Der Arm ist eine funktionsträchtige Einheit des Körpers. Doch durch einen Unfall oder eine Erkrankung kann eine Amputation nötig werden. Außerdem gibt es von Geburt an Fehlbildungen, die eine optische und funktionseinschränkende Wirkung haben. Mit einer Armprothese kann eine körperliche Einschränkung ausgeglichen werden. Außerdem gelingt es damit, die gewünschte Optik herzustellen. Entsprechende Produkte sind im Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes aufgeführt.
Wir geben Ihnen heute einen Überblick über Armprothesen, die grundsätzlich von der Krankenkasse übernommen werden. Des Weiteren zeigen wir Ihnen, wie Sie ein solches Hilfsmittel reibungslos beantragen.
Das Wichtigste in Kürze
- Armprothesen sind im GKV-Hilfsmittelverzeichnis aufgeführt.
- Die Hilfsmittel können Menschen mit angeborenen Fehlbildungen und Personen nach einer Amputation unterstützen.
- Es gibt viele verschiedene Modelle, die passive Eigenschaften aufweisen oder mittels Eigenkraft bzw. Fremdkraft betrieben werden.
- Für die Kostenübernahme durch die Krankenkasse müssen Antragsteller eine medizinische Begründung mitbringen.
- Der Leistungserbringer übermittelt der Krankenkasse die ärztliche Verordnung sowie einen Kostenvoranschlag und stößt so die Kostenübernahme an.
Was sind Armprothesen?
Armprothesen gelten als sogenannte Körperersatzstücke. Wie der Name bereits nahelegt, sollen sie Teile des Körpers dauerhaft ersetzen. Das dient dazu, einen funktionellen Ausgleich zu erreichen. Armprothesen sind für Menschen gedacht, die ihren Arm nicht auf gewohnte Weise einsetzen können, zum Beispiel aufgrund einer angeborenen Fehlbildung oder einer Amputation. Die entsprechenden Produkte stehen in Form eines Baukastensystems zur Verfügung.
Dabei kommen industriell hergestellte und individuell angefertigte Komponenten zum Einsatz. Das Ergebnis ist eine Armprothese, die den Nutzer bestmöglich unterstützt.
Das Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes umfasst verschiedene Hilfsmittel, die für den Heimgebrauch vorgesehen sind. Dazu zählen auch Armprothesen – diese sind in der Produktgruppe 38 „Armprothesen“ aufgeführt.
So werden Armprothesen hergestellt
Mit Blick auf Armprothesen gibt es verschiedene Fertigungstechniken. Das ist wichtig, denn so kann auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Patienten Rücksicht genommen werden.
Laut GKV-Hilfsmittelverzeichnis werden folgende Fertigungstechniken unterschieden:
- Schalenbauweise: Hier besteht die Armprothese zunächst aus einem Schaft und vorgefertigten Passteilen. Letztere bestehen in der Regel aus (faserverstärktem) Kunststoff oder Hartschaum. Die äußere Schale nimmt die Kraft auf und verleiht die Form. Bei der Schalenbauweise ist anzumerken, dass die nachträgliche Anpassung nur schwer gelingt – hier müssen die Passteile zunächst wieder getrennt und später erneut zusammengefügt werden.[1]
- Modularbauweise: Die entsprechende Armprothese setzt sich dabei aus dem Schaft und verschiedenen austauschbaren Modulen zusammen. Rohre und Adapter sorgen für eine Verbundenheit. Der Vorteil in der Modularbauweise besteht darin, dass feinere Anpassungen möglich sind und auch später noch einfach nachjustiert werden kann. Um auch die Optik wiederherzustellen, verfügt die Armprothese über Elemente aus Schaumstoff.1
- Kompaktbauweise: Beispielsweise Fingerprothesen oder Teilhandprothesen werden in der Kompaktbauweise gefertigt. Hier gibt es weder eine tragende, äußere Schale noch justierbare, modulare Komponenten.1
Was gibt es für Armprothesen?
Die Versorgung bei einer Fehlbildung oder nach einer Amputation kann mittels verschiedener Armprothesen gelingen.
