In unserem Themenblock „Prophylaxen in der Pflege“ finden Sie verschiedene Artikel zum Thema Prävention allgemein und zu speziellen Themen der Pflege. In diesem Artikel geht es um die Pneumonieprophylaxe, wie eine Lungenentzündung möglichst verhindert werden kann. Gerade ältere, geschwächte oder bettlägerige Menschen haben ein höheres Risiko, an einer Lungenentzündung (Pneumonie) zu erkranken.

Im Themenblock Prophylaxen in der Pflege finden Sie außerdem diese Themen: Dekubitusprophylaxe, Sturzprophylaxe, Thromboseprophylaxe, Aspirationsprophylaxe, Exsikkoseprophylaxe, Obstipationsprophylaxe, Parotitisprophylaxe, Intertrigoprophylaxe.

Atemwegsinfekt kann schnell zur Lungenentzündung werden

Atmen ist lebensnotwendig. Wenn die freie Atmung behindert wird, leidet die Lebensqualität, man muss nur an das unangenehme Gefühl einer verstopften Nase denken. Aus einem Ateminfekt kann eine Lungenentzündung werden, mehr als 500.000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland an einer Lungenentzündung oder Pneumonie, gut die Hälfte von ihnen muss im Krankenhaus behandelt werden.

Weltweit ist die Lungenentzündung die am häufigsten tödlich verlaufende Infektionserkrankung. Bei älteren Menschen können nicht nur Infektionen eine Pneumonie verursachen, auch noch eine ganze Reihe von anderen Faktoren begünstigen das Entstehen einer Lungenentzündung.

Lesen Sie hier, wie man mit zum Teil ganz einfachen Mitteln und Methoden einer Lungenentzündung im Pflegealltag vorbeugen kann.

Das wichtigste in Kürze

  • Bei der Pneumonieprophylaxe geht es darum, einer Lungenentzündung vorzubeugen bzw. sie nach Möglichkeit zu verhindern.
  • Die Lungenentzündung gehört zu den Infektionskrankheiten, die bei älteren Menschen am häufigsten zum Tode führen. Der Pneumonieprophylaxe kommt daher eine große Bedeutung zu.
  • Singen und Lachen sind die einfachsten und schönsten Übungen der Pneumonieprophylaxe.
  • Ziel der Pneumonieprophylaxe ist es, die Lungenflügel zu dehnen und die Lungenbläschen möglichst tief zu belüften.

Definition der Pneumonieprophylaxe

Die Pneumonieprophylaxe gehört in der Pflege älterer Menschen zum Alltag. Sie ist eine der vielleicht wichtigsten Prophylaxen in der Medizin und im Pflegebereich. Es geht darum, mit alltäglichen, pflegerischen und medizinischen Mitteln eine Entzündung des Lungengewebes vorzubeugen bzw. diese zu verhindern. Dazu wird das individuelle Risiko für Pneumonien eingeschätzt und es werden die passenden, vorzubeugenden Maßnahmen festgelegt.

Was ist eine Pneumonie?

Seit den Coronajahren ist das Risiko einer Lungenentzündung als Folge von Infektionen im allgemeinen Bewusstsein präsent. Über die Atmung gelangen Bakterien, Erreger oder Viren in die Bronchienäste und ins Lungengewebe. Wenn sie sich in der Schleimhaut der Bronchien festsetzen, schwellen diese an und produzieren Schleim, der dann abgehustet wird. Die erste Form einer Atemwegsinfektion ist die Bronchitis. Wenn die Krankheitserreger sich von den Bronchienästen weiter ins Lungengewebe bewegen, entsteht die Pneumonie oder Lungenentzündung, die Lungenbläschen und das umliegende Gewebe entzünden sich. Langsam oder auch ganz plötzlich entstehen Fieber, Schwäche und Atembeschwerden. Als typische Anzeichen einer Lungenentzündung gelten:

  • Fieber und/oder Schüttelfrost
  • starkes Krankheitsgefühl
  • Husten
  • Atembeschwerden bis zur Atemnot
  • beschleunigter Puls

Es gibt aber auch Lungenentzündungen, die kaum oder gar keine der oben genannten Symptome aufweisen. Alle Lungenentzündungen, die durch Bakterien verursacht wurden, lassen sich gut mit Antibiotika behandeln. Wenn Viren die Auslöser sind, muss der Körper und sein Immunsystem selbst mit dem Erreger fertig werden.

Gut zu wissen! Bei einer Pneumonie entzünden sich die Lungenbläschen und das umliegende Gewebe. Bei älteren Menschen führen Lungenentzündungen häufiger zu Komplikationen.

Welche Arten von Pneumonie gibt es?

