In unserem Themenblock „Prophylaxen in der Pflege“ finden Sie verschiedene Artikel zum Thema Prävention allgemein und zu speziellen Themen der Pflege. Hier lesen Sie einen Artikel zur Intertrigoprophylaxe, eines der wichtigen Themen in der Pflege, denn wunde und juckende Hautstellen schränken die Lebensqualität stark ein. Lesen Sie auch Thromboseprophylaxe, Aspirationsprophylaxe, Dekubitusprophylaxe, Sturzprophylaxe, Obstipationsprophylaxe und Exsikkoseprophylaxe.

Bei der Intertrigoprophylaxe wird darauf geachtet, Hautentzündungen zu vermeiden, die sich durch das Aneinanderreiben von Hautfalten entwickeln können. Intertrigo entsteht leicht bei übergewichtigen Personen oder während sehr warmer Wetterperioden. Aber grundsätzlich sind Maßnahmen der Intertrigoprophylaxe für alle Menschen interessant, denn auch durch enge Kleidung aus Kunstfasern kann ein Wundsein der Haut entstehen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Intertrigoprophylaxe ist eine wichtige Maßnahme in der Pflege, um Hautentzündungen zu vermeiden.
  • Intertrigo entsteht, wenn Hautfalten oder -flächen in einem feuchten und unbelüfteten Klima aneinanderreiben.
  • Ursachen von Intertrigo sind Hautfalten an bestimmten Körperstellen, enge Kleidung, warmes Wetter, Bewegung, Prothesen und unzureichende Hygiene.
  • Maßnahmen der Intertrigoprophylaxe umfassen Waschen, Hautpflege, Kleidungswahl und Vorbeugung.
  • Bei Intertrigo-Symptomen ist eine schnelle Behandlung erforderlich, einschließlich Reinigung, Trocknung, Kühlung und Verwendung von geeigneten Pflegeprodukten.

Definition der Intertrigoprophylaxe

Unter Intertrigoprophylaxe fasst man alle Maßnahmen zusammen, welche die Oberschicht der Haut gesund und intakt erhalten. Risikogruppen für Intertrigo können neben Übergewichtigen auch bettlägerige Menschen ebenso wie Säuglinge, Sportlerinnen und Sportler oder alle Personen, die an warmen Tagen enge, reibende Kleidung tragen, sein. Wer an Diabetes leidet, ist ebenfalls gefährdet, ein Intertrigo zu bekommen. Auch Kleidung aus wenig atmungsaktiven Materialien erhöht das Intertrigo-Risiko. Ziel der Intertrigoprophylaxe ist es, die oberste Hautschicht gesund und intakt zu halten. Bei Intertrigoprophylaxe in der Pflege geht es darum, die Hautflächen richtig und angemessen zu reinigen – auch übertriebene Hygiene kann die Haut schädigen – , trocken zu halten und zu pflegen.

Was ist Intertrigo?

Umgangssprachlich wird Intertrigo einfach mit Wundsein bezeichnet, andere Beschreibungen sind Hautwolf, intertriginöses Ekzem oder Kontaktdermatitis. Intertrigo entsteht, wenn Hautfalten oder -flächen in einem feuchten und unbelüfteten Klima aneinanderreiben. Nach kurzer Zeit schon weicht die oberste Hautschicht unter diesen Bedingungen auf und bekommt kleinste Risse. Die Haut rötet sich und beginnt zu jucken. Die warme, feuchte Umgebung ist ideal für Keime, Pilze oder auch Viren. Sie dringen über die geschädigte Hautbarriere ein und provozieren Hautauschläge und Entzündungen. Unbehandelt wird Intertrigo chronisch, die Betroffenen leiden sehr unter dem Juckreiz und den damit verbundenen Schmerzen. Im schlimmsten Fall kann sich daraus ein Dekubitus (Druck- oder Wundgeschwür) entwickeln.

Ursachen von Intertrigo

Intertrigo entsteht gern dort, wo Hautfalten dicht aufeinandertreffen und sich gleichzeitig Wärme und Feuchtigkeit stauen, also an wenig „belüfteten“ Körperstellen.

