Fibromyalgie betrifft weltweit Millionen von Menschen und doch wurde sie erst im Jahr 2014 von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) als Krankheit anerkannt. Ursachen und Erscheinungsformen der Fibromyalgie sind noch nicht ausreichend erforscht. Das macht die Erkrankung für die Betroffenen und ihre Angehörigen oft besonders belastend. Phasenweise können viele ihren Alltag an ihre Beschwerden anpassen, doch es kann auch dazu kommen, dass Fibromyalgie für gewisse Zeit zur Pflegebedürftigkeit führt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Ursachen von Fibromyalgie stehen noch nicht eindeutig fest
  • Fibromyalgie zeigt sich vor allem in Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Bewegung ist eine wichtige Maßnahme zur Vorbeugung und Linderung der Beschwerden
  • Patienten, bei denen Fibromyalgie die einzige Diagnose ist, erhalten meistens keinen Pflegegrad
  • Bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben stehen viele Hilfsmittel zur Wahl

Was ist Fibromyalgie?

Fibromyalgie (auch Fibromyalgie-Syndrom oder FMS) ist eine komplexe, chronische Erkrankung, die sich vor allem durch starke Muskel- und Gelenkschmerzen in Kombination mit Steifheit, Kribbeln, Taubheit oder Brennen in Armen und Beinen zeigt.

Weitere Symptome sind:

  • Ausgeprägte Müdigkeit und Erschöpfung (Fatigue-Syndrom)
  • Spannungskopfschmerzen oder Migräne
  • Druckempfindlichkeit an verschiedenen Körperstellen
  • Hitze- und Kälteempfindlichkeit
  • Depressionen und Angststörungen
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Stimmungsschwankungen
  • Schlafstörungen
  • Magen- und Darmbeschwerden
  • Herzrasen und Luftnot
  • Zittern
  • Schmerzempfindlichkeit, sowie übermäßige Kälte- und Hitzeempfindlichkeit
  • Schwindel und Sehstörungen
  • Bei Frauen: starke Menstruationsbeschwerden

Ein anderer Name für das Fibromyalgie-Syndrom ist „Weichteilrheuma“. Betroffen sind deutlich mehr Frauen als Männer, die Diagnose wird meist zwischen dem 35. und 55. Lebensjahr gestellt.

Infos zum Fibromyalgie-Syndrom finden Sie auch hier.

Ursachen

Was genau die Fibromyalgie auslöst, konnten Wissenschaftler bisher noch nicht eindeutig klären. Sie gehen jedoch davon aus, dass bei betroffenen Patienten eine gestörte Reiz- und Schmerzverarbeitung vorliegt. Bei einem Teil der Fälle vermutet man, dass andere Krankheiten die Fibromyalgie ausgelöst haben. Laut der Deutschen Schmerzgesellschaft könnten auch diese Umstände das Auftreten von Fibromyalgie begünstigen:

  • entzündlich-rheumatische Erkrankungen
  • bestimmte Genveränderungen
  • Vitamin-D-Mangel
  • Rauchen
  • Übergewicht
  • mangelnde körperliche Aktivität
  • psychische Traumata, zum Beispiel durch Missbrauch in der Kindheit
  • depressive Störungen oder Angsterkrankungen

Diagnose und Behandlung von Fibromyalgie

Noch gibt es keine Untersuchungsmethode, um die Erkrankung eindeutig festzustellen, wie etwa im Blut oder bei bildgebenden Verfahren. Bei einem Verdacht auf Fibromyalgie ist man bei einer neurologischen oder rheumatologischen Praxis am besten aufgehoben.

Bei der ersten Konsultation stellt der Arzt die Intensität, Dauer und betroffenen Körperstellen der Schmerzen fest. Fibromyalgie wird vermutet, wenn die Schmerzen bereits länger als drei Monate anhalten und in mindestens vier von fünf Körperregionen wahrnehmbar sind (ausgenommen Kiefer, Brustkorb und Bauch). Die Anzeichen der Krankheit sind vielfältig und könnten auch aufgrund anderer Erkrankungen auftreten, beispielsweise dem Sjörgren-Syndrom oder diversen Muskelerkrankungen. Daher werden in der Regel weitere Untersuchungen durchgeführt, um diese auszuschließen.