Das GKV-Hilfsmittelverzeichnis unterscheidet folgende Formen:
- Habitus-Prothesen: Diese Art von Prothesen sind dafür konzipiert, das äußere Erscheinungsbild wiederherzustellen und die passive Funktion zu optimieren. Habitus-Prothesen eignen sich für alle Amputationshöhen. Gefertigt werden sie in Schalenbauweise, Kompaktbauweise oder Modularbauweise.1
- Eigenkraft-Prothesen: Bei dieser Prothese ist das Besondere, das eine oder mehrere Prothesengelenkkomponenten über Eigenkraft in Bewegung gesetzt werden – eine fremde Energiequelle arbeitet hier nicht mit. Stattdessen wird die körpereigene Muskelfunktion genutzt, um eine Bewegung auszulösen und damit die Prothese „anzutreiben“. Die aktiven Funktionen der Prothese setzen auf direkte oder indirekte Kraftquellen.1
- Fremdkraft-Prothesen: Entsprechende Prothesen nutzen bei mindestens einer der Prothesengelenkkomponenten eine fremde Energiequelle. Meistens kommt dabei ein aufladbarer Akku zum Einsatz. Die eigentliche Steuerung klappt mittels Muskelkontraktionen – hier nimmt eine Elektrode die entsprechenden Signale auf und transformiert sie in Steuerungssignale. Alternativ lassen sich auch Drucksensoren durch Bewegung ansteuern.1
- Hybrid-Prothesen: Wie die Bezeichnung bereits nahelegt, kommt es hier zu einer Kombination. Konkret wird mindestens eine Fremdkraft betriebene Prothesengelenkkomponente mit einer oder mehreren Eigenkraft betriebenen Prothesengelenkkomponenten kombiniert.1
Gut zu wissen!
Welche Armprothese sich in Ihrem Fall am besten eignet, entscheiden Mediziner. Sie klären Sie eingehend über die Versorgung auf und beantworten Ihre Fragen zu der Prothesenauswahl.
Armprothesen: Hilfsmittel im Überblick
Haben Sie schon einmal etwas von dem Hilfsmittelverzeichnis gehört? In diesem Katalog befinden sich alle Hilfsmittel, die für den Heimgebrauch geeignet sind und grundsätzlich von der Krankenkasse übernommen werden. Insbesondere die häusliche Pflege profitiert von den hier gelisteten technischen Hilfsmitteln und den Pflegehilfsmittel zum Verbrauch. Sowohl für Pflegebedürftige als auch für pflegende Angehörige sind die Hilfsmittel eine große Unterstützung. Die Armprothesen finden Sie in der Produktgruppe 38 „Armprothesen“. Das Besondere ist hier, dass sich die Produktgruppe in insgesamt drei Bereiche unterteilt: Anwendungsort, Produktart und Produktuntergruppe.
An dieser Stelle stellen wir Ihnen die Hilfsmittel, nach Anwendungsort sortiert, vor:
- Hand: Habitus Handexartikulationsprothesen, Eigenkraft Handexartikulationsprothesen, Fremdkraft Handexartikulationsprothesen
- Ellenbogen: Habitus Ellenbogenexartikulationsprothesen, Eigenkraft Ellenbogenexartikulationsprothesen, Fremdkraft Ellenbogenexartikulationsprothesen, Hybrid Ellenbogenexartikulationsprothesen
- Schulter: Habitus Schulterexartikulationsprothesen, Eigenkraft Schulterexartikulationsprothesen, Fremdkraft Schulterexartikulationsprothesen, Hybrid Schulterexartikulationsprothesen
- Finger-/Teilhand: Habitus Finger-/Teilhandprothesen, Eigenkraft Finger-/Teilhandprothesen, Fremdkraft Finger-/Teilhandprothesen
- Unterarm: Habitus Unterarmprothesen, Eigenkraft Unterarmprothesen, Fremdkraft Unterarmprothesen, Hybrid Unterarmprothesen
- Oberarm: Habitus Oberarmprothesen, Eigenkraft Oberarmprothesen, Fremdkraft Oberarmprothesen, Hybrid Oberarmprothesen
- Passteile: für Finger-/Hand-/Handgelenk, Schulter oder Ellbogen
Das Hilfsmittelverzeichnis kann aufgrund der vielen aufgelisteten Produkte verwirrend sein. Wenn Sie hier nach einem Hilfsmittel suchen, navigieren Sie am besten direkt in die entsprechende Kategorie und dann auf den Anwendungsort.
