Mit einem Pflegegrad kann Ihr Angehöriger ein Bündel an Pflegekassenleistungen beanspruchen. Diese wiederum entlasten Betroffene und pflegende Angehörige. Ein Pflegegrad ist für Menschen mit einer eingeschränkten Selbstständigkeit vorgesehen – verursacht durch körperliche, kognitive, aber auch psychische Leiden. Grundsätzlich ist ein Pflegegrad bei ADHS denkbar. Schließlich handelt es sich dabei um eine psychische Störung. Doch wie hoch sind die Chancen auf die Genehmigung eines Pflegegrads und was steht Menschen mit ADHS dann zu? Wir klären die wichtigsten Fragen rund um einen Pflegegrad bei ADHS.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Pflegegrad bei ADHS ist nicht unmöglich, die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber gering.
- Für eine Bewilligung eines Pflegegrads muss ADHS oder eine andere Beeinträchtigung die Selbstständigkeit messbar einschränken.
- Den entsprechenden Antrag stellen Menschen mit ADHS bei der Pflegekasse, sie entscheidet nach der Pflegebegutachtung über den Pflegegrad.
- Mit einem Pflegegrad stehen ADHS-Patienten verschiedene Leistungen zu, etwa zur Entlastung, Betreuung oder Pflege.
- Pflegende Angehörige können ihr Familienmitglied bei der Beantragung und der Inanspruchnahme der Leistungen unterstützen.
Was ist ADHS bei Kindern und Erwachsenen?
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, abgekürzt mit den vier Buchstaben ADHS, ist eine Verhaltensstörung. Manchmal wird sie auch als hyperkinetische Störung oder Zappelphilipp-Syndrom bezeichnet. Bei der psychischen Störung treten drei Symptome besonders in den Vordergrund: Ausgeprägte Schwierigkeiten mit der Aufmerksamkeit sowie Konzentration, starke Impulsivität und eine intensive körperliche Unruhe. Oftmals fällt ADHS mit Eintritt in die Schule auf. Dort müssen Kinder ein festes Regelwerk einhalten und ruhig arbeiten – genau das erschweren die Kernsymptome bei ADHS jedoch. Schätzungsweise kann bei 5 % der Kinder und Jugendlichen ADHS diagnostiziert werden. Einige von ihnen tragen die Symptome in das Erwachsenenalter hinein. So erfüllen 15 % der Kinder mit ADHS auch später im Erwachsenenalter alle Kriterien der Störung.
Sind Menschen mit ADHS pflegebedürftig?
Laut Definition bedeutet Pflegebedürftigkeit, aufgrund von körperlichen, kognitiven oder psychischen Einschränkungen auf die Mithilfe anderer Menschen angewiesen zu sein. ADHS fällt in die Kategorie psychische Beeinträchtigungen. Die Diagnose geht aber nicht automatisch mit einem Pflegebedarf einher. Schließlich ist ADHS sehr unterschiedlich ausgeprägt. Entscheidend für einen Pflegegrad ist der konkrete Hilfebedarf. Dieser muss bei Kindern über den normalen Unterstützungsbedarf hinausgehen – schließlich benötigen alle Kinder in einem bestimmten Alter eine gewisse Zuwendung. Vor allem Erwachsene entwickeln Strategien, um die Kernsymptome abzufangen. Das können häufige Pausen bei Konzentrationsproblemen, Bewegung bei innerer Unruhe und langsames Zählen bei Impulsivität sein. Da sich die Impulsivität und die motorische Unruhe mit zunehmendem Lebensalter abschwächen, gelingt das in vielen Fällen gut. Eine Pflegebedürftigkeit kann aber theoretisch bei Kindern und Erwachsenen vorliegen. Das trifft vor allem dann zu, wenn neben der psychischen Störung Begleit- und Folgeerkrankungen bestehen.
ADHS und Pflegebedarf: wie beeinflusst die Störung den Pflegebedarf?