Die medikamentöse Behandlung der Fibromyalgie beschränkt sich derzeit noch auf die Linderung der Beschwerden. Oft kommen Antidepressiva, Antikonvulsiva, nicht-steroidale Antirheumatika sowie Muskelrelaxantien zum Einsatz. Die Reaktionen von Fibromyalgie-Patienten auf diese unterschiedlichen Medikamente sind äußerst individuell. Was einem Patienten Linderung verschafft, kann bei einem anderen keine Wirkung zeigen. Es kann also sein, dass mehrere Präparate ausprobiert werden müssen, bevor Arzt und Patient eine erfolgversprechende Medikation finden. Übliche Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Aspirin erzielen in den meisten Fällen lediglich mäßige bis gar keine Effekte. Manche Patienten haben auch gute Erfahrungen mit pflanzlichen Mitteln zur Entspannung gemacht, beispielsweise Arzneien mit Baldrian, Hopfen oder Passionsblume.

Viele Betroffene berichten von einem positiven Einfluss verschiedener Therapien, zum Beispiel:

  • Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie)
  • Krankengymnastik
  • Ergotherapie
  • Wärmebehandlungen

Kur oder Reha bei Fibromyalgie

Eine stationäre Kur oder Reha kann bei Fibromyalgie den Patienten helfen, mit ihrer Krankheit umzugehen und auf lange Frist die Lebensqualität zu verbessern. Man kann sie als Teil eines umfassenden Behandlungsplans betrachten, der die fachärztliche Betreuung, ambulante Therapien, Pflege zu Hause und Selbstfürsorge beinhaltet. In dieser Zeit können auch die Angehörigen entspannen, weil sie wissen, dass ihr Familienmitglied gut aufgehoben ist und im besten Fall psychisch und physisch gestärkt wieder nach Hause zurückkehrt.

Ein Schwerpunkt einer stationären Maßnahme bei Fibromyalgie liegt auf körperlicher Aktivität. Fachleute zeigen den Patienten spezielle Übungen, die der Fibromyalgie entgegenwirken können. Zudem haben die Betroffenen die Möglichkeit verschiedene Sportangebote und Entspannungstechniken auszuprobieren.

Auch die Schmerzbewältigung ist ein Thema. Dafür erlernen die Patienten Strategien wie Atemübungen, Entspannungstechniken oder die Anregung neuer Denkprozesse. Dazu gibt es häufig auch das Angebot einer psychotherapeutischen Beratung.

Tender-Points

Bis vor wenigen Jahren galt als Hinweis auf Fibromyalgie noch die Druckempfindlichkeit der sogenannten Tender-Points. Davon gibt es 18 Stück, die an verschiedenen Körperstellen sitzen, meist dort, wo Muskeln und Sehnen ineinander übergehen, also beispielsweise am Hinterkopf, Nacken oder den Knien. Reagiert der Patient auf deren Berührung mit Schmerzen, vermutete man eine Fibromyalgie. Da man aber im Laufe der Zeit festgestellt hat, dass zum einen nicht alle Fibromyalgie-Patienten dieses Phänomen aufweisen, andererseits aber auch andere Krankheiten damit einhergehen, gilt dieses Verfahren als überholt.

Pflegebedürftigkeit bei Fibromyalgie

Als alleinige Diagnose führt Fibromyalgie meistens nicht zur Anerkennung als schwere chronische Krankheit und somit nicht zur Zuteilung eines Pflegegrades. Oft können die Betroffenen ihren Alltag noch weitestgehend alleine bewältigen. Auch, wenn es immer wieder Phasen geben kann, in denen sie sich nur schwer selbst versorgen können.

In vielen Fällen ist die Fibromyalgie jedoch nur eine von mehreren Erkrankungen. Führen diese in Kombination dazu, dass jemand Hilfe bei alltäglichen Verrichtungen benötigt, kann auch der Antrag auf einen Pflegegrad erfolgreich sein. Wie hoch dieser ist, hängt davon ab, wie umfangreich die Einschränkungen des Pflegebedürftigen sind.

Mehr Informationen zu Pflegegraden finden Sie hier.

Was können Angehörige tun?

Familie und Freunde eines Fibromyalgie-Patienten fühlen sich oft hilflos, weil der Betroffene phasenweise starke Beschwerden hat. Viele Patienten leiden auch darunter, dass ihr Umfeld die Krankheit nicht ernst nimmt, weil man sie ihnen als Außenstehender nicht ansieht.

Möchten Sie jedoch als Angehöriger eines an Fibromyalgie Erkrankten etwas tun, hilft beispielsweise die Motivation zur Bewegung.

Körperliche Aktivität ist ein wichtiger Punkt zur Vorbeugung und Linderung von Schmerzen. Die Betroffenen sollten langsam damit beginnen und sich klar sein, dass es am Anfang auch zu einer Verstärkung der Schmerzen kommen kann. Sie sollten sich nicht überanstrengen und lieber etwas weniger machen, dafür jedoch regelmäßig.