1. Armprothesen: Anwendungsort Hand
Wie Sie der obenstehenden Liste bereits entnehmen können, gibt es im Bereich der Hand verschiedene Versorgungen. Dazu zählt beispielsweise der Habitus-Handexartikulationsschaft. Er kommt zum Einsatz, wenn die komplette Hand im Bereich des Handgelenks operativ entfernt wurde (Handgelenksexartikulation). Der Prothesenschaft setzt sich aus einem Innenschaft und einem Außenschaft zusammen. Das Besondere ist, dass er sich an die anatomische Ausgangslage des Patienten anpasst. Für die Herstellung muss zunächst eine Formerfassung des Stumpfes erfolgen. Das ist wichtig, um beispielsweise auf Besonderheiten wie Narben Rücksicht zu nehmen. Auch die Maße des Stumpfes werden exakt bestimmt. Das Schaftsystem sichert später den Gegenhalt zu der Kraft, die ein Patient aufwendet, und zwar beim Halten und Bewegen von Gegenständen.[1]
Eigenkraft Handexartikulationsprothesen müssen die gleichen Voraussetzungen erfüllen wie ein Handexartikulationsschaft. Um die Prothese mit eigener Kraft steuern zu können, besitzt das Hilfsmittel Vorrichtungen zur Verlegung der Kabelzüge.2
Auch Fremdkraft Handexartikulationsprothesen verfolgen das gleiche Ziel wie Habitus Handexartikulationsprothesen. Hier sind Elektroden zur Signalerfassung integriert. Neben der Formerfassung werden Umfangsmaße und Abstandsmaße des Stumpfes genommen. Außerdem wird der Sitz der Elektroden festgelegt und entsprechend nachgehalten.2
2. Armprothesen: Anwendungsort Ellbogen
Genauso wie für die Hand gibt es auch für die Ellbogen Exartikulationsschafte. Der zuvor stattfindende operative Eingriff sieht eine Exartikulation im Ellenbogengelenk mit Entfernung des distalen Armanteils vor, zum Beispiel aufgrund von Stromverbrennungen oder Weichteilverletzungen.[2] Der Habitus-Ellenbogenexartikulationsschaft, der Eigenkraft-Ellenbogenexartikulationsschaft, der Fremdkraft-Ellenbogenexartikulationsschaft und der Hybrid-Ellenbogenexartikulationsschaft helfen dabei, beim Halten, Bewegen und Greifen von Gegenständen den Gegenhalt zu der aufgewendeten Kraft zu sichern. Für die Anfertigung der Schaftsysteme ist es wichtig, zuvor Maß zu nehmen.2
3. Armprothesen: Anwendungsort Schulter
Habitus, Eigenkraft, Fremdkraft und Hybrid – diese Stichwörter beschreiben die verschiedenen Schulterexartikulationsschafte. Der Prothesenschaft kommt bei Menschen zum Einsatz, bei denen eine Schulterexartikulation, also eine Amputation im Bereich des Schultergelenks erfolgt. Außerdem profitieren Personen mit einer Amputation im Bereich des Schultergürtels von einem Schaftsystem. Dieses umschließt dabei den gesamten Stumpf und teilweise den Thorax (Brustkorb).2
Wie auch bei anderen Prothesenschaften müssen sich die unterschiedlichen Ausführungen an die anatomischen Gegebenheiten und Besonderheiten anpassen. Das gelingt, indem vor der Versorgung mit dem Hilfsmittel Form und Maße des Stumpfes berücksichtigt werden.2
Ziel ist es, die Beweglichkeit des Brustkorbs möglichst wenig zu beeinflussen. Eine Fixierung des Schaftsystems klappt über eine Haltebandage oder Steuerungsbandage. Auch hier ist das Schaftsystem grundsätzlich dafür da, das Greifen, Bewegen und Halten von Gegenständen zu unterstützen.2
4. Armprothesen: Anwendungsort Finger-/Teilhand
