Lungenfibrose ist ein Sammelbegriff für verschiedene Krankheitsbilder, bei denen es zu einem Umbau des Lungengewebes kommt. Dadurch, dass bei Betroffenen übermäßig viel Bindegewebe in der Lunge entsteht, kommt es zu Beschwerden wie Luftnot oder Reizhusten.[1] Eine beeinträchtigte Lungenfunktion kann den Alltag deutlich erschweren. Patienten mit Lungenfibrose kann es beispielsweise schwerfallen, Körperhygiene zu betreiben oder sich zu mobilisieren. Ist die Selbstständigkeit eingeschränkt, bietet sich für Betroffene ein Pflegegrad an. Mit einem Pflegegrad können Sie zahlreiche Leistungen der Pflegekasse beanspruchen.

Wir erklären Ihnen, welche Voraussetzungen Menschen mit Lungenfibrose für einen Pflegegrad erfüllen müssen. Außerdem verraten wir Ihnen einige Tipps, mit denen die Pflegegrad-Beantragung reibungslos klappt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einer Lungenfibrose kommt es zu einer krankhaften Veränderung des Lungengewebes.
  • Durch die gestörte Lungenfunktion leiden Betroffene unter Atemnot und Reizhusten.
  • Im Verlauf der Erkrankung werden Patienten aufgrund der Beschwerden in der Regel pflegebedürftig.
  • Liegt eine nachweisbare Einschränkung der Selbstständigkeit vor, können Menschen mit Lungenfibrose einen Pflegegrad bei der Pflegekasse beantragen.
  • Mit Pflegegrad 1-5 stehen Betroffenen zahlreiche Leistungen der Pflegekasse zu – dazu gehören der Entlastungsbetrag und die Pflegehilfsmittelpauschale.
  • Nimmt die Selbstständigkeit im Laufe der Erkrankung weiter ab, können Betroffene einen Höherstufungsantrag stellen.

Was ist Lungenfibrose?

Der Begriff Fibrose steht im Zusammenhang mit einer Vermehrung von Bindegewebsfasern in einem Organ. So können beispielsweise die Leber, die Nieren, das Herz oder im Fall einer Lungenfibrose die Lunge betroffen sein. Die Lungenfibrose steht aber nicht nur für eine Erkrankung, sondern ist ein Sammelbegriff für über 200 verschiedene Lungenleiden. Da einige davon sehr selten auftreten, gibt es keine genaue Angabe zur Häufigkeit der Lungenfibrose. Experten gehen davon aus, dass bis zu 9 von 100.000 Personen von einer Form betroffen sind, bei der die Ursache nicht feststellbar ist. Bei einer Lungenfibrose entzündet sich das Bindegewebe in der Lunge – selbst die zarten Lungenbläschen-Wände werden dabei in Mitleidenschaft gezogen. Nun kommt es zu einem Phänomen, dass die zahlreichen Beschwerden nach sich zieht: das entzündete Gewebe wird in der Lunge zu Bindegewebe umgebaut. Durch diesen Prozess vermehrt sich das Bindegewebe krankhaft und verhärtet, es fibrosiert. Die Folgen der Lungenfibrose sind weitreichend: die Lunge ist nicht mehr so dehnbar und die Oberfläche der Lungenbläschen reduziert sich. Der Körper von Betroffenen ist nun nicht mehr so gut in der Lage, Sauerstoff aus der Atemluft ins Blut zu befördern und Kohlendioxid abzugeben – die Lungenfunktion ist spürbar eingeschränkt.

Sind Lungenfibrose -Patienten automatisch pflegebedürftig?

