Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung, kurz COPD, ist eine häufige Erkrankung, bei der es zu dauerhaften Schädigungen der Lunge kommt. Betroffene leiden unter Husten und zunehmender Atemnot.[1] Mit Voranschreiten der Erkrankung ergibt sich meist ein Pflegegrad. Betroffenen fällt es durch die eingeschränkte Lungenkapazität immer schwerer, den Alltag alleine zu bewältigen. Selbst einfache Tätigkeiten wie das Anziehen oder Treppensteigen sind dann mühsam. Sobald die Selbstständigkeit bei COPD-Patienten eingeschränkt ist, lohnt sich die Beantragung eines Pflegegrades. Damit haben Betroffene Zugriff auf verschiedene Pflegekassen-Leistungen, die den Pflegealltag erleichtern.

Wir erklären Ihnen, wann der richtige Zeitpunkt für einen Pflegegrad-Antrag bei COPD gekommen ist und welche Leistungen Patienten dann zustehen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) führt zu einer dauerhaften Schädigung der Lunge.
  • Durch die Abnahme der Lungenfunktion sind Betroffene im weiteren Verlauf der Erkrankung auf intensive Pflege angewiesen.
  • Ist die Selbstständigkeit im Alltag eingeschränkt, lohnt sich ein Pflegegrad-Antrag.
  • Mit einem Pflegegrad können COPD-Patienten verschiedene Leistungen der Pflegekasse abrufen.
  • Neben Pflegegeld, Pflegesachleistungen, Verhinderungspflege und Kurzzeitpflege kann vor allem der Entlastungsbetrag den Pflegealltag erleichtern.

Was ist COPD?

Die Abkürzung COPD steht für „chronic obstructive pulmonary disease“, zu Deutsch chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Sie zählt zu den weltweit führenden Todesursachen und betrifft Schätzungen zufolge etwa 10-12 % aller Deutschen, die das 40. Lebensjahr überschritten haben.[1] Menschen mit COPD weisen eine chronische Entzündung in den Atemwegen sowie im Lungengewebe auf. Neben Husten und Atemnot können Geräusche beim Atmen wie Brummen oder Pfeifen auftreten. Die Erkrankung sorgt dafür, dass die Atemwege und das Lungengewebe chronisch geschädigt sind[2] – das passiert aber nicht plötzlich, die Erkrankung entwickelt sich über viele Jahre hinweg. Anfangs halten Patienten die Beschwerden oft für Raucherhusten oder eine Bronchitis. Viele Menschen sind bereits über 60 Jahre alt, wenn die Erkrankung dann bei ihnen diagnostiziert wird. Heilbar ist COPD nicht, allerdings kann eine Behandlung dazu beitragen, den Krankheitsfortschritt zu stoppen bzw. auszubremsen.[3]

Gut zu wissen!

Tabakkonsum ist ein entscheidender Risikofaktor bei COPD. Deshalb ist es wichtig, dass Betroffene auf das Rauchen verzichten. Mediziner können zudem Arzneimittel verordnen, um bestehende Beschwerden zu lindern.4

Sind Menschen mit COPD pflegebedürftig?

Ob Menschen mit COPD auf Unterstützung von außen angewiesen sind, hängt maßgeblich von dem vorhandenen Krankheitsstadium ab. Viele Personen merken anfangs gar nicht, dass sie von der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung betroffen sind. Schreiten die Schädigungen voran, ist die Funktion der Lunge stark eingeschränkt. Das führt dazu, dass Personen selbst bei geringen körperlichen Anstrengungen mit Atemnot zu kämpfen haben. Den Haushalt zu führen, Körperpflege zu betreiben oder sich selbst anzuziehen, ist dann ohne Hilfe nicht mehr möglich. Bei einer sehr schweren COPD können Betroffene selbst im Ruhezustand unter Atemnot leiden – dann kann eine Versorgung mit Sauerstoff notwendig sein. Eine fortgeschrittene COPD ist in der Regel immer mit einer Pflegebedürftigkeit verbunden. Wie schnell die Erkrankung voranschreitet, ist individuell und hängt auch davon ab, wie kooperativ der Patient ist. Ein Rauchverzicht und eine Einnahme von Medikamenten können nämlich dabei helfen, das Voranschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und akuten Krankheitsschüben vorzubeugen.[4] Besteht bereits ein Pflegebedarf, ist es wichtig, dass pflegende Angehörige diesen regelmäßig überprüfen. So können sie die tägliche Pflege an die Bedürfnisse des Patienten anpassen.

