COPD, eine Erkrankung der Lunge, zählt zu den führenden Todesursachen – das gilt weltweit, aber auch speziell für Deutschland. Eine Krankheitslast bei älteren Menschen ist häufig auf COPD zurückzuführen. Die chronische Entzündung und die Verengung der Atemwege erschweren den Alltag von Patienten stark.[1] Selbst einfache Tätigkeiten wie das Schuhe zubinden, sind dann eine große Herausforderung.
Wir erklären Ihnen, durch welche Symptome sich COPD äußert und wie Mediziner die Erkrankung behandeln. Außerdem geben wir Ihnen Tipps zur Vorbeugung.
Das Wichtigste in Kürze
- COPD ist ein Sammelbegriff für Lungenerkrankungen, bei denen es zu entzündeten und verengten Atemwegen kommt.
- Patienten leiden dabei unter den sogenannten “AHA-Symptomen“ (Atemnot, Husten, Auswurf).
- Die Erkrankung schreitet schubartig voran und führt dazu, dass Patienten im fortgeschrittenen Stadium kaum noch belastbar sind.
- Die Hauptursache von COPD ist der Tabakkonsum, auch Luftverschmutzung bzw. Umweltgifte spielen eine Rolle.
- Bei der Behandlung setzen Mediziner auf eine Raucherentwöhnung, Medikamente, Sauerstoffverabreichung und gegebenenfalls operative Eingriffe.
Was ist COPD?
COPD leitet sich von der englischen Abkürzung für “Chronic Obstructive Pulmonary Disease” ab, die sich auf Deutsch in “chronisch-obstruktive Lungenerkrankung” übersetzen lässt. Der Begriff COPD umfasst eine Sammlung chronischer Lungenerkrankungen, bei denen es zu anhaltend verengten und entzündeten Atemwegen kommt. Die Erkrankungen haben gemeinsam, dass sie nicht reversibel sind, sie lassen sich also nicht rückgängig machen.[1]
Konkret verstehen Mediziner unter COPD also nicht eine bestimmte Krankheit, sondern eine Ansammlung von Erkrankungen, die allesamt dieselben Symptome, denselben Krankheitsverlauf und ähnliche Möglichkeiten zur Behandlung haben. Betroffen von COPD sind in den meisten Fällen (Ex-)Raucher.[2]
Gut zu wissen!
COPD ist weit verbreitet. Schätzungen zufolge leiden etwa 5 bis 10 von 100 Menschen, die das 40. Lebensjahr überschritten haben, an der Erkrankung.3
Die Symptome von COPD
Bei COPD gibt es verschiedene Leitsymptome, also solche, die bei der Diagnosestellung besonders wegweisend sind. Die drei Leitsymptome bezeichnen Mediziner oft als “AHA-Symptome“, was auf die jeweiligen Anfangsbuchstaben zurückzuführen ist.
1. Atemnot
Ein wichtiges Symptom bei COPD ist die Atemnot, auch Dyspnoe genannt. Sie verschlimmert sich im Verlaufe der Erkrankung zunehmend. In den Anfangsstadien haben Patienten manchmal gar nicht oder nur wenig mit Atemnot zu kämpfen. Je weiter COPD jedoch voranschreitet, umso schlimmer zeichnen sich die Kurzatmigkeit und die Atemnot ab. In den letzten Stadien bekommen Betroffene sogar im Sitzen oder Liegen kaum noch Luft.
2. Husten
COPD-Patienten leiden in der Regel unter einem chronischen Husten, der sich auf verschiedene Ursachen zurückführen lässt – eine Verengung der Atemwege, entzündliche Prozesse, die Schleimproduktion und Infektionen können dabei eine Rolle spielen. Besonders schlimm ist der Husten oft in den Morgenstunden, er zieht sich aber durch den ganzen Tag hindurch.
3. Auswurf
Das letzte zentrale Symptom von COPD ist der ständige Auswurf, der insbesondere in der Früh besonders voluminös sein kann. Viele COPD-Erkrankte husten über den Tag verteilt ungefähr 60 ml Schleim aus. Mediziner bezeichnen diesen Schleim als Sputum, der im Falle von COPD äußerst zähflüssig ist und sich meist durch eine weißliche oder bräunliche Färbung auszeichnet.[3] Anhand des Sputums kann die Diagnose „COPD“ oftmals bestätigt werden.