Die Diagnose „Lungenfibrose“ bedeutet nicht, dass Sie plötzlich pflegebedürftig sind. Handelt es sich um einen Zufallsbefund, merken Sie möglicherweise noch viele Jahre nichts von der Erkrankung. Haben Sie bereits mit Atemnot zu kämpfen, tritt diese anfangs „nur“ bei Belastung auf. Später können Sie auch in Ruhephasen Probleme mit dem Atmen haben. Im Laufe der Erkrankung können sich zahlreiche Beschwerden wie Reizhusten, Muskelschmerzen oder Abgeschlagenheit hinzugesellen. Die Atemnot und die zusätzlichen Symptome gestalten den Alltag für Betroffene zunehmend schwerer. Selbst einfache Tätigkeiten, die früher einfach von der Hand gingen, sind nun ohne fremde Hilfe kaum zu bewältigen. Im fortgeschrittenen Stadium können Sie auf eine intensive Pflege angewiesen sein. Eine Lungenfibrose führt also in der Regel zu einer Pflegebedürftigkeit. In dem Fall ist es sinnvoll, einen Pflegegrad zu beantragen, um Leistungen der Pflegekasse beanspruchen zu können. Diese stellen Ihnen Geldmittel und verschiedene Angebote zur Verfügung, die Ihnen den Alltag vereinfachen.

Lungenfibrose und Pflege: Wie beeinflusst die Erkrankung den Pflegebedarf?

Liegt bereits ein Pflegebedarf bei Ihnen vor, kann die Lungenfibrose diesen deutlich erhöhen. Benötigen Sie bisher beispielsweise aufgrund Ihrer rheumatoiden Arthritis ausschließlich Unterstützung bei der Nahrungszubereitung, kann die Lungenfibrose im fortgeschrittenen Stadium dafür sorgen, dass Ihnen auch die Nahrungsaufnahme an sich schwerfällt. Bei Tätigkeiten in den Alltagsbereichen, die mit Anstrengung verbunden sind, können Patienten schon vergleichsweise früh auf Hilfe angewiesen sein. Das gilt insbesondere für die Bereiche Mobilität und Körperpflege. Wann der zusätzliche Pflegebedarf eintritt und wie intensiv er sich gestaltet, ist sehr individuell. Hier sind vor allem der allgemeine Gesundheitszustand und der Krankheitsfortschritt entscheidend. Übrigens: Es gibt Erkrankungen, die eine Lungenfibrose begünstigen. Dazu zählen Sarkoidose, Rheumatoide Arthritis, Mukoviszidose und Sklerodermie. Außerdem kann eine Lungenfibrose weitere Erkrankungen nach sich ziehen, wie eine Rechtsherzschwäche oder eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Dadurch, dass eine Lungenfibrose mit vielen Erkrankungen in Verbindung stehen kann, ist es wichtig, den Gesundheitszustand regelmäßig zu überprüfen und den Pflegebedarf bei einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes anzupassen.

Pflegegrad bei Lungenfibrose: Voraussetzungen und Einstufung

Immer dann, wenn die Selbstständigkeit im Alltagsleben eingeschränkt ist, kommt ein Pflegegrad in Betracht. Gründe für eine Beeinträchtigung gibt es viele: So kann ein Unfall, eine Erkrankung oder schlichtweg der Alterungsprozess die körpereigene Leistungsfähigkeit reduzieren. Die Pflegekasse teilt Menschen in diesem Fall einen Pflegegrad zu. Das geschieht aber auch bei einer schweren Lungenfibrose nicht automatisch. Nur mit einem Antrag erhalten Sie einen Pflegegrad, vorausgesetzt Sie erfüllen alle Voraussetzungen.

Voraussetzungen für einen Pflegegrad bei Lungenfibrose

Eine Lungenfibrose kann eine Pflegebedürftigkeit auslösen und damit eine wichtige Voraussetzung für einen Pflegegrad erfüllen. Allerdings gibt es noch mehr Bedingungen, die es zu berücksichtigen gilt.

Lungenfibrose: Voraussetzungen für einen Pflegegrad

  • Sie haben in den letzten 10 Jahren in die Pflegeversicherung eingezahlt – Minimum sind 2 Jahre. Alternativ bestand für die Zeit eine Familienversicherung.
  • Ihre Selbstständigkeit ist merklich eingeschränkt, entweder aufgrund der Lungenfibrose oder aufgrund anderer Umstände. Das zeigt sich deutlich daran, dass Sie auf die Unterstützung anderer Menschen angewiesen sind.
  • Die Pflegebedürftigkeit besteht über 6 Monate hinweg oder länger – da eine Lungenfibrose nicht heilbar ist, erfüllen Patienten diese Voraussetzung in der Regel.

