Ihr Angehöriger berichtet morgens über steife Gelenke. Außerdem fällt Ihnen auf, dass seine Finger- und Zehengelenke angeschwollen und offenbar schmerzhaft sind. Das alles deutet auf eine Arthritis bzw. Polyarthritis hin. Die entzündliche Gelenkerkrankung kann im Alltag deutliche Spuren hinterlassen und zu einer Pflegebedürftigkeit führen. Als pflegender Angehöriger können Sie Ihr Familienmitglied beispielsweise bei der Haushaltsführung oder der Körperpflege unterstützen.

Wir erklären Ihnen, worauf es bei der Pflege bei Arthritis/Polyarthritis ankommt. Zudem geben wir Ihnen Tipps zur Optimierung des Pflegealltags.

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine rheumatoide Arthritis, auch als Polyarthritis bezeichnet, kann zu einer Pflegebedürftigkeit führen – Betroffene können dann einen Pflegegrad beantragen.
  • Die Pflegekasse steht Menschen mit einem Pflegegrad mit Unterstützungsangeboten wie den Pflegesachleistungen oder dem Pflegegeld zur Seite.
  • Bewegung und eine angepasste Ernährung können bei rheumatoider Arthritis hilfreich sein.
  • Im Pflegealltag ist die Sturzprophylaxe besonders wichtig, da Patienten oft eine eingeschränkte Beweglichkeit besitzen.

Was ist Arthritis/Polyarthritis?

Wenn Sie sich über entzündliche Gelenkerkrankungen informieren, stoßen Sie automatisch auf die rheumatoide Arthritis – sie stellt die häufigste Form dar. Hierzulande ist der Begriff chronische Polyarthritis weit verbreitet. Die Bezeichnung drückt aus, dass die Erkrankung dauerhaft besteht (chronisch) und mehrere Gelenke involviert sind („Poly“ für „viel“). Um die Erkrankung über die Landesgrenzen hinaus einheitlich zu beschreiben, hat sich der Begriff rheumatoide Arthritis durchgesetzt. Die Ursachen der Erkrankung sind bis heute nicht vollständig entschlüsselt. Genetische Faktoren genauso wie Bakterien und Viren könnten die Erkrankung begünstigen.[1] Bei der rheumatoiden Arthritis kommt es zu einem Entzündungsprozess im Gelenk, daran ist vor allem das Immunsystem beteiligt. Die Zellen, die zum Immunsystem gehören, greifen das eigene Körpergewebe an – der Organismus akzeptiert die Gelenkinnenhaut hierbei nicht als zugehöriges Gewebe. Aus der Überzeugung heraus, dass es sich um körperfremdes Gewebe handelt, wird die überschießende Immunreaktion und damit das Entzündungsgeschehen angestoßen. Da sich der Körper gewissermaßen selbst bekämpft, ist der Begriff Autoimmunreaktion passend.[2]

Kann eine Arthritis/Polyarthritis eine Pflegebedürftigkeit auslösen?

Eine chronisch entzündliche Gelenkerkrankung kann die Selbstständigkeit stark einschränken und so zu einer Pflegebedürftigkeit führen. Ob und wie stark Ihr Angehöriger auf Hilfe von außen angewiesen ist, variiert womöglich nach Tagesform. Fest steht jedoch, dass eine Behandlung sehr wichtig ist, um eine zunehmende Pflegebedürftigkeit zu verhindern. Bei Patienten ohne Behandlung kann die rheumatoide Arthritis die Gelenke derart zerstören, dass sie komplett versteifen – nun benötigt Ihr Angehöriger dauerhaft eine intensive pflegerische Versorgung. Was viele Betroffene nicht wissen: Die Entzündungsprozesse bedrohen nicht nur die Gelenke, sondern auch die Blutgefäße. Patienten haben deshalb ein erhöhtes Risiko, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln.[3],[4] Bei einer rheumatoiden Arthritis handelt es sich übrigens um keine seltene Erkrankung – etwa eine Person von 100 ist davon betroffen. Zwar kann es in jedem Alter zu der chronisch entzündlichen Gelenkerkrankung kommen, oft tritt sie aber nach dem 50. Lebensjahr in Erscheinung.1 Da es im fortgeschrittenen Lebensalter auch zu anderen Erkrankungen wie Diabetes, Parkinson oder Schlaganfällen kommen kann, verstärkt sich der Pflegebedarf unter Umständen erheblich.