Besteht Ansteckungsgefahr bei COPD?
COPD ist nicht ansteckend – als pflegender Angehöriger müssen Sie also keinen Sicherheitsabstand einhalten. Trotzdem ist ein gewisses Maß an Vorsicht geboten, denn COPD-Kranke sind oft sehr anfällig für eine Erkrankung der Atemwege, wie etwa eine Lungenentzündung oder eine Bronchitis. Die Pflege bei COPD erfordert daher ein besonders hygienisches Pflegeumfeld – Pflegehilfsmittel zum Verbrauch wie Einmalhandschuhe, Masken oder Desinfektionsmittel sind dabei besonders hilfreich.
COPD: Ursachen
Im Gegensatz zu vielen anderen Krankheiten sind die Ursachen für COPD in der Regel relativ klar definiert, allerdings gibt es auch hier Ausnahmen.
● Rauchen und Passivrauchen
Die überwältigende Mehrheit aller COPD-Erkrankten sind Raucher oder solche, die es einmal waren. Studien sprechen von ungefähr 90 Prozent. Rauchen führt zu einer übermäßigen Konzentration von freien Sauerstoffradikalen im Atemtrakt. Zusätzlich schädigen die zahlreichen Schadstoffe im Zigarettenrauch die Selbstreinigungsfunktion der Lunge. Nicht nur Raucher selbst sind einem massiv erhöhten COPD-Risiko ausgesetzt, auch Menschen, die den Rauch passiv inhalieren, bringen damit einen entscheidenden Risikofaktor mit.[1]
● Luftverschmutzung
Partikel, die durch den Straßenverkehr in die Umgebungsluft gelangen und andere Luftschadstoffe wie Ozon oder NO2 können zu einer Luftverschmutzung beitragen. Außerdem sind sie in der Lage, den Verlauf der COPD negativ zu beeinflussen. So gibt es einen Zusammenhang zwischen einer kurzfristig erhöhten Luftverschmutzung infolge des Straßenverkehrs und Krankenhausbesuchen wegen einer Verschlimmerung der COPD. Ob Luftverschmutzungen auch an der Entstehung beteiligt sind, ist umstritten. [1] Allerdings deuten Studien auf eine Verbindung hin.[2]
● Berufliche Belastung
Auch gewisse berufliche Belastungen wirken sich auf das COPD-Risiko aus. Darunter fallen vor allem organische und anorganische Stäube, die beispielsweise in Baumwollfabriken, Webereien und Seilereien vorkommen. Selbiges gilt für chemische Stoffe wie Gase und Ähnliches.[1] Eine Folge dieser Belastungen kann dann eine chronische Bronchitis sein, die häufig auch mit Asthma verbunden ist.
● Infektion
Studien haben ergeben, dass auch Infektionen die Gefahr, an COPD zu erkranken, steigern können. Vor allem eine virusbedingte Lungenentzündung in der Kindheit kann sich in späteren Jahren negativ auswirken.[1]
● Ernährung
Auch die Ernährung kann eine Rolle spielen. Ernähren sich Menschen sehr nitrithaltig, zum Beispiel durch die Aufnahme von Nitropökelsalzen, kann das Studien zufolge das Krankheitsrisiko erhöhen.[1] Diese Annahme ist in Forscherkreisen jedoch nicht unumstritten. So ist nicht abschließend geklärt, ob nicht eher ein kausaler Zusammenhang zwischen Rauchen und der Aufnahme von Nitriten gegeben ist.
● Vererbung
COPD kann ebenfalls durch eine entsprechende Vererbung begünstigt werden. Erbliche Faktoren, wie ein Alpha-1-Antitrypsin-Mangel, spielen dabei eine Rolle und können zu einem erhöhten COPD-Aufkommen führen.