COPD und Pflegebedarf: Wie beeinflusst die Erkrankung den Pflegebedarf?

Eine Pflegebedürftigkeit wird bei einigen Menschen nicht einzig durch die COPD begründet. Womöglich sind sie durch einen Schlaganfall oder Parkinson bereits auf die Unterstützung von außen angewiesen. Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung kann den Pflegebedarf dann deutlich erhöhen. Das trifft insbesondere zu, wenn bereits eine ausgeprägte Atemnot besteht. Die COPD ist zwar vorrangig eine Lungenerkrankung, sie hat jedoch Auswirkungen auf das ganze System. Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, das metabolische Syndrom, Infekte der Atemorgane und Harninkontinenz sind daher nicht selten – durch die Vielzahl an gesundheitlichen Komplikationen ist die Pflegebedürftigkeit im fortgeschrittenen Stadium auch deshalb stark ausgebildet.[1] Wie viel Unterstützung Betroffene im Alltag benötigen, darüber bestimmt das Krankheitsstadium.

Pflegebedarf am Anfang der Erkrankung: Da die Beschwerden nur schwach ausgeprägt sind oder ganz fehlen, liegt hier in der Regel noch kein Pflegebedarf vor.

Pflegebedarf bei fortgeschrittener Erkrankung: Die Lungenfunktion ist stark eingeschränkt. Husten und Auswurf können Betroffene nun belasten. Außerdem liegt eine Atemnot vor, die sich selbst bei geringer körperlicher Anstrengung bemerkbar macht. Alltägliche Aufgaben sind für Betroffene eine Herausforderung. Womöglich benötigt Ihr Familienmitglied nun Unterstützung bei der Haushaltsführung, der Mobilität und Körperpflege.

Pflegebedarf bei deutlich fortgeschrittener Erkrankung: Patienten sind durch die starke Einschränkung der Lungenfunktion nun meist in allen Bereichen des Lebens auf Hilfe angewiesen. Das gilt beispielsweise für die Ernährung, Mobilisation, Körperpflege und Aufrechterhaltung sozialer Kontakte.

Der voranschreitende Prozess macht COPD-Patienten und Angehörigen meist Sorgen. Wer pflegt mich, wenn mir im Alltag die Puste ausgeht? Wo bekomme ich finanzielle Unterstützung? Die gute Nachricht ist, dass die Pflegekasse Betroffenen mit zahlreichen Leistungen zur Seite steht. So kann beispielsweise ein ambulanter Pflegedienst im Pflegealltag Unterstützung leisten. Für die Beanspruchung der Leistungen ist jedoch unbedingt ein Pflegegrad notwendig. Achtung: Liegt bei Ihrem Familienmitglied bereits ein Pflegegrad vor und steigt der Pflegebedarf durch die chronisch obstruktive Lungenerkrankung an, sollten Sie unbedingt eine Höherstufung des Pflegegrades in Erwägung ziehen.

Pflegegrad bei COPD: Voraussetzungen und Einstufung

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung kann den gewohnten Alltag zunehmend erschweren. Entsteht im Laufe des Krankheitsprozesses eine Pflegebedürftigkeit, ist es empfehlenswert, Leistungen der Pflegekasse miteinzubeziehen. Sie helfen bei der Finanzierung der Pflegeleistungen und bieten konkrete Maßnahmen zur Entlastung von Pflegebedürftigen sowie Angehörigen an. Um die zur Verfügung stehenden Leistungen gerecht an Menschen mit einem Hilfsbedarf zu verteilen, ist ein Pflegegrad notwendig. Er hat die Aufgabe, die Pflegebedürftigkeit des Antragstellers einzuordnen. Das ist deswegen notwendig, weil nicht jede Person mit COPD das gleiche Maß an Pflege benötigt. Wichtig: Die Pflegekasse teilt COPD-Patienten nicht automatisch einen Pflegegrad zu. Nur mit einem vorherigen Antrag erhalten sie einen Pflegegrad, der zur Beanspruchung der Leistungen befähigt. Betroffene müssen für die Genehmigung allerdings einige Voraussetzungen erfüllen.