Gut zu wissen!

Die Voraussetzungen sorgen dafür, dass nur Menschen einen Pflegegrad erhalten, die ihn wirklich benötigen. Das bedeutet für Sie: Nur wenn Sie alle Bedingungen erfüllen, spricht die Pflegekasse Ihnen einen Pflegegrad zu.

Welcher Pflegegrad bei Lungenfibrose?

In der Vergangenheit haben die Pflegestufen die Pflegebedürftigkeit ausgedrückt. Sie standen allerdings oft in der Kritik, da sie sich vornehmlich auf die körperlichen Defizite konzentrierten. Im Jahr 2017 wurden sie durch die Pflegegrade abgelöst. Diese haben den Vorteil, dass sie die körperlichen, kognitiven und psychischen Beeinträchtigungen verlässlich abbilden. Das kommt insbesondere Personen mit Demenz, aber auch mit allen anderen Erkrankungen zugute. Schließlich können insbesondere Menschen mit einer chronischen Erkrankung wie einer Lungenfibrose psychische Probleme entwickeln, die sich beispielsweise in einer Depression äußern. Welcher Pflegegrad bei einer Lungenfibrose infrage kommt, hängt von der vorhandenen Selbstständigkeit ab. Je stärker die Selbstständigkeit bei Betroffenen eingeschränkt ist, desto höher fällt der Pflegegrad aus. Übrigens: Ein spezieller Pflegegrad für die Lungenfibrose existiert nicht. Das liegt daran, dass der Pflegegrad ausnahmslos an die Selbstständigkeit und nicht an die Ursache wie eine Erkrankung geknüpft ist.

Übersicht Pflegegrad bei Lungenfibrose

Eine Lungenfibrose kann durch den Umbau des Lungengewebes und der damit verbundenen Einschränkung der Lungenfunktion viele Beschwerden nach sich ziehen. Das wohl schwerwiegendste Symptom ist die Atemnot, die die Ausübung zahlreicher Alltagstätigkeiten erschwert oder unmöglich macht. Folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick, welcher Pflegegrad, in welchem Stadium der Lungenfibrose vorliegen kann. Achtung: Die exakte Einteilung in einen Pflegegrad obliegt stets der Pflegekasse und kann nicht zweifelsfrei vorhergesehen werden.

Krankheitsausprägung
Möglicher Pflegebedarf
Möglicher Pflegegrad
Anfangsstadium der Lungenfibrose Durch die Atemnot bei körperlicher Anstrengung können alle Bereiche des Lebens beeinträchtigt sein. Ein Pflegebedarf kann sich insbesondere bei der Mobilisation und Körperpflege ergeben. So können Betroffene beispielsweise auf Unterstützung beim Duschen oder Treppensteigen angewiesen sein. 1-3
Fortgeschrittenes Stadium der Lungenfibrose Zu der deutlichen Atemnot kann nun noch Reizhusten hinzukommen, der als sehr anstrengend empfunden wird und die Leistungsfähigkeit weiter herabsetzen kann. Neben den Bereichen Mobilität und Körperpflege kann auch ein Hilfsbedarf im Bereich Ernährung bestehen – Betroffene können sich womöglich keine Speisen mehr selbst zubereiten. 3-4
Spätes Stadium der Lungenfibrose Auch in Ruhephasen kann es nun zu einer Atemnot kommen – die Leistungsfähigkeit ist stark eingeschränkt. In diesem Stadium benötigen Betroffene oft in allen Bereichen des Lebens Unterstützung. Die Mobilität, die Ernährung, die Körperpflege, die Aufrechterhaltung sozialer Kontakte und die Medikamenteneinnahme klappen beispielsweise oft nicht ohne Unterstützung. 4-5

Tabelle 1: Eigene Darstellung

Was passiert mit dem Pflegegrad, wenn Lungenfibrose -Patienten versterben?

