In unserem Themenblock „Prophylaxen in der Pflege“ finden Sie verschiedene Artikel zum Thema Prävention allgemein und zu speziellen Themen der Pflege. Hier lesen Sie einen Artikel zur Parotitisprophylaxe, die in jede Grundpflege eingebaut werden kann und sollte. Weil Parotitis und Soor bei Pflegedürftigen die gleichen Ursachen haben, werden sie in einer Prophylaxe zusammengefasst. Soor und Parotitis entwickeln sich nicht zu lebensbedrohlichen Erkrankungen, aber sie schränken die Lebensqualität und die Bereitwilligkeit zur Nahrungsaufnahme stark ein. Insofern können sie auf die Dauer schon lebensbedrohlich werden. Lesen Sie auch Thromboseprophylaxe, Aspirationsprophylaxe, Dekubitusprophylaxe, Sturzprophylaxe, Obstipationsprophylaxe, Exsikkoseprophylaxe und Intertrigoprophylaxe.

Bei der Parotitisprophylaxe geht es darum, Pilzerkrankungen im Mundbereich (Soor) und Entzündungen der Ohrspeicheldrüse (Parotitis) zu verhindern. Über den stetig produzierten Mundspeichel werden normalerweise Bakterien ausgeschwemmt, bevor sie sich in der Mundhöhle festsetzen und Schaden anrichten. Eine ganze Reihe von Faktoren können diesen „Reinigungsprozess“ aber reduzieren oder ganz verhindern. Daher ist eine gute Parotitisprophylaxe zum einen wichtig, um die Lebensqualität zu erhalten, zum anderen, um Folgeerkrankungen zu vermeiden.

Das Wichtigste in Kürze

  • Parotitisprophylaxe ist wichtig, um Soor und Entzündungen der Ohrspeicheldrüse vorzubeugen.
  • Soor ist eine Hefepilzinfektion im Mundbereich, während Parotitis eine Entzündung der Ohrspeicheldrüse ist.
  • Eine gute Mundpflege ist entscheidend für die Parotitisprophylaxe.
  • Symptome von Soor sind weiße Beläge auf der Mundschleimhaut und Beschwerden beim Essen.
  • Symptome von Parotitis sind Schwellung, Rötung und Schmerzen im Ohrbereich.

Definition der Parotitisprophylaxe

Mit Soor und Parotitisprophylaxe bezeichnet man alle Maßnahmen, mit deren Hilfe Soor oder Parotitis verhindert werden sollen. Vieles davon gehört zum Katalog der täglichen, pflegerischen Routine. Eine sorgfältige Soor und Parotitisprophylaxe ist besonders dann notwendig, wenn ein pflegebedürftiger Mensch Schwierigkeiten mit dem Essen hat und bei der eigenen Mundpflege überfordert ist. Die Parotitisprophylaxe lässt sich leicht in die Grundpflege einbauen und hilft, unangenehme, aufwendige Folgeerkrankungen zu verhindern.

Was ist Soor?

In der gesunden Mundhöhle gibt es Hefepilze und Bakterien, die sich gegenseitig in einem ausgewogenen Gleichgewicht halten. Dieses Mikroklima kann aber durcheinandergeraten und dann vermehren sich die Hefepilze (Candida albicans) im Übermaß. Normalerweise schützt das Gleichgewicht von Hefepilzen und Bakterien die Schleimhautbarriere. Wenn Candida albicans überhandnimmt, entsteht Soor, medizinisch auch Candidiasis oder Candidose genannt. Soor zeigt sich üblicherweise mit weißlichen Belägen, meist auf der Zunge, aber auch auf den Wangeninnenseiten oder dem Gaumen. Soor oder Mundpilz kommt bei älteren, beeinträchtigten Menschen vor und geht oft mit verschiedenen Grunderkrankungen einher. Auch Säuglinge und Babys können Soor bekommen. Es handelt sich nicht um eine ansteckende Krankheit, weil die Ursache in einem entstandenen Ungleichgewicht der Hautflora liegt.

Was ist Parotitis?

