Pflegende Angehörige klagen über große Herausforderungen, ohne Alternativen in Sichtweite:
- Über 50% aller Befragten leiden unter schweren körperlichen Belastungen
- Die emotionale Last wiegt bei mehr als 40% schwer
- Mehr als die Hälfte haben große zeitliche Probleme
- 40% der Befragten sind finanziell schwer belastet
- Der Kontakt mit den Behörden erschwert den Alltag zusätzlich
- Stationäre Pflegeeinrichtungen sind dennoch keine Alternative, 90% aller Befragten lehnt die Option ab.
Immer wieder wird von Problemen im Pflegealltag gesprochen, Mißstände werden regelmäßig beklagt und ein genereller Informationsmangel wird kritisiert. In diesem Sinne wollte Sanubi es endlich wissen und hat, im Rahmen einer Pflegestatistik, die Menschen befragt, die zu Hause pflegen oder gepflegt werden. Die Ergebnisse, die von Sanubi statistisch aufbereitet wurden, sind teils relativ positiv, oftmals aber eher erschreckend. Wichtig ist, dass man sich jetzt damit auseinandersetzt. Sanubi hat für Sie die brisantesten Ergebnisse unserer Umfrage in diesem Artikel veröffentlicht. Die vollständige Auswertung ist auf Anfrage verfügbar.
Gegenstand der Pflegestatistik
Im Zentrum der Umfrage stand der Pflegealltag in Deutschland. Um diesen besser verstehen zu können, wurde von Sanubi ein breites Spektrum unserer Kunden befragt. Die so erhaltene repräsentative Stichprobe umfasst insgesamt 1.535 Teilnehmer. Gestellt wurden zahlreiche Fragen zum Pflegealltag, die verschiedene Aspekte dessen thematisierten. An erster Stelle standen die Herausforderungen, denen sich Pflegebedürftige sowie pflegende Angehörige gleichermaßen stellen müssen. Zusätzlich wurden die Teilnehmer zu den Pflegegraden, die laut elftem Sozialgesetzbuch (kurz SGB XI) vergeben werden und den damit verbunden Leistungen befragt, auf die ein gesetzlicher Anspruch besteht.
Pflegestatistik: Zusammensetzung der Teilnehmer
Für ein umfassendes Ergebnis wurden sowohl Pflegebedürftige selbst, als auch pflegende Angehörige befragt. Die Eindrücke setzen sich somit aus beiden Perspektiven zusammen und wurden so aufbereitet, dass ein voll umfassender Einblick möglich ist. Entnehmen Sie zunächst der folgenden Grafik die genaue demografische Zusammensetzung der Teilnehmer:

Pflegestatistik: Schwere Belastungen für pflegende Angehörige
Die Herausforderungen im Pflegealltag sind vielschichtig. Dabei ist es schwer zu sagen, welche Problemstellen überwiegen. Klar ist jedoch, dass alle Facetten der Pflege ernst genommen werden sollten. Insbesondere bei pflegenden Angehörigen, die keine ausgebildeten Fachkräfte sind. Stattdessen müssen Sie fehlendes Fachwissen durch Motivation und Liebe zu den Pflegebedürftigen kompensieren. Sanubi hat ganz genau nachgefragt und zeigt im folgenden Verlauf, wie die verschiedenen Belastungen von pflegenden Angehörigen beurteilt werden.

Körperlich extrem fördernd
Der erste Teil der Pflege, der in der Umfrage thematisiert wurde, ist der körperliche Aspekt. Besonders die Hauswirtschaft, bei der in beinahe 9 von 10 Fällen immer Hilfe geleistet werden muss, und die Körperpflege, bei der etwas weniger als 70 Prozent der Befragten ebenfalls immer helfen müssen, belasten die pflegenden Personen körperlich. Die Anstrengung bei diesen Tätigkeiten ist dabei massiv, schließlich muss den Pflegebedürftigen in jedem Aspekt der Hauswirtschaft geholfen werden und das meist von Pflegepersonen, die zusätzlich noch ihren eigenen Haushalt führen müssen. Selbiges gilt auch für die Hilfe beim Waschen, Baden oder Duschen. Erschwerend hinzu kommt in solchen Fällen noch das rutschige Umfeld. Alles in allem ergeben sich also für mehr als die Hälfte der pflegenden Angehörigen schwere und schwerste körperliche Belastungen, weitere 30 Prozent bezeichnen diese als mittelschwer und nur 3 Prozent empfinden keinerlei derartige Belastungen.

Emotional belastend
Selbstverständlich belastet Pflege nicht nur den Körper, als Pflegeleistender ist man auch großen emotionalen und seelischen Belastungen ausgesetzt. Dies spiegelt sich auch deutlich in der Pflegestatistik wieder: Mehr als 40 Prozent klagen über schwere und schwerste emotionale und seelische Belastungen. Eine Dunkelziffer jener, die aufgrund von schlechtem Gewissen oder Schuld über ihre mentalen Herausforderungen schweigen, dürfte ebenfalls existieren. Insgesamt gaben knapp über 10 Prozent der Befragten an, keinem emotionalen Stress ausgesetzt zu sein.