Die häufigste Form der Lungenfibrose ist die idiopathische pulmonale Fibrose (IPF).[1] Sie schreitet in der Regel schnell voran – Betroffene haben nach der Diagnose eine mittlere Lebenserwartung von etwa drei bis fünf Jahren.[2] Allerdings gibt es auch Fälle, bei denen Menschen deutlich länger nach der Diagnosestellung lebten. Versterben Menschen mit einer Lungenfibrose, verfällt ihr Pflegegrad automatisch. Er kann weder an pflegende Angehörige noch an andere Menschen übertragen werden.

Pflegegrad bei Lungenfibrose beantragen

Wenn sich aufgrund einer Lungenfibrose eine Pflegebedürftigkeit ergibt, ist es sinnvoll, einen Pflegegrad zu beantragen. Nur so können Sie nämlich von den zahlreichen Leistungen der Pflegekasse profitieren, die zur Finanzierung der Pflege beitragen und die Pflege erleichtern.

Wann sollten Menschen mit Lungenfibrose einen Pflegegrad beantragen?

Eine Lungenfibrose kann schnell voranschreiten. Ergeben sich die ersten Einschränkungen der Selbstständigkeit, haben Sie beispielsweise Mühe Treppen zu steigen oder Ihre morgendliche Routine im Bad durchzuführen, sollten Sie handeln. Zwar entscheidet die Pflegekasse relativ schnell über einen Pflegegrad (innerhalb von 25 Arbeitstagen), trotzdem lassen Sie bestenfalls keine unnötige Zeit verstreichen. So stellen Sie sicher, dass Sie schnellstmöglich von den Leistungen der Pflegekasse profitieren.

Gut zu wissen!

Selbst mit einem anfänglich überschaubaren Pflegebedarf können Sie viele Angebote der Pflegekasse beanspruchen. Bei Pflegegrad 1 ist das beispielsweise der Entlastungsbetrag oder ein Monatsbeitrag für Pflegehilfsmittel zum Verbrauch.

Was sind Anzeichen für eine Pflegebedürftigkeit bei Lungenfibrose?

Viele Patienten, die die Diagnose „Lungenfibrose“ erhalten, sind aufgrund von Beschwerden wie Atemnot zum Arzt gegangen. Das bedeutet oft, dass eine gewisse Einschränkung der Selbstständigkeit bereits besteht. Sind Sie sich trotzdem unsicher, ob die bei Ihnen bestehenden Einschränkungen für einen Pflegegrad ausreichen, können Sie ein Pflegetagebuch führen. Notieren Sie über zwei Wochen hinweg, welche Aufgaben Ihnen im Alltag schwerfallen und wobei Sie Unterstützung benötigen. Anschließend können Sie Ihre Beobachtungen in unseren Pflegegradrechner übertragen. Natürlich gehört es nicht zu Ihren Pflichten, die Ausprägung Ihrer Beeinträchtigungen festzustellen. Seien Sie gewiss, dass die Pflegekasse dies in Zusammenarbeit mit dem Medizinischen Dienst, früher MDK, übernimmt.

Interessieren Sie sich dafür, was bei Ihnen auf eine Pflegebedürftigkeit hindeuten kann, können Sie sich an folgenden Anhaltspunkten orientieren:

  • Durch die Atemnot oder andere Umstände sind Sie kaum oder nicht mehr in der Lage, alltägliche Tätigkeiten durchzuführen – das gilt beispielsweise für die Bereiche Mobilität, Ernährung und Körperpflege.
  • Krankheitsbedingt gelingt es Ihnen nicht mehr, Termine beim Arzt selbstständig wahrzunehmen oder sich um die Medikation zu kümmern.
  • Die Erkrankung hat auch psychisch ihre Spuren hinterlassen – Sie leiden beispielsweise unter Ängsten oder depressiven Episoden.
  • Andere, gleichzeitig bestehende Erkrankungen, sorgen für weitere Einschränkungen – eine Demenz schränkt beispielsweise Ihr Orientierungsvermögen ein.

