In Deutschland sind rund 4 Millionen Menschen pflegebedürftig. Während viele von ihnen durch Angehörige oder Freunde betreut werden, nehmen knapp die Hälfte aller Pflegebedürftigen die professionelle Hilfe von ambulanten Pflegediensten oder stationären Pflegeeinrichtungen in Anspruch. Die Kosten hierfür werden jedoch nur teilweise durch die gesetzliche Pflegeversicherung gedeckt. Private Vorsorge durch eine Pflegetagegeldversicherung können helfen, die Versorgungslücke im Alter zu schließen.

In diesem Artikel erfahren Sie, was eine gute Versicherung ausmacht und vorauf Sie vor einem Abschluss achten sollten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Pflegetagegeldversicherung dient der privaten Pflegevorsorge und wird in Form einer monatlichen Leistung gezahlt
  • Das Tagegeld ist nicht zweckgebunden, das bedeutet, der Versicherte muss keine Belege über die Verwendung vorweisen
  • Die Verträge werden bis zum Lebensende abgeschlossen – Beitragsbefreiungen sind jedoch möglich
  • Die Höhe der monatlichen Leistungen kann individuell festgelegt werden
  • Auch Menschen mit Vorerkrankungen können Pflegetagegeldversicherungen abschließen

Was ist eine Pflegetagegeldversicherung?

Bei der Pflegetagegeldversicherung handelt es sich um eine spezielle Form der privaten Pflegeversicherung. Wird die versicherte Person pflegebedürftig, erhält sie ein sogenanntes Tagegeld, dessen Höhe zuvor vertraglich vereinbart wurde und abhängig ist von dem jeweiligen Pflegegrad. Dieses Geld steht dem Versicherten zur freien Verfügung. Somit können Kosten für einen ambulanten Pflegedienst, nötige Anschaffungen oder Umbauten in den eigenen vier Wänden oder auch Rechnungen für die stationäre Pflege in einer Einrichtung mit dem Tagegeld beglichen werden.

Gut zu wissen!

Auch wenn der Name es anders vermuten lässt: Das Pflegetagegeld wird nicht täglich ausbezahlt. Die Leistung erfolgt monatlich und berechnet sich aus dem vereinbarten Tagessatz mal die Anzahl der Tage des Monats.

Um Versicherungsleistung individuell auf die Bedürfnisse des Versicherten abzustimmen, stehen drei verschiedene Arten von Pflegetagegeldversicherungen zur Wahl:

1. Statische („starre“) Pflegegeld-Tarife

In diesem klassischen Modell der Pflegetagegeldversicherung dient der maximale Tagessatz, also in der Regel die Leistung bei einem Pflegegrad 5, als Tarif-Grundlage. Die monatlichen Zahlungen für die anderen Pflegegrade 1 – 4 ergeben sich danach automatisch durch einen prozentualen Anteil. Bei einem Pflegegrad 4 werden dann beispielsweise 90 % und bei einem Pflegegrad 1 10 % des vereinbarten Maximalsatzes ausgezahlt.
Einige Versicherungen bieten allerdings auch statische Tarife, die bereits ab Pflegegrad 2 die volle Leistung gewähren. Hier sind die monatlichen Beiträge, die der Versicherte zahlen muss, allerdings höher.

2. Flexible Pflegetagegeld-Tarife

Im Gegensatz zu den starren Tarifen ermöglichen die flexiblen Pflegetagegeld-Angebote mehr Spielraum für individuelle Gestaltung. Die Höhe der monatlichen Leistungen kann hier für jeden Pflegegrad separat vereinbart werden. Somit ist es möglich, bereits für Pflegegrad 1 einen entsprechend hohen Tagessatz zu vereinbaren, während das bei einem starren Tarif nur über das Anheben des Maximalsatzes zu erreichen ist. Dies wäre dann jedoch wieder mit einem relativ hohen monatlichen Beitrag verbunden.
Außerdem kann bei manchen Versicherungen auch vereinbart werden, dass die Tagessätze unterschiedlich hoch sind, je nachdem, ob der Pflegebedürftige durch einen ambulanten Pflegedienst oder aber in einer stationären Einrichtung versorgt wird. Das kann sich positiv auf die monatlichen Beiträge auswirken.

3. Pflege-Bahr-Versicherungen

Beim Pflege-Bahr handelt es sich um eine staatliche Förderung, die seit 2013 für die private Pflegevorsorge in Anspruch genommen werden kann. Versicherte erhalten hierbei einen jährlichen Zuschuss von 60 € zu ihrer Pflegetagegeldversicherung, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. So muss beispielsweise der Versicherungsbeitrag bei mindestens 10 € pro Monat liegen und es müssen für jeden einzelnen Pflegegrad Leistungen vorgesehen sein. Da Gesundheitsfragen beim Pflege-Bahr ausgeschlossen werden, eignen sich diese Tarife besonders für Menschen, denen aufgrund von Vorerkrankungen andere Versicherungen verwehrt bleiben.