Eine sehr ausgeprägte Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung kann alleinig für einen Pflegebedarf sorgen. Manchmal haben Betroffene aber weitere Beeinträchtigungen, die eine pflegerische Zuwendung erfordern. Das können beispielsweise Depressionen und eine Alkoholabhängigkeit sein, die laut Untersuchungen gehäuft bei ADHS-Patienten vorkommen. Prinzipiell kann die psychische Störung aber gemeinsam mit aller Art körperlichen, kognitiven oder psychischen Einschränkungen vorliegen. Herausforderungen im Pflegealltag entstehen nicht selten, wenn Pflegebedürftige ehemals ausgeübte Gegenmaßnahmen nicht mehr anwenden können. Vielleicht hat Ihr Familienmitglied das Gefühl der inneren Unruhe früher mit Spaziergängen bekämpft, heute ist das durch die körperliche Einschränkung nicht mehr möglich. Ein erhöhter Pflegebedarf kann sich durch das oppositionelle Verhalten von Kindern oder durch Wutausbrüche bei Erwachsenen ergeben. Pflegende Angehörige engagieren sich für den Pflegebedürftigen zudem meist im sozialen Bereich. Hier kommt es bei Menschen mit ADHS oft zu Konflikten und durch die Impulsivität zu schnellen Kontaktabbrüchen – pflegende Angehörige können hier deeskalieren und vermitteln. Nicht zuletzt fehlt es Menschen mit ADHS an Struktur im Alltag, das kann einen Pflegeaufwand bedeuten.
„Verhindern körperliche Einschränkungen, dass sich Ihr Familienmitglied auspowert, können ADHS-Symptome zunehmen. Ihr Angehöriger kann dadurch unzufrieden sein, die Impulsivität steigt an. Besprechen Sie gemeinsam mit dem Arzt, welche Bewegungsangebote noch möglich sind.“
Expertentipp von Dipl. Ges. Oec. (FH) Jennifer Ann Steinort

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Pflegegrad bei ADHS: Voraussetzungen und Einstufung
Die Pflegekasse stellt Menschen mit einem Pflegebedarf verschiedene Leistungen zur Seite, die den Pflegealltag vereinfachen. Da nicht jeder Mensch gleich stark beeinträchtigt ist, gibt es zur leistungsgerechten Verteilung Pflegegrade. Dabei herrscht ein einfaches Prinzip: Wer wenig beeinträchtigt ist, erhält einen geringen Pflegegrad, bei starken Beeinträchtigungen steigt der Pflegegrad an.
Pflegegrad bei ADHS: Voraussetzungen
Selbst wenn Ihr Angehöriger unter massiven Stimmungsschwankungen, einer ausgeprägten Impulsivität und Unaufmerksamkeit leidet, erhält er nicht automatisch einen Pflegegrad. Dieser muss immer zunächst beantragt werden. Eine Bewilligung gibt es aber nur bei Erfüllung folgender Voraussetzungen:
- Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung schränkt die Selbstständigkeit Ihres Familienmitglieds merklich ein.
- Der Hilfsbedarf entsteht durch kognitive Beeinträchtigungen, was sich unter anderem durch eine mangelnde Aufmerksamkeit und Impulsivität ausdrückt.
- Ihr Angehöriger ist voraussichtlich über sechs Monate oder länger auf pflegerische Begleitung angewiesen.
- Ihr Familienmitglied hat rückblickend innerhalb der letzten zehn Jahre mindestens zwei Jahre in die Pflegekasse eingezahlt.
Kann man bei ADHS eine Pflegestufe (Pflegegrad) beantragen?
Die Pflegegrade haben nicht immer die Pflegebedürftigkeit abgebildet, früher haben das Pflegestufen getan. Auch sie waren wichtig für die gerechte Verteilung der Pflegekassenleistungen, ließen aber viele Menschen außen vor. Das lag daran, dass sie sich vorwiegend auf körperliche Einschränkungen bezogen. Im Jahr 2017 wurden dann die Pflegegrade eingeführt, die auch kognitive Beeinträchtigungen berücksichtigen. Ihr Familienmitglied kann also durchaus einen Pflegegrad bei ADHS beantragen, eine Bewilligung erfolgt aber nur, wenn der Hilfsbedarf deutlich ist.
Welcher Pflegegrad bei ADHS?
Der Pflegegrad orientiert sich nicht an bestimmten Diagnosen: Ihr Angehöriger erhält also nicht so etwas wie einen ADHS-Pflegegrad. Außerdem ist nirgendwo festgeschrieben, dass Menschen mit ADHS beispielsweise nur Pflegegrad 1 erhalten können. Die Praxis zeigt allerdings, dass Patienten aufgrund von ADHS mit keinen hohen Pflegegraden rechnen können, dafür ist der Pflegebedarf nicht groß genug. Liegen Begleit- oder Folgeerkrankungen vor, sind aber auch Pflegegrad 4 oder Pflegegrad 5 möglich.