So beantragen Sie einen Pflegegrad bei Lungenfibrose

Sie haben den Entschluss gefasst, einen Pflegegrad zu beantragen. Gut so, denn so können Sie womöglich bereits in einigen Wochen Leistungen der Pflegekasse ausschöpfen. Wir möchten Ihnen nun einige Tipps mit auf den Weg geben, die die Beantragung erleichtern.

Pflegegrad bei Lungenfibrose: Schritt für Schritt zum Pflegegrad

Wie bereits erwähnt, müssen Sie nicht lange auf einen Pflegegrad warten, wenn Sie alle Voraussetzungen erfüllen – die Pflegekasse hat nämlich nur 25 Arbeitstage Zeit, um Ihnen die entsprechende Entscheidung mitzuteilen. Um die Zuteilung eines Pflegegrades anzustoßen, benötigen Sie jedoch einen Pflegegrad-Antrag.

Schritt 1 – Erfragen Sie das richtige Formular: Ihr Weg zu einem Pflegegrad beginnt mit einem Formular mit der Bezeichnung „Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung“. Dieses erhalten Sie auf Nachfrage direkt bei der Pflegekasse – entweder per Mail oder Post. Alternativ können Sie auch auf der Webseite der Krankenkasse Ausschau nach dem Formular halten. Da die Pflegekasse an Ihre Krankenkasse angegliedert ist, befindet sich das Formular oft im jeweiligen Downloadbereich.

Schritt 2 – Füllen Sie alle leeren Zeilen: Ihre Pflegekasse muss vor der Ermittlung des Pflegegrades erst einiges über Sie erfahren. Das Formular fragt beispielsweise einige persönliche Daten ab und bittet Sie um die Angabe, wer sich um die Pflege kümmert. Besonders praktisch ist, dass Sie mit dem Pflegegrad-Antrag direkt Leistungen wie Pflegesachleistungen beantragen können – machen Sie einfach das Kreuzchen an der entsprechenden Stelle. Haben Sie an alles gedacht? Dann senden Sie das ausgefüllte Formular an die Pflegekasse.

Schritt 3 – Rechnen Sie mit einem Anruf vom MD: Die Pflegekasse arbeitet eng mit dem Medizinischen Dienst zusammen – dieser führt die sogenannte Pflegebegutachtung in Ihrer Wohnumgebung durch. Das Ziel: Die Feststellung Ihrer Selbstständigkeit. Überlegen Sie sich am besten schon einmal, zu welchen Zeiten Ihnen der Besuch vom Gutachter passt, denn der Medizinische Dienst wird sich für eine Terminvereinbarung bald bei Ihnen melden.

Schritt 4 – Erhalten Sie den Pflegekassen-Bescheid: Spätestens nach 25 Arbeitstagen ist es soweit: Sie halten den Bescheid der Pflegekasse in den Händen. Dieser klärt Sie darüber auf, ob Sie einen Pflegegrad bekommen und falls ja, wie hoch dieser ist. Schon mit Pflegegrad 1 können Sie nun viele Angebote der Pflegekasse nutzen.

Schritt 5 – Beschäftigen Sie sich mit der Widerspruch-Option: Legen Sie das Schreiben der Pflegekasse nicht direkt zur Seite, sondern nehmen Sie sich genügend Zeit, um eine eingehende Prüfung vorzunehmen. Fällt Ihnen auf, dass der Pflegegrad Ihrer Pflegesituation scheinbar nicht richtig gerecht wird? Dann können Sie schriftlich einen Widerspruch einlegen – Sie haben dafür einen Monat lang Zeit.

