Es gibt unterschiedliche Ansätze in der modernen Pflege, gerade bei neurologischen Erkrankungen bzw. Beeinträchtigungen, wie etwa Spastiken oder Schlaganfällen. Diese unterscheiden sich auf verschiedene Arten, beispielsweise in der Zielsetzung. Wann welche Methode oder welches Konzept angewandt wird, hängt vom Pflegebedürftigen und dessen individueller Lage ab. In jedem Fall handelt es sich beim Bobath-Konzept um eine sehr wichtige Konzeption in der Pflege, die auch in der Pflegewissenschaft großen Rückhalt genießt und umfassend debattiert worden ist. Dementsprechend beliebt ist das Bobath-Konzept und wird unter anderem deshalb sowohl von Fachkräften, als auch von Betroffenen, sowie pflegenden Angehörigen favorisiert.
Sanubi erklärt Ihnen im folgenden Artikel die Grundlagen des Bobath-Konzeptes und geht darüber hinaus auch auf die einzelnen Bestandteile ein.
Was ist das Bobath-Konzept?
Wenn man mehr über das Bobath-Konzept erfahren möchte, ist es am besten man macht sich zunächst einmal mit den grundlegenden Aspekten vertraut. In diesem Sinne klärt Sanubi im folgenden Abschnitt über die Definition des Bobath-Konzeptes, die Zielsetzung und die Grundlage auf.
Bobath-Konzept: Definition
Hört man zum ersten Mal vom Bobath-Konzept, stellt sich selbstverständlich die Frage, was versteht man unter dieser speziellen Art der Therapie überhaupt. Aus diesem Grund hat Sanubi eine Definition für Sie vorbereitet, diese lautet wie folgt:
“Unter dem Bobath-Konzept versteht man einen Ansatz sowohl zur Befundaufnahme, als auch zur Behandlung, neurologischer Erkrankungen bzw. Problemen von Kindern und Erwachsenen, bei dem eine Problemlösung im Mittelpunkt steht.”
Bobath-Konzept: Zielsetzung
Die Zielsetzung des Bobath-Konzeptes ist es die Leiden des Patienten zu lindern und Beweglichkeit wiederherzustellen. Anders als bei anderen Ansätzen, oftmals wenn diese rein schmerzlindernder oder palliativer Natur sind, geht also gezielt darum den Zustand des Pflege- oder Reha-Bedürftigen wieder zu verbessern und nicht nur darum die Leiden, so erträglich wie möglich zu gestalten.
Bobath-Konzept: Grundlage
Die Grundlage des Bobath-Konzeptes bildet die Annahme, dass es möglich ist das Gehirn umzuorganisieren. Diese Umorganisierungsfähigkeit nennt sich auch Plastizität und erklärt die Fähigkeit des Gehirns gewisse Funktionen von einem Bereich in den anderen umzulagern. Selbstverständlich handelt es sich dabei um einen langsamen Prozess, der zudem eine dauerhafte Lernfähigkeit des Gehirns voraussetzt. Durch stetige Übungen können so jene Verbindungen im Gehirn, die entweder beschädigt oder durch Beschädigungen abgetrennt worden sind, wieder aufgebaut bzw. korrekt verbunden werden. Daraus ergibt sich dann eine Verbesserung der Beweglichkeit, die mitunter zu einer vollständigen Wiederherstellung vormals vorhandener Bewegungsfähigkeit führen kann.
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Wer hat das Bobath-Konzept entwickelt?
Entwickelt wurde das Bobath-Konzept von Berta Bobath und ihrem Ehemann Karel Bobath. Berta Bobath wurde in Berlin geboren, musste später dann allerdings aufgrund der historischen Umstände nach Großbritannien auswandern. Dort traf sie auf ihren Mann und begann mit der Arbeit an der Bobath-Therapie. Sie selbst war eine Physiotherapeutin und nach anfänglichen Zweifeln arbeitete der Neurologe Karel Bobath an der Erstellung des Bobath-Konzeptes mit, wobei er die notwendigen neurologischen Grundlagen lieferte.
Merkmale des Bobath-Konzeptes
Das Bobath-Konzept besteht aus mehrere Bestandteilen. Um einen umfassenden Überblick gewährleisten zu können, geht Sanubi die verschiedenen Merkmale für Sie durch.