Arthritis/Polyarthritis: dann ist eine pflegerische Versorgung ratsam

Unabhängig von der Ursache ist es ratsam, Ihrem Angehörigen pflegerische Unterstützung zukommen zu lassen, sobald sich Anzeichen für eine Überforderung bzw. hohe Belastung zeigen. Vielleicht fällt Ihnen auf, dass der Haushalt in letzter Zeit sehr unordentlich erscheint und Ihr Angehöriger die Einkäufe nur sehr klein gestaltet oder hinauszögert. Womöglich macht es Sie auch stutzig, dass Ihre Mutter Ihre Bluse nun immer offen trägt, anstatt sie über dem Unterhemd zuzuknöpfen. Ein Hinweis kann auch sein, dass Ihr Familienmitglied sich oft die Finger hält oder sie auf einer Heizdecke platziert. Gerade zu Anfang der Erkrankung versuchen viele Patienten, ihre Symptome wegzureden und zu ignorieren: „Ach, ich bin nicht mehr der Jüngste, da ist es doch normal, dass die Gelenke nicht mehr so mitmachen.“ Bei diesen oder ähnlichen Aussagen sollten Sie aufhorchen. Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Familienmitglied und machen Sie deutlich, dass es nicht sinnvoll ist, die Beschwerden einfach auszuhalten. Klären Sie den Betroffenen darüber auf, dass es viele Behandlungsansätze gibt, die Linderung verschaffen. Bieten Sie in diesem Zuge auch Ihre Unterstützung an.

Gut zu wissen!

Ihr Familienmitglied kann bei einer nachweisbar eingeschränkten Selbstständigkeit einen Pflegegrad bei Arthritis erhalten. Die dann zur Verfügung stehenden Pflegekassenleistungen unterstützen die häusliche Pflege und die Versorgung in einem Pflegeheim.

Wie kann eine Pflege bei Arthritis/Polyarthritis aussehen?

Eine Arthritis stellt den Alltag von Patienten, vor allem im fortgeschrittenen Stadium, auf den Kopf. Selbst leichte Tätigkeiten können nicht mehr oder nicht mehr wie gewohnt ausgeführt werden. Das liegt daran, dass starke Schwellungen, Schmerzen und Steifheit in den oberen oder unteren Extremitäten die Handlungsfähigkeit einschränken. Der Bewegungsablauf beim Gehen und die Feinmotorik können durch die Entzündungsgeschehen in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Pflegebedarf bezieht sich deshalb vor allem auf die Grundpflege, also auf die Mobilisierung, Ernährung und Körperpflege. Ihr Familienmitglied benötigt womöglich Hilfe beim Ankleiden, beim Frisieren, Rasieren oder der Nahrungszubereitung. Auch das Tragen schwerer Einkäufe oder Reinigungsmaßnahmen im häuslichen Umfeld können nun ohne Unterstützung schwerfallen. Wenn nichts mehr wie gewohnt klappt, kann das auf die Psyche schlagen. Vielleicht benötigt Ihr Angehöriger nun Ihre Hilfe, um den Alltag sinnvoll zu gestalten, Arzttermine wahrzunehmen oder soziale Kontakte zu pflegen – auch das gehört zur häuslichen Pflege dazu. Entscheidend ist, dass Ihr Familienmitglied die ärztlich verordneten Medikamente einnimmt – bieten Sie auch hier Ihre Hilfe an.

Mögliche Pflegetätigkeiten bei Arthritis/Polyarthritis

  • Sicherstellung der Grundpflege: Hier ist womöglich Unterstützung bei der Körperpflege, Mobilisation und Nahrungszubereitung gefragt.
  • Sturzprävention, da Menschen mit einer Arthritis/Polyarthritis eine erhöhte Sturzneigung besitzen.
  • Unterstützung bei der Haushaltsführung, zum Beispiel beim Wäschewaschen, der Bodenreinigung und der Gartenpflege.
  • Übernahme der Einkäufe und Beamtengänge.
  • Hilfe bei der Sortierung und Einnahme von Medikamenten.
  • Ermöglichung von Arztterminen und Inanspruchnahme der Therapieangebote.
  • Unterstützung bei der Alltagsplanung und Begleitung bei Unternehmungen.
  • Hilfe bei der Pflege sozialer Kontakte.