Beschwerden bei ADHS
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Möglicher Pflegegrad
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---|---|
Stark ausgeprägte ADHS mit deutlichen Aufmerksamkeits- und Konzentrationsproblemen, Impulsivität und emotionaler Instabilität |
Pflegegrad 1 oder Pflegegrad 2 |
ADHS mit Begleit- und Folgeerkrankungen, wie Depressionen, Parkinson, Multiple Sklerose |
Pflegegrad 1, Pflegegrad 2, Pflegegrad 3, Pflegegrad 4, Pflegegrad 5 |
Gut zu wissen!
Oftmals erhalten Menschen mit ADHS gar keinen Pflegegrad, da die Symptome die Selbstständigkeit für eine Zuordnung nicht ausreichend einschränken.
Pflegegrad bei ADHS beantragen
Wenn Sie gemeinsam mit Ihrem Familienmitglied einen Pflegegrad beantragen möchten, wenden Sie sich direkt an die Pflegekasse. Sie ist an die Krankenkasse Ihres Angehörigen angegliedert. Innerhalb weniger Wochen bewilligt sie einen Pflegegrad, sofern die Voraussetzungen erfüllt sind.
Wann sollte ich einen Pflegegrad bei ADHS beantragen?
Gerade bei psychischen Störungen scheuen sich viele Menschen einen Pflegegrad zu beantragen, weil sie meinen, dass eine Pflegebedürftigkeit nur aufgrund körperlicher Einschränkungen vorliegt. Die Pflegekasse bewilligt aber auch regelmäßig Pflegegrade bei psychischen Problemen. Wichtig ist dabei, dass die Störungen einen messbaren Hilfsbedarf auslösen. Unabhängig von dem Grund, sollten Sie immer dann einen Pflegegrad beantragen, wenn die Selbstständigkeit Ihres Familienmitglieds eingeschränkt ist – das ist auch bei ADHS möglich. Bitte bedenken Sie, dass die Pflegebedürftigkeit über sechs Monate hinweg oder länger bestehen muss. Da es sich bei ADHS um eine unheilbare Störung handelt, ist eine langfristige Beeinträchtigung denkbar – die Symptome können sich aber in der Jugend deutlich abschwächen. Besprechen Sie am besten mit dem behandelnden Arzt den richtigen Zeitpunkt für die Beantragung eines Pflegegrads.
Was sind Anzeichen für eine Pflegebedürftigkeit bei ADHS?
Bei ADHS sind die grundlegenden Pflegebereiche, wie die Körperpflege, Mobilität und Ernährung körperlich gesehen nicht eingeschränkt. Das macht es pflegenden Angehörigen oft schwer, die Anzeichen für eine Pflegebedürftigkeit im Sinne der Pflegekasse auszumachen. Doch keine Sorge: das fällt auch nicht in Ihr Aufgabengebiet. Die Pflegekasse überprüft die Voraussetzungen in Zusammenarbeit mit dem Medizinischen Dienst. Da der Antrag auf einen Pflegegrad mit keinen Kosten für Sie verbunden ist und mehrmals eingereicht werden kann, müssen Sie sich zuvor über den Hilfsbedarf nicht sicher sein.
Eine erste Einschätzung liefern folgende Fragen:
- Leidet Ihr Angehöriger unter Konzentrations- oder Aufmerksamkeitsproblemen?
- Hat Ihr Familienmitglied Schwierigkeiten, sich Dinge zu merken oder den Überblick zu behalten?
- Fällt es Ihrem Angehörigen schwer, Regeln zu verstehen oder einzuhalten?
- Zeigt Ihr Familienmitglied starke Impulsdurchbrüche oder unkontrolliertes Verhalten?
- Leidet Ihr Angehöriger unter häufigen Stimmungsschwankungen?
- Gibt es regelmäßig Konflikte im sozialen Umfeld?
- Vergisst oder vernachlässigt Ihr Angehöriger oft Mahlzeiten?
- Gelingt es Ihrem Angehörigen nicht, Medikamente regelmäßig und korrekt einzunehmen?
- Benötigt Ihr Angehöriger Anleitung oder Begleitung, um den Tagesablauf zu strukturieren?
- Liegen zusätzlich psychische oder körperliche Erkrankungen vor?