Höheren Pflegegrad bei Lungenfibrose beantragen

Bei einer Lungenfibrose ist es sehr wahrscheinlich, dass Ihr Pflegebedarf mit dem Voranschreiten der Erkrankung zunimmt. Vielleicht kommen auch Folgeerkrankungen hinzu oder Alterungsprozesse erschweren den Alltag zunehmend. Jetzt ist es wichtig, zu wissen, dass der Pflegegrad nicht wie ursprünglich zugeteilt erhalten bleiben muss. Sie haben das Recht, einen sogenannten Höherstufungsantrag zu stellen. Wird dieser genehmigt, erhalten Sie einen höheren Pflegegrad und damit weitere Leistungen – das kann mehr Budget sein oder eine größere Auswahl an Unterstützungsangeboten. Der Höherstufungsantrag klappt ganz einfach wieder mit dem Formular „Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung“. Setzen Sie diesmal das Kreuzchen bei der Angabe „Höherstufungsantrag“, füllen Sie das Formular wie gewohnt aus und senden es an Ihre Pflegekasse. Stellen Sie sich schon einmal auf eine erneute Pflegebegutachtung ein, schließlich muss die Pflegekasse nachvollziehen können, was einen höheren Pflegegrad begründet.

Kann ich einen Pflegegrad für meinen Angehörigen mit Lungenfibrose stellen?

Für gewöhnlich stellen Menschen mit Lungenfibrose ihren Antrag auf einen Pflegegrad selbst. Die Erkrankung führt nämlich nicht zu kognitiven Einschränkungen und beeinträchtigt das Schreibverhalten in der Regel nicht. Sind Patienten aber so schwach, dass sie den Antrag nicht selbstständig ausfüllen können, ist eine Beantragung durch einen Angehörigen oder eine andere Person möglich. Alles, was dafür nötig ist, ist eine Vollmacht bzw. eine Vorsorgevollmacht. Der Antrag wird in dem Fall einfach wie gewohnt ausgefüllt und die Vollmacht beigelegt – beides zusammen wird dann an die Pflegekasse gesendet. Auch wenn pflegende Angehörige den Antrag sicherstellen, können Sie für sich selbst keinen Pflegegrad beantragen. Allerdings profitieren private Pflegepersonen von vielen Leistungen der Pflegekasse wie dem Entlastungsbetrag, der Tages- und Nachtpflege oder dem Pflegegeld.

Pflegebegutachtung bei Lungenfibrose: Ablauf und Kriterien

Sobald Ihr Antrag auf einen Pflegegrad bei der Pflegekasse eingegangen ist und gesichtet wurde, beauftragt diese den Medizinischen Dienst mit der Pflegebegutachtung. Auch wenn Sie körperlich stark eingeschränkt sind, stellt der Gutachtertermin kein Problem dar – dieser findet nämlich in Ihren eigenen vier Wänden statt. Im Mittelpunkt steht hier die Frage: Wie gut gelingt es Ihnen, Tätigkeiten in den verschiedenen Lebensbereichen zu meistern? Der Gutachter prüft Ihre Selbstständigkeit in insgesamt sechs Modulen, denen wiederum Einzelkriterien zugeordnet sind. Während der Pflegebegutachtung werden Punkte vergeben, die die Selbstständigkeit widerspiegeln. Spannend ist, dass nicht alle Module gleich gewichtet sind – einen großen Einfluss nimmt die „Selbstversorgung “.

Folgende Tabelle zeigt Ihnen, welche Module im Begutachtungsverfahren eine Rolle spielen.

Modul
Modulbezeichnung
Mögliche Fragen/Themen bei Lungenfibrose
1 Mobilität Haben Sie Probleme damit, sich im Alltag zu bewegen? Fällt Ihnen beispielsweise das Treppensteigen schwer oder können Sie sich nicht mehr alleine umsetzen?
2 Kognitive und kommunikative Fähigkeiten Wie klappen die Orientierung und die Kommunikation – gibt es hier Schwierigkeiten?
3 Verhaltensweisen und psychische Problemlagen Hat die Lungenfibrose zu psychischen Problemen geführt – leiden Sie beispielsweise unter Depressionen oder Angststörungen?
4 Selbstversorgung Wie gut können Sie sich im Alltag selbst versorgen, wenn es beispielsweise um die Körperpflege oder Ernährung geht?
5 Umgang mit krankheits- und behandlungsbedingten Anforderungen Können Sie Ihre Medikamente ohne Hilfestellung einnehmen und Arzttermine wahrnehmen?
6 Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte Gelingt es Ihnen, den Alltag selbst zu gestalten und soziale Kontakte zu pflegen?