Individuelle Ziele
Bevor mit der Umsetzung der Behandlung im Rahmen des Bobath-Konzeptes begonnen werden kann, wird zuerst einmal ein gemeinsames Ziel gesetzt. Beteiligt an diesem Gespräch ist neben dem Patienten auch der behandelnde Arzt, die Therapeuten und das Pflegepersonal. Allgemein ist die Zielsetzung immer dem Patienten möglichst viel Selbstständigkeit, Eigenaktivität und Handlungsfähigkeit im Alltag zu ermöglichen. Selbstverständlich muss dabei die motorische Kompetenz des Betroffenen berücksichtigt werden. Um ein möglichst individuelles und realistisches Ziel zu finden, sind Kenntnisse in der Entwicklungsneurologie, der Bewegungsanalyse, Pädagogik und Psychologie notwendig. Zudem sollten sowohl Handlungsausführung, als auch Bewegungsausführung analysiert werden.
Gemeinsame Verantwortung
Bei der Bobath-Therapie handelt es sich um ein 24-Stunden-Konzept, an das man sich rund um die Uhr halten muss. In diesem Sinne verteilt sich die Verantwortung dafür auf verschiedene Personen, darunter der Pflegebedürftige selbst, Pflegepersonen, wie pflegende Angehörige, Pflegefachkräfte und auf behandelnde Ärzte, sowie Therapeuten, wie beispielsweise Physiotherapeuten, Sprachtherapeuten oder Ergotherapeuten. Beim Bobath-Konzept geht man davon aus, dass das Gehirn rund um die Uhr lernfähig ist, weshalb alle Alltagshandlungen, darunter auch Rehabilitation, Bewegungsabläufe aller Art und Krankengymnastik, darauf angepasst werden müssen.
Schwerpunkte in der Pflege und Rehabilitation
Im Zentrum des Bobath-Konzeptes liegt ein Lernprozess, durch den sowohl die Kontrolle über den Muskeltonus, als auch die verlorenen Bewegungsfunktionen zurückerlangt werden sollen. Dieser lebenslange Prozess beruht auf der Tatsache, dass im Gehirn eine ständige Umorganisation der Zusammenarbeit der Nervenzellen über eine längere Zeitperiode hinweg stattfindet und darauf, dass es gleichzeitig unvollständig genutzte Nervenzellen gibt. Innerhalb des Lernprozesses wird also angestrebt, dass vorhandene Synapsen, also Verbindungen zwischen Nervenzellen, aktiviert werden oder dass neue synaptische Verbindungen zwischen Nervenzellen hergestellt werden. Die eben beschriebenen Umstände führen dazu, dass das Bobath-Konzept nicht nur innerhalb von Therapiesitzungen oder Reha-Einheiten zum Tragen kommt, sondern wirklich den gesamten Tagesablauf betrifft. Folgende Schwerpunkte bzw. Aspekte sollten dann über den Tag hinweg behandelt werden:
1. Mobilisation oder Handling
Der erste Punkt an dem man beim Bobath-Konzept ansetzt ist die richtige Mobilisation, bzw. das Handling der Betroffenen. Das therapeutisch korrekte Vorgehen bei diesem Prozess, der jede Form der Mobilisation umfasst, darunter das Betten, Umlagern, Aufstehen und Umsetzen in den Rollstuhl, ist einer der zentralen Dreh- und Angelpunkte der Bobath-Therapie. Konkret wird bei besagtem Vorgehen darauf geachtet, dass sobald sich der Patient bewegt oder bewegt wird die richtigen Handling-Techniken eingesetzt werden. Der Betreuer führt die Bewegungen des Pflegebedürftigen und gibt ihm somit ein Lernangebot, bei dem durch wiederholtes Ausführen einen Maß an Beweglichkeit zurückerlangt werden kann.