So beantragen Sie einen Pflegegrad bei ADHS
Vom Antrag bis zur möglichen Bewilligung vergehen bis zu 25 Arbeitstage. Für ein reibungsloses Antragsverfahren stellen wir Ihnen eine Anleitung bereit.
Pflegegrad bei ADHS: In 5 Schritten zum richtigen Pflegegrad
Menschen mit ADHS sind selbst in der Lage, einen Antrag auf einen Pflegegrad zu stellen. Für die nötige Strukturierung der Teilschritte ist Ihre Hilfe aber bestimmt sinnvoll.
Schritt 1 – Legen Sie sich das richtige Formular zurecht: Bei der Beantragung eines Pflegegrads ist das Formular „Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung“ unverzichtbar. Darin bündelt die Pflegekasse alle nötigen Informationen zum Anstoß der Bearbeitung. Das Formular können Sie online auf der Seite der zuständigen Krankenkasse herunterladen, ausdrucken und ausfüllen. Alternativ sendet Ihnen die Krankenkasse das Formular gerne zu. Einige Krankenkassen bieten auch schon einen Online-Antrag an.
Schritt 2 – Füllen Sie das Formular gemeinsam aus: Der Antrag auf einen Pflegegrad ist recht schlicht gehalten. Hier geht es vor allem um persönliche Daten und Informationen über die Pflegeperson. Sie haben dabei die Möglichkeit, direkt Pflegesachleistungen zu beantragen. Achten Sie unbedingt auf die Unterschrift Ihres Angehörigen, nur damit ist der Antrag gültig.
Schritt 3 – Seien Sie bei der Pflegebegutachtung dabei: Damit feststeht, wie stark Ihr Angehöriger aufgrund von ADHS tatsächlich eingeschränkt ist, prüft ein Gutachter die vorliegende Situation. Das geschieht in aller Regel im häuslichen Umfeld Ihres Familienmitglieds. Zuvor erhalten Sie eine Information über den genauen Besuchstag.
Schritt 4 – Sichten Sie den Bescheid der Pflegekasse: Die Pflegekasse sendet Ihrem Angehörigen nach Einholen aller Informationen einen Bescheid zu. Dieser informiert über den zugeteilten Pflegegrad. Grundsätzlich ist jetzt eine Beanspruchung der Leistungen möglich, einige Angebote stehen Ihrem Angehörigen aber erst ab Pflegegrad 2 zu.
Schritt 5 – Entscheiden Sie sich für oder gegen einen Widerspruch: Die Pflegekasse prüft genau, welchem Versicherten welcher Pflegegrad zuteilwerden muss. Trotz der Sorgfaltspflicht können aber formale Fehler oder eine falsche Einschätzung passieren. Innerhalb von einem Monat können Sie deshalb Widerspruch gegen den Pflegegrad bei der Pflegekasse einlegen – dieser muss in jedem Fall schriftlich und innerhalb der Frist erfolgen.
Höheren Pflegegrad bei ADHS beantragen
Es gibt Erkrankungen, die voranschreiten und mit der Zeit einen höheren Pflegegrad erfordern. Eine Höherstufung alleine aufgrund von ADHS ist aber unwahrscheinlich. Die psychische Störung kann sich mit dem Alter abschwächen und vom Symptombild leicht variieren, nimmt aber nicht sprunghaft zu. Besitzt Ihr Angehöriger jedoch andere Diagnosen, kann ein Antrag auf Höherstufung sinnvoll sein. Er bietet sich immer dann an, wenn die Selbstständigkeit Ihres Familienmitglieds deutlich nachgelassen hat, und sich das bei der Pflege bemerkbar macht.
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Ratgeber
ADHS bei Kindern
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Ratgeber
ADHS bei Erwachsene
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Ratgeber
Pflege von Erwachsene mit ADHS
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Ratgeber
Pflege von Kindern mit ADHS
Pflegebegutachtung bei ADHS: Ablauf und Kriterien
Um den Pflegebedarf genau zu ermitteln, erfolgt eine sogenannte Pflegebegutachtung. Diese führen die vom Medizinischen Dienst entsandten Gutachter durch. Nach erfolgreicher Pflegebegutachtung erhält die Pflegekasse die Informationen und kann daraufhin einen Pflegegrad bei ADHS bestimmen.