Können Menschen mit einer Arthritis/Polyarthritis zu Hause gepflegt werden?

Eine häusliche Pflege ist selbst bei einer ausgeprägten Arthritis/Polyarthritis möglich. Da hier jedoch eine tatkräftige Unterstützung gefragt ist, ist es sinnvoll, die Pflege vorab zu planen. Das stellt eine lückenlose Pflege sicher und gibt pflegenden Angehörigen eine gewisse Planungssicherheit. Um mehr über den Pflegebedarf zu erfahren, können Sie das Gespräch mit dem behandelnden Arzt suchen. Unterstützung bei der häuslichen Pflege erfahren Sie beispielsweise durch einen ambulanten Pflegedienst oder die Tages- sowie Nachtpflege. Bei einer 24 Stunden Pflege & Betreuung ist es vorgesehen, dass eine Betreuungsperson in das häusliche Umfeld Ihres Angehörigen einzieht und die Grundpflege bedeutend unterstützt. Prüfen Sie am besten, ob das eine Option für die häusliche Pflege sein kann.

Achtung: Ein Pflegetagebuch kann Ihnen einen Überblick über regelmäßig anfallende Pflegeaufgaben geben. Beachten Sie jedoch bitte, dass es immer wieder zu schubhaften Veränderungen kommen kann – die erhöhte Krankheitsaktivität führt zu einer stärkeren Ausprägung der Krankheitsbeschwerden. Planen Sie also bestenfalls ein, dass Ihr Angehöriger Ihre Hilfe ab und an häufiger benötigt.

Pflege bei Arthritis/Polyarthritis: ein beispielhafter Pflegetag

Menschen mit Arthritis bzw. Polyarthritis benötigen oft eine pflegerische Versorgung. Doch was bedeutet das im Pflegealltag konkret? Wir geben Ihnen an dieser Stelle einen praxisnahen Einblick, wie sich die häusliche Pflege bei Menschen mit rheumatoider Arthritis gestalten kann.

Erna ist 72 Jahre alt und leidet seit 15 Jahren an rheumatoider Arthritis. Sie plagen die typischen Beschwerden wie Morgensteifigkeit, Schwellungen und Schmerzen. Ihre Tochter Franziska begleitet sie deshalb durch den Tag.

  • Morgens: Es ist 7:00 Uhr und Zeit zum Aufstehen. Franziska hilft ihrer Mutter bei der Mobilisierung. Zunächst fährt sie das Pflegebett auf eine angenehme Höhe, sodass sich ihre Mutter bequem aufsetzen kann. Bereits am Vorabend hat Franziska die Kleidung herausgelegt. Mit ihrer Hilfe schlüpft Erna in ihren Pullover und die anderen Kleidungsstücke. Franziska reicht ihrer Mutter den Gehstock und begleitet sie ins Badezimmer. Wie jeden Morgen hilft die Tochter ihrer Mutter bei der Körperpflege. Mit dem Treppenlift geht es anschließend die Treppe hinunter. In der Küche bereiten beide gemeinsam das Frühstück vor. Da die Benutzung von normalem Besteck Erna aufgrund der Gelenkverformungen große Probleme bereitet, nutzt sie ein spezielles Besteck. Auch die Medikamenteneinnahme steht morgens auf dem Plan.
  • Mittags: Da Franziska nun arbeiten muss und Erna das Mittagessen nicht alleine zubereiten kann, kommt jeden Mittag das Essen auf Rädern. Die Mahlzeiten sind verzehrfertig, Erna muss sich nur ihr spezielles Besteck bereitlegen. Danach sieht sie ein wenig Fernsehen.
  • Nachmittags: Franziska kommt erneut vorbei, denn nun machen beide ihren täglichen Spaziergang. Erna nutzt dafür einen Rollator. Mit mehreren Pausen legen Mutter und Tochter die ganze Runde durch den Park zurück. Später kommen noch die Enkel zu Besuch. Während Erna ihren Enkeln ein Buch vorliest, nutzt Franziska die Zeit, um die Wäsche zu waschen, die Küche aufzuräumen und das Wohnzimmer zu saugen. Anschließend vereinbart sie noch einen Zahnarzttermin für ihre Mutter – erst letztens wurde eine versteckte Entzündung im Kieferbereich entdeckt, auch das ist bei Arthritis nicht untypisch.
  • Abends: Franziska sortiert für ihre Mutter die Medikamente in die „Pillenbox“, legt die Kleidung für den nächsten Tag heraus und bereitet anschließend das Abendessen vor. Auch die abendliche Körperpflege erledigen Mutter und Tochter wieder gemeinsam. Dabei legt Franziska besonderen Wert auf eine Sturzprophylaxe – erst neulich hat sie Haltegriffe neben der Toilette angebracht und einen Duschstuhl angeschafft. Erna verabschiedet sich von ihrer Tochter – beide sehen sich morgen wieder.

