Bis Patienten die Diagnose „Fibromyalgie“ erhalten, vergehen oft viele Jahre, denn die Symptome sind diffus und treten meist nur phasenweise stark in Erscheinung. Dann können viele Betroffene ihren Alltag nur noch mühsam bestreiten und fragen sich, ob sie einen Pflegegrad beantragen können.

Lesen Sie in diesem Artikel, welche Einschränkungen Fibromyalgie mit sich bringt und ob ein Antrag auf einen Pflegegrad erfolgversprechend ist.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Pflegekasse verteilt einen Pflegegrad an Menschen, die in ihrer Selbstständigkeit eingeschränkt sind.
  • Fibromyalgie allein reicht oft nicht für die Zuteilung eines Pflegegrades aus.
  • Besteht für weitere Erkrankungen bereits ein Pflegegrad, ist eine Erhöhung möglich.
  • Fibromyalgie-Patienten können von der Pflegekasse Unterstützung in Form von Pflegegeld, Pflegesachleistungen oder dem Entlastungsbetrag erhalten.

Was ist Fibromyalgie?

Das Fibromyalgie-Syndrom (FMS) trägt auch den Namen „Weichteilrheuma“. Betroffen sind deutlich mehr Frauen als Männer, die Diagnose wird meist zwischen dem 35. und 55. Lebensjahr gestellt. Dabei liegen die Ursachen für den Ausbruch der Krankheit noch weitestgehend im Dunkeln. Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine gestörte Reiz- und Schmerzverarbeitung zugrunde liegt. Eventuell könnten auch andere Erkrankungen die Fibromyalgie auslösen, beispielsweise entzündlich-rheumatische Erkrankungen oder psychische Leiden wie Depressionen oder Angststörungen. Ein ungesunder Lebenswandel mit wenig Bewegung, Übergewicht und Rauchen könnte ebenfalls das Risiko steigern, eine Fibromyalgie zu entwickeln. Die Krankheit ist nicht heilbar, zieht aber keine Minderung der Lebenserwartung nach sich.

Gut zu wissen!

Der Begriff „Fibromyalgie“ bedeutet wörtlich übersetzt „Faser-Muskel-Schmerz“.

Sind Menschen mit Fibromyalgie pflegebedürftig?

Die Erkrankung kann für die Betroffenen sehr belastend sein. Patienten berichten davon, dass ihr Umfeld sie nicht ernst nimmt. Das liegt oft daran, dass die Erkrankung vielen Menschen unbekannt ist und die Symptome nicht offenkundig sind. Die mangelnde Akzeptanz, die Patienten häufig begegnet, kann zu psychischen Problemen führen. Sie ziehen sich immer mehr vom Sozialleben zurück. Zudem haben Betroffene in Schmerzphasen häufig Schwierigkeiten, ihre alltäglichen Aufgaben zu erledigen. Lange stehen, sich bücken, schwere Gegenstände tragen und feinmotorische Arbeiten können dann zur Herausforderung werden. Nicht selten sind Patienten in dieser Zeit auf die Hilfe des Partners oder anderer Familienmitglieder angewiesen. Kurzum: Eine Fibromyalgie muss nicht zwangsweise eine Pflegebedürftigkeit auslösen, in einigen Fällen sind Betroffene aber tatsächlich langfristig auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen.

Fibromyalgie und Pflegebedarf: Wie beeinflusst die Erkrankung den Pflegebedarf?

Viele Menschen bringen mehrere Faktoren mit, die einen Hilfsbedarf rechtfertigen – das können Erkrankungen oder Alterungsprozesse sein. Auch eine Fibromyalgie muss nicht alleine vorliegen, vielleicht besteht gleichzeitig Arthritis, ein Diabetes mellitus oder Morbus Parkinson. In dem Fall kann eine Fibromyalgie den Pflegealltag zusätzlich erschweren. Haben Sie aufgrund Ihrer Parkinsonerkrankung ohnehin Probleme damit, den Haushalt vollumfänglich zu führen, können durch eine Fibromyalgie ausgelöste Schmerzzustände selbst kleinste Tätigkeiten nun (vorübergehend) unmöglich machen. Im akuten Zustand kann es zu Einschränkungen in jedem Pflegebereich kommen. Das kann auf die Grundpflege (Ernährung, Körperpflege, Mobilisation) genauso zutreffen wie auf die hauswirtschaftliche Versorgung oder die Einhaltung von Arztterminen. Wie oft es zu Fibromyalgie-Schüben kommt und wie ausgeprägt diese dann sind, ist sehr individuell. Deshalb ist bei einer Pflege bei Fibromyalgie auch viel Flexibilität seitens pflegender Angehöriger gefragt.

Pflegegrad bei Fibromyalgie: Voraussetzungen und Einstufung

Der Pflegegrad macht die Verteilung von Pflegekassenleistungen, angelehnt an den individuellen Pflegebedarf, möglich. Nur wenn Sie einen Pflegegrad von der Pflegekasse erhalten, haben Sie Zugriff auf verschiedene Unterstützungsangebote. Dazu zählen unter anderem die Pflegesachleistungen, die die Beanspruchung eines ambulanten Pflegedienstes ermöglichen. Genauso wie alle anderen Versicherten müssen Sie bei einer Fibromyalgie bestimmte Voraussetzungen erfüllen, damit Sie in einen Pflegegrad eingeteilt werden.

Pflegegrad bei Fibromyalgie: Voraussetzungen

Selbst wenn Sie in regelmäßigen Abständen aufgrund Ihrer Erkrankung mit Schmerzen zu kämpfen haben, teilt Ihnen die Pflegekasse nicht automatisch einen Pflegegrad zu. Dieser muss stets aktiv beantragt werden. Allerdings müssen Sie für den Erhalt einige Voraussetzungen erfüllen.

Dazu zählen:

  • Sie haben in die Pflegeversicherung eingezahlt, und zwar mindestens zwei Jahre mit Blick auf die letzten zehn Jahre. Eine bestehende Familienversicherung ist eine Alternative.
  • Ihre Selbstständigkeit ist im Alltag maßgeblich eingeschränkt – das erfordert eine permanente oder regelmäßige Unterstützung aus dem Umfeld.
  • Die Pflegesituation besteht voraussichtlich über mindestens sechs Monate oder dauerhaft.

Die Pflegekasse überprüft, ob Antragsteller die verschiedenen Voraussetzungen erfüllen. Das geschieht in Zusammenarbeit mit dem Medizinischen Dienst.

Kann man bei Fibromyalgie eine Pflegestufe (Pflegegrad) beantragen?

Trotz teils großer Einschränkungen in der Selbstständigkeit wird alleine für eine Fibromyalgie meist kein Pflegegrad genehmigt. Begründung ist unter anderem, dass die Beschwerden meistens nur zeitweise auftreten.

Eine größere Chance haben Sie, wenn zu der Fibromyalgie noch weitere gesundheitliche Probleme hinzukommen, die eine dauerhafte pflegerische Versorgung nötig machen. Das können, neben körperlichen Erkrankungen, auch psychische Beschwerden wie schwere Depressionen sein. Liegt bereits ein Pflegegrad aufgrund einer anderen Erkrankung vor, kann die Fibromyalgie unter Umständen zu einer Erhöhung führen.

Gut zu wissen!

Fühlen Sie sich durch die Fibromyalgie im Alltag eingeschränkt, lohnt es sich immer, einen Pflegegrad zu beantragen. Die Pflegekasse überprüft dann, ob Sie Anspruch auf Leistungen der Pflegeversicherung haben.

Welcher Pflegegrad bei Fibromyalgie?

Es gibt insgesamt fünf Pflegegrade. Welcher dem Antragssteller zugewiesen wird, hängt davon ab, in welchem Maße er seinen Alltag noch alleine bewältigen kann und wobei er auf Hilfe angewiesen ist.

Pflegegrad
Schwere der Beeinträchtigung
Grund
Infos
1 Geringe Beeinträchtigung der Selbstständigkeit Leichte körperliche Einschränkungen Pflegegrad 1
2 Erhebliche Beeinträchtigung der Selbstständigkeit Weitestgehende Fähigkeit zur Selbstversorgung, doch Anleitung und Unterstützung bei einigen Aufgaben nötig. Pflegegrad 2
3 Schwere Beeinträchtigung der Selbstständigkeit Die Pflegebedürftigen können noch alleine leben, benötigen aber noch bei vielen Alltagsverrichtungen, wie dem Toilettengang, Unterstützung. Pflegegrad 3
4 Schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit Die Person braucht für so gut wie alle alltäglichen Vorgänge Hilfe, unter anderem beim Aufstehen, Essen und Waschen. Pflegegrad 4
5 Schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit mit speziellen Anforderungen an die Pflegeversorgung Die Pflegebedürftigen sind weitestgehend bettlägerig und vollständig auf Unterstützung angewiesen. Pflegegrad 5

Gemeinsam mit anderen Erkrankungen kann die Fibromyalgie zu einem niedrigen Pflegegrad (Pflegegrad 1), zu einem mittleren Pflegegrad (Pflegegrad 2 oder Pflegegrad 3) oder zu einem hohen Pflegegrad (Pflegegrad 4 oder Pflegegrad 5) führen.

Pflegegrad bei Fibromyalgie beantragen

Wenn Sie der Meinung sind, dass die gesundheitlichen Einschränkungen einen Pflegegrad rechtfertigen, können Sie den Antrag bei Ihrer Pflegekasse stellen. Diese ist an die Krankenkasse angegliedert und hilft Ihnen bei Fragen rund um den Pflegegrad gerne weiter.

Wann sollte ich einen Pflegegrad bei Fibromyalgie beantragen?

Viele Menschen mit Fibromyalgie scheuen sich, auf die Pflegekasse zuzugehen und aktiv um einen Pflegegrad zu bitten. Zu groß ist die Sorge davor, nicht ernst genommen zu werden. Seien Sie jedoch versichert, dass die Pflegekasse Ihren Anspruch auf einen Pflegegrad und die damit verbundenen Unterstützungsleistungen sorgfältig prüft. Vorab kann Ihnen niemand pauschal beantworten, ob Sie in Ihrer gesundheitlichen Situation einen Pflegegrad erhalten. Haben Sie jedoch Einschränkungen im Alltag und sind voraussichtlich über einen längeren oder für einen unbefristeten Zeitraum auf die Hilfe von außen angewiesen, lohnt es sich, einmal abzuklären, ob die Pflegekasse hier einen Bedarf erkennt.

Was sind Anzeichen für eine Pflegebedürftigkeit bei einer Fibromyalgie?

Wie stark eine Fibromyalgie den Alltag beeinflusst ist sehr unterschiedlich. Auch deshalb ist es wichtig, dass Experten klären, ob eine Pflegebedürftigkeit vorliegt. Wenn Sie sich dafür interessieren, was auf eine Pflegebedürftigkeit hindeutet, können Sie auf folgende Anzeichen achten:

  • Sie benötigen bei der Nahrungszubereitung, der Nahrungsaufnahme, der Mobilität oder Körperpflege Unterstützung.
  • Ihnen gelingt es nicht mehr, sich selbst anzuziehen, weil die eingeschränkte Feinmotorik beispielsweise das Schließen von Knöpfen nicht zulässt.
  • Sie sind nicht dazu imstande, Ihren Alltag selbst zu gestalten und soziale Kontakte zu pflegen.
  • Sich selbst um Arzttermine kümmern und die Medikamente eigenständig einnehmen, das klappt nicht.
  • Ausgelöst durch die Fibromyalgie oder andere Erkrankungen bestehen bei Ihnen psychische Probleme wie Ängste oder Depressionen.

Wie beantrage ich einen Pflegegrad?

Um einen Pflegegrad müssen Sie sich aktiv kümmern, indem Sie den entsprechenden Antrag ausfüllen. Den sogenannten „Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung“ finden Sie im Onlineportal der Krankenkasse. Die Mitarbeiter der Hotline senden Ihnen auch gerne den Antrag per Mail oder Post zu.

Nachdem Sie den Antrag ausgefüllt und an die Pflegekasse zurückgesendet haben, nimmt der Medizinische Dienst Kontakt zu Ihnen auf. Dieser wird durch die Pflegekasse mit der Pflegebegutachtung betraut. Im Anschluss an die Pflegebegutachtung besitzt die Pflegekasse alle Informationen, um eine Entscheidung treffen zu können. Dafür hat sie übrigens nach Antragseingang  längstens 25 Arbeitstage Zeit. Per Post erhalten Sie den Bescheid, der Sie über Ihren möglichen Pflegegrad aufklärt.

Erscheint Ihnen der ermittelte Pflegegrad zu gering, können Sie innerhalb eines Monats Widerspruch einlegen. Dabei können spezialisierte Anwälte, aber auch Sozialverbände wie der VDK helfen.

Erhöhung eines Pflegegrades bei Fibromyalgie

Liegt bei Ihnen bereits ein Pflegegrad aufgrund einer anderen Erkrankung vor, kann die Fibromyalgie unter Umständen eine Erhöhung der Pflegebedürftigkeit zur Folge haben. Der erste Schritt zu einer Erhöhung des Pflegegrades ist das erneute Ausfüllen des „Antrags auf Leistungen der Pflegeversicherung“ – hier kreuzen Sie bitte die Option „Höherstufungsantrag“ an. Danach macht sich wieder ein Gutachter des Medizinisches Dienstes ein Bild vor Ort und empfiehlt gegebenenfalls einen höheren Pflegegrad. Achtung: Auch eine Herabstufung des Pflegegrades ist möglich, wenn der Gutachter die Lebenssituation als verbessert einstuft.

Gut zu wissen!

Mit unserem Pflegegradrechner können Sie selbst schnell und unkompliziert herausfinden, welcher Pflegegrad bei Ihnen oder Ihrem Angehörigen infrage kommt.

  Download Pflegegradrechner (PDF, 2.32 MB)

Kann ich einen Pflegegrad für meinen Angehörigen bei Fibromyalgie beantragen?

In der Regel sind Fibromyalgie-Patienten selbst in der Lage, einen Antrag auf einen Pflegegrad auszufüllen und an die Pflegekasse zu senden. Bestehen zeitgleich andere Erkrankungen, die beispielsweise zu starken körperlichen oder geistigen Einschränkungen führen, gestaltet sich die Antragstellung schwierig. In dem Fall können Angehörige einen Antrag für ihr Familienmitglied stellen. Der Antrag wird dann wie gewohnt ausgefüllt und gemeinsam mit einer Vorsorgevollmacht an die Pflegekasse geschickt. Übrigens: Der Pflegegrad bezieht sich ausschließlich auf pflegebedürftige Menschen, Angehörige oder andere ehrenamtliche Pflegepersonen erhalten mit der Antragstellung keinen Pflegegrad.

Pflegebegutachtung bei Fibromyalgie: Ablauf und Kriterien

Die Pflegebegutachtung ist ein Instrument, um die Einschränkung der Selbstständigkeit und damit die Begründung für einen Pflegegrad festzustellen. Hierzu meldet sich der Medizinische Dienst bei den Antragstellern, um einen Termin auszumachen. Ein Gutachter kommt zu dem vereinbarten Termin in das häusliche Umfeld – mit einem Beurteilungskatalog und einem Punktesystem gelingt es, den Hilfsbedarf festzuhalten. Dazu bewertet der Gutachter verschiedene Bereiche des alltäglichen Lebens, beispielsweise, ob der Antragssteller noch alleine für seine Körperhygiene sorgen oder sich Mahlzeiten zubereiten kann. Die Gesamtpunktzahl ergibt am Ende die Höhe des Pflegegrades.

Die nachfolgende Tabelle zeigt Ihnen, welche Module sich der Gutachter im Laufe der Pflegebegutachtung ansieht.

Modul
Modulbezeichnung
Mögliche Fragen/Themen
1 Mobilität Sind Sie im Bereich Mobilität eingeschränkt, fällt Ihnen beispielsweise das Aufstehen oder Treppensteigen schwer?
2 Kognitive und kommunikative Fähigkeiten Gibt es Probleme bei der Orientierung oder bei der Kommunikation?
3 Verhaltensweisen und psychische Problemlagen Bestehen psychische Probleme, beispielsweise durch die bestehende Fibromyalgie?
4 Selbstversorgung Gelingt es Ihnen, für sich selbst zu sorgen – können Sie sich um Ihre Körperpflege und die Nahrungszubereitung kümmern?
5 Umgang mit krankheits- und behandlungsbedingten Anforderungen Können Sie die vom Arzt verordneten Medikamente selbst einnehmen und die Termine mit Ihrem Mediziner wahrnehmen?
6 Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte Stellt es ein Problem für Sie dar, Ihren Alltag zu planen und soziale Kontakte zu pflegen?

Gut zu wissen!

Der Gutachter hat das Ziel, sich einen umfassendes Eindruck von dem Pflegebedarf zu verschaffen. Dazu gehört auch, medizinische Unterlagen wie Entlassungsberichte und Medikamentenpläne zu sichten – am besten suchen Sie diese bereits im Vorfeld heraus.

Pflegegrad bei Fibromyalgie: wie viele Punkte für welchen Pflegegrad?

Die Pflegekasse teilt den Pflegegrad anhand der Punkteanzahl zu. Folgender Liste können Sie entnehmen, mit wie viel Punkten Sie beispielsweise Pflegegrad 3 bei Fibromyalgie erhalten.

Pflegegrad 1: 12,5 bis unter 27,0 Punkte

Pflegegrad 2: 27 bis unter 47,5 Punkte

Pflegegrad 3: 47,5 bis unter 70 Punkte

Pflegegrad 4: 70 bis unter 90 Punkte

Pflegegrad 5: 90 bis 100 Punkte

Welche Leistungen stehen mir bei Fibromyalgie zu?

Die Pflegekasse steht pflegebedürftigen Menschen mit Rat und Tat zur Seite. Insbesondere die zahlreichen Unterstützungs- und Entlastungsangebote sind im Pflegealltag sehr willkommen. Doch was steht Patienten mit Fibromyalgie durch die Erkrankung im Pflegealltag zu?

Was zahlt die Pflegekasse bei Fibromyalgie?

Bei einer alleinigen Fibromyalgie ist kein Aufenthalt in einer Pflegeeinrichtung vorgesehen. Stattdessen erhalten Betroffene Unterstützung in Form der häuslichen Pflege. Führt die Erkrankung zu einer Einschränkung der Selbstständigkeit, ist der Bezug von Pflegegeld möglich. Fibromyalgie-Patienten können über den Betrag, der sich nach dem Pflegegrad richtet, frei verfügen. Viele geben das Pflegegeld als Aufmerksamkeit an pflegende Angehörige weiter, andere nutzen den Betrag, um eine Haushaltshilfe zu beschäftigen. Für die häusliche Pflege sind auch Pflegesachleistungen vorgesehen. Hinter dem Begriff steckt eine Pflegekassenleistung, die ausschließlich für die Beschäftigung professioneller Pflegekräfte zur Verfügung steht. Mit Pflegesachleistungen erhalten Sie also die Möglichkeit, einen ambulanten Pflegedienst zu beauftragen.

Achtung: Liegen mehrere Erkrankungen vor, kann es durchaus sinnvoll sein, die vollstationäre Pflege in Betracht zu ziehen. Die Pflegekasse beteiligt sich bei einer entsprechenden Unterbringung an den Pflegekosten.

Pflegegrad
Pflegegeld
Pflegesachleistungen
Vollstationäre Pflege
1 0 € 0 € 0 €
2 332 € 760 € 770 €
3 572 € 1431 € 1262 €
4 764 € 1778 € 1775 €
5 946 € 2200 € 2005 €

Tabelle 3: Übersicht finanzielle Leistungen für Pflegebedürftige. Quelle: eigene Darstellung

Wie können Patienten mit einer Fibromyalgie eine Haushaltshilfe finanzieren?

Fibromyalgie-Patienten berichten besonders häufig davon, dass der Haushalt während akuter Schübe eine besondere Herausforderung darstellt. Hier ist zumeist Kraft, Ausdauer und Feinmotorik gefragt. Damit Sie als Betroffener und Ihre pflegenden Angehörigen Entlastung erfahren, können Sie eine Haushaltshilfe beauftragen. Je nach Umfang der Beschäftigung kostet die Unterstützung einige Hundert Euro im Monat. Mit dem Pflegegeld oder dem Entlastungsbetrag in Höhe von 125 Euro pro Monat können Sie die Kosten erheblich senken.

Entlastungsleistungen bei Fibromyalgie

Eine Fibromyalgie löst in der Regel keinen so großen Hilfsbedarf aus, dass Betroffene nicht stundenweise oder tageweise alleine bleiben können. Vielmehr ist eine unregelmäßige Unterstützung bei bestimmten Aufgaben gefragt. Die Tages- und Nachtpflege kommt daher für Menschen mit einer Fibromyalgie ohne andere Einschränkungen eher nicht in Betracht. Die Kurzzeitpflege steht Personen ab Pflegegrad 2 zu – sie stellt eine helfende Hand dar, wenn der Pflegebedarf vorübergehend sehr groß ist, beispielsweise im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt.

Eine weitere Entlastungsleistung ist die Verhinderungspflege. Die Pflegekasse stellt hier ein Budget für eine Ersatzperson zur Verfügung, wenn die eigentliche Pflegeperson verhindert ist, zum Beispiel durch eine Erkrankung oder durch einen Urlaub. Auch diese Unterstützungsleistung ist für viele Fibromyalgie-Patienten meistens nicht notwendig. Der Entlastungsbetrag ist hingegen eine willkommene Leistung für Betroffene. Mit dem zweckgebundenen Budget können Personen mit einem Pflegegrad beispielsweise eine Haushaltshilfe bezahlen.

Entlastungsleistungen auf einen Blick

Pflegegrad
Tages- und Nachtpflege
Kurzzeitpflege
Verhinderungspflege
Entlastungsbetrag
1 0 € 0 € 0 € 125 €
2 689 € 1774 € 1612 € 125 €
3 1298 € 1774 € 1612 € 125 €
4 1612 € 1774 € 1612 € 125 €
5 1995 € 1774 € 1612 € 125 €

Tabelle 4: Übersicht Entlastungsleistungen. Quelle: eigene Darstellung

Fibromyalgie: Unterstützungsleistungen für Anpassungen in der Wohnung/dem Haus

Bei einem Pflegebedarf bietet es sich an, die häusliche Umgebung an die Bedürfnisse des zu Pflegenden anzupassen. Dabei geht es darum, Hürden abzubauen, Stolperfallen zu beseitigen und konkrete Hilfestellung anzubieten. Die Pflegekasse beteiligt sich an verschiedenen Anpassungen. Bei einem Hausnotrufsystem, mit dem Pflegebedürftige im Ernstfall Hilfe per Knopfdruck verständigen können, steuert die Pflegekasse 25,50 Euro pro Monat bei. An der Wohnraumanpassung beteiligt sich die Pflegekasse mit bis zu 4000 Euro für einzelne Maßnahmen – das kann beispielsweise ein Umbau im Badezimmer, wie eine ebenerdige Dusche, sein. Inwiefern diese Anpassungen in Ihrem Fall nötig sind, ist sehr individuell. Bei einer Fibromyalgie kann eine weitere Leistung, die Pflegehilfsmittelpauschale, empfehlenswert sein. Die Pflegekasse stellt hier insgesamt 40 Euro pro Monat zur Verfügung, um zum Verbrauch vorgesehene Pflegehilfsmittel anzuschaffen. Dazu zählen Desinfektionsmittel, Bettschutzeinlagen, Einmalhandschuhe oder Masken.

FAQ: Häufige Fragen zum Pflegegrad bei Fibromyalgie