Pflegegrad bei COPD: Voraussetzungen

Nicht jeder COPD-Patient erhält einen Pflegegrad. Die wichtigste Voraussetzung ist, dass die Selbstständigkeit des Betroffenen nachweisbar eingeschränkt ist.

Konkret gibt es folgende Voraussetzungen für einen Pflegegrad bei COPD:

  • Betroffene haben mindestens 2 Jahre lang in den letzten 10 Jahren Beiträge in die Pflegeversicherung eingezahlt, alternativ bestand eine Familienversicherung.
  • COPD-Patienten weisen eine Einschränkung ihrer Selbstständigkeit auf – sie sind auf Hilfe von außen angewiesen.
  • Der Pflegebedarf hält voraussichtlich mindestens 6 Monate an oder gilt für eine unbegrenzte Zeit – diese Voraussetzung ist bei COPD in der Regel erfüllt, da die Erkrankung nicht heilbar ist.

Scheuen Sie sich nicht, einen Pflegegrad zu beantragen, wenn die Erkrankung noch nicht weit fortgeschritten ist. Auch wenn Gutachter lediglich Pflegegrad 1 feststellen, haben Sie Anspruch auf viele Leistungen, die Ihnen den Alltag vereinfachen.

Kann man bei COPD eine Pflegestufe (Pflegegrad) beantragen?

Noch immer denken viele Menschen, dass ein Pflegegrad lediglich älteren oder behinderten Personen zusteht. Allerdings können auch Krankheitsprozesse eine Pflegebedürftigkeit auslösen und damit einen Grund für einen Pflegegrad darstellen. Im Jahr 2017 lösten die Pflegegrade die bis dahin bestehenden Pflegestufen ab. Seither erhalten Menschen mit einem Pflegebedarf einen von insgesamt fünf Pflegegraden. Je stärker die Einschränkung durch die Erkrankung ist, desto höher fällt der Pflegegrad aus.

Welcher Pflegegrad bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung?

Die Pflegekasse teilt die Pflegegrade nicht aufgrund einer Erkrankung zu, es gibt also nicht den einen Pflegegrad speziell für COPD. Über die Höhe des Pflegegrades entscheidet die vorliegende Einschränkung der Selbstständigkeit. Diese kann in Abhängigkeit von dem Krankheitsstadium sehr unterschiedlich ausfallen. Anfangs benötigen Betroffene womöglich lediglich Unterstützung beim Wocheneinkauf oder bei Haushaltstätigkeiten wie dem Wäschewaschen. Da die chronisch obstruktive Lungenerkrankung aber voranschreiten kann, steigt meist auch der Pflegebedarf automatisch an. Bei einer schweren COPD ist meist eine intensive Pflege nötig, da Patienten sich kaum noch belasten können – selbst im Ruhezustand können sie bereits eine Atemnot entwickeln. Die Bereiche der Grundpflege wie Ernährung, Mobilität und Körperpflege sind nun von einem deutlichen Hilfsbedarf gekennzeichnet. Grundsätzlich können Menschen durch einen voranschreitenden Krankheitsprozess alle Pflegegrade durchlaufen. Das setzt natürlich voraus, dass eine Pflegebegutachtung regelmäßig attestiert, dass eine Zunahme der Pflegebedürftigkeit vorliegt. Es kann aber auch passieren, dass Betroffene die Beschwerden zunächst nicht ernstnehmen oder falsch einordnen, und sich der Krankheit deshalb nicht bewusst sind. Stellen sie erst mit deutlichen Einschränkungen der Selbstständigkeit einen Antrag, starten sie meist direkt mit einem höheren Pflegegrad, zum Beispiel Pflegegrad 2 oder Pflegegrad 3.