Gut zu wissen!

Die Pflegebegutachtung läuft immer nach den gleichen Kriterien ab – ganz egal, aus welchem Grund Sie einen Pflegegrad beantragen.

Lungenfibrose: wie viele Punkte für welchen Pflegegrad?

Die Pflegekasse teilt Ihnen einen Pflegegrad in Anlehnung an die von Ihnen erreichte Punktanzahl zu.

  • Pflegegrad 1: 12,5 bis unter 27,0 Punkte
  • Pflegegrad 2: 27 bis unter 47,5 Punkte
  • Pflegegrad 3: 47,5 bis unter 70 Punkte
  • Pflegegrad 4: 70 bis unter 90 Punkte
  • Pflegegrad 5: 90 bis 100 Punkte

Welche Leistungen stehen mir bei Lungenfibrose zu?

Als Patient mit Lungenfibrose können Sie sich grundsätzlich auf zwei verschiedene Kostenträger verlassen. Die Krankenkasse setzt sich in Ihrem Fall für die medizinische Behandlung und für Rehabilitationsmaßnahmen ein. Wenn es um das Thema Pflege geht, ist die Pflegekasse mit verschiedenen Leistungen zur Stelle, vorausgesetzt, Sie besitzen einen anerkannten Pflegegrad.

Was zahlt die Pflegekasse bei Lungenfibrose?

Die Pflege bei Lungenfibrose kann sehr aufwendig sein, insbesondere dann, wenn die Erkrankung weit fortgeschritten ist. Um die Pflege zu finanzieren, können Sie verschiedene Leistungen der Pflegekasse heranziehen. Diese kommen grundsätzlich in der häuslichen Pflege und bei der Versorgung in einer Einrichtung zur Anwendung.

  • Lungenfibrose-Pflege zuhause: Viele Patienten haben den Wunsch, trotz der Erkrankung, im häuslichen Umfeld zu verbleiben. Mit der erforderlichen pflegerischen Unterstützung ist das möglich. Hier setzen sich häufig pflegende Angehörige ein. Als Anerkennung für ihre ehrenamtliche Tätigkeit, können Pflegebedürftige das Pflegegeld an sie weitergeben. Da dieses jedoch zur freien Verfügung steht, bezahlen einige Pflegebedürftige damit auch eine Haushaltshilfe. Im weiteren Verlauf der Lungenfibrose ziehen Betroffene häufig einen ambulanten Pflegedienst hinzu – für die Finanzierung kommen die sogenannten Pflegesachleistungen
  • Lungenfibrose-Pflege in einer Einrichtung: Im fortgeschrittenen Stadium kann die Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung bzw. einem Pflegeheim sinnvoll sein. Die Pflegekasse greift Ihnen bei der Finanzierung der Pflegekosten mit einem Budget für die vollstationäre Pflege unter die Arme.
Pflegegrad
Pflegegeld
Pflegesachleistungen
Vollstationäre Pflege
1 0 € 0 € 0 €
2 332 € 760 € 770 €
3 545 € 1.431 € 1262 €
4 764 € 1.778 € 1775 €
5 946 € 2.200 € 2005 €

Tabelle 4: Übersicht finanzielle Leistungen für Pflegebedürftige. Quelle: eigene Darstellung

Diese Entlastungsleistungen stehen Menschen mit Lungenfibrose zu

Die Pflegesituation bei einer Lungenfibrose verlangt allen Beteiligten einiges ab. Die Pflegekasse sorgt mit ausgewählten Leistungen für Entlastung – diese sind aber häufig erst ab Pflegegrad 2 abrufbar.