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2. Lagerung
Der nächste Aspekt, den es zu beachten gilt ist die richtige Lagerung der Patienten. Insbesondere in der Akutphase stellt die Lagerung, aufgrund der häufigen Wiederholung, eines der wichtigsten Lernangebote für den Betroffenen dar. Eine konstant gut ausgeführte Lagerung kann die Muskeltonuserhöhung positiv beeinflussen. Nichtsdestotrotz sollte man bei der Lagerung auf die Gefahr eines Dekubitus achten. Im Rahmen des Bobath-Konzeptes wird dazu tendiert Patienten relativ hart zu lagern, vor allem wenn eine Störung der Körperwahrnehmung vorliegt. Diese harte Lagerung kann unter Umständen jedoch zu einer erhöhten Dekubitusgefahr führen, weshalb man unbedingt individuell entscheiden sollte, ob es sich lohnt das Risiko einzugehen. Fest steht in jedem Fall jedoch, dass die Chance auf eine Rehabilitierung ohne therapeutische Lagerung wesentlich geringer ist.
3. Selbsthilfetraining oder ADL-Training
Der letzte Schwerpunkt ist das Selbsthilfetraining oder ADL-Training. ADL steht hierbei für “activity of the daily living” und beschreibt den Umstand, dass in diesem Zusammenhang die Selbstständigkeit bei Aktivitäten des täglichen Lebens geübt wird. Dadurch, dass diese Übungen immer und über den ganzen Tag hinweg stattfinden, kann die Person mit Pflegebedürftigkeit große Fortschritte erzielen. Zudem wird die jeweilige Ausführung der Alltagshandlung durch verschiedene Eingriffe, wie etwa Hilfsmittel, eine bestimmte Umgebung oder eine entsprechende Ausgangsstellung bei der Übung, so gestaltet, dass eine Kontrolle des Muskeltonus bestmöglich erfolgen kann. Aus dieser tonuskontrollierten Situation heraus lernt der Patient dann unter der Führung von Pflegepersonen jene Handlungen auszuüben, die für eine selbstständige Gestaltung seines Alltags am wichtigsten sind. Folgende Tätigkeiten sind unter anderem geeignet für das Selbsthilfetraining:
- Nahrungsaufnahme
- Körperpflege
- An- und Ausziehen
Grenzen des Bobath-Konzeptes
Auch wenn das Konzept nach Bobath häufig vielversprechend ist, auch bei Hirnschädigungen oder bei einer Spastizität, so ist ein Erfolg deshalb keinesfalls garantiert. Es können im besten Fall zwar Zustände erreicht werden in denen die Betroffenen nahezu gleich selbstständig sind wie vorher, allerdings kann dies die vorangegangene Verletzung bzw. Schädigung nicht rückgängig oder ungeschehen machen. Insgesamt hängt die Erfolgsaussicht beim Bobath-Konzept auch ganz stark von den individuellen Voraussetzungen des Patienten ab. Einerseits spielt die Art der Hirnschädigung eine wichtige Rolle, insbesondere ob und wie lange ein Sauerstoffmangel im Gehirn vorlag. Andererseits ist die persönliche Motivation der betroffenen Person maßgeblich für den Erfolg der Behandlung. Nur bei aktiver Mitarbeit können die besten Ergebnisse erzielt werden. Letztlich spielt auch die Qualität der Zusammenarbeit des beteiligten Pflegepersonals und der Therapeuten eine Rolle.
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Bobath-Konzept: Keine Methode
Das Konzept der Bobaths ist genau das, ein Konzept und keine Methode. Konkret heißt das, dass man im Rahmen der Behandlung, bzw. Rehabilitation oder Pflege, nach Bobath keine genauen Pflegeplan vorgegeben bekommt, sondern vielmehr auf Basis der individuellen Umstände und Voraussetzungen des Patienten eine passende Betreuung und entsprechend notwendige Maßnahmen erarbeitet. Besonders erfolgversprechend kann das Konzept sein, wenn nur eine Körperhälfte von der neurologischen Einschränkung betroffen ist. Durch die häufigen Übungen in der betroffenen Seite und die vorhandene Kapazität in der anderen Seite können meist gute Erfolge erzielt werden. Insgesamt verbreitet sich das Therapiekonzept der Bobaths zunehmend und es werden auch immer häufiger Bobath-Kurse angeboten, welche in der Regel von gut ausgebildeten Bobath-Therapeuten geleitet werden. Zusätzlich gibt es viele Informationen darüber, sowohl im Internet, als auch in Fachzeitschriften. In jedem Fall sollte man sich mit dem Bobath-Konzept befassen, egal ob man selbst betroffen oder ein Angehöriger ist. Oftmals ist das Konzept nach Bobath eine der besten Optionen in der Physiotherapie und Rehabilitierung.
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