COPD: Diagnose und Krankheitsverlauf
Am Beginn der COPD-Erkrankung steht immer die Diagnose, die hauptsächlich auf Basis eines Lungenfunktionstests gestellt wird. Anhand dieses Tests wird eine erste Einstufung vorgenommen, diese kann auf unterschiedlichen Modellen beruhen, die als Leitfaden dienen. Sanubi erklärt das wichtigste Verfahren, die sogenannte GOLD-Richtlinie, die von der Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease, abgekürzt GOLD, entwickelt wurde.
GOLD 1 | FEV1: mehr als 80 % des Sollwertes |
GOLD 2 | FEV1: 50-79 % des Sollwertes |
GOLD 3 | FEV1: 30-49 % des Sollwertes< 50 % |
GOLD 4 | FEV1: weniger als 30 % des Sollwertes |
Abbildung 1: GOLD- Stadien im Überblick. Quelle: Die 4 COPD-Stadien nach GOLD – LEICHTER ATMEN (leichter-atmen.de)
*FEV1 beschreibt das forcierte exspiratorische Volumen in der ersten Ausatmungssekunde, in anderen Worten, es handelt sich dabei um einen Indikator des Lungenvolumens.
COPD ist eine Krankheit, die nicht linear verläuft. Die Verschlechterungen finden also nicht regelmäßig, sondern schubartig, statt. Diese Erkenntnis ist sehr wichtig für den Pflegealltag, sowohl für Ihr erkranktes Familienmitglied als auch für Sie als pflegenden Angehörigen. Diese Krankheitsschübe nennt man Exazerbationen.
Im Falle von COPD geht eine solche Exazerbation, also eine Verschlimmerung, mit den folgenden Symptomen einher:
- Stark verschlechterte Atemnot
- Stärkerer Husten
- Engegefühl im Brustbereich
- Mehr Auswurf, der zäher und verfärbt sein kann
- Fieber
- Müdigkeit
Generell sind die Verschlechterungen unumkehrbar, treten sehr plötzlich auf und können im fortgeschrittenen Stadium von COPD mitunter sehr gefährlich sein. Die drei Leitsymptome, Atemnot, Husten und Auswurf, verschlechtern sich im weiteren Verlauf ebenfalls. Das führt dazu, dass COPD-Kranke im Endstadium meist immobil und stark beeinträchtigt sind.
Behandlungsmöglichkeiten bei COPD
Die Erkrankung COPD ist nicht heilbar. Dementsprechend zielt die Behandlung darauf ab, die Beschwerden zu lindern und den Krankheitsfortschritt zu verlangsamen bzw. aufzuhalten.
Rauchstopp
Der erste Schritt ist immer der sofortige Rauchstopp. Rauchen fördert nicht nur ein Voranschreiten der Krankheit, sondern trägt auch maßgeblich zur Verschlimmerung aller Symptome bei. Gibt Ihr Angehöriger hingegen das Rauchen auf, kann er vergleichsweise schnell eine Verbesserung feststellen. Bei der Raucherentwöhnung können eine Nikotinersatztherapie, Beratungsangebote und Gruppenkurse helfen. Erste Informationen finden Sie bei dem unabhängigen Informationsportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rauchfrei.