Bei einer Parotitis entzündet sich die Ohrspeicheldrüse, sie liegt unterhalb der Ohren. Genau wie die Mundhöhle, wird auch die Ohrspeicheldrüse im Gleichgewicht gehalten durch immer nachproduzierten Speichel. Ist die Schleimhautflora gestört, dringen Bakterien wie Staphylokokken oder Streptokokken in die Drüse ein und verursachen Entzündungen. Bei älteren und gehandicapten Menschen sind meist ein gestörter Speichelfluss, zu geringe Kautätigkeit und mangelnde Flüssigkeitsaufnahme die Ursachen für eine Parotitis (zum Thema Trinken siehe auch Exsikkoseprophylaxe). Parotitis macht sich bemerkbar mit Kau- und Schluckbeschwerden. Bei ohnehin geschwächten Menschen kann das schnell zu Nahrungsverweigerung und Gewichtsverlust führen. Schmerzen im Ohrbereich, die sehr unangenehm und heftig sein können, Eiterabfluss und Fieber kommen oft dazu.

Gut zu wissen!
Soor und Parotitisprophylaxe ist ein wichtiger Beitrag zur Lebensqualität. Sie gehört zur täglichen Pflegeroutine.

Maßnahmen der Parotitisprophylaxe

Eine gute Soor und Parotitisprophylaxe gehört zur täglichen Pflegeroutine. Sie nimmt nur ein paar Minuten in Anspruch, erspart den Pflegebedürftigen aber viele Unannehmlichkeiten. Bei den Soor und Parotitisprophylaxe-Maßnahmen ist es wichtig, dass die Patientin, der Patient mitarbeitet, selbst die Routine ernst nimmt, sich nicht sträubt und – soweit es geht – die Handgriffe selbst ausführt. Das A und O der pflegerischen Maßnahmen zur Soor und Parotitisprophylaxe ist die regelmäßige und umfassende Mundpflege. Zur Mundpflege gehört auch die Kontrolle der Mundschleimhaut und der Zähne.

Bei der Kontrolle wird darauf geachtet:

  • Ist die Mundschleimhaut gut befeuchtet?
  • Gibt es kleine Verletzungen oder Einrisse in der Schleimhaut?
  • Sind alle Zähne in Ordnung?
  • Bleiben an manchen Stellen immer wieder Speisereste hängen?

Bei der regelmäßigen Mundpflege werden

  • nach jeder Mahlzeit die Zähne mit einer milden Zahnpasta und einer weichen Zahnbürste gründlich geputzt
  • Speisereste mit einem Mundpflegestäbchen entfernt
  • die Mundhöhle mit klarem Wasser oder einer Mundspüllösung gereinigt
  • Zahnprothesen nach den Mahlzeiten entnommen und gereinigt

Symptome von Soor

Soor kann im Mundbereich auftauchen auf der Zunge, in den Mundwinkeln, an den Innenseiten der Lippen, an der Schleimhaut der Wangen oder am Gaumen. Die ersten Anzeichen von Soor sind Mundgeruch und kleine weißliche Beläge auf der Mundschleimhaut. Zu Beginn sehen die weißen Flecken aus wie kleine Sprenkel, die sich mit der Zeit vergrößern und flächiger werden. Sie lassen sich anfangs leicht wegwischen, die Schleimhaut darunter ist gerötet und glänzt, die Betroffenen klagen über Beschwerden bei der Nahrungsaufnahme. Im späteren Verlauf ist die Haut unter den Belägen stark entzündet und kann zu Blutungen neigen. So weit darf es natürlich gar nicht erst kommen. Bei der Soorprophylaxe ist zu achten auf:

  • kleine weißliche Beläge auf der Mundschleimhaut
  • anfangs können die Beläge abgewischt werden, die Haut darunter ist entzündet
  • im weiteren Verlauf führt das Abwischen zu Blutungen der entzündeten Hautflächen

Symptome von Parotitis

Eine Parotitis tritt meist nur auf einer Seite auf. Die Betroffenen klagen über ein Druckgefühl am Ohr und haben Beschwerden bis Schmerzen, wenn sie den Mund öffnen und kauen möchten. Im Extremfall lässt sich der Kiefer gar nicht mehr öffnen, es entsteht eine Kiefernklemme. Die geschwollene Ohrspeicheldrüse ist von außen zu fühlen und oft auch deutlich zu erkennen. Auf diese Anzeichen ist bei der Parotitisprophylaxe zu achten:

  • Schwellung von den Wangen bis zu den Ohren sichtbar
  • die Hautflächen sind rot und fühlen sich heiß an
  • Schmerzen im Ohrbereich und beim Essen
  • erhöhte Temperatur, manchmal Eiterabfluss in die Mundhöhle

Gut zu wissen!