Folgende Formen von Lungenentzündungen werden medizinisch unterschieden:

  • ambulante Pneumonie
  • nosokomiale Pneumonie
  • typische Pneumonie
  • atypische Pneumonie

Die ambulante Pneumonie ist die häufigste Form der Lungenentzündung, von der ambulanten Form spricht man, wenn die Betroffenen in ihrem alltäglichen Umfeld erkranken.

Die nosokomiale Form entsteht während eines Krankenhausaufenthaltes oder in einer Pflegeeinrichtung. Wegen des schon geschwächten Allgemeinzustandes der Patient*innen verläuft diese Form oft schwerer.

Die typische Form der Lungenentzündung wird durch Bakterien ausgelöst, die Lungenbläschen entzünden sich und innerhalb weniger Stunden entsteht ein massives Krankheitsbild.

Bei der atypischen Form sind Viren oder Pilze die Krankheitsauslöser, als Symptome werden ein langsamer Verlauf, trockener Husten und meist keine erhöhte Temperatur beobachtet.

Gut zu wissen! Bei einer typischen Lungenentzündung entsteht innerhalb weniger Stunden ein massives Krankheitsbild. Bei älteren Menschen kann die Pneumonie aber auch ohne die üblichen Symptome ablaufen.

Das Pneumonierisiko bei älteren Menschen

Die Infektionskrankheit, die bei älteren Menschen am häufigsten zum Tod führt, ist leider die Lungenentzündung. Bei Älteren arbeitet das Immunsystem nicht mehr so gut, die Schleimhautbarriere ist dünner, oft kommen noch andere Erkrankungen hinzu wie Diabetes, Nierenfunktionsstörungen, Herzerkrankungen, Krebs oder Adipositas.

Gut zu wissen! Bewegung ist immer wichtig. Sie hilft, die Lungen gut zu belüften und Schmutzpartikel und Schleim abzuhusten.

Wenig Bewegung oder Bettlägerigkeit oder durch Krankheit oder Übergewicht bedingte Immobilität bewirken, dass die Lungen nicht mehr voll und tief belüftet werden. Das Lungengewebe wird nicht gut durchblutet, Schleimansammlungen werden nicht mehr richtig abgehustet und stellen einen idealen Nährboden für Keime dar.

Wann macht man eine Pneumonieprophylaxe?

Kleine Übungen zur Pneumonieprophylaxe sollte im Grunde jeder ältere Mensch im Alltag einplanen. Im Pflegealltag und bei bettlägerigen Patient*innen gehört die Pneumonieprophylaxe zum Muss.

Welche Maßnahmen der Pneumonieprophylaxe gibt es?

Die pflegerischen Maßnahmen der Pneumonieprophylaxe können eingeteilt werden in

  • mechanische und äußerliche Maßnahmen, um die Atmung zu verbessern und zu vertiefen
  • innerlich wirkende Maßnahmen, um Sekret zu verflüssigen und das Abhusten zu erleichtern

Ziel der Pneumonieprophylaxe ist es, die Belüftung der Lungen zu verbessern – gerade bei Bettlägerigen oder in der Mobilität eingeschränkten Menschen. Mit den Betroffenen werden dazu Körperhaltungen und Atemübungen geübt. Außerdem geht es darum, Sekretansammlungen in den Atemwegen zu verhindern und diese wirksam abhusten zu können. Und nicht zuletzt ist es Ziel der Pneumonieprophylaxe, (Atemwegs)infektionen nach besten Möglichkeiten zu verhindern. Dazu muss auch auf eine gute Mundhygiene geachtet werden, damit Infektionen von dort nicht in die unteren Atemwege absteigen. Eine gute Aspirationsprophylaxe und eine Pneumonieprophylaxe gehören bei manchen Patientengruppen zusammen.

Gut zu wissen! Eine gute Mund- und Zahnhygiene ist ebenfalls eine vorbeugende Maßnahme, denn Infektionen können aus dem Mundbereich leicht in die unteren Atemwege absteigen.

Pneumonieprophylaxe in der Pflegeplanung

In der Pflegeplanung geht es darum, die Risikofaktoren der Pneumonieprophylaxe zu kennen und das individuelle Pneumonierisiko zu ermitteln: Ist der, die Betroffene bettlägerig? Liegen Atemstörungen oder Erkrankungen der Atemwege, beispielsweise chronische Bronchitis, vor? Gibt es eine Schluckstörung oder Ernährung über Sonde? Leidet der, die zu Pflegende an einer Herzerkrankung, ist übergewichtig oder Raucher*in? Gibt es Gründe, dass er, sie vielleicht beim Atmen eine Schonhaltung einnimmt? Leidet der, die Betroffene an einer akuten Infektion oder hat sie gerade überstanden? Wie klappt es mit dem Abhusten? Ist dabei Unterstützung notwendig oder müssen schleimlösende Mittel gegeben werden, als Saft, Tabletten oder zum Inhalieren? Wie sieht es mit der Aspirationsprophylaxe aus? Wie steht es um die Zahn- und Mundgesundheit? Nach dieser Risikoanalyse richten sich die entsprechenden Maßnahmen.