Durch Unfälle, Erkrankungen oder Fehlbildungen kann auch eine Armprothese im Bereich der Finger oder Hand sinnvoll sein. Habitus-, Eigenkraft- und Fremdkraftprothesen kommen dann zum Einsatz. Sie dienen dem Gegenhalt zu der aufgewendeten Kraft.2
Für die genaue Anpassung kommen verschiedene Techniken zum Einsatz. Dazu zählen eine Erfassung der Maße und eine Erstellung eines dreidimensionalen Formabdrucks des Stumpfes und der beteiligten Handbereiche.2
Die entsprechenden Schaftsysteme bieten viele Möglichkeiten der Individualisierung. Das gilt sowohl für die Fixierung als auch für die Positionierung von Passteilen bzw. Kabelzügen oder Hebeln (bei Nutzung der Eigenkraft). Beim Einsatz von Fremdkraft erfolgt die Einbindung der Steuereinheit samt des Akkus vorzugsweise im dorsalen Mittelhandbereich.2
5. Armprothesen: Anwendungsort Unterarm
Auch mit Blick auf den Unterarm gibt es die bekannten Schaftsysteme (Habitus, Eigenkraft, Fremdkraft, Hybrid). Wenn Sie das Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes durchstöbern, fällt Ihnen hier auf, dass die Hilfsmittel nach der Stumpflänge eingeteilt sind. So gibt es die Systeme für einen langen, mittellangen, kurzen und ultrakurzen Stumpf.2
Diese Unterscheidung der Produkte ist wichtig, um auf die anatomischen Besonderheiten nach einer Amputation oder bei einer Fehlbildung einzugehen.2
Alle Prothesenschafte haben zum Ziel, die Beweglichkeit der noch verbliebenen Gelenke geringstmöglich zu beeinflussen. Deshalb wird beispielsweise darauf geachtet, dass der Beugesehnenausschnitt nicht zu gering gewählt ist, wenn es um einen Habitus-Prothesenschaft für einen mittellangen Stumpf geht.2
Bei der individuellen Formauffassung muss grundsätzlich darauf geachtet werden, dass nicht nur die anatomischen Gegebenheiten, sondern auch Besonderheiten bei der Anfertigung beachtet werden. Das können beispielsweise Narben oder Hautirritationen sein. Nur so gelingt es, den Stumpf angenehm zu betten und eine entsprechende Funktionstüchtigkeit zu erreichen.2
6. Armprothesen: Anwendungsort Oberarm
Kommt es beispielsweise zu einer Amputation am Oberarm, können Prothesen optische und funktionelle Anforderungen erfüllen. Ähnlich wie bei den Prothesenschaften für den Unterarm gibt es auch hier Unterscheidungen mit Blick auf die Stumpflänge.
Die Beweglichkeit der Schulter sollte so weit wie möglich erhalten bleiben – deshalb ist eine spezielle Anpassung äußerst wichtig. Nach der Formerfassung des Stumpfes gilt es nicht nur individuelle Voraussetzungen zu berücksichtigen, die Patienten mitbringen wie Narben oder Hautirritationen, sondern auch die möglicherweise einzusetzende Technik.2
Bei Nutzung der Fremdkraft ist die Integration der Elektronen zur Signalerfassung in das Schaftsystem besonders wichtig. Bei der Eigenkraft sind Vorrichtungen im Schaftsystem zur Verlegung der Kabelzüge entscheidend – mit ihnen gelingt es später, die Prothese zu steuern.2
Die Anpassung einer Oberarmprothese ist also ein komplexer Vorgang, der sich an den individuellen Bedürfnissen, aber auch an den anatomischen Besonderheiten der Patienten orientiert.2
7. Armprothesen: Passteile
Passteile sind ein feststehender Begriff in der Prothetik. Dabei handelt es sich um Gelenke, einzelne Module oder vollständige Gliedmaßen wie Hände oder Füße, die im Rahmen der Versorgung an Patienten herausgegeben werden.