Medikamente
Bei COPD werden verschiedene Medikamente zur Linderung der Beschwerden und zum Eindämmen der Krankheitsverschlechterung eingesetzt. Die meisten dieser Medikamente sind inhalierbar, einige kann Ihr Angehöriger auch in Form von Tabletten einnehmen. Bei der medikamentösen Therapie setzen Mediziner verschiedene Wirkstoffe ein. Darunter fallen Bronchodilatoren, dabei handelt es sich um Wirkstoffe, die die Atemwege erweitern und so die Atemnot reduzieren. Des Weiteren gibt es kortisonhaltige Arzneimittel und sogenannte PDE-4-Hemmer, die entzündungslindernd wirken. Manchmal verordnen Ärzte über einen begrenzten Zeitraum vorsorglich Antibiotika.3
Sauerstoffverabreichung
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit bei COPD ist eine Verabreichung von Sauerstoff. Eine langfristige Sauerstoffzufuhr kann dazu führen, dass sich der Zustand des Patienten signifikant verbessert. Es können so Komplikationen, wie Rechtsherzinsuffizienz, Lungenhochdruck und eine zunehmende Verschlechterung der Symptome, vermieden werden. In der Regel erfolgt die Behandlung unter Zuhilfenahme eines Schlauches, der den Sauerstoff mithilfe einer Sauerstoffflasche über eine Nasenbrille zur Verfügung stellt. Bei einer ausgeprägten COPD kann Ihr Familienmitglied nachts sauerstoffreiche Luft über ein Beatmungsgerät erhalten – dafür trägt Ihr Angehöriger eine angepasste Maske. Diese Form der Sauerstoffzufuhr entlastet die Atemmuskulatur zeitweise und verbessert den Gasaustausch.[1]
Lungenvolumenreduktion
Im Rahmen der COPD-Therapie ist eine Lungenvolumenreduktion unter gewissen Bedingungen eine praktikable Lösung. Falls es dazu kommen sollte, gibt es zwei Herangehensweisen. Bei der bronchoskopischen Lungenvolumenreduktion setzen Mediziner beispielsweise endobronchiale Einwegventile bronchoskopisch in die entsprechenden Lungenlappen ein. Dabei geht es darum, besonders beanspruchte Lungenlappen vom Rest der Lunge abzutrennen, sodass diese besser mit Sauerstoff versorgt werden können. Die andere Option ist eine chirurgische Lungenvolumenreduktion, in der Mediziner die eben beschriebenen Veränderungen auf chirurgischem Weg zu erreichen.[1]
Lungentransplantation
Der letzte Ausweg bei einer COPD-Erkrankung im Endstadium ist die Transplantation einer Lunge. Dazu kommt es in der Praxis jedoch nur in den seltensten Fällen, da die Komorbidität bei vielen COPD-Patienten sehr groß ist. Das bedeutet, dass viele Menschen für den Eingriff nicht infrage kommen, da sie schwere Begleiterkrankungen haben.
Wie ist die Prognose bei COPD?
Welche Prognose Ihr Angehöriger bei der Diagnose COPD hat, ist individuell. Hier spielen der Schweregrad der Erkrankung und die Wahl der richtigen Behandlung eine Rolle. Grundsätzlich gilt: Verzichtet Ihr Familienmitglied auf den Tabakkonsum, optimiert das den Verlauf. Außerdem ist es entscheidend, dass möglichst keine Komplikationen auftreten. Dazu zählen beispielsweise eine Herzschwäche oder eine Lungenentzündung. Sie und Ihr Angehöriger können mit ihrem Verhalten und Behandlungen die Lebenserwartung sowie die Lebensqualität positiv beeinflussen. Achten Sie vor allem auf eine lückenlose Kontrolle und Begleitung durch einen Arzt.[1]
Helfen Sie Ihrem Angehörigen, COPD vorzubeugen
Lungenerkrankungen wie COPD sind kein unabwendbares Schicksal im Alter. Die wirksamste Möglichkeit, das Risiko für die Erkrankung zu senken, ist ein Verzicht auf Tabak. Raucht Ihr Familienmitglied bereits, engagieren Sie sich am besten gemeinsam, um einen umgehenden Rauchstopp zu ermöglichen. Außerdem ist es wichtig, Schadstoffe in der Umwelt zu meiden. Ist Ihr Angehöriger noch berufstätig, können dafür Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz nötig sein. Pflegebedürftige können nicht nur der Krankheit selbst, sondern auch einer Verschlimmerung vorbeugen. Atemwegsinfekte, Schweißausbrüche und Fieber schwächen den Körper bei einer vorliegenden COPD zusätzlich. Am besten bewahren Sie Ihren Angehörigen, soweit das möglich ist, vor Ansteckungen – insbesondere in der Erkältungs- und Grippesaison. Dabei kann es sinnvoll sein, größere Menschenmengen und Berührung mit erkrankten Menschen zu vermeiden. Bei der nötigen Hygiene können Pflegehilfsmittel zum Verbrauch, wie Desinfektionsmittel oder Masken, helfen. Motivieren Sie Ihr Familienmitglied auch, sich beim behandelnden Arzt über eine Impfung gegen Grippe, Covid-19 oder Pneumokokken zu informieren.3
FAQ – Häufige Fragen zu COPD
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