COPD-Stadium nach Gold- Klassifikation
Typische Beschwerden
Möglicher Pflegegrad
Milde COPD Oft ist Betroffenen gar nicht bewusst, dass sie sich im Anfangsstadium der COPD befinden. Die Atembeschwerden sind vergleichsweise gering ausgeprägt, die Lungenfunktion weicht vom Sollwert maximal 20 % ab. Bei einer milden COPD zeigen sich meist chronischer Husten in Kombination mit einer erhöhten Schleimproduktion, manchmal fehlen die Symptome auch ganz. 0
Mittelschwere COPD Tendenziell sind die Symptome nun etwas stärker ausgeprägt. Patienten müssen aber auch in diesem Stadium nicht zwangsläufig Beschwerden bemerken. Während körperlich inaktive Menschen meist noch keine Veränderungen ihres Gesundheitszustandes beobachten, geben Patienten bei starker körperlicher Beanspruchung Atemnot an. Die Lungenfunktion liegt nun zwischen 50 und 80% des Sollwertes. 1-2
Schwere COPD Die Lungenfunktion ist in diesem Stadium stark eingeschränkt und liegt nun bei maximal 50 % des Sollwertes. Husten und Auswurf dominieren meist den Alltag und selbst kleine Anstrengungen führen zu Atemnot. 3-4
Sehr schwere COPD Im Endstadium liegt eine chronische Unterversorgung mit Sauerstoff vor. Das liegt daran, dass die Lungenfunktion mehr als 70 % vom Sollwert abweicht. Selbst leichte Alltagstätigkeiten lösen eine schwere Atemnot aus, auch im Ruhezustand können Betroffene Probleme mit dem Atmen haben. 5

Tabelle 1: Eigene Darstellung in Anlehnung an: COPD Stadien | atemwege.at

Pflegegrad bei COPD beantragen

Sie möchten von den verschiedenen Unterstützungsangeboten der Pflegekasse profitieren? Dann müssen Sie einen Pflegegrad-Antrag stellen. Keine Sorge, dafür benötigen Sie nur ein Formular und keine tiefgreifenden Kenntnisse.

Wann sollte ich einen Pflegegrad bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung beantragen?

Alleine die Diagnose COPD reicht nicht aus, um einen Pflegegrad bewilligt zu bekommen. Spüren Sie im Alltag jedoch durch die Erkrankung Einschränkungen, wird es Zeit, einen Pflegegrad zu beantragen. Innerhalb von 25 Arbeitstagen informiert Sie die Pflegekasse darüber, ob Ihnen ein Pflegegrad zusteht und wie hoch er ausfällt.[1] Auch wenn Ihr Pflegebedarf überschaubar ist, sollten Sie den Antrag nicht unnötig hinauszögern. Auch im Anfangsstadium einer COPD können Ihnen zahlreiche Unterstützungsleistungen wie der Entlastungsbetrag oder das Budget für Pflegehilfsmittel zum Verbrauch zur Seite stehen.

Was sind Anzeichen für eine Pflegebedürftigkeit bei COPD?

Menschen, die noch keine Berührungspunkte mit Pflegekassen-Leistungen und den entsprechenden Anträgen haben, sind oft verunsichert, ob ihnen überhaupt ein Pflegegrad zusteht. Grundsätzlich ist es nicht Ihre Aufgabe, die Pflegebedürftigkeit richtig einzuschätzen, darum kümmert sich die Pflegekasse bzw. ein Gutachter des Medizinischen Dienstes, ehemals MDK.

Sie möchten vorab wissen, wie die Chancen auf einen Pflegegrad stehen? Dann können Sie unseren Pflegegrad-Rechner bemühen.

Alternativ können Sie auf folgende Anzeichen achten:

  • Sie haben Probleme mit Ihrer Mobilität, das macht sich beispielsweise beim Treppensteigen, Aufstehen oder Anziehen bemerkbar.
  • Die Körperpflege fällt Ihnen zunehmend schwer, das Rasieren, Haarewaschen oder Duschen bereitet Ihnen beispielsweise große Mühe.
  • Ihnen gelingt es nicht mehr, sich Ihre Nahrung selbst zuzubereiten oder zu essen.
  • Sie sind nicht in der Lage, Ihre Medikamente selbstständig einzunehmen.
  • Die alleinige Haushaltsführung ist nicht mehr möglich.
  • Selbstständig Tätigkeiten für den Alltag zu planen, umzusetzen und soziale Kontakte aufrechtzuerhalten – das alles klappt ohne fremde Hilfe nicht.

So beantragen Sie einen Pflegegrad bei COPD

Wenn Sie einen Pflegegrad bei COPD beantragen möchten, ist die Pflegekasse der richtige Ansprechpartner. Sie nimmt Ihren Antrag entgegen und bearbeitet ihn abschließend. Lassen Sie uns den Weg bis zu einem Pflegegrad gemeinsam durchgehen.