Dazu gehören:

  • Haut unter den weiblichen Brüsten
  • Hautflächen unter den Achselhöhlen
  • Falten in der Leistengegend, hier besonders Hautfalten bei Übergewicht
  • Hautareale im Genitalbereich und zwischen den Pobacken
  • Hautfalten zwischen Zehen oder Fingern
  • Innenseiten der Oberschenkel

Risikofaktoren in der Intertrigoprophylaxe sind sehr warme Wetterperioden. An heißen Tagen stauen sich durch das Schwitzen noch verstärkt Feuchtigkeit und Wärme in tieferen Hautfalten.

Weitere Risikofaktoren für Intertrigo sind:

  • Kleidung – Kunstfasern und schlecht durchlässige provozieren Feuchtigkeits- und Wärmestau in Körperregionen, wo Hautflächen aufeinandertreffen. Entsteht dann noch zusätzlich Reibung, kann sich schnell ein Intertrigo entwickeln
  • Schuhe – in Fußbekleidung aus Kunstmaterialien staut sich die Wärme, ohne entweichen zu können. Bewegung, Hitzestau und Feuchtigkeit können für Intertrigo zwischen den Zehen führen
  • Radfahren, Wandern, Joggen – bei Ausdauersportarten geraten über längere Zeit immer dieselben Hautflächen aneinander, Schweiß und Wärme begünstigen Intertrigo
  • Prothesen – nicht nur dort, wo Hautfalten aufeinandertreffen, kann Intertrigo entstehen. Auch an der Kontaktstelle zwischen einer Prothese und der Haut kann sich eine Hautreizung und daraus ein Wundsein/Intertrigo entwickeln
  • unzureichende Hygiene – werden die Hautpartien in der Leiste, unter den Achseln, zwischen den Zehen oder unter den Brüsten nicht regelmäßig, sorgfältig und gut gereinigt, dann vermehren sich rasch Mikroorganismen, welche die Hautbarriere schädigen und angreifen.

Besonders gefährdet für Intertrigo sind Adipositas-Patienten und -Patientinnen sowie alle Menschen mit Diabetes. Bei Diabetes heilt die Haut ohnehin schlechter, weshalb pflegerische Maßnahmen zur Intertrigoprophylaxe bei dieser Personengruppe besonders wichtig ist.

Gut zu wissen!
Mit den Temperaturen steigt auch das Risiko für Intertrigo. Luftdurchlässige Wäsche und Kleidung ist dann besonders wichtig.

Maßnahmen der Intertrigoprophylaxe

Die Maßnahmen zur Intertrigoprophylaxe in der Pflege können in vier Komplexe aufgeteilt werden:

  • Waschen
  • Hautpflege
  • Kleidung
  • Vorbeugung

Waschen: Eine (bei heißem Wetter vielleicht sogar mehrfach täglich) sanfte Reinigung der betroffenen Hautstellen ist wichtig. Am besten geschieht das mit klarem Wasser oder mit einer pH-wert-neutralen Seife, die die Hautbarriere nicht angreift. Danach werden die empfindlichen Hautstellen sorgfältig sanft abgetupft, keinesfalls gerieben. Auch Stellen wie die Zehenzwischenräume werden sorgsam getrocknet.

Hautpflege: Die riskanten Hautstellen werden mit einer Pflegecreme oder einem Hautöl gut eingerieben, damit die intakte Oberflächenstruktur unterstützt wird. Gut geeignet für die Pflege sind hautfreundliche Cremes oder Lotionen mit Panthenol oder Urea. Dabei sollte man darauf achten, dass das Produkt gleichmäßig und dünn aufgetragen wird, damit kein Film entsteht, der zu einem Feuchtigkeits- und Wärmestau führen könnte.

Kleidung: Luftdurchlässige Stoffe aus Naturmaterialien eignen sich zur Intertrigoprophylaxe am besten. Alles, was zu eng sitzt, kann reiben und die Hautatmung behindern. Synthetische Materialien lassen die Feuchtigkeit nicht gut abziehen und sorgen für Hitzestau. Ein gutsitzender, elastischer und atmungsaktiver BH verhindert, dass die Hautfalten aneinander reiben. Wenn möglich, sollten die Patientinnen ihn auch während der Nacht tragen.