Mit Pflegetagegeld die Versorgungslücke schließen

Wird eine Person pflegebedürftig, hat sie Anspruch auf finanzielle Unterstützung durch die gesetzliche Pflegeversicherung. Reichen diese Leistungen nicht aus, um alle Kosten der ambulanten oder stationären Betreuung zu decken, entsteht die sogenannte „Deckungslücke“ oder auch „Versorgungslücke“. Je nach persönlicher Situation und Wohnort des Pflegebedürftigen kann diese Lücke unterschiedlich groß sein. Im Schnitt beträgt die Differenz, die monatlich aus eigenen Mitteln für die Pflege aufgebracht werden muss:

Pflegegrad
Durchschnittlicher Eigenanteil
Pflegegrad 1 125 €
Pflegegrad 2 500 €
Pflegegrad 3 1100 €
Pflegegrad 4 2200 €
Pflegegrad 5 2200 €

Der Eigenanteil für Pflegebedürftige in stationären Pflegeeinrichtungen ist unabhängig vom Pflegegrad und beträgt rund 1500 € monatlich.

Gut zu wissen!

Verfügt der Pflegebedürftige nicht über genügend Vermögen oder Einkommen, um die Pflegekosten selbst zu begleichen, übernimmt das Sozialamt die Zahlungen. Da aber auch die eigenen Kinder unterhaltspflichtig gegenüber ihren Eltern sind, können auch sie zur Zahlung verpflichtet werden.

Preis und Vergleich: Was kostet eine Pflegetagegeldversicherung?

Wer sich für das Alter finanziell absichern möchte, weiß, dass es bei der Suche nach der passenden Versicherung nicht ausschließlich auf die Höhe des monatlichen Beitrags ankommt. Trotzdem möchte natürlich niemand zu viel für eine Pflegetagegeldversicherung zahlen. Hier lohnt ein Vergleich der Versicherer sowie ein genauer Blick in die Vertragsbedingungen. Denn die Beitragshöhe kann durch unterschiedliche Faktoren des Tarifes beeinflusst werden:

Kriterien für Höhe des monatlichen Beitrags

Höhe des Tagesgeldes

Wie viel Geld erhält der Versicherte im Pflegefall jeden Monat? Je nach Pflegegrad und Tarifart liegen die Leistungen im Schnitt bei 150 – 2000 €. Entscheidend sollte sein, wie hoch die Leistungen sein müssen, um die Versorgungslücke des gesetzlichen Versicherungsschutzes im Pflegefall zu überbrücken.

Dynamik

Da die Kosten für Pflegedienstleistungen im Laufe der Zeit ansteigen, entwickeln sich auch die Leistungen der Versicherung dynamisch. Das bedeutet, dass in regelmäßigen Abständen (in der Regel alle 1-3 Jahre) die Höhe des Tagesgeldes angepasst wird. Einige Tarife beinhalten ein Ende der Erhöhungen mit Eintreten des Pflegefalls oder Erreichen einer bestimmten Altersgrenze.

Sonderzahlungen

Um im Falle einer Pflegebedürftigkeit Anschaffungen oder Umbaumaßnahmen zu finanzieren, können sogenannte Sonderzahlungen vereinbart werden, die dem Versicherten einmalig ausgezahlt werden.

Gesundheitsfragen

Bevor eine Pflegetagegeldversicherung abgeschlossen werden kann, müssen in der Regel einige Fragen zum gesundheitlichen Zustand beantwortet werden. Mithilfe dieser Fragen schätzt der Versicherer ab, wie hoch das Risiko ist, dass später tatsächlich Leistungen in Anspruch genommen werden müssen. Wer aufgrund von Vorerkrankungen einen Tarif ohne Gesundheitsfragen bevorzugt, muss mit höheren monatlichen Beiträgen rechnen.

TIPP
Achten Sie auf die Betrachtungszeiträume. Während einige Versicherer Gesundheitsfragen zu den vergangenen 10 Jahren stellen, sind für andere nur die letzten 5 oder sogar nur 3 Jahre relevant.

Beitragsfreiheit

Beitragsfreiheit bedeutet, dass unter bestimmten Voraussetzungen die monatlichen Beiträge für die Pflegetagegeldversicherung nicht mehr gezahlt werden müssen. Einige Versicherer bieten dies in Abhängigkeit zum Pflegegrad an, sodass beispielsweise ab Pflegegrad 1 keine Beiträge mehr fällig werden. Ist dies nicht vorgesehen, werden die Beiträge monatlich mit dem Pflegetagegeld verrechnet.

Gut zu wissen!