Gut geeignet sind unter anderem

  • Wassergymnastik
  • Spazierengehen
  • Wandern
  • Nordic Walking
  • Tanzen
  • Fahrradfahren
  • Gymnastik
  • Pilates
  • Muskelaufbautraining

Da körperliche Betätigung alleine oft schwerfällt, können Sie Ihren Angehörigen dabei begleiten. Zu zweit macht es gleich viel mehr Spaß.

Schlagen Sie doch auch mal gemeinsame Entspannungsübungen vor. Fibromyalgie ist zwar nicht alleine von der Psyche abhängig, doch die Gemütslage wirkt sich nachweislich auf die Symptome aus. Das Gute: Viele Techniken lassen sich sogar im Bett absolvieren:

  • Autogenes Training
  • Meditation
  • Biofeedback
  • Fantasiereisen
  • Muskelentspannung nach Jakobsen

Verständnis und Unterstützung durch nahestehende Personen sind wichtig für Fibromyalgie-Patienten. Praktische Hilfe im Haushalt, wenn sie selbst aufgrund von Schmerzen nichts tun können oder aufbauende und tröstende Gespräche in schweren Phasen.

Hilfsmittel bei Fibromyalgie

Für Menschen mit Fibromyalgie kann der Alltag zur Herausforderung werden. Doch es gibt viele Hilfsmittel, die sie zur Unterstützung nutzen und somit ihre Lebensqualität verbessern können. Hat der Betroffene einen Pflegegrad erhalten, übernehmen die Pflegekassen die Kosten für bestimmte Hilfsmittel. Ist keine offizielle Pflegebedürftigkeit festgestellt worden, kann auch der behandelnde Arzt einige Hilfsmittel verschreiben. Individuelle Beratung zu Produkten und Kostenübernahmen erhalten Sie in der Arztpraxis, bei Ihrer Krankenkasse oder im Sanitätshaus.

Für guten Schlaf

Welche Matratze als angenehm empfunden wird, ist unterschiedlich. Vor allem bei Gelenkschmerzen erleben viele Fibromyalgie-Patienten weiche Topper oder Matratzenauflagen als wohltuend. Am besten lässt man sich aber im Fachgeschäft beraten und probiert verschiedene Varianten aus.

Fibromyalgie-Patienten leiden häufig unter Schlafstörungen, unter anderem, weil die Schmerzen in Muskeln und Gelenken sie keine bequeme Liegeposition finden lassen. Lagerungskissen oder -rollen helfen dann, betroffene Körperteile zu entlasten.

Unter Umständen kann bei Fibromyalgie auch ein Pflegebett sinnvoll sein, da der Erkrankte und seine Angehörigen es durch seine verschiedenen mechanischen Funktionen individuell anpassen können.

Ergonomische Hilfsmittel

Um Schmerzen in Muskeln und Gelenken vorzubeugen, ist es wichtig, Fehlhaltungen und dadurch entstehenden Verspannungen vorzubeugen. Dafür können Fibromyalgie-Patienten auf spezielle Hilfsmittel zurückgreifen, beispielsweise für die Arbeit am Computer auf ergonomische Tastaturen, Maus und Gelpads. Tun die Finger zu weh, kann eine elektronische Spracheingabe das Tippen ersetzen. Ergonomische (Schreibtisch-)Stühle schonen die Wirbelsäule und die Nackenmuskulatur.

Gehhilfen

Auch der Bewegungsapparat kann bei Fibromyalgie beeinträchtigt sein. Gehhilfen wie Gehstöcke oder Rollatoren können dann dabei helfen, das Gleichgewicht zu halten und Stürze zu vermeiden. Rollatoren bieten zudem auf längeren Strecken eine Sitzmöglichkeit und die Option, kleine Einkäufe zu transportieren.

Hilfsmittel für den Alltag

Es gibt eine Vielzahl von Hilfen, die das alltägliche Leben etwas erleichtern. Greifhilfen oder Verlängerungsgriffe machen es einfacher, Gegenstände vom Boden aufzuheben oder in höheren Regalen zu erreichen, ohne sich zu bücken oder zu strecken. Ergonomische Besteck- und Kochhilfen können das Essen und Zubereiten von Mahlzeiten erleichtern. Telefone mit großen Tasten lassen sich mit schmerzenden Fingern leichter bedienen. Ergotherapeuten können weitere Tricks und Kniffe nennen, die sich einfach umsetzen lassen.

Mehr zu Pflegehilfsmitteln finden Sie hier.

FAQ – Häufige Fragen zur Pflege bei Fibromyalgie