Vorbeugung: Puder zum Abtrocknen auf die gefährdeten Hautstellen zu streuen, ist heute keine pflegerische Maßnahme mehr zur Intertrigoprophylaxe. Durch die Feuchtigkeit klumpt der Puder zusammen und verursacht noch mehr Reibung. Besser ist es, dünne Baumwolltücher, mehrmals gefaltet, oder saugfähige Leinenkompressen zwischen die Hautfalten zu legen. Bei bettlägerigen Patienten und Patientinnen, die Inkontinenzvorlagen oder Windeln tragen, muss darauf geachtet werden, dass diese zügig und regelmäßig gewechselt werden.

Gut zu wissen!
Nach dem Waschen niemals reiben, sondern die Haut vorsichtig trockentupfen und die Zwischenräume zwischen den Zehen nicht vergessen.

Intertrigoprophylaxe in der Pflegeplanung

Bei den Maßnahmen der Pflegeplanung zur Intertrigoprophylaxe wird zunächst der Gesundheitszustand der Patientin, des Patienten angeschaut. Liegen akute oder chronische Erkrankungen vor, die eine besondere Vorsicht in dieser Hinsicht notwendig machen?

Zu diesen Erkrankungen gehören:

  • Infektion mit Fieber – der Körper ist durch den Infekt bereits in seinen Abwehrreaktionen geschwächt, die Gefahr des Wundwerdens steigt
  • Adipositas – in den großen Hautfalten bildet sich schnell ein feuchtwarmes Klima, das Intertrigo begünstigt
  • Diabetes mellitus – mit Diabetes geht eine schlechtere Wundheilung einher, bei Diabetikern und Diabetikerinnen muss daher sehr genau der Hautzustand kontrolliert werden
  • Inkontinenz – wenn Vorlagen oder Windeln notwendig sind, muss akribisch auf die Hygiene und regelmäßiges Wechseln der Einlagen geachtet werden.

Zur Pflegeplanung der Intertrigoprophylaxe gehören auch die sorgsamen Kontrollen der gefährdeten Hautbereiche, das Überprüfen der adäquaten Kleidung und die gezielten Lagerungswechsel bei viel sitzenden oder liegenden Personen. Bettdecke und Bettwäsche müssen zur Jahreszeit passen. Bei Inkontinenzunterlagen oder -Betteinlagen sollten nur luftdurchlässige Produkte verwendet werden. Geeignete Waschlotionen und Hautpflegemittel müssen in der Pflegeplanung festgelegt werden. Und es muss geschaut werden, ob neben der passenden Kleidung auch Baumwolltücher zum Schutz der Hautfalten eingelegt werden sollen.

Gut zu wissen!
Fetthaltige Cremes haben in der Hautpflege von älteren Menschen nichts zu suchen. Besser sind Wasser-in-Öl-Präparate.

Symptome von Intertrigo

Ein Intertrigo macht sich zunächst bemerkbar mit einem leichten Missempfinden an den betroffenen Hautstellen. Die durch die Feuchtigkeit aufgeweichte Haut beginnt sich zu röten und bekommt kleine Einrisse. Wenn sich dann noch Pusteln und Bläschen bilden, kann bereits eine Pilzinfektion entstanden sein. Bei den regelmäßigen Hautkontrollen zur Intertrigoprophylaxe in der Pflege sollte man daher sensibel auf folgende Anzeichen achten:

  • Haut ist leicht gequollen und schwammig
  • Haut ist leicht bis schon stark gerötet
  • Hautstellen beginnen zu jucken und zu brennen
  • an den Hautstellen haben sich schon kleine Risse gebildet

Behandlung von Intertrigo

Wenn sich doch einmal wunde Stellen gebildet haben, ist rasches Handeln wichtig. Die Hautfalten müssen mehrmals am Tag mit Wasser gereinigt, gut getrocknet und gekühlt – eventuell mit Föhnluft – und anschließend mit einem Baumwolltuch geschützt werden. Zur Pflege der Hautstellen eigenen sich Wasser-in-Öl-Emulsionen, die gut eingerieben werden oder Salben mit hautschützendem Zinkoxid (Apotheke). Wenn Rötung und Juckreiz nicht verschwinden, sollte man den Hausarzt um eine Diagnose und einen Hautabstrich bitten. Möglicherweise hat sich ein Hautpilz gebildet, der mit geeigneten Medikamenten behandelt werden muss.

FAQ - Häufige Fragen zur Intertrigoprophylaxe