Pflegegrad bei COPD: Ihre Schritt-für-Schritt-Anleitung

Schritt 1 – Wählen Sie das richtige Formular: Bei der Pflegekasse können Sie verschiedene Anträge stellen, zum Beispiel auf Verhinderungspflege oder Kurzzeitpflege. Bevor Sie von den Pflegekassen-Leistungen aber profitieren können, benötigen Sie einen Pflegegrad. Der entsprechende Antrag trägt die Bezeichnung „Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung“. Sie erhalten das Formular bei der Pflegekasse. Bei vielen Versicherern können Sie das Formular auch bequem online herunterladen und ausdrucken.

Schritt 2 – Machen Sie die erforderlichen Angaben: Nur mit einem vollständig ausgefüllten Formular kann die Pflegekasse Ihren Antrag bearbeiten. Geben Sie einige Informationen zu Ihrer Person an und informieren Sie die Pflegekasse mit dem Formular darüber, ob Sie gleichzeitig Pflegekassen-Leistungen wie Pflegesachleistungen beantragen möchten. Nachdem Sie das Formular ausgefüllt haben, schicken Sie es unterschrieben an die aufgeführte Adresse der Pflegekasse. Übrigens: Wenn Sie Probleme beim Ausfüllen des Antrags haben, hilft Ihnen die Pflegekasse oder ein Pflegestützpunkt vor Ort gerne weiter.

Schritt 3 – Finden Sie einen Termin mit dem MD: Die Mitarbeiter der Pflegekasse sichten Ihren Antrag und beauftragen in einem nächsten Schritt den Medizinischen Dienst. Dieser ist dafür zuständig, die Pflegebegutachtung durchzuführen. Nur so kann die Pflegekasse nachvollziehen, wie es um Ihre Selbstständigkeit besteht. Nach vorheriger Terminvereinbarung besucht Sie der Gutachter dafür direkt in der häuslichen Umgebung.

Schritt 4 – Sichten Sie den Pflegekassen-Bescheid: Die Pflegekasse teilt Ihnen nach spätestens 25 Arbeitstagen mit, ob Sie einen Pflegegrad erhalten und wie hoch dieser ist. Ein anerkannter Pflegegrad unterstützt Sie nun dabei, verschiedene Leistungen von der Pflegekasse abzurufen – viele davon können Sie allerdings erst ab Pflegegrad 2 in Anspruch nehmen.

Schritt 5 – Prüfen Sie die Richtigkeit: Die Pflegekasse ist selbstverständlich stets darum bemüht, Pflegebedürftigen den Pflegegrad zuzuordnen, der ausreichende Leistungen ermöglicht. Falls Sie der Ansicht sind, dass der Pflegegrad die Pflegesituation nicht umfassend oder richtig widerspiegelt, können Sie einen Widerspruch einlegen. Das geht ausschließlich in schriftlicher Form und nur innerhalb eines Monats nach Zustellung des Bescheids.

Höheren Pflegegrad bei COPD beantragen

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung ist nicht heilbar und kann voranschreiten, insbesondere dann, wenn sie nicht behandelt wird. Mit zunehmendem Krankheitsstadium steigt meist der Pflegebedarf. Auch durch andere Erkrankungen oder schlichtweg durch das höhere Lebensalter kann die Bewältigung des Alltags schwerer fallen. Immer dann, wenn sich die Pflegesituation durch einen deutlichen Mehraufwand verändert, ist die Höherstufung des Pflegegrades sinnvoll. Bei Bewilligung erhalten Sie Zugriff auf weitere Leistungen oder größere finanzielle Mittel. Möchten Sie einen sogenannten Höherstufungsantrag stellen, rufen Sie sich erneut den „Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung“ auf. Diesmal machen Sie jedoch das Kreuzchen nicht bei der Option „Erstantrag“, sondern bei dem Kästchen „Höherstufungsantrag“. Füllen Sie nun den Rest des Formulars aus und schicken es unterschrieben an die Pflegekasse. Im Rahmen der Bearbeitung erfolgt nochmals eine Pflegebegutachtung. Ist auch der Gutachter der Ansicht, dass die Einschränkung der Selbstständigkeit zugenommen hat, gibt er eine Empfehlung für einen neuen Pflegegrad.