Eine Parotitis (Entzündung der Ohrspeicheldrüse) tritt meist nur auf einer Seite auf und ist von außen zu fühlen und oft auch zu erkennen.

Risikofaktoren für Soor und Parotitis

Das Risiko, an Soor oder Parotitis zu erkranken, besteht bei fast jedem älteren Menschen. Es gibt aber einige Risikofaktoren, bei denen man besonders gut für die Soor und Parotitisprophylaxe sorgen muss:

  • Probleme mit dem Kauen – Betroffene kauen nicht gut oder müssen künstlich ernährt werden
  • Schluckstörungen – ein Schlaganfall oder eine andere Grunderkrankung erschweren das Abschlucken
  • Diabetes – wenn der Blutzucker nicht richtig eingestellt ist, neigen die Patienten zu vermehrter Mundtrockenheit, was wiederum Soor und Parotitis begünstigt
  • Schnarchen oder Sauerstoffzufuhr – bei Schnarch- oder Apnoepatienten oder bei Sauerstoffunterstützung wird oft durch den Mund geatmet, wodurch sich die Mundtrockenheit erhöht
  • Flüssigkeitsaufnahme – Mundtrockenheit entsteht schnell, wenn die Patienten nicht ausreichend trinken (siehe dazu auch Exsikkoseprophylaxe)
  • Medikamente – wenn Antibiotika genommen oder Cortison verabreicht wird, kommt die Mundflora aus dem Gleichgewicht
  • geschwächtes Immunsystem – der Patient, die Patientin leidet an einer Infektion, Krebs oder einer anderen immunschwächenden Erkrankung
  • Karies – durch die geringe Speichelproduktion sinkt auch die Schutzbarriere für die Zähne, sie können leichter Karies bekommen. Das wiederum führt zu Zahnfleischentzündungen.

Gut zu wissen!
Mundsprays sind kein Ersatz für eine gute Mundhygiene. Zur Zahnpflege gehören auch regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt.

Pflegerische Maßnahmen zur Soor und Parotitisprophylaxe

An pflegerischen Maßnahmen zur Soor und Parotitisprophylaxe bei älteren Menschen, Pflegebedürftigen und Demenzerkrankten gibt es:

  • allgemeine Maßnahmen im Alltag
  • besondere Maßnahmen der Pflege.

Allgemeine Maßnahmen zur Soor und Parotitisprophylaxe: Zur regulären Mundpflege kommt eine tägliche, gründliche Mundinspektion. Dabei ist immer eine Kooperation des Patienten, der Patientin anzustreben. Die tägliche, mehrmalige Mundhygiene muss besprochen und erklärt werden, damit sie zum selbstverständlichen Tagesritual wird. Jeder Handgriff wird mit Worten oder Gesten angekündigt, der Mund wird nicht gewaltsam geöffnet. Bei dementen Patienten achtet man sensibel darauf, ob sie Nahrungsmittel ablehnen, von denen man weiß, dass sie sonst gern gegessen werden. Regelmäßige Zahnarztbesuche sollten ebenfalls Routine sein. Von Mundsprays raten die Experten ab, sie ersetzen keine gründliche Mund- und Zahnhygiene.

Gut zu wissen!
Der Speichel besteht hauptsächlich aus Wasser, enthält aber auch Schleim-, Mineral- und Abwehrstoffe sowie wichtige Salze und Enzyme.