Pflegende haben zu wenig Zeit
Ein weiterer Aspekt der Pflege ist Zeitmanagement. Die ständigen Pflegeleistungen, die erbracht werden müssen, sorgen schnell für einen Tag, der eigentlich mehr als 24 Stunden haben müsste. Mehr als die Hälfte aller pflegenden Angehörigen haben laut der Pflegestatistik zu wenig Zeit für all Ihre Verpflichtungen und berichten von schweren und schwersten zeitlichen Belastungen. Zeitlich gut zurecht kommen nur die wenigsten, gerade einmal 5 Prozent des Teilnehmerfeldes hat genug zeitlichen Spielraum, um allen Verpflichtungen nachkommen zu können. Hinzu kommt, dass ein Drittel der Befragten Teilzeit arbeitet, ein weiteres Drittel muss sich zusätzlich um Haushalt und Kinder kümmern und 20 Prozent sind neben der Pflege sogar noch Vollzeit berufstätig.

Behörden bereiten zusätzliche Probleme
Neben all den bisher geschilderten Herausforderungen, haben viele pflegende Angehörige zusätzlich Probleme mit den Behörden. Seien es nun zu komplizierte Anträge, Terminschwierigkeiten oder anderweitige Kommunikationsprobleme. Etwa 40 Prozent der Befragten hatten der Pflegestatistik nach schwerwiegende Problemfälle. In irgendeiner Art und Weise belastet gefühlt haben sich beinahe 9 von 10 Befragten. Die Anzahl derjenigen, die von einem reibungslosen Kontakt berichten, ist somit extrem niedrig.

Finanzielle Not
Selbstverständlich kostet die häusliche Pflege auch Geld. Zwar gibt es gesetzliche Leistungen, die anhand der Pflegegrade gewährt werden. Oftmals reichen diese jedoch nicht aus, um alle Kosten abzudecken. Knapp 40 Prozent benennen schwere und schwerste finanzielle Belastungen, weitere 30 Prozent mittlere und lediglich 1 von 10 Befragten hat keinerlei geldbezogene Schwierigkeiten. Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass bei Geld oftmals schon leichte Probleme starke Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben kann.
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Pflegestatistik zeigt: Stationäre Pflege keine Option
Die Herausforderungen und damit verbundenen Belastungen, die der Pflegealltag mit sich bringt, sind enorm, wie der vorangegangene Abschnitt deutlich gezeigt hat. Eine nahe liegende Schlussfolgerung wäre nun der Umzug in eine stationäre Pflegeeinrichtung, also beispielsweise in ein Altenheim oder Pflegeheim. Trotz der vielen Belastungen stellt dies allerdings keine Option dar, weder für die pflegenden Angehörigen, noch für die Pflegebedürftigen selbst. Die Gründe dafür sind vielfältig, sehr häufig wird die Möglichkeit von vorn herein schon abgelehnt oder die pflegebedürftige Person ist zu jung dafür. Nichtsdestotrotz gibt es auch andere Gründe. Heraussticht vor allem die Tatsache, dass ein Platz im Heim für etwas weniger als 20 Prozent immer noch zu teuer ist, trotz staatlicher Unterstützung. Fakt ist in jedem Fall, dass stationäre Pflege in einer passenden Pflegeeinrichtung nur in den seltensten Fällen eine Alternative darstellt.

Pflegestatistik 2019: Richtige Schlüsse ziehen
Die Pflegestatistik hat viele wertvolle Erkenntnisse gebracht und viele Problemstellen aufgezeigt. Die Herausforderungen sind enorm und die Hilfe, die Betroffene erhalten, fällt womöglich immer noch zu gering aus. Grundsätzlich sollte man die Motivation und die Fürsorge von pflegenden Angehörigen betonen, die trotz schwerer Belastungen gerne pflegen und dies auch dauerhaft tun möchten, selbst wenn theoretisch die Möglichkeit eines Umzugs ins Pflegeheim oder eine ähnliche Einrichtung besteht. Diese Bereitschaft sollte der Staat und auch die Gesellschaft als Ganzes nicht ausnutzen. Unterversorgung ist ein großes Problem für alle beteiligten Parteien und die staatliche Unterstützung sollte entsprechend angepasst werden. Darüber hinaus sollte vielleicht grundsätzlich überlegt werden, den bürokratischen Aufwand deutlich zu reduzieren, der zum Erhalt der gesetzlich beanspruchbaren Leistungen bewältigt werden muss. Wichtig ist in jedem Fall, dass jetzt die richtigen Schlüsse aus den Informationen, die die Pflegestatistik geliefert hat, gezogen werden.