Kann ich einen Pflegegrad- Antrag für mein Familienmitglied mit COPD stellen?

COPD-Patienten mit einer milden oder mittelschweren COPD können ihren Pflegegrad-Antrag in der Regel selbst stellen. Bei einer weit fortgeschrittenen Erkrankung oder bei gleichzeitig bestehenden Erkrankungen wie Demenz, bei der es zu kognitiven Einschränkungen kommt, ist dies jedoch nicht immer möglich. In dem Fall können Sie, anstelle Ihres Familienmitglieds, den Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung stellen. Hierfür müssen Sie der Pflegekasse nur deutlich machen, dass Sie dazu bevollmächtigt sind – legen Sie dafür dem Antrag eine Vollmacht bzw. eine Vorsorgevollmacht bei. Übrigens können nur Pflegebedürftige selbst einen Pflegegrad erhalten. Angehörige profitieren aber dadurch auch von Erleichterungen beispielsweise im Rahmen des Entlastungsbetrags oder der Tages- und Nachtpflege.

Pflegebegutachtung bei COPD: Ablauf und Kriterien

Bevor überhaupt ein Pflegegrad zugeteilt werden kann, muss die Pflegekasse in Erfahrung bringen, wie hoch der Pflegebedarf ist. Dieser wird bei der Pflegebegutachtung anhand der Selbstständigkeit im Alltag festgestellt. Nach der Terminvereinbarung kommt ein Gutachter des Medizinischen Dienstes in die häusliche Umgebung des Antragstellers und prüft dort anhand von 6 Modulen die Selbstständigkeit. Alle Module haben gemeinsam, dass sie im Alltag eine große Rolle spielen. Da manche von ihnen wichtiger sind als andere, sind sie unterschiedlich gewichtet. Die Selbstversorgung ist beispielsweise sehr bedeutsam.

Modul
Modulbezeichnung
Mögliche Fragen/Themen bei COPD
1 Mobilität Wie gelingt dem Betroffenen die Mobilität im Alltag – gibt es Probleme beim Treppensteigen oder Aufstehen?
2 Kognitive und kommunikative Fähigkeiten Ist der COPD-Patient in der Lage, sich zu orientieren und mit anderen Menschen zu kommunizieren?
3 Verhaltensweisen und psychische Problemlagen Liegen psychische Probleme, beispielsweise in Form von Angststörungen oder Depressionen, vor?
4 Selbstversorgung Inwieweit kann sich der Antragsteller im Alltag selbst versorgen, wenn es beispielsweise um die Körperpflege oder Ernährung geht?
5 Umgang mit krankheits- und behandlungsbedingten Anforderungen Nimmt der Patient eigenständig seine Medikamente ein und kann er Arztbesuche selbstständig bewältigen?
6 Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte Inwieweit gelingt es dem Betroffenen, seinen Alltag zu organisieren, Tätigkeiten durchzuführen und soziale Kontakte zu pflegen?

Tabelle 2: Kriterien bei der Pflegebegutachtung. Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Pflegebegutachtung: Worauf muss ich achten? | gesund.bund.de und Das Begutachtungsinstrument | Pflegebedürftigkeit und Pflegebegutachtung | Medizinischer Dienst Bund (md-bund.de)

Die Module bestehen aus mehreren Einzelkriterien. So gelingt dem Gutachter eine umfangreiche Beurteilung der Pflegesituation. Dafür vergibt er übrigens Punkte. Am Ende entsteht dadurch eine Gesamtpunktanzahl, die auf den Pflegegrad hinweist.

Wenn Sie sich optimal auf die Pflegebegutachtung vorbereiten möchten, legen Sie am besten Dokumente bereit, die Hinweise auf den Gesundheitszustand und den Pflegebedarf geben. Dazu zählen beispielsweise Medikamentenpläne, Krankenhausentlassungsberichte oder Arztberichte.

Chronisch obstruktive Lungenerkrankung: wie viele Punkte für welchen Pflegegrad?

Für eine saubere Trennung der unterschiedlichen Pflegegrade sorgen Punkte. Nur mit einer bestimmten Anzahl von Punkten ist es Ihnen möglich, den jeweiligen Pflegegrad zu erreichen.