Besondere Maßnahmen zur Soor und Parotitisprophylaxe: Wenn der Pflegedürftige, die Pflegebedürftige zur Risikogruppe gehört, gilt es neben der täglichen Mundhygiene noch ein paar andere Übungen oder Praktiken durchzuführen:

  • Stimulieren des Speichelflusses
  • Kautätigkeit
  • Schlucktraining
  • Flüssigkeitsaufnahme

Stimulieren des Speichelflusses: Bei älteren Menschen wird oft nicht mehr ausreichend Speichel produziert, um das Mikroklima in der Mundhöhle im Gleichgewicht zu halten. Die Speichelproduktion kann man sehr gut anregen mit Zitrone, entweder zum Lutschen oder in Form spezieller Sticks, oder mit sauren, zuckerfreien Drops. Eine leichte Massage vom Ohr Richtung Kinn, entweder in Strichen oder in Kreisen, wirkt unterstützend auf die Speichelproduktion. Feucht-warme Umschläge an den Seiten im unteren Wangenbereich helfen ebenfalls. Zur Förderung des Speichelflusses eignen sich außerdem:

  • Pfefferminztee, Zitronentee
  • verdünnte Zitronenlimonade
  • Tee mit Zitronensaft

Kautätigkeit: Das Kauen der Nahrung regt naturgemäß den Speichelfluss an. Aber auch Kaubewegungen, ohne etwas zu essen, sind wirksam. Trockenobst oder eine Brotrinde können hier sinnvoll eingesetzt werden. Zu passierter Nahrung sollte man erst im letzten Schritt übergehen, stattdessen das normale Essen so lange wie möglich unterstützen.

Schlucktraining: Infolge einer anderen Grunderkrankung (Schlaganfall etc.) kann das Schlucken Probleme bereiten. Schlucken ist nicht nur bei der Nahrungsaufnahme wichtig, auch Speichel oder Sekrete werden in regelmäßigen Intervallen heruntergeschluckt, ohne dass das ein bewusster Prozess ist. Logopädische Übungen helfen hier. Wenn das Schlucken weiterhin ein Problem bleibt, muss die Mundhöhle öfter gereinigt oder Sekrete müssen abgesaugt werden.

Flüssigkeitsaufnahme: Das Trinken ist eigentlich die beste Soor  Parotitisprohylaxe Maßnahme. Doch gerade bei älteren, pflegebedürftigen und/oder dementen Menschen kann die ausreichende Flüssigkeitsaufnahme zum Problem werden. Durch Flüssigkeitsmangel wird als erstes die Mundhöhle trocken, bei ausgetrockneten Schleimhäuten ist die Hautbarriere nicht mehr intakt, sie ist anfällig für Keime, Bakterien, Viren und Pilze. Im Kapitel zur Exsikkoseprophylaxe finden Sie viele Tipps und Hinweise, wie Sie Flüssigkeitsmangel bei älteren Menschen vermeiden und welche Maßnahmen es gibt, um neue Trinkgewohnheiten einzuführen und Trinkrituale zu etablieren.

Gut zu wissen!
Bei sehr starker Mundtrockenheit können künstliche Speichelprodukte helfen. Am besten lassen Sie sich dazu in der Apotheke beraten.

Behandlung von Soor und Parotitis

Wenn es doch zu einer Ohrspeicheldrüsenentzündung (Parotitis) gekommen ist, sollte man ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Zur Therapie helfen Mundspülungen und Lösungen, die den Entzündungsprozess lindern. In manchen Fällen können Ärzte und Ärztinnen auch zu einem Antibiotikum raten.

Gut zu wissen!
Nicht-alkoholische Mundspülungen kann man selbst herstellen. Dazu wird ein halber Teelöffel Omega-3-reiches Öl mit einem halben Liter Wasser gut vermischt. Auch das Gurgeln und Spülen mit Salbeitee hilft.

Bei Soor wird lokal ein Antimykotikum aufgetragen, die Patienten dürfen im Anschluss daran eine Weile nichts essen oder trinken. Einmalzahnbürsten machen in der akuten Phase mehr Sinn. Eine Zahnprothese wird nach der gründlichen Reinigung über Nacht in Schleimhautdesinfektionsmittel gelegt oder man verwendet Reinigungstabletten mit fungizider Wirkung.

Nach einem einmal überstandenen Soor muss man noch sorgfältiger mit den Soorprophylaxe Maßnahmen sein, sonst kehrt die Infektion schnell wieder.

Gut zu wissen!
Wenn Pflegebedürftige einmal an Soor erkrankt sind, müssen die Maßnahmen der Soorprophylaxe intensiviert werden.

FAQ - Häufige Fragen zu Parotitisprophylaxe