Warum ist Bewegung bei Arthritis/Polyarthritis so wichtig?

Bewegung ist für alle pflegebedürftigen Menschen wichtig. Sie trainiert das Herz-Kreislaufsystem, erhält die Muskelkraft und hilft bei rheumabedingter Erschöpfung. Bei der Wahl der Bewegungsform sollten Sie Rücksicht auf die körperliche Leistungsfähigkeit nehmen. Außerdem muss es sich um eine gelenkschonende Sportart handeln. Natürlich spielen auch Vorlieben eine große Rolle. Ihr Angehöriger kann mit Rheuma grundsätzlich Sportarten wie Radfahren, Schwimmen, Wassergymnastik, Yoga oder Tai Chi machen. Unser Tipp: Lassen Sie Ihren Angehörigen in mehrere Sportarten hineinschnuppern.[1]

Rheumatoide Arthritis/Polyarthritis: 3 Kräftigungsübungen für Zuhause

Mit Kräftigungsübungen beugt Ihr Angehöriger einem Muskelabbau entgegen. Das Beste: Dafür muss Ihr Familienmitglied kein Fitnessstudio besuchen. Zeigen Sie ihm doch einfach folgende Übungen.

  1. Angezogene Beine zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur

Bitten Sie Ihren Angehörigen, sich mit dem Rücken auf eine Matte zu legen. Die Füße stehen angewinkelt und hüftbreit auseinander. Nun löst Ihr Angehöriger die Füße vom Boden und erzeugt einen 90° Winkel zwischen Oberschenkel und Unterschenkel. Die Handflächen liegen nun auf den Oberschenkeln. Leiten Sie Ihr Familienmitglied an, das Kinn langsam Richtung Brust zu ziehen – dabei werden der Kopf und die Schultern von der Matte angehoben, die Handflächen und Oberschenkel werden gegeneinandergedrückt. Die Übung wird 5 Sekunden durchgeführt, danach lösen – insgesamt 5 Wiederholungen sind ratsam.[2]

  1. Brücke zur Kräftigung des unteren Rückens und des Gesäßes

Für diese Übung benötigen Sie eine Gymnastikmatte. Bitten Sie Ihren Angehörigen, sich in Rückenlage auf die Matte zu positionieren. Die Beine sind hüftbreit aufgestellt, die Fersen orientieren sich in Richtung Gesäß und die Arme liegen mit den Handflächen auf dem Boden neben dem Körper. Den Bauchnabel zieht Ihr Angehöriger in Richtung Wirbelsäule. Mit der Ausatmung hebt Ihr Familienmitglied das Becken in die Höhe – die Knie und die Schultern bilden nun eine Linie. Leiten Sie Ihren Angehörigen an, die Pobacken zusammenzukneifen und die Fußsohlen in den Untergrund zu drücken. Mit der nächsten Einatmung wird das Becken wieder abgesenkt. Ihr Angehöriger legt das Becken aber nicht ab, sondern berührt damit nur leicht die Matte. 10-15 Wiederholungen sind optimal.6