  • Budget für Tages- und Nachtpflege: Die Tages- und Nachtpflege findet nicht in der eigenen Häuslichkeit statt, sondern in einer Pflegeeinrichtung. Hier verbringen Pflegebedürftige eine festgelegte Stundenanzahl. Angehörige haben so Zeit für sich und ihre eigenen Bedürfnisse.
  • Budget für die Kurzzeitpflege: Auch wenn die Pflege im eigenen Zuhause fest geplant ist, kann es passieren, dass sie dort vorübergehend nicht stattfinden kann. Vielleicht deshalb, weil eine Operation die anschließende Pflege vorübergehend sehr intensiv gestaltet oder das eigene Zuhause erst umgebaut werden muss. Mit der Kurzzeitpflege ist das kein Problem. Das zugehörige Budget sorgt für eine kurzzeitige Unterbringung in einem Pflegeheim.
  • Budget für die Verhinderungspflege: Krankheit, Überforderung, Urlaub oder wichtige Verpflichtungen – pflegende Angehörige können auch unvorhergesehen verhindert sein. In dem Fall springt die Verhinderungspflege Dabei erhalten Sie ein festgelegtes Budget, mit dem Sie beispielsweise einen ambulanten Pflegedienst mit der Ersatzpflege beauftragen können.
  • Budget für Betreuungs- und Entlastungsleistungen: Bereits ab Pflegegrad 1 können Sie den Entlastungsbetrag nutzen – mit den Ihnen zustehenden 125 Euro monatlich können Sie beispielsweise eine Haushaltshilfe einstellen oder Betreuungsangebote beanspruchen.

Entlastungsleistungen auf einen Blick

Pflegegrad
Tages- und Nachtpflege
Kurzzeitpflege
Verhinderungspflege
Entlastungsbetrag
1 0 € 0 € 0 € 125 €
2 689 € 1774 € 1612 € 125 €
3 1298 € 1774 € 1612 € 125 €
4 1612 € 1774 € 1612 € 125 €
5 1995 € 1774 € 1612 € 125 €

Tabelle 5: Übersicht Entlastungsleistungen. Quelle: eigene Darstellung

Leistungen für Wohnraumanpassungen bei Lungenfibrose

Da bei einer Lungenfibrose selbst kleinste Tätigkeiten sehr anstrengend sein können, macht es durchaus Sinn, das Wohnumfeld an die Pflegebedürftigkeit anzupassen. Dadurch kann es Ihnen gelingen, mehr Selbstständigkeit im Alltag zu erhalten. Die Pflegekasse beteiligt sich an der Wohnraumanpassung mit verschiedenen Angeboten.

  • Hausnotruf: Ein Hausnotrufsystem sorgt für ein ruhiges Gewissen und zusätzliche Sicherheit. Immer dann, wenn ein Ernstfall wie ein Sturz eintritt, können Sie per Knopfdruck Hilfe verständigen. Für die Finanzierung können Sie auf die Unterstützung der Pflegekasse setzen – sie steuert monatlich 25,50 Euro bei.
  • Pflegehilfsmittelpauschale: Die richtige Hygiene in der Pflegeumgebung trägt nicht nur zum Wohlbefinden bei, sondern verhindert auch die Vermehrung von Keimen. Mit der Pflegehilfsmittelpauschale erhalten Sie Monat für Monat 40 Euro von der Pflegekasse, um beispielsweise Desinfektionsmittel, Bettschutzeinlagen, Einmalhandschuhe und Masken zu kaufen.
  • Wohnraumanpassung: Der Abbau von Barrieren ist vor allem für Menschen mit Lungenfibrose sinnvoll. Der Treppenaufstieg kann beispielsweise für Betroffene eine echte Herausforderung sein. Die Pflegekasse bezuschusst wohnumfeldverbessernde Maßnahmen mit bis zu 4000 Euro. Wichtige Voraussetzung: Sie müssen einen Pflegegrad mitbringen.

FAQ: Häufige Fragen zum Pflegegrad bei Lungenfibrose