Maßnahmen der Pneumonieprophylaxe bei Bettlägerigkeit

Gerade bei Menschen, die viel oder ausschließlich liegen, ist Mobilisation ein wichtiges Thema. Sitzen auf der Bettkante, so viel wie möglich umhergehen, das Essen am Tisch einnehmen – diese Aktivitäten tun auch der Atmung gut und belüften die Lungen. Bei der Pflegeplanung spielen folgende Themen eine wichtige Rolle:

  • Lagerung
  • Raumluft und Flüssigkeitsversorgung
  • Atemübungen
  • Atemerleichterungen, Abhusten
  • Impfungen gegen Grippe und Pneumokokken

Lagerung: Ein hochgelagerter Oberkörper erleichtert das Abhusten. Ein dickes Kissen oder eine Fußstütze verhindern, dass der Oberkörper zusammensinkt und an das Bettende rutscht. Kissen in T-Form unterstützen Schultern und Wirbelsäule, eine Knierolle entspannt die Bauchmuskulatur, Kissen unter den Armen entlasten den Schulterbereich. Der Kopf wird auch durch ein Kissen gestützt. Alle Lagerungen sollen immer nur für 20 bis 30 Minuten beibehalten und dann gewechselt werden.

Eine andere Variante der Lagerung ist die sogenannte VATI-Lagerung:

  • V – zwei schmale, lange Lagerungskissen werden unter dem Rücken, vom Kreuzbereich ausgehend, wie ein V gelegt, ein Kissen quer stützt den Kopf.
  • A – jetzt liegen die Kissen wie ein A, mit der Spitze zwischen den Schulterblättern
  • T – ein Kissen liegt senkrecht unter der Wirbelsäule, das andere in beliebiger Höhe quer
  • I – wie bei der T-Position, nur ohne Querkissen.

Der Kutschersitz mit einem leicht breitbeinigen Sitz auf der vorderen Stuhlhälfte oder der Bettkante und gleichzeitiges Abstützen der Ellenbogen auf den Oberschenkeln erleichtert die Atmung.

Verschiedene Dehnpositionen weiten die Lungenflügel, bei der Halbmond-Lage liegen die Patient*innen auf dem Rücken und bewegen erst Schultern und Arme, dann Beine zu einer Seite des Bettes und dann zur anderen. Bei der Drehdehn-Lage liegen sie in einer 90-Grad-Seitenlage, der Kopf wird von Kissen gestützt, der obere Arm liegt hinter oder neben dem Kopf. Dann wird der Oberkörper langsam in die Rückenlage gedreht, während die Beine ihre Position behalten.

Gut zu wissen! Regelmäßiges Lüften der Innenräume tut den Lungen gut. Dabei kurz stoßlüften, d.h. Durchzug in den Zimmern machen. Gelüftet werden sollte mehrmals am Tag und kurz vor dem Schlafengehen.

Raumluft und Flüssigkeit: Die Raumluft sollte nicht zu trocken sein, damit die Schleimhäute immer gut befeuchtet sind. Im Winter ist es ratsam, eine Schale mit Wasser auf die Heizung zu stellen. Regelmäßiges Lüften gehört ebenfalls zum Raumluftprogramm. Für die Schleimhäute und die Verflüssigung von Sekreten ist die Flüssigkeitszufuhr wichtig. Eine ausführliche Beschreibung der Exsikkoseprophylaxe und Tipps und Tricks zum ausreichenden Trinken finden Sie hier:

Exsikkoseprophylaxe

Atemübungen: Mit verschiedenen Atemübungen wird das tiefe Ein- und Ausatmen unterstützt. Sicherheitshalber sollte man allerdings vorher den Arzt, die Ärztin fragen, ob die Übungen auch ohne Bedenken möglich sind. Beim Atemtraining helfen Luftballons, die aufgeblasen werden müssen; Wattebäuschchen, die mit einem Halm weggepustet werden; das Blasen mit Halm in ein gefülltes Wasserglas. Spezielle Geräte können ebenfalls beim Atemtraining zum Einsatz kommen, Physiotherapeut*innen oder Atemtrainer*innen helfen hier bei der Auswahl und Schulung mit den Geräten.