  1. Arm und Bein diagonal zusammenführen zur Schulung der Balance

Für diese Übung stellt sich Ihr Angehöriger hin, die Füße stehen hüftbreit auseinander. Nun verlagert Ihr Familienmitglied das Gewicht auf ein Bein, spreizt das andere zur Seite hin ab und löst es vom Boden. In einem nächsten Schritt wird der Arm des Standbeins seitlich so weit angehoben, dass dieser die Schulterhöhe erreicht. Das Knie des seitlich abgespreizten Beines und die Handfläche führt Ihr Angehöriger nun zusammen – also beispielsweise die rechte Hand mit dem linken Bein. 5-8 Wiederholungen reichen pro Seite aus, danach wird gewechselt.6 Achtung: Hat Ihr Angehöriger Probleme mit dem Gleichgewichtssinn, müssen Sie während der Übung unbedingt sicherstellen, dass keine Sturzgefahr besteht.

Gibt es eine spezielle Ernährung in der Pflege bei Arthritis/Polyarthritis?

Auch wenn es keine Garantie für eine Beschwerdelinderung gibt, hilft es vielen Patienten, die Ernährung entsprechend anzupassen. Hintergrund ist ein möglicher positiver Effekt auf das Entzündungsgeschehen durch eine gezielte Auswahl von Lebensmitteln.

Dabei sollten Sie auf Folgendes achten:

  • Reichen Sie Ihrem Angehörigen höchstens zwei Portionen Fleisch oder Wurst pro Woche.
  • Planen Sie zwei Fischmahlzeiten wöchentlich ein.
  • Orientieren Sie sich an kalziumreichen Lebensmitteln wie Milchprodukten oder grünem Gemüse, um einer Osteoporose
  • Bereiten Sie die Mahlzeiten schonend zu, um die Nährstoffe zu erhalten – besonders geeignet ist das Garen.
  • Verwenden Sie Pflanzenöle wie Raps-, Soja-, Lein- oder Walnussöl.
  • Besprechen Sie mit dem behandelnden Arzt, ob womöglich Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin E, Vitamin C oder Selen sinnvoll sind.
  • Ihr Angehöriger sollte den Konsum von Alkohol am besten einstellen oder erheblich senken – das Genussmittel kann Entzündungen fördern und die ohnehin durch die Arthritistherapie belastete Leber weiter belasten.
  • Motivieren Sie Ihr Familienmitglied, den Tabakkonsum einzustellen, die Inhaltsstoffe fördern die Produktion entzündungsfördernder Antikörper.
  • Ist Ihr Angehöriger übergewichtig, ist das problematisch für die Gelenke – diese sind nun einer noch größeren Belastung ausgesetzt. Eine Ernährungsberatung kann dabei helfen, Gewicht zu reduzieren.

5 goldene Regeln für die Pflege bei Arthritis/Polyarthritis

Weder Ihr Angehöriger noch Sie sind der rheumatoiden Arthritis hilflos ausgesetzt. Mit einigen besonderen Pflegemaßnahmen können Sie das Wohlbefinden und die Sicherheit Ihres Familienmitglieds fördern.