Im Hilfsmittelverzeichnis sind folgende Passteile aufgeführt:
- Finger-/Hand-/Handgelenkspassteil: Konkret geht es hierbei um passive Passteile oder um solche, die mit Eigenkraft oder Fremdkraft genutzt werden. Alle Passteile unterstützen die Wiederherstellung der Optik und dienen der Verbesserung der Funktionen. Besonderes Augenmerk liegt hier darauf, dass die Passteile zu der restlichen „natürlichen“ Umgebung passen und dem Erscheinungsbild der Gegenseite entsprechen. Bei der Eigenkraft kommen körperliche Kräfte zum Einsatz. Im Fall eines Finger-Passteils können Hebelzüge oder Federelemente die Bewegung ermöglichen. Bei einem Handpassteil unterstützt ein Zugmechanismus das Öffnen und Schließen der Hand. Ist eine Fremdkraft eingebunden, wird die Funktionsweise durch einen elektromotorischen Antrieb sichergestellt. Das klappt grundsätzlich bei Finger-/Hand-/Handgelenks-Passteilen.2
- Ellenbogenpassteil: Auch im Bereich des Ellenbogens gibt es eine passive Funktionsweise und eine solche, die auf Eigenkraft oder Fremdkraft vertraut. Passive Passteile können in eine Beugehaltung gebracht und gesichert werden. Eine Steuerungsbandage hilft bei Passteilen mit Eigenkraft oder Fremdkraft dabei, eine entsprechende Haltung des Ellbogens einzunehmen oder zu lösen.2
- Schulterpassteil: Im Bereich der Schulter stehen Versicherten passive und mit Fremdkraft wirkende Passteile zur Verfügung. Für Träger ist eine größtmögliche Flexibilität wichtig, deshalb werden verschiedene Grade durch festgelegte Achsen bzw. mithilfe eines Kugelgelenks ermöglicht. Bei Passteilen mit Fremdkraft gibt es die Möglichkeit, eine elektrische Sperre zu nutzen. Diese wird beispielsweise durch eine Steuerungsbandage oder durch Elektroden umgesetzt.2
Wer benötigt eine Armprothese?
Eine Armprothese ist grundsätzlich für Menschen gedacht, die nach einer Amputation oder bei einer Fehlbildung Unterstützung in Form eines optischen Ausgleichs oder einer bestimmten Funktionsweise benötigen. Die Prothesen erfüllen vielseitige Aufgaben: Sie dienen als Gegenhalt für die andere Seite und stellen eine beidseitige Nutzung der Hand, Schulter oder der Arme wieder her. Nicht zuletzt wünschen sich auch viele Personen, beispielsweise nach einem Unfall, die Symmetrie zurück. Die Auswahl der richtigen Prothese und eine sorgfältige Anpassung sind entscheidend, um die Anforderungen des Trägers zu erfüllen. Daher sind in die Versorgung viele Experten mit eingebunden, darunter Mediziner, Orthopädiemechaniker und Leistungserbringer.
Armprothese: Versorgung Schritt für Schritt
Sie sind auf eine Prothese angewiesen? Dann liegt ein längerer Weg vor Ihnen, denn die Prothesenversorgung erfolgt Schritt für Schritt. Doch dieser Weg lohnt sich, denn nur durch zahlreiche Anpassungsmaßnahmen erhalten Sie eine Armprothese, die Sie im Alltag sinnvoll unterstützt.