  • Pflegegrad 1: 12,5 bis unter 27,0 Punkte
  • Pflegegrad 2: 27 bis unter 47,5 Punkte
  • Pflegegrad 3: 47,5 bis unter 70 Punkte
  • Pflegegrad 4: 70 bis unter 90 Punkte
  • Pflegegrad 5: 90 bis 100 Punkte

Welche Leistungen stehen Menschen mit COPD zu?

Personen mit der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung müssen lückenlos medizinisch versorgt werden. Genau dafür setzt sich die Krankenkasse ein. Sie kommt für die Behandlung und notwendige Hilfsmittel auf. Die Pflegekasse hingegen kümmert sich um den pflegerischen Bereich. Mit einem vorliegenden Pflegegrad können Sie nicht nur Entlastungsleistungen und finanzielle Hilfen beantragen, sondern auch technische Pflegehilfsmittel wie ein Pflegebett.

Was zahlt die Pflegekasse bei COPD?

Bei einer fortgeschrittenen COPD sind Betroffene auf die Hilfe von außen angewiesen. Unabhängig davon, ob die Pflege in den eigenen vier Wänden oder in einer Pflegeeinrichtung erfolgt, verursacht sie Kosten. Die Pflegekasse hilft dabei, die Kosten abzufedern und zusätzliche Unterstützungsangebote möglich zu machen. Was Betroffenen zusteht, hängt maßgeblich von dem vorliegenden Pflegegrad ab. Generell gilt: Je höher der Pflegegrad, desto umfangreicher die Pflegekassen-Leistungen.

  • COPD-Pflege zuhause: Menschen mit COPD müssen nicht zwangsläufig in einer Pflegeeinrichtung gepflegt werden, auch nicht im fortgeschrittenen Stadium. Allerdings ist es bei einer häuslichen Versorgung nötig, die verschiedenen Leistungen gut zu koordinieren. Das Pflegegeld, das Betroffenen zur freien Verfügung steht, geben Pflegebedürftige häufig als Dank an pflegende Angehörige. Ein weiteres Unterstützungsangebot sind die Pflegesachleistungen, mit denen professionelle Pflegedienstleistungen in Anspruch genommen werden können. Sowohl das Pflegegeld als auch die Pflegesachleistungen richten sich bei ihrer Höhe nach dem Pflegegrad.
  • COPD-Pflege in einer Einrichtung: Können sich Angehörige nicht um die Pflege kümmern oder erfordert die Erkrankung eine intensive Pflege, ist eine Pflegeeinrichtung eine Option. Die Pflegekasse steuert hier ein vom Pflegegrad abhängiges Budget bei, um die Pflegekosten zu reduzieren.
Pflegegrad
Pflegegeld
Pflegesachleistungen
Vollstationäre Pflege
1 0 € 0 € 0 €
2 332 € 760 € 770 €
3 572 € 1.431 € 1262 €
4 764 € 1.778 € 1775 €
5 946 € 2.200 € 2005 €

Tabelle 3: Übersicht finanzielle Leistungen für Pflegebedürftige. Quelle: eigene Darstellung

Wie erhalten COPD-Patienten eine Haushaltshilfe?

Durch die stark eingeschränkte Lungenfunktion ist vor allem die Haushaltsführung für Patienten eine große Herausforderung. Mit Wäschekörben die Treppe heraufzugehen, sich beim Aufräumen zu bücken oder Geschirr abzuspülen, ist für viele Betroffene schlichtweg unmöglich. Eine Haushaltshilfe ist dann eine große Entlastung. Für die Bezahlung können COPD-Patienten den Entlastungsbetrag nutzen, der ihnen bereits ab Pflegegrad 1 zusteht – 125 Euro pro Monat haben sie damit für die Haushaltshilfe zur Verfügung.

Entlastungsleistungen für Menschen mit COPD und ihre Angehörigen

Der Pflegebedarf nimmt bei COPD nicht über Nacht zu, sondern eher schleichend. Nach und nach sind Betroffene auf mehr Hilfe aus ihrem Umfeld angewiesen. Ist die Erkrankung weit fortgeschritten, kann eine Pflege rund um die Uhr nötig sein. Haben sich Angehörige zur Aufgabe gemacht, die Pflege zu übernehmen, ist das auch für sie eine Herausforderung. Mit ausgewählten Pflegekassen-Leistungen erhalten sie Auszeiten und die Möglichkeit, ihren Job und die Pflege miteinander zu kombinieren.