  1. Aktivierende Pflege anwenden: Bei der aktivierenden Pflege geht es darum, den zu Pflegenden so oft wie möglich aktiv an der Pflege zu beteiligen. Das fördert die Selbstständigkeit. Sprechen Sie mit Ihrem Angehörigen ab, bei welchen Aufgaben er Hilfe benötigt. Sie können beispielsweise die Zahnpasta auf die Zahnbürste geben, das Zähneputzen übernimmt jedoch Ihr Angehöriger mit Unterstützung.
  2. Pflegetätigkeiten verschieben: Durch die Morgensteifigkeit fallen viele Aufgaben direkt nach dem Aufstehen besonders schwer. Verschieben Sie die Morgentoilette, falls nötig, auf einen späteren Zeitpunkt und beginnen Sie mit dem Frühstück.
  3. Pflegeumfeld sicher gestalten: Ein Treppenlift, Handgriffe im Badezimmer oder das Entfernen von Türschwellen kann ein sicheres und barrierefreies Wohnen unterstützen. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil die Arthritis mit den einhergehenden Bewegungseinschränkungen die Sturzgefahr steigert. Beachten Sie auch Tipps zur Sturzprophylaxe.
  4. Wärme und Kälte nutzen: Während eines akuten Schubs kann Ihr Angehöriger lokale Kälteanwendungen als wohltuend empfinden. Hierfür können Sie ein Kältepack nutzen. Achten Sie unbedingt darauf, dass Sie das Pack in ein dickes Tuch hüllen und die Anwendung auf 20 Minuten begrenzen, um Erfrierungen zu vermeiden. Bei chronischen Gelenkbeschwerden, die zwischen den Schüben bestehen, kann Wärme die Symptome lindern. Ein Kirschkernkissen oder Rotlicht ist eine gute Empfehlung. Alternativ können Sie Ihrem Familienmitglied auch eine Schüssel mit erwärmten Trockenerbsen anbieten, die für ein „Handbad“ dient.
  5. Bewegung fördern: Motivieren Sie Ihr Familienmitglied dazu, sich regelmäßig zu bewegen. Tägliche Spaziergänge fördern das psychische und körperliche Wohlbefinden.

Gut zu wissen!

Physiotherapeutische Übungen können die Beweglichkeit der Gelenke erhalten. Hat der behandelnde Arzt eine Physiotherapie oder Funktionstraining verordnet, unterstützen Sie Ihren Angehörigen am besten bei der Wahrnehmung der Termine.

Eine Arthritis/Polyarthritis kann auch psychische Folgen haben

Eine chronische Gelenkerkrankung kann ihre Spuren in der Psyche von Betroffenen hinterlassen. Zieht sich Ihr Angehöriger zunehmend aus dem sozialen Leben zurück und erscheint immer öfter motivationslos und traurig, sollten Sie handeln. Motivieren Sie Ihr Familienmitglied, einen Arzt aufzusuchen – der Hausarzt vermittelt gerne Beratungsangebote und stellt eine Überweisung für einen Facharzt aus. So können eventuell bestehende Angsterkrankungen oder Depressionen ausgeschlossen werden.

Pflege bei Arthritis/Polyarthritis: die besten Hilfsmittel

Hilfsmittel sind dazu gedacht, die häusliche Pflege zu erleichtern. Menschen mit einer rheumatoiden Arthritis können von einer Vielzahl an Hilfsmitteln profitieren – sie fördern bei regelmäßiger Nutzung die Selbstständigkeit.

  • Mobilität: Zur Veränderung der Fußstellung und somit zur Entlastung der Fußgelenke können Mediziner orthopädische Schuheinlagen verordnen. Besonders hilfreich sind Gehhilfen wie ein Rollator. Ihr Angehöriger kann sich damit sicherer fortbewegen und erhält die nötige Stütze. Rutschfeste Matten, die im Bad oder in der Küche ausgelegt werden, sind ebenfalls empfehlenswert.[1]
  • Ernährung: Bei der Nahrungszubereitung und Nahrungsaufnahme ist viel Feinmotorik gefragt. Besteck mit besonders großen Griffen und abgewinkelte Messer erleichtern das Essen. Außerdem gibt es spezielle Öffner für Flaschen und Dosen sowie Trinkgefäße, die im Pflegealltag unterstützen.9
  • Ankleiden: Für körperlich eingeschränkte Menschen gibt es spezielle Anziehhilfen. Diese werden an der Wand angebracht oder in der Hand gehalten, um beispielsweise Knöpfe zu schließen.9
  • Körperpflege: Ein Badewannenlifter, ein Duschhocker, ein Toilettenstuhl und viele weitere Hilfsmittel sind für den Einsatz im Badezimmer gedacht. Besonders praktisch sind auch speziell geformte Bürsten oder Kämme.9
  • Greifen: Mit schmerzenden Händen fällt vor allem das Greifen und Halten schwer. Spezielle Griffaufsätze oder Griffverlängerungen schaffen hier Abhilfe. Mit ihnen können beispielsweise Türklinken oder Wasserhähne bedient werden.9

Wenn Sie mehr über Hilfsmittel erfahren möchten, sollten Sie sich insbesondere mit Adaptionshilfen, Bade- und Duschhilfen, Gehhilfen und Kranken- und Behindertenfahrzeugen vertraut machen. Ein besonderer Tipp sind die Pflegehilfsmittel zum Verbrauch, zu denen Desinfektionsmittel, Einweghandschuhe und Masken gehören. Die Pflegekasse sieht für Menschen mit einem Pflegegrad monatlich 40 Euro dafür vor. Gerne senden wir Ihnen die gewünschten Artikel mit unserer Sanubi Pflegebox bequem nach Hause.