Wir zeigen Ihnen die wichtigsten Schritte:
- Versorgung nach der Operation: Wenn bei Ihnen eine Amputation stattgefunden hat, folgt zunächst die postoperative Versorgung. Im Vordergrund stehen hier Maßnahmen, durch die die Wunde abheilt und der Stumpf mechanisch belastbar wird. Dazu tragen abschwellende Maßnahmen beispielsweise durch den Einsatz von Kompressionsstrümpfen Außerdem ist es wichtig, die Muskulatur zu trainieren, um einem entsprechenden Ungleichgewicht vorzubeugen. Das dient gleichzeitig dazu, Versicherte auf das Tragen der Armprothese vorzubereiten.
- Versorgung zum Test und Erprobung: Hier wird festgestellt, ob Versicherte in der Lage sind, die Prothese zu nutzen. Wie lange eine solche Phase dauert, ist unterschiedlich. Sie richtet sich beispielsweise nach Begleiterkrankungen und der eventuell zuvor bestandenen Vorversorgung. Sind Menschen bereits eine Prothese gewöhnt, fällt die Erprobungszeit in der Regel kürzer aus. In dieser Phase können Sie beispielsweise durch eine ergotherapeutische oder physiotherapeutische Therapie begleitet werden.
- Diagnoseschaft und Testschaft: Nun geht es um die Feinarbeit, denn sowohl der Diagnoseschaft als auch der Testschaft sind dazu da, eine exakte Anpassung zu ermöglichen. Benötigen Sie einen Diagnoseschaft, erfolgt die Versorgung vor einer solchen mit einem Testschaft. Möglicherweise sind einige Testschafte nötig, bevor die letztendliche Prothese gefunden wird.
Armprothesen: Kosten und Kostenübernahme
Einen Pauschalpreis für eine Armprothese gibt es nicht. Schließlich sind die Versorgungssysteme sehr unterschiedlich aufgebaut und die Anfertigung mit unterschiedlichen Kosten verbunden. Ein Faktor, der den letztendlichen Preis bestimmt, ist beispielsweise die Amputationshöhe. Benötigen Sie lediglich eine Prothese für einen Finger, ist das natürlich günstiger als eine Handprothese oder eine für den gesamten Arm. Summieren sich die Passteile für die Prothese auf, fällt auch der Preis am Ende höher aus. Neben der Amputationshöhe ist auch der Prothesentyp entscheidend. Handelt es sich um eine passive Prothese oder um eine, bei der ausgeklügelte Technik zum Einsatz kommt?
Mit den genauen Kosten müssen Sie sich allerdings nicht beschäftigen, sofern Sie eine medizinische Begründung für die Prothese mitbringen. In dem Fall übernimmt die Krankenkasse die Kosten für das Hilfsmittel.
Gut zu wissen!
Wenn Sie gesetzlich versichert sind, kommt auf Sie, bei einer Bewilligung der Krankenkasse, der gewöhnliche Zuzahlungsbetrag in Höhe von bis zu 10 Euro pro Hilfsmittel zu.
Voraussetzungen für die Übernahme von Armprothesen
Die Krankenkasse handelt im Sinne des Wirtschaftlichkeitsgebots. Demnach müssen die Leistungen zwar ausreichend und zweckmäßig, aber eben auch wirtschaftlich sein. Somit darf die Versorgung das notwendige Maß nicht übersteigen.[1] Für Sie bedeutet das bei einer Prothesenversorgung, dass die Krankenkasse nur dann einspringt, wenn Sie eine medizinische Begründung mitbringen. Diese erhält die Krankenkasse durch eine ärztliche Verordnung. Leistungserbringer können dann einen Kostenvoranschlag anfertigen und diesen gemeinsam mit der ärztlichen Verordnung an die Krankenkasse senden. Sie entscheidet dann im Rahmen des Bewilligungsverfahrens darüber, ob sie die Prothese bezahlt. Erhalten Sie eine Ablehnung, können Sie einen Widerspruch einlegen.
Folgende Voraussetzungen müssen Sie für die Kostenübernahme aufweisen:
- Sie sind krankenversichert
- der Mediziner hält eine entsprechende Versorgung für sinnvoll
- Ihr Arzt stellt Ihnen eine Verordnung über das Hilfsmittel aus
Armprothese in 3 Schritten beantragen: So klappt die Versorgung
Sie wünschen sich eine Armprothese aus optischen und/oder funktionellen Gründen? Dann haben Sie die Möglichkeit, die Krankenkasse an den Ausgaben zu beteiligen. Das klappt in 3 einfachen Schritten.
