche Pflegeaufgaben gefordert sind, raten wir Ihnen zu einem Höherstufungsantrag.

Was steht Menschen für die Pflege bei Demenz zu?

Eine Demenz kann den Alltag komplett umkrempeln – ein Unterstützungsbedarf kann bei kleinen und großen Aufgaben gefragt sein. Das hinterlässt auch Spuren im Leben von pflegenden Angehörigen, die oft viele Stunden täglich mit in die Pflege eingebunden sind. Die Pflegekasse hilft mit konkreten Angeboten dabei, die häusliche Pflege zu finanzieren und Entlastung zu ermöglichen.

Verfügt Ihr Angehöriger über einen Pflegegrad, profitiert die Pflege bei Demenz von folgenden Leistungen:

Beschäftigen Sie sich auch unbedingt mit dem Zuschuss für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen, der Ihrem Angehörigen ab Pflegegrad 1 zusteht. Mit bis zu 4000 Euro pro Einzelmaßnahme können Sie beispielsweise für ein barrierefreies Bad sorgen.

Schwerbehindertenausweis bei Demenz?

Eine Veränderung der geistigen, psychischen oder körperlichen Fähigkeiten kann zu einem Grad der Behinderung führen. Auch Menschen mit einer Demenz können einen Schwerbehindertenausweis erhalten. Bei einer schweren Demenz besteht in der Regel ein Grad der Behinderung von 100 – bei Betroffenen kann eine Hilflosigkeit angenommen werden, die sich im Schwerbehindertenausweis durch ein „H“ erkenntlich zeigt. Wenn Ihr Angehöriger einen entsprechenden Ausweis erhält, kann er von Nachteilsausgleiche profitieren, wie Vergünstigungen im öffentlichen Verkehrsbereich.[1] Der richtige Ansprechpartner für die Antragstellung ist das Versorgungsamt.

FAQ – die wichtigsten Fragen zur Pflege bei Demenz

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