Welchen Pflegegrad bekommt man bei Arthritis/Polyarthritis?

Der Pflegegrad bildet die Einschränkung der Selbstständigkeit ab, die sich beispielsweise durch eine rheumatoide Arthritis ergibt. Mit einem Pflegegrad hat Ihr Angehöriger Zugriff auf verschiedene Pflegekassenleistungen. Der Pflegegrad wird mithilfe der Pflegebegutachtung ermittelt. Bei Arthritis kann ein Pflegegrad 1 oder Pflegegrad 2 vorliegen. Bei stärkeren Einschränkungen ist auch Pflegegrad 3 denkbar. Pflegegrad 4 oder Pflegegrad 5 kommen oft dann zum Einsatz, wenn gleichzeitig andere Erkrankungen bestehen oder die rheumatoide Arthritis zu schweren Gelenkdeformitäten geführt hat. Übrigens: Einen Pflegegrad beantragen Sie oder Ihr Angehöriger bei der Pflegekasse.

Pflegegrad
Beeinträchtigung bei Arthritis/Polyarthritis
1 Geringe Beeinträchtigung der Selbständigkeit.
2 Erhebliche Beeinträchtigung der Selbständigkeit.
3 Schwere Beeinträchtigung der Selbständigkeit.
4 Schwerste Beeinträchtigung der Selbständigkeit.
5 Schwerste Beeinträchtigung der Selbständigkeit mit besonderen Anforderungen für die pflegerische Versorgung.

Gut zu wissen!

Der Pflegebedarf kann sich mit der Zeit durch schwere Entzündungsgeschehen oder weitere Erkrankungen erhöhen. Wenden Sie nun deutlich mehr Zeit für die Pflege auf, ist es sinnvoll, einen Höherstufungsantrag bei der Pflegekasse einzureichen.

Was steht Menschen mit Arthritis/Polyarthritis für die Pflege zu?

Die entzündeten Gelenke beeinträchtigen die körperliche Leistungsfähigkeit stark. Deshalb sind viele Menschen mit einer rheumatoiden Arthritis oder Polyarthritis im späteren Verlauf pflegebedürftig. Mit der Organisation des Pflegealltags und der Finanzierung sind Betroffene aber nicht alleine. Die Pflegekasse sieht einen Maßnahmenkatalog für eine maßgeschneiderte Pflege vor.

Bringen Patienten den erforderlichen Pflegegrad mit, sind folgende Pflegekassenleistungen besonders hilfreich:

Erinnern Sie sich noch an die Hinweise auf die eventuell erforderlichen Wohnraumanpassungen? Die Pflegekasse kann Sie bei Ihrem Vorhaben unterstützen. Sie bezuschusst wohnumfeldverbessernde Maßnahmen mit bis zu 4000 Euro. Voraussetzung ist auch hier ein bestehender Pflegegrad.

Schwerbehindertenausweis bei Arthritis/Polyarthritis?

Ein Schwerbehindertenausweis kann auch Menschen mit rheumatoider Arthritis ausgestellt werden. Notwendig dafür sind ein Antrag beim Versorgungsamt und eine entsprechende Beeinträchtigung. Nach dem erfolgten Gutachten und der Ausstellung des Schwerbehindertenausweises kann Ihr Angehöriger beispielsweise von Vergünstigungen in öffentlichen Verkehrsmitteln, einem besonderen Kündigungsschutz oder steuerlichen Vorzügen profitieren.[1]

FAQ – die wichtigsten Fragen zur Pflege bei Arthritis/Polyarthritis