Atemerleichterungen, Abhusten: Um Schleim in den Atemwegen locker zu machen und das Abhusten zu unterstützen, können einmal schleimlösende Mittel eingenommen werden. Ebenfalls hilfreich sind Inhalationen mit verschiedenen, geeigneten Präparaten. Auch das Einreiben des Rückens mit durchblutungsfördernden Salben wird oft als sehr angenehm und entspannend empfunden. Viele Menschen mögen das Ausstreichen des Rückens oder eine leichte Klopfmassage (vorher bitte den zuständigen Arzt, die Ärztin fragen, die Klopfmassage ist nicht immer angebracht), die hilft, das Sekret zu lösen.

Impfungen: Bei älteren Menschen, besonders wenn sie immungeschwächt oder immobil sind, sollte der Impfstatus regelmäßig kontrolliert und beibehalten werden. Die Pneumokokken-Impfungen erfolgt einmalig, Grippe-Impfungen werden jährlich wiederholt, weil der Impfstoff an die Erreger angepasst wird.

Fünf Übungen zur Pneumonieprophylaxe zuhause

Die einfachsten Übungen zur Pneumonieprophylaxe sind herzhaftes Lachen und lautes Singen. Beim Singen dehnt sich das Zwerchfell und weitet damit gleichzeitig Rippenbögen und Lungenflügel. Außerdem tut Singen der Seele gut. In den Pflegealltag und die Grundpflege lassen sich aber noch ein paar andere Übungen, die der Pneumonieprophylaxe dienen, ganz problemlos integrieren:

  • Rückenmassagen beim Waschen und Eincremen
  • Dehnübungen beim An- und Ausziehen, Arme nach oben, zu den Seiten, vorn und hinten strecken, dabei auf konzentriertes Ein -und Ausatmen achten
  • Oberkörper im Sitzen hoch lagern
  • beim Einatmen ein Nasenloch zuhalten, beim Ausatmen die Lippen leicht aufeinanderlegen (mehrmals am Tag wiederholen)
  • Lachen und Singen, Lieder im Radio mitträllern oder gemeinsam singen, Texte findet man im Internet

Gut zu wissen! Wer singt, atmet tiefer und besser. Außerdem tut Singen der Seele gut, wirkt entspannend, kräftigt das Herz-Kreislaufsystem und stärkt sogar das Immunsystem, haben Forscher in Studien herausgefunden.

Wie können Angehörige eine Pneumonie erkennen?

Bei älteren Menschen kann es sein, dass sich eine Lungenentzündung nicht mit den üblichen Symptomen zeigt. Deshalb sollte man bei Älteren aufmerksam sein bei:

  • Durchfall
  • Verwirrtheit, Teilnahmslosigkeit
  • Atemnot oder beschleunigter Atmung
  • Pulsjagen oder Blutdruckabfall
  • plötzlichem Fieber oder auffallend niedriger Körpertemperatur

Bei diesen Symptomen sollte man unbedingt einen Arzt, eine Ärztin hinzuziehen. Ältere Menschen werden bei Lungenentzündungen oft schwerer krank und haben ein Risiko für größere Komplikationen.

Fünf Maßnahmen zur Pneumonieprophylaxe für Angehörige

Auch Angehörige können eine ganze Menge zur Pneumonieprophylaxe tun:

  • Hygiene – vor dem Kontakt die Hände gründlich waschen und dafür sorgen, dass die, der zu Pflegende auch regelmäßig die Hände wäscht und sich möglichst wenig ins Gesicht fasst. Papiertaschentücher verwenden und immer sofort auswechseln. Bei Erkältung Maske tragen.
  • Luft – frische Luft tut den Lungen gut. Wenn es geht, einmal am Tag spazieren gehen. Zumindest aber Zimmer und Wohnung mehrmals am Tag kurz, aber gut durchlüften. Für ausreichend Feuchtigkeit in der Raumluft sorgen.
  • Immunabwehr – gesunde Ernährung und passende Nahrungsergänzungsmittel stärken die Immunabwehr. Mit kühlen Arm- und Beingüssen am Morgen wird die Durchblutung angeregt und Abwehrkräfte werden gestärkt.
  • Atemtraining – auch im Liegen können Atemübungen gemacht werden, z.B. die Hände auf den Bauch legen und gegen ihren Widerstand ein- und ausatmen. Machen Sie die Atemübungen mehrmals am Tag mit und erinnern Sie den, die zu Pflegende(n) daran.
  • Auf ausreichendes Trinken achten, siehe auch Exsikkoseprophylaxe, und für Ruhe und Zeit bei den Mahlzeiten sorgen, siehe Aspirationsprophylaxe.

Gut zu wissen! Rauchen und Alkohol schwächen das Immunsystem. Bewegung, Luft und Sonne stärken es.

FAQ - Häufige Fragen zu Pneumonieprophylaxe