- Schritt – Führen Sie ein Gespräch mit einem Mediziner: Viele Mediziner suchen schon vor dem operativen Eingriff das Gespräch mit ihren Patienten. Auch Sie können das Thema Prothesen bei Ihrem Arzt ansprechen. Er kann beurteilen, ob und welche Armprothese in Ihrem Fall sinnvoll ist. Bei einer medizinischen Notwendigkeit erhalten Sie dann die ärztliche Verordnung, die Sie für die Beantragung dringend benötigen.
- Schritt – Entscheiden Sie sich für einen Leistungserbringer: Die Krankenkasse ist für die Kostenübernahme zwar der richtige Ansprechpartner, das Hilfsmittel gibt sie allerdings nicht heraus. Dafür müssen Sie sich an einen Leistungserbringer wenden. Krankenkassen schließen Verträge mit ausgewählten Vertragspartnern – diese können Sie mit einer Armprothese versorgen. Um herauszufinden, mit welchen Vertragspartnern die Krankenkasse zusammenarbeitet, können Sie diese direkt anrufen oder sich online informieren. Viele Krankenversicherer bieten nämlich mittlerweile die Möglichkeit, die Leistungspartner auf ihrer Webseite direkt online zu suchen.
- Schritt – Geben Sie die Verordnung beim Leistungserbringer ab: Um eine Kostenzusage geben zu können, benötigt die Krankenkasse verschiedene Unterlagen, darunter auch einen Kostenvoranschlag. Die Erstellung und den Versand der Unterlagen müssen Sie allerdings nicht selbst übernehmen, das klappt über den Leistungserbringer. Geben Sie die ärztliche Verordnung am besten direkt dort ab.
3 Tipps für die Anwendung einer Armprothese
Eine Armprothese zu erhalten, ist für viele Menschen oft ein lang ersehntes aber auch aufregendes Ereignis. Wir geben Ihnen passende Tipps.
- Nehmen Sie sich Zeit für die Gewöhnung: Eine Prothese zu tragen, ist zunächst ungewohnt. Auch wenn die Prothesen optisch an das Gegenstück angeglichen sind, lässt sich ein Unterschied beim genauen Hinsehen natürlich nicht verleugnen. Neben der Optik ist auch das zusätzliche Gewicht für Menschen gewöhnungsbedürftig. Daher unser Rat: Nehmen Sie sich Zeit und machen Sie sich in aller Ruhe mit Ihrer Armprothese vertraut. Probieren Sie die dahintersteckende Technik aus, zum Beispiel das Fixieren des Ellbogens. Ergeben sich in dieser Zeit noch Fragen, können Sie sich jederzeit an den Hilfsmittelversorger wenden.
- Säubern Sie die Armprothese: Eine Armprothese ist dazu da, Sie im alltäglichen Leben tatkräftig zu unterstützen. Dabei kommt sie natürlich direkt mit dem Körper in Berührung. Achten Sie daher auf eine regelmäßige Reinigung der Prothese und des Zubehörs wie Steuerungssysteme, Prothesenhandschuhe und Adapter. Am besten erkundigen Sie sich direkt bei dem Hilfsmittelversorger, welche Reiniger sich dafür am besten eignen. Fragen Sie auch nach, ob Sie Desinfektionsmittel nutzen dürfen.
- Achten Sie auf den Sitz und Komfort: Ein Drücken, Ziepen oder womöglich Schmerzen sollten beim Tragen einer Armprothese nicht auftauchen. Empfinden Sie das Hilfsmittel als unangenehm, sollten Sie sich unbedingt an den Hilfsmittelversorger wenden. Das gilt auch, wenn sich bereits Druckstellen gebildet haben oder sich die Haut verändert. In dem Fall ist es womöglich nötig, die Prothese einmal mehr anzupassen.