Unabhängig von dem Grund des Pflegeantrags werden folgende Module geprüft:
- Mobilität
- Kognitive und kommunikative Fähigkeiten
- Verhaltensweisen und psychische Problemlagen
- Selbstversorgung
- Umgang mit krankheits- und behandlungsbedingten Anforderungen
- Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte
Die Auffälligkeiten in den jeweiligen Modulen sind mit den AHS-Symptomen verknüpft.
Begutachtungsmodul
|
Auffälligkeiten bei starker ADHS
|
Mögliche Bewertung
|
---|---|---|
Mobilität | Bei alleiniger ADHS nicht betroffen | Selten relevant |
Kognitive und kommunikative Fähigkeiten | Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Entscheidungsprobleme, Verständnisschwierigkeiten bei komplexen Informationen | Häufig beeinträchtigt |
Verhaltensweisen und psychische Problemlagen | Impulsivität, Emotionale Ausbrüche, Stimmungsschwankungen, Soziale Konflikte | Sehr häufig betroffen |
Selbstversorgung | Unregelmäßige Körperpflege, Vergessene Mahlzeiten | Möglicherweise der Fall |
Umgang mit krankheits- und behandlungsbedingten Anforderungen | Falsche oder unregelmäßige Medikamenteneinnahme, Überforderung mit Arztterminen oder Behandlungen | Möglicherweise der Fall |
Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte | Mangelnde Tagesstruktur, Sozialer Rückzug, Abhängigkeit von Mitmenschen bei Organisation des Alltags, Probleme, Alltag aktiv zu gestalten | Sehr häufig betroffen |
Achtung: Leidet Ihr Angehöriger unter weiteren Erkrankungen oder Störungen, können sich in den unterschiedlichen Modulen weitere Einschränkungen ergeben, auch diese werden mitberücksichtigt.
ADHS: Wie viel Punkte für welchen Pflegegrad?
Jedem Pflegegrad wird eine bestimmte Punktanzahl zugeordnet. Das bedeutet, nur wenn Ihr Angehöriger mit ADHS eine bestimmte Anzahl erreicht, erhält er einen Pflegegrad. Das ist aber oft nicht der Fall.
- Pflegegrad 1: 12,5 bis unter 27,0 Punkte
- Pflegegrad 2: 27 bis unter 47,5 Punkte
- Pflegegrad 3: 47,5 bis unter 70 Punkte
- Pflegegrad 4: 70 bis unter 90 Punkte
- Pflegegrad 5: 90 bis 100 Punkte
Welche Leistungen stehen mir und meinem Angehörigen bei ADHS zu?
Bei einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung entstehen unterschiedliche Kosten. Dabei handelt es sich aber nicht um klassische Pflegekosten, sondern vielmehr um einen Aufwand für die Betreuung und Begleitung im Alltag. Die Pflegekasse verteilt Leistungen grundsätzlich nur an Menschen, die einen Pflegegrad nachweisen können. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit bei ADHS ist, lässt sich nicht voraussagen. Realistisch gesehen erhalten viele Betroffene aber keinen Zugang zu den Leistungen.
Was zahlt die Pflegekasse bei ADHS?
Die Diagnose ADHS reicht alleine nicht oft nicht aus, damit die Pflegekasse zahlt. Ist die psychische Störung aber sehr ausgeprägt oder fällt gemeinsam mit anderen Erkrankungen an, kann es durchaus zu einem Pflegebedarf und damit zu einem Anspruch kommen.
Folgende Leistungen stehen Menschen mit einem Pflegegrad zu:
- Pflegegeld: Ihr Angehöriger erhält das Pflegegeld direkt auf sein Konto. Er kann darüber frei verfügen, bei Minderjährigen erledigen das die Eltern. Der jeweilige Pflegegrad legt die Höhe des Pflegegelds fest.
- Pflegesachleistungen: Möchten Sie einen ambulanten Pflegedienst in die Pflege einbeziehen, können Sie dafür die Pflegesachleistungen Bei ADHS ist das aber nur selten nötig.
- Zuschuss zur vollstationären Pflege: Klassische Pflegeheime kommen alleine aufgrund von ADHS nicht infrage. Sollte die Unterbringung durch eine andere Diagnose nötig sein, können Sie ab Pflegegrad 2 auf die Beteiligung der Pflegekasse zählen.