  • Budget für Tages- und Nachtpflege: Natürlich müssen Sie auch Ihre Angelegenheiten regeln, vielleicht gehen Sie auch noch einem Beruf nach. In beiden Fällen benötigen Sie Zeit. Die Tages- und Nachtpflege bietet sich an, wenn die Pflege tagsüber oder nachts sehr aufwendig ist. Betroffene sind dabei zeitweise in einer Pflegeeinrichtung untergebracht und wechseln nach der „Betreuungszeit“ wieder in das häusliche Umfeld.
  • Budget für die Kurzzeitpflege: Nicht immer ist es möglich, COPD-Patienten in den eigenen vier Wänden zu versorgen. Sind sie beispielsweise nach einem Krankenhausaufenthalt vorübergehend auf stationäre Pflege angewiesen, kommt ihnen die Kurzzeitpflege Die Pflegekasse sieht hier ein festes Budget vor.
  • Verhinderungspflege: Damit sind Pflegebedürftige abgesichert, wenn die eigentliche Pflegeperson verhindert ist, zum Beispiel durch einen Urlaub oder eine Krankheit. Für die Verhinderungspflege stellt die Pflegekasse ebenfalls ein festes Budget zur Verfügung.
  • Budget für Betreuungs- und Entlastungsleistungen: Das Stichwort „Entlastung“ ist für Erkrankte und pflegende Angehörige gleichermaßen wichtig. Mit dem hier gemeinten Budget können COPD-Patienten verschiedene Betreuungsangebote in Anspruch nehmen. Alternativ können sie den Entlastungsbetrag auch für eine Haushaltshilfe aufwenden.

Entlastungsleistungen auf einen Blick

Pflegegrad
Tages- und Nachtpflege
Kurzzeitpflege
Verhinderungspflege
Entlastungsbetrag
1 0 € 0 € 0 € 125 €
2 689 € 1774 € 1612 € 125 €
3 1298 € 1774 € 1612 € 125 €
4 1612 € 1774 € 1612 € 125 €
5 1995 € 1774 € 1612 € 125 €

Gut zu wissen!

Personen mit COPD haben in Ausnahmefällen Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis – dies ist aber in der Regel nur bei einer fortgeschrittenen Erkrankung der Fall. Um Nachteilsausgleiche im Zusammenhang mit einem Schwerbehindertenausweis, beispielsweise im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), zu erhalten, können Sie sich an Ihr Versorgungsamt wenden.[1]

Leistungen für Wohnraumanpassungen bei COPD

Kommt es zu einer Pflegebedürftigkeit, ändern sich damit auch die Anforderungen an die Wohnumgebung. Mit einigen Umbaumaßnahmen erhalten COPD-Patienten mehr Selbstständigkeit und pflegende Angehörige eine Erleichterung. Interessieren Sie sich für Wohnraumanpassungen, sollten Sie sich mit folgenden Pflegekassen-Leistungen beschäftigen.

  • Hausnotrufe: Leben Personen mit COPD alleine, ist ein Hausnotruf eine gute Empfehlung. Mit dem Hausnotrufsystem können sie im Ernstfall per Knopfdruck Hilfe anfordern, zum Beispiel, wenn sie gestürzt sind. Die Pflegekasse stellt für den Hausnotruf 25,50 Euro pro Monat zur Verfügung.
  • Pflegehilfsmittelpauschale: Das Risiko für Atemwegsinfektionen ist bei COPD erhöht. Ein Grund mehr, um ein möglichst hygienisches Pflegeumfeld zu schaffen. Die Pflegekasse stellt monatlich 40 Euro für Pflegehilfsmittel zum Verbrauch Davon können Sie Desinfektionsmittel, Bettschutzeinlagen, Einmalhandschuhe oder Masken anschaffen.
  • Wohnraumanpassung: Eine barrierefreie Wohnumgebung reduziert Hürden im Pflegealltag. Die Pflegekasse bezuschusst einzelne Maßnahmen mit bis zu 4000 Euro.

FAQ: Häufige Fragen zum Pflegegrad bei COPD