Pflegetagegeldversicherungen bieten keine Beitragsgarantie. Kalkulieren Sie steigende Beiträge von Anfang an in die Finanzplanung ein. Wer später die Versicherung aufgrund von Zahlungsproblemen kündigt, hat keinen Anspruch auf die bereits geleisteten Beiträge.

Pflegetagegeldversicherung Vergleich

Um den passenden Versicherungstarif zu finden und sich im Alter keine Sorgen um die finanzielle Absicherung zu machen, sollten die Details der Angebote genau geprüft werden. Entscheidend ist unter anderem, wie hoch die monatlichen Auszahlungen bei welchem Pflegegrad sein sollen. Interessierte sollten sich vorab deshalb genau überlegen, ab wann sie den vollständigen Versicherungsschutz benötigen und wie groß die Versorgungslücke beispielsweise bei einem Pflegegrad 2 wäre.

Die folgenden Versicherungsangebote können als Orientierung dienen:

Beipeiltarife für einen 45-jährigen Versicherungsnehmer

Tarif A
Tarif B
Tarif C
Monatlicher Beitrag in € 57 62 57
Monatliche Leistungen Ambulant Pflegegrad 1 181 287 103
Monatliche Leistungen Ambulant Pflegegrad 3 1131 956 1063
Monatliche Leistungen Ambulant Pflegegrad 5 2318 2200 1600
Monatliche Leistungen Stationär Pflegegrad 1 121 287 103
Monatliche Leistungen Stationär Pflegegrad 3 1718 956 1543
Monatliche Leistungen Stationär Pflegegrad 5 1718 2200 1600
Dynamische Leistungsanpassung ja ja ja
Sonderzahlungen nein nein nein
Beitragsfreiheit - Ab PG 1 Ab PG 4

Beispieltarife für einen 55-jährigen Versicherungsnehmer

Tarif A
Tarif B
Tarif C
Monatlicher Beitrag in € 89 90 91
Monatliche Leistungen Ambulant Pflegegrad 1 141 600 69
Monatliche Leistungen Ambulant Pflegegrad 3 1063 1050 1029
Monatliche Leistungen Ambulant Pflegegrad 5 2214 1050 1600
Monatliche Leistungen Stationär Pflegegrad 1 81 600 69
Monatliche Leistungen Stationär Pflegegrad 3 1614 1050 1509
Monatliche Leistungen Stationär Pflegegrad 5 1614 1050 1600
Dynamische Leistungsanpassung ja ja ja
Sonderzahlungen nein nein nein
Beitragsfreiheit - Ab PG 1 Ab PG 4

Wie sinnvoll ist eine Pflegeversicherung?

Wie sinnvoll eine Pflegeversicherung und speziell eine Pflegetagegeldversicherung ist, hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Drei davon sind:

Art der Pflege

Um die anfallenden Pflegekosten abschätzen zu können, ist wichtig zu klären, ob beispielsweise eine ambulante Pflege in den eigenen vier Wänden oder aber eine besondere Pflegeeinrichtung bevorzugt wird.

Finanzielle Situation im Alter

Können die Pflegekosten auch bei einem Pflegegrad 5 aus dem eigenen Vermögen oder der zu erwartenden Rente bezahlt werden? Oder vielleicht gibt es auch Angehörige, die im Pflegefall finanziell unterstützen können?

Familiäre Situation

Wenn es Angehörige gibt, die Teile der Pflege übernehmen können, ist der finanzielle Bedarf geringer, als wenn ein Pflegedienst die gesamte Versorgung übernimmt. Sprechen Sie mit Ihrer Familie, um diese Möglichkeiten der Hilfe im Vorfeld abzuklären.

Gut zu wissen!

Pflegetagegeld ist nur eine Form der privaten Pflegezusatzversicherung. Auch Pflegerentenversicherung und Pflegekostenversicherungen können für eine finanzielle Absicherung im Alter sorgen.

Vor- und Nachteile der Pflegetagegeldversicherung im Überblick

Vorteile
Nachteile
günstige Beiträge im Vergleich zu anderen privaten Pflegezusatzversicherungen Bei Vertragskündigung oder Sterbefall werden geleistete Beiträge nicht ausgezahlt
monatliche Leistung kann individuell verwendet werden: kein Rechnungsnachweis nötig keine Beitragsgarantie
Versicherungsabschluss ohne Gesundheitsfragen bei einigen Anbietern möglich bei vorübergehender Zahlungsunfähigkeit ist kein Aussetzungen der Beitragszahlungen möglich (Ausnahme: Pflege-Bahr)
bereits ab Pflegestufe 0 können Leistungen gezahlt werden
kann staatlich bezuschusst werden (Pflege-Bahr)

FAQ - Fragen und Antworten zur Pflegetagegeldversicherung