Pflegegrad
|
Pflegegeld
|
Pflegesachleistungen
|
Vollstationäre Pflege
|
---|---|---|---|
1 | 0 € | 0 € | 0 € |
2 | 347 € | 796 € | 805 € |
3 | 599 € | 1.497 € | 1.319 € |
4 | 800 € | 1.859 € | 1.855 € |
5 | 990 € | 2.299 € | 2.096 € |
Wie können Menschen mit ADHS eine Haushaltshilfe finanzieren?
ADHS führt oft besonders in Lebensbereichen zu Problemen, die viel Struktur und Organisation erfordern. Dazu gehört auch die Führung des Haushaltes. Einige Menschen mit ADHS fangen Aufgaben an und lassen sich dann von anderen Pflichten ablenken. Dadurch können sich unerledigte Tätigkeiten ansammeln. Die Haushaltshilfe bietet eine wertvolle Unterstützung, etwa bei der Wäschepflege, dem Einkaufen oder der Reinigung der Wohnung. Menschen mit einem Pflegegrad steht ein Entlastungsbetrag in Höhe von 131 Euro zu – unabhängig von der Höhe des Pflegegrads. Ihr Familienmitglied kann sich damit im Alltag selbst entlasten, davon profitieren auch Sie als pflegende Angehöriger.
Diese Entlastungsleistungen stehen Personen mit ADHS zu
Die Pflege und Betreuung bei ADHS sind oft mit herausfordernden Situationen verknüpft. Pflegende Angehörige müssen sich bei ADHS-Patienten oft wiederholen, wenn es beispielsweise um die Erledigung von Aufgaben oder dem Einhalten von Terminen geht. Der Kommunikationsaufwand fällt, je nach Ausprägung von ADHS, recht hoch aus. Das empfinden viele pflegende Angehörige als anstrengend. Deshalb sollten Sie Zeit für sich selbst finden. Da das bei der engmaschigen Betreuung nicht immer leichtfällt, stellt die Pflegekasse Entlastungsangebote bereit.
- Tages- und Nachtpflege: Wenn Sie das Angebot der Tages- und Nachtpflege beanspruchen, hält sich Ihr Angehöriger über einige Stunden in einer speziellen Einrichtung auf – hier gehen Pflegekräfte auf den individuellen Bedarf ein. Liegt ausschließlich eine ADHS-Diagnose vor, ist das aber in der Regel nicht nötig. Bei kombinierten Problematiken schafft das Angebot Entlastung, die Pflegekasse beteiligt sich daran.
- Kurzzeitpflege/Verhinderungspflege: Muss sich Ihr Angehöriger über eine gewisse Zeit in stationäre Pflege begeben, können Sie für die Finanzierung die Kurzzeitpflege Eine Kurzzeitpflege ist aufgrund von ADHS nicht denkbar, kann jedoch durch andere Erkrankungen erforderlich werden. Die Verhinderungspflege ermöglicht eine lückenlose Versorgung Ihres Familienmitglieds, wenn Sie die Pflege durch eine Erkrankung, Urlaub oder durch Verpflichtungen nicht sicherstellen können. Für die Kurzzeitpflege und die Verhinderungspflege gibt es das sogenannte Entlastungsbudget.
- Betreuungs- und Entlastungsleistungen: Betreuungsangebote und Unterstützungsleistungen sind wichtig, um den Alltag bei der ADHS-Pflege von Kindern und der ADHS-Pflege bei Erwachsenen zu entlasten. Der monatliche Entlastungsbetrag bietet bei schweren Fällen die Möglichkeit dazu.
Entlastungsleistungen auf einen Blick
Pflegegrad
|
Tages- und Nachtpflege
|
Kurzzeitpflege/Verhinderungspflege
|
Entlastungsbetrag
|
---|---|---|---|
1 | 0 € | 3.539 € | 131 € |
2 | 721 € | 3.539 € | 131 € |
3 | 1.357 € | 3.539 € | 131 € |
4 | 1.685 € | 3.539 € | 131 € |
5 | 2.085 € | 3.539 € | 131 € |
Gut zu wissen!
Es gibt noch viele weitere Unterstützungsleistungen seitens der Pflegekasse. Diese spielen bei ADHS allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Besitzt Ihr Angehöriger den Pflegegrad noch aufgrund einer anderen Einschränkung, könnten wohnumfeldverbessernde Maßnahmen, Hilfsmittel, Pflegehilfsmittel zum Verbrauch und